- Interpreter (Computer)
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Ein Interpreter (im Sinne der Softwaretechnik) ist ein Computerprogramm, das einen Programm-Quellcode im Gegensatz zu Assemblern oder Compilern nicht in eine auf dem System direkt ausführbare Datei umwandelt, sondern den Quellcode einliest, analysiert und ausführt. Die Analyse des Quellcodes erfolgt also zur Laufzeit des Programms.
Der größte Nachteil der Interpretersprachen ist die im Vergleich zu compilierten Programmen deutlich langsamere Ausführungsgeschwindigkeit. Reine Interpreter lesen und analysieren den Quellcode eines Programmes und führen dann die entsprechenden Aktionen aus. Dies ist im Vergleich zu Compilersprachen, bei denen das Programm vor seiner Ausführung in Maschinencode übersetzt wird, der dann vom Prozessor direkt ausgeführt wird, sehr zeitaufwändig. Der Vorteil liegt darin, dass reine Interpreter auf jeder Rechnerarchitektur lauffähig sind, wenn der Quellcode des Interpreters (der selbst häufig in C geschrieben ist) dort übersetzt werden kann.
Inhaltsverzeichnis
Geschwindigkeitssteigerungen
Eine Kompromisslösung ist ein Just-in-time-Compiler (JIT-Compiler), bei dem das Programm erst zur Laufzeit, jedoch direkt in Maschinencode übersetzt wird. Danach wird der übersetzte Code direkt vom Prozessor ausgeführt. Durch Zwischenspeicherung des Maschinencode müssen mehrfach durchlaufene Programmteile nur einmal übersetzt werden. Auch ermöglicht der JIT-Compiler eine stärkere Optimierung des Binärcodes. Allerdings sind solche Interpreter natürlich nur auf einer bestimmten Rechnerarchitektur lauffähig, weil sie Maschinencode für diese Architektur erzeugen.
Eine weitere Zwischenstufe sind Bytecode-Interpreter. Dabei wird der Quelltext (vorab oder zur Laufzeit) in einen einfachen Zwischencode übersetzt, der dann von einem Interpreter, auch häufig als virtuelle Maschine bezeichnet, ausgeführt wird.
Und eine weitere Zwischenstufe besteht darin, Befehle zum Eingabezeitpunkt in leichter decodierbare Tokens umzuwandeln, die aber bei (List-)Ausgabe wieder in Klartext zurückgewandelt werden.
Interpretersprachen
Bekannte Interpretersprachen sind BASIC, Perl, Python, Ruby, PHP und viele andere. Auch die Skriptsprachen (wie z. B. Javascript) können zu den Interpretersprachen gezählt werden.
Bekannte Programmiersprachen, die üblicherweise in Bytecode übersetzt werden, sind Java, C#, Perl und Python.
Für manche Sprachen (etwa Smalltalk) gibt es je nach Anbieter Interpreter, Bytecode-Interpreter, JIT-Compiler oder Compiler in andere Sprachen (beispielsweise nach C oder .NET).
Der Übergang zwischen reinen Interpretern und reinen Compilern ist fließend.
Ein einfacher Interpreter
Folgendes in der Programmiersprache C implementierte Programm stellt einen Interpreter für eine sehr einfache Programmiersprache dar. Die hiermit definierte Programmiersprache unterstützt keinerlei Kontrollstrukturen, speichert allerdings verschiedene Werte unter den vom Programmierer definierten Variablennamen.
