Interreligiöses Friedensgebet

Interreligiöses Friedensgebet

Das Weltgebetstreffen für den Frieden ist eine bisher zweimal am 27. Oktober 1986 und 24. Januar 2002 auf Einladung des Papstes Johannes Paul II. veranstaltetes interreligiöses Treffen von hohen Geistlichen verschiedener Religionen in der italienischen Stadt Assisi.

Dies Treffen wurde erst durch die Neuorientierung der katholischen Kirche zu den nichtchristlichen Religionen durch die Erklärung Nostra Aetate des II. Vatikanischen Konzils ermöglicht.

Da die einzelnen Religionen zwar alle das Gebet als Gespräch mit Gott kennen, sie jedoch höchst unterschiedliche Traditionen und Riten haben, wurde ein spezieller Modus gewählt, um jeder Religion Respekt zu zollen. Jeweils eine Gruppe trägt in der Kathedrale Santa Maria degli Angeli, der Grabeskirche des heiligen Franz von Assisi, in welcher das Treffen stattfand, in ihrer eigenen Art und Weise ein Gebet vor, während die anderen Gruppen ihr andächtig lauschen.

Inhaltsverzeichnis

1986

Am ersten Weltgebetstreffen 1986 in Assisi nahmen insgesamt 150 Vertreter von 12 verschiedenen Gruppierungen teil. Darunter der Dalai Lama, Imam Inamullah Khan als Vertreter des Islams, der römische Oberrabbiner Elio Toaff als Vertreter des jüdischen Glaubens, Vertreter des Hinduismus, Sikhs sowie einige weitere religiöse Führer.

2002

Beim Weltgebetstreffen 2002 waren insgesamt die Vertreter 12 Religionen sowie 31 christlicher Kirchen, darunter der Patriarch von Konstantinopel Bartholomäus I., anwesend. Zuvor fuhren die ca. 300 Vertreter mit einem Sonderzug der italienischen Eisenbahn von dem seit 23 Jahren nicht mehr benutzten Bahnhof der Vatikanstadt in das ca. 200 km entfernte Assisi. Das Treffen stand unter dem Eindruck der Anschläge des 11. Septembers und dem darauf folgenden Krieg in Afghanistan.

Gemeinsam unterzeichneten die Vertreter der Weltreligionen den sogenannten "Dekalog von Assisi für den Frieden". In diesen 10 Punkten verpflichten sie sich, aktiv für Frieden und Verständigung unter den Völkern einzutreten.

Jährliche Treffen

Dem Weltgebetstreffen von 1986 folgten jährliche Friedenstreffen, die von der Gemeinschaft Sant'Egidio organisiert wurden. Diese Treffen sind den Weltgebetstreffen in Assisi nicht gleichgestellt, gingen aber aus ihnen hervor.

Um der Gefahr des Synkretismus zu entgehen, finden die Gebete bei diesen Treffen zeitgleich, aber in getrennten Räumen statt, sodass die Angehörigen jeder Religion gemäß ihrer eigenen Tradition beten können. In den letzten Jahren nehmen an den Treffen neben Religionsvertretern auch zunehmend Intellektuelle teil, die sich einem säkularen Humanismus verpflichtet fühlen. Diese jährlichen Friedenstreffen haben die Ökumene wie auch die Verständigung entscheidend vorangebracht. Wichtige Etappen waren etwa der Besuch der Teilnehmer, darunter auch muslimischer Geistlicher, im Konzentrationslager Auschwitz (nach dem Friedensgebet 1989 in Warschau, Polen). Dieser verstärkte in der muslimischen Welt das Bewusstsein für die Realität der Shoah. Das Friedensgebet 1998 im rumänischen Bukarest ermöglichte den späteren Besuch von Papst Johannes Paul II., der mit Rumänien zum ersten Mal ein mehrheitlich orthodoxes Land besuchte. Auch die Initiative für Friedensverhandlungen für Mosambik und Algerien gingen von diesen Friedenstreffen aus.

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