Ivana Brlić-Mažuranić

Ivana Brlić-Mažuranić

Ivana Brlić-Mažuranić (* 18. April 1874 in Ogulin; † 21. September 1938 in Zagreb) war eine kroatische Autorin von Kinderbüchern, welche auch außerhalb Kroatiens anerkannt ist.

Sie ist eine der berühmtesten und bedeutendsten kroatischen Schriftstellerinnen. Als wohl bekannteste kroatische Schriftstellerin von Märchen wird sie auch „kroatischer Andersen“ oder „Königin kroatischer Geschichten“ genannt. Sie ist die einzige kroatische Autorin, die sogar zweimal für den Nobelpreis für Literatur vorgeschlagen wurde.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Sie stammt aus der bekannten kroatischen Familie Mažuranić (ihr Großvater Ivan war Schriftsteller und Politiker sowie kroatischer Banus, ihr Vater Vladimir Jurist und Schriftsteller).

Mit der Heirat im Jahre 1892 mit Vatroslav Brlić, Politiker und Rechtsanwalt in Slavonski Brod, kam sie in eine weitere allgemeinbekannte Familie, die ebenfalls, wie die Familie Mažuranić, von großer Bedeutung für die kroatische Gesellschaft im öffentlichen und kulturellen Leben war.

Die sehr gebildete und belesene Ivana Brlić-Mažuranić sprach mehrere Sprachen (französisch, deutsch, russisch und englisch). Ihre Werke wurden in hoher Auflage herausgegeben und in fünfzehn Sprachen übersetzt. 1878 übersiedelte sie mit ihrer Familie nach Karlovac und 1882 schließlich nach Zagreb. 1883 war das Jahr ihrer ersten dichterischen Versuche. Sie schrieb die Gedichte "Ma Croatie" und "Le bonheur" und zwar beide auf französisch. Ihr dichterischer Versuch in der Muttersprache erfolgte 1886 mit dem Gedicht "Zvijezdi moje domovine". Schon ein Jahr nach der Hochzeit, kam ihre Tochter Nada zur Welt. Daraufhin folgten fünf weitere Kinder: Sohn Ivo (1894), Sohn Vladimir (1895), Tochter Zdenka (1899), Sohn Nikola (1902) und Tochter Nedjeljka (1917). Als Mutter von sechs Kindern hatte sie die Möglichkeit sich mit der Kinderpsyche vertraut zu machen und so die Reinheit und Naivität ihrer Welt zu verstehen. Die nächsten Jahre standen im Zeichen der Veröffentlichung ihrer Werke. Im Jahre 1937 wurde sie Berichterstatterin der Akademie JAZU (heute HAZU) und auf diese Weise wurde sie erstes weibliches Mitglied dieser hohen wissenschaftlichen kroatischen Institution. Von dieser Akademie wurde sie zweimal für den Nobelpreis für Literatur vorgeschlagen (1931 und 1938). Erzogen im nationalen Geiste, schloss sie sich dem öffentlichen Leben an und Bischof Josip Juraj Strossmayer verlieh ihr eine Goldmedaille für gegenhungarisches Bestreben.

Schaffen und ihre Werke

Sie erhielt in der Literatur das Etikett „Beste Schriftstellerin für Kindergeschichten“ auf dem kroatischen Gebiet und bekam in allen Bereichen der Literatur nur Lob. Bedeutsame Schaffer und Kritiker benoteten ihre Werke positiv, betonten ihre Originalität der Themen und Ideen, Einfachheit und Reinheit ihres Ausdrucks, Üppigkeit ihrer Phantasie, ihre Fähigkeit sich vollkommen mit der Psyche der Kinder zu identifizieren und die Naivität der Kinderwelt zu begreifen.

Sie betätigte sich in verschiedenen literarischen Gattungen: sie schrieb lyrische Gedichte, Märchen, kleinere und größere Erzählungen, einen Roman, didaktisch-lehrreiche Artikel sowie einen Familienroman.

Von all den Texten brachten ihr, jedoch, folgende Bücher den größten Ruhm: die Erzählung "Čudnovate zgode i nezgode šegrta Hlapića" (deutsche Übersetzung: "Die wunderbaren Erlebnisse des Schusterjungen Gottschalk") und der Sammelband "Priče iz davnine" (1916, deutsche Übersetzung: "Aus Urväterzeiten").

