- Weltgebetstreffen
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Das Weltgebetstreffen für den Frieden ist ein interreligiöses Treffen von hohen Geistlichen verschiedener Religionen in der Italienischen Stadt Assisi, das zum ersten Mal am 29. Oktober 1986 auf Einladung des Papstes Johannes Paul II. veranstaltet wurde. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 fand das Treffen am 24. Januar 2002 zum zweiten Mal statt. 25 Jahre nach dem ersten Treffen von Assisi rief Papst Benedikt XVI. am 27. Oktober 2011 das Treffen zum 3. Mal ein[1]. Dieses Treffen, an dem erstmals auch ein Vertreter der Nichtglaubenden teilnahm, endete mit einer gemeinsamen Verpflichtung für den Frieden[2].
Dies Treffen wurde erst durch die Neuorientierung der katholischen Kirche zu den nichtchristlichen Religionen durch die Erklärung Nostra Aetate des II. Vatikanischen Konzils ermöglicht.
Da die einzelnen Religionen zwar alle das Gebet als Gespräch mit Gott kennen, sie jedoch höchst unterschiedliche Traditionen und Riten haben, wurde ein spezieller Modus gewählt, um jeder Religion Respekt zu zollen. Jeweils eine Gruppe trägt in der Kathedrale Santa Maria degli Angeli, der Grabeskirche des heiligen Franz von Assisi, in welcher das Treffen stattfand, in ihrer eigenen Art und Weise ein Gebet vor, während die anderen Gruppen ihr andächtig lauschen.
Am ersten Weltgebetstreffen 1986 in Assisi nahmen insgesamt 150 Vertreter von 12 verschiedenen Gruppierungen teil. Darunter der Dalai Lama, Imam Inamullah Khan als Vertreter des Islams, der römische Oberrabbiner Elio Toaff als Vertreter des jüdischen Glaubens, Vertreter des Hinduismus, Sikhs sowie einige weitere religiöse Führer.
Jährliche Fortsetzung durch Gemeinschaft Sant’Egidio
Dem Weltgebetstreffen von 1986 folgten jährliche Friedenstreffen, die von der Gemeinschaft Sant’Egidio organisiert wurden. Diese Treffen sind den Weltgebetstreffen in Assisi nicht gleichgestellt, gingen aber aus ihnen hervor.
Um der Gefahr des Synkretismus zu entgehen, finden die Gebete bei diesen Treffen zeitgleich, aber in getrennten Räumen statt, sodass die Angehörigen jeder Religion gemäß ihrer eigenen Tradition beten können. In den letzten Jahren nehmen an den Treffen neben Religionsvertretern auch zunehmend Intellektuelle teil, die sich einem säkularen Humanismus verpflichtet fühlen. Diese jährlichen Friedenstreffen haben die Ökumene wie auch die Verständigung entscheidend vorangebracht. Wichtige Etappen waren etwa der Besuch der Teilnehmer, darunter auch muslimischer Geistlicher, im Konzentrationslager Auschwitz (nach dem Friedensgebet 1989 in Warschau, Polen). Dieser verstärkte in der muslimischen Welt das Bewusstsein für die Realität der Shoah. Das Friedensgebet 1998 im rumänischen Bukarest ermöglichte den späteren Besuch von Papst Johannes Paul II., der mit Rumänien zum ersten Mal ein mehrheitlich orthodoxes Land besuchte. Auch die Initiative für Friedensverhandlungen für Mosambik und Algerien gingen von diesen Friedenstreffen aus.
Beim Weltgebetstreffen 2002 waren insgesamt die Vertreter 12 Religionen sowie 31 christlicher Kirchen, darunter der Patriarch von Konstantinopel Bartholomäus I., anwesend. Zuvor fuhren die ca. 300 Vertreter mit einem Sonderzug der italienischen Eisenbahn von dem seit 23 Jahren nicht mehr benutzten Bahnhof der Vatikanstadt in das ca. 200 km entfernte Assisi. Das Treffen stand unter dem Eindruck der Anschläge des 11. Septembers und dem darauf folgenden Krieg in Afghanistan.
Gemeinsam unterzeichneten die Vertreter der Weltreligionen den sogenannten "Dekalog von Assisi für den Frieden". In diesen 10 Punkten verpflichten sie sich, aktiv für Frieden und Verständigung unter den Völkern einzutreten.
Im Oktober 2007 hat Papst Benedikt XVI. beim 21. Internationalen Friedenstreffen, das in diesem Jahr unter dem Thema „Für eine Welt ohne Gewalt - Religionen und Kulturen im Dialog“ stand, diesen Einsatz der Gemeinschaft gewürdigt und durch seinen Besuch vor Ort in Neapel die Bedeutung des Anliegens unterstrichen.[3] Auf Zypern fand vom 16.-18. November 2008 das 22. von Sant'Egidio organisierte Treffen statt.[4]
In Deutschland wurde das Treffen erstmals 2003 in Aachen ausgerichtet. Vom 11. bis 13. September 2011 fand das Internationale Friedenstreffen in Zusammenarbeit mit dem Erzbistum München-Freising in München statt. Es wurde zeitlich und inhaltlich im Hinblick auf den vor zehn Jahren stattgefundenen Anschlag auf das World Trade Center und dessen Folgen organisiert. In Ansprachen betonte Bundespräsident Christian Wulff die Notwendigkeit, die "gemeinsamen Werte" vor dem Terrorismus zu bewahren, Kardinal Reinhard Marx kritisierte die Kriege im Irak und Afghanistan und sprach von einem "verlorenen Jahrzehnt"[5] und Bundeskanzlerin Angela Merkel ging auf den Missbrauch von Religionen und die Bedeutung des Dialogs der Religionen ein.[6]
Einzelnachweise
- ↑ Tag der Reflexion, des Dialogs und des Gebets für Frieden und Gerechtigkeit auf der Welt, vatican.va, 4. 11. 2011
- ↑ Die Friedenserklärung von Assisi 27.10.2011, abgerufen am 4. November 2011
- ↑ Papst Benedikt XVI.: Wortlaut der Ansprache des Papstes an die Religionsvertreter, vatican.va, 21. Oktober 2007
- ↑ Daniel Deckers: Frieden für Zypern?, F.A.Z.-Blog ÜberKreuz, 16. November 2008
- ↑ Friedenstreffen: Wulff fordert "Allianz der Kulturen", evangelisch.de, 12. September 2011, abgerufen am 13. September 2011
- ↑ Kanzlerin Merkel betont Bedeutung des Glaubens für den Frieden, muenchner-kirchenradio.de, 12. September 2011, abgerufen am 13. September 2011
Weblinks
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