Interimseinband

Interimseinband

Interimseinband ist ein Begriff aus der Buchbinderei.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Bis Mitte des 19. Jahrhunderts wurden Bücher meist ohne festen Einband ausgeliefert. Der Käufer konnte sie nach seinem Geschmack binden lassen. Sie erhielten ab Verlag einen Interims-, also nicht für lange Dauer bestimmten Einband. Dabei handelte es sich meist um einen losen Einband (Umschlag) aus einfachem Papier oder auch dünnem Karton mit Angaben zum Buch, der so genannten Titelei. In der Regel waren die Lagen des Buches nur lose geheftet und mit wenig Klebstoff mit dem Umschlag verbunden, um sie ohne Beschädigung wieder auseinander nehmen zu können. Interimseinbände wurden in der Regel nicht beschnitten, um das nachträgliche Binden zu erleichtern.

Kennzeichen eines Interimseinbandes

Interimseinbände werden oft mit Broschuren (aber auch mit kartoniert) verwechselt. Es besteht ein grundlegender Unterschied: Mit Broschur wird heute ein endgültiger Einband bezeichnet, der teils aus Papier, teils aus einem leichtem Karton besteht (ähnlich einem Schulheft). Ein Interimsband ist ein provisorischer Einband.

Ein zweiter Unterschied ist gemäß Henningsen, dass die Interimsbroschur geheftet und ohne Klebstoff gearbeitet wird, um das Neubinden zu erleichtern.[1]

Hellmuth Hellwig[2] definiert den Interimsband folgendermassen:"Buchblock: Handheftung auf Band, ungeleimt; Deckel: leichte Einbanddecke, meist Pappband; Überzug: beliebig; Rücken: gerade; Vorsatz: doppelt; Schnittart: unbeschnitten; Titel: Schild mit Farbdruck oder handvergoldet; Bemerkung: Schutzeinband für späteres Umbinden wertvoller Lektüre."

Beispiele

Häufige Form

Es handelt sich um ein Buch aus dem Jahre 1901. Am Rücken sieht man eine Verstärkung durch einen Klebestreifen, den der Vorbesitzer anbrachte. Auffällig sind die starke Abnutzung des Einbandes und der unbeschnittene Schnitt. Man kann das Buch heute noch binden lassen, es wird dann mit einem festen Einband versehen und an den Kanten sauber beschnitten. Häufig wird der alte Einbanddeckel auf den neuen, festen Einband geklebt, seltener mit eingebunden.

Seltene Form

Noch deutlicher wird es bei diesem Code Napoleon aus dem Jahre 1820: Hier ist der Einband nicht einmal bedruckt. Allerdings ist diese Form selten, häufiger ist die Form wie oben anzutreffen.

Loser Buchblock

Zur Abgrenzung ein Beispiel eines losen Buchblocks, der über keinen Einband verfügt, auch über keinen Interimseinband. Man erkennt die einzelnen Lagen des Blocks am Rücken.

Literatur

  • Thorwald Henningsen: Das Handbuch für den Buchbinder. 2. Ausgabe. Hostettler u. a., St. Gallen u. a. 1969.
  • Hellmuth Helwig: Der Bucheinband. Ein kurzer Leitfaden für öffentliche Bibliotheken, Bibliotheken der Archive, Behörden, Parlamente, Universitäten und Forschungsinstitute. Zanders Feinpapiere u. a., Bergisch Gladbach 1976.

Einzelnachweise

  1. Thorvald Henningsen: Das Handbuch für den Buchbinder. 2. Ausgabe. Hostettler u. a., St. Gallen u. a. 1969, S. 126.
  2. Hellmuth Helwig: Der Bucheinband. Zanders Feinpapiere u. a., Bergisch Gladbach 1976, S. 23.

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