Ihre Vorbilder waren ihr Großvater Ivan Mažuranić, Schöpfer des Epos "Smrt Smail-age Čengića", weiters folgt der Dichter und Ästhetiker Franjo Marković und zu guter Letzt Josip Juraj Strossmayer.

Im Artikel "Omladini o idealima" , den sie in späteren Jahren schrieb und im Buch "Knjiga Omladini" (1923) veröffentlichte, versuchte sie den Sinn der Kunst zu definieren: "... Und schaut danach, dass Ihr dieses Thema mit offenen Augen, mit offenen Ohren und offenem Herz bewältigt – so offen, dass in ihn die Schönheit hineintreten kann, ohne Angst der Banalität... Und macht Ihr es wirklich aufrichtig und nur nach Auftrag Eurer jugendlichen und gesunden Seele, so kann ich Euch voraussagen, was Ihr auf diesem Weg schaffen werdet. Ihr schafft ein bedingungsloses Kunstwerk."

Anfang des 20. Jh. schrieb sie Erzählungen und Gedichten für Knaben "Valjani i nevaljani" (1902), danach lehrhaftem, jugendlichen Lesestoff "Škola i praznici" (1905).

Aufmerksamkeit auf breiter Ebene zog sie auf sich mit dem Gedichtebuch "Slike" (1912), welches zugleich ein Entwurf ihres impressionistischen Programms war. In dieser Sammlung sind die Verse graphisch organisiert, mit einer Fülle von räumlichen und visuellen Vorstellungen, mit Kontrasten und die Symbolik wird direkt aus den Bildern hervorgezogen. Den etwas kürzeren Roman "Čudnovate zgode i nezgode šegrta Hlapića" (deutsche Übersetzung: "Die wunderbaren Erlebnisse des Schusterjungen Gottschalk"), den sie 1913 schrieb, war zugleich eine Ankündigung der Entfaltung des kroatischen Romans für Kinder . Die Helden in ihren Werken, die dem mythologischen Prinzip unterworfen sind, kommen durch verzauberte Wälder, durchsegeln das Meer, durchdringen den Meeresgrund, fliegen zwischen den Wolken und suchen auf eine kindliche, männliche oder weibliche Art nach der Erlösung. Zum wiederholten Male bestätigte die Autorin, dass echte und wahrhaftige Kunst vor allem aus dem Herzen hervorgeht und, dass große Literaturwerke nur dann als allgemeinmenschlich bestehen können, wenn sie gleichzeitig mit nationalem Merkmal durchdrungen sind.

Ehrungen

Der Hauptmarktplatz in Slavonski Brod, auf welchem sich noch heute ihr Haus befindet, heißt "Marktplatz Ivana Brlić-Mažuranić".

Das Korso in Slavonski Brod wurde eben nach ihr benannt, damit die Stadt, in der sie ihre Zeit verbrachte, durch ihr Wirken und Schaffen gekennzeichnet wird.

Unter dem Namen "U Svijetu Bajki Ivane Brlić-Mažuranić" ("In der Märchenwelt von Ivana Brlić-Mažuranić") findet zu ihren Ehren alljährlich in Slavonski Brod diese Manifestation statt. Sie wurde von ihrer Tochter Nedjeljka 1974 ins Leben gerufen, aber in den frühen 90er Jahren kriegsbedingt unterbrochen. Wenige Jahre nach dem Krieg wurde die Manifestation wiederaufgenommen. Das Programm "U Svijetu Bajki Ivane Brlić-Mažuranić" besteht aus Begegnungen von Kindern, Workshops wie Literatur, Theater, Bildende Kunst und Vorstellungen für Kinder. Die Offenlegung beginnt mit der Vorstellung für Kinder vor ihrem Haus in Slavonski Brod auf dem Marktplatz "Ivana Brlić-Mažuranić". Seit 2007 findet auch ein Straßenfestival statt. Das Verlaghaus "Školska knjiga d.d." stiftete 1971 den Literaturpreis Ivana Brlić-Mažuranić, um die Literaturschaffung für