#include <stdlib.h> #include <stdio.h> #include <string.h> typedef struct { char* varname; char* value; } var; var* variables; int var_cnt = 0; int putvar( char* varname, char* value ) { int i; strupr( varname ); /* Suche Speicherplätze und fülle mit neuen Wert, falls schon vorhanden */ for( i = 0; i < var_cnt; i++ ) { if( strcmp( variables[i].varname, varname ) == 0 ) { if( variables[i].value != (char*) NULL ) free( variables[i].value ); variables[i].value = strdup( value ); return 0; } } /* Neue Variable anlegen */ if( var_cnt == 0 ) variables = (var*)malloc( sizeof( var ) ); else variables = (var*)realloc( (var*) variables, (var_cnt + 1) * sizeof( var ) ); variables[ var_cnt ].varname = strdup( varname ); variables[ var_cnt ].value = strdup( value ); var_cnt++; } char* getvar( char* varname ) { int i; strupr( varname ); /* Suche Speicherplätze und gebe Wert zurück */ for( i = 0; i < var_cnt; i++ ) { if( strcmp( variables[i].varname, varname ) == 0 ) { return variables[i].value; } } return ""; } char* getnexttoken( char** line ) { char* start; while( **line == '\t' || **line == ' ' ) (*line)++; start = *line; do { (*line)++; } while( **line != ' ' && **line != '\n' ); **line = '\0'; (*line)++; return start; } char* getargument( char* line ) { char* arg; static char str [ 80 + 1 ]; arg = getnexttoken( &line ); strupr( arg ); /* Argument ermitteln und verarbeiten */ if( strcmp( arg, "INPUT" ) == 0 ) { gets( str ); return str; } else if( strcmp( arg, "VALUE" ) == 0 ) return getvar( getnexttoken( &line ) ); else if( strcmp( arg, "TEXT" ) == 0 ) return line; else return ""; } int execute( char* line ) { char* statement; char* var; char value [ 80 + 1 ]; int calcvalue = 0; statement = getnexttoken( &line ); strupr( statement ); /* Anweisungen verarbeiten */ if( strcmp( statement, "PRINT" ) == 0 ) printf("%s", getargument( line ) ); else if( strcmp( statement, "STORE" ) == 0 ) { var = getnexttoken( &line ); putvar( var , getargument( line ) ); } else if( strcmp( statement, "CLS" ) == 0 ) system("cls"); else if( strcmp( statement, "NEWLINE" ) == 0 ) printf("\n"); else if( strcmp( statement, "ADD" ) == 0 || strcmp( statement, "SUBSTRACT") == 0 || strcmp( statement, "DIVIDE") == 0 || strcmp( statement, "MULTIPLY") == 0 ) { var = getnexttoken( &line ); if( strcmp( statement, "ADD" ) == 0 ) calcvalue = atoi( getvar( var ) ) + atoi( getargument( line ) ); else if( strcmp( statement, "SUBSTRACT" ) == 0 ) calcvalue = atoi( getvar( var ) ) - atoi( getargument( line ) ); else if( strcmp( statement, "DIVIDE" ) == 0 ) calcvalue = atoi( getvar( var ) ) / atoi( getargument( line ) ); else calcvalue = atoi( getvar( var ) ) * atoi( getargument( line ) ); sprintf(value, "%d", calcvalue ); putvar( var, value ); } else { return -1; } return 0; } int main( int argc, char** argv ) { FILE* source = (FILE*)NULL; char line [ 1024 + 1 ]; if( argc < 2 ) { printf("Verwendung:\t\tLITERAL <dateiname>\n"); return -1; } source = fopen( argv[1], "rt" ); if( source != (FILE*) NULL ) { while( fgets( line, 1024, source ) != (char*)NULL ) { line[ strlen( line ) - 1 ] = '\0'; if( execute( line ) < 0 ) break; } fclose( source ); } else { printf("Fehler: Datei nicht gefunden."); return -1; } return 0; }
Ein Taschenrechnerprogramm, das Werte multipliziert, ließe sich für diesen Interpreter so definieren:
cls print text Geben Sie bitte einen Wert ein: store wert1 input print text Geben Sie bitte einen weiteren Wert ein: store wert2 input multiply wert1 value wert2 print text Das Ergebnis der Berechnung lautet: print value wert1 newline
Dieses Programm würde bei der Ausführung mit obigem Interpreter zu folgender Ausgabe führen:
Geben Sie bitte einen Wert ein: 5 Geben Sie bitte einen weiteren Wert ein: 4 Das Ergebnis der Berechnung lautet: 20
Siehe auch
Weblinks
- Zwei Interpreter-Beispiele (Setty eine Mengensprache; Tinyray ein Raytracer)
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