Internationaler Korruptionsindex

Internationaler Korruptionsindex
Übersicht des Korruptionswahrnehmungsindexes, nach Ländern (Stand: 2007)

Der Korruptionswahrnehmungsindex, (auch Internationaler Korruptionsindex oder Bestechungsindex) international auch englisch Corruption Perception(s) Index (CPI), wird seit 1995 von Transparency International, einer Nichtstaatlichen Organisation, die sich weltweit dem Kampf gegen Korruption widmet, in 180 Ländern erhoben (Stand: 2008).

Spiritus rector des Verzeichnisses ist Johann Graf Lambsdorff, Professor für Wirtschaftstheorie an der Universität Passau, der den Index 1995 konzipierte und seitdem im Auftrag von Transparency International erstellt.

Der CPI gibt dabei die Wahrnehmung von Korruption an. Er listet Länder nach dem Grad auf, in dem dort Korruption bei Amtsträgern und Politikern wahrgenommen wird. Es ist ein zusammengesetzter Index, der sich auf verschiedene Umfragen und Untersuchungen stützt, die von mehr als zehn unabhängigen Institutionen durchgeführt wurden. Es wurden Geschäftsleute sowie Länderanalysten befragt und Umfragen mit Experten im In- und Ausland miteinbezogen. Der Index geht von 0 bis 10, wobei 10 die geringste Wahrnehmung von Korruption anzeigt und somit das bestmögliche Ergebnis ist.

Inhaltsverzeichnis

Methodik

In das Verzeichnis fließen Informationen aus verschiedenen, unabhängigen Quellen ein. Dies sind insbesondere Befragungen von ortsansässigen oder auswärtigen Geschäftspersonen (z. B. durch das World Economic Forum) sowie systematische Auswertungen durch Risikoagenturen, gestützt auf Länderberichte von lokalen Korrespondenten.

Forschung

Der Korruptionsindex hat vielfach Eingang in die akademische Forschung gefunden. Die negativen Auswirkungen der Korruption sind damit folgendermaßen belegt: Ausländische Direktinvestitionen gehen zurück, die Qualität des Bildungs- und Gesundheitssystems sinkt, die Produktivität sinkt, Umweltverschmutzung steigt, Militärausgaben steigen, Schattenwirtschaft und Inflation steigen, Einkommen und Vermögen sind ungleicher verteilt und das subjektive Glücksempfinden von Privatpersonen sinkt.

Als Ursachen der Korruption wurde Folgendes identifiziert: hohe Rohstoffvorkommen, Wettbewerbsbeschränkungen, willkürliche und widersprüchliche staatliche Eingriffe in das Wirtschaftsgeschehen, fehlende Pressefreiheit, geringe Beteiligung von Frauen, Akzeptanz von Hierarchien und eine Neigung zu Reziprozität.

Historie

2004

Dem CPI 2004 zufolge erreichen 106 von 146 Ländern weniger als 5 von 10 möglichen Punkten. Sechzig Länder liegen sogar unter dem Wert 3 von 10 möglichen Punkten, was auf eine tief verwurzelte Korruption hindeutet.

2005

Im CPI 2005 wurden 159 Länder untersucht. An der Spitze (Punktzahl größer als 9) liegen in der Version 2005 wieder vor allem wirtschaftlich starke Länder wie Island (1.), Finnland (2.), Neuseeland (2.), Dänemark (4.), Singapur (5.), Schweden (6.) oder die Schweiz (7.). Am untersten Ende (weniger als zwei Punkte) liegen vor allem wirtschaftlich schwache Länder wie Tschad letzte Position 158, Bangladesch (ebenfalls 158.), Turkmenistan (155.) Myanmar (ebenfalls 155.), Haiti (ebenfalls 155.), Nigeria (152.), Äquatorialguinea (152.), Elfenbeinküste (152.) sowie Angola (152.). Deutschland liegt an 16. Stelle (8,2) des Index 2005.

2006

Im CPI 2006 wurden 163 Länder untersucht. Auf dem Spitzenrang 1 mit einer Punktzahl von 9,6 Punkten liegen Finnland, Island und Neuseeland. Dahinter kommen Dänemark, Singapur, Schweden und die Schweiz, alle noch mit einer Punktzahl über 9. Österreich erreicht 8,6 Punkte und erzielt somit Platz 11. Deutschland rangiert mit 8 Punkten wie im Vorjahr auf Platz 16, direkt hinter Hongkong (8,3 Punkte) und vor Japan (7,6 Punkte). Die USA belegen zusammen mit Chile und Belgien Rang 20. Die letzten Ränge mit 2 oder weniger Punkten belegen Bangladesch, Tschad, Demokratische Republik Kongo, Sudan, Guinea, Irak, Myanmar und zuletzt auf Rang 163 Haiti.

120 Länder liegen unterhalb des Schwellwertes von 5 Punkten, davon 71 sogar unter 3 Punkten. 43,6 % aller beteiligten Länder leiden unter tief verwurzelter Korruption.

Erkenntnis 2006: Es lässt sich ein Zusammenhang zwischen Korruption und Armut entdecken. Viele der ärmsten Länder belegen die letzten Ränge. Aber einige ärmere Länder wie Barbados, Botsuana, Bhutan, Chile, Jordanien und Uruguay belegen, dass auch ärmere Länder relativ gut abschneiden können. Dem gegenüber werden viele rohstoffreiche Länder trotz eines hohen Pro-Kopf Einkommens als relativ korrupt eingeschätzt.

Eine zum Teil starke Verschlechterung zu den Vorjahren ließ sich in den Ländern Brasilien, Israel, Jordanien, Kuba, Laos, Seychellen, Trinidad und Tobago, Tunesien und den USA beobachten. Länder, in denen Verbesserungen wahrgenommen wurden, sind Algerien, Indien, Japan, Lettland, Libanon, Mauritius, Paraguay, Slowenien, Türkei, Turkmenistan, Tschechische Republik und Uruguay.

2007

Im Jahr 2007 wurden Somalia, Myanmar und der Irak als korrupteste Staaten ausgewiesen; am wenigsten Korruption gab es in Dänemark, Finnland und Neuseeland. Die Schweiz bleibt unverändert auf dem 7. Platz, zusammen mit den Niederlanden. Deutschland blieb stabil auf einem 16. Platz und gilt demnach als wenig korrupt. Österreich liegt davor auf Platz 15 und hat sich damit seit 2006 um 4 Plätze verschlechtert.

2008

Auch im Jahr 2008 belegten Somalia, Myanmar und der Irak die hintersten Plätze auf dem Internationalen Korruptionsindex. Als die am wenigsten korrupten Länder, mit einem Indexwert von jeweils 9,3, galten Dänemark, Schweden und Neuseeland, dicht gefolgt von Singapur. Die Schweiz verbesserte sich auf Rang 5, Österreich nahm Platz 12, Deutschland Platz 14 ein.

Literatur

Weblinks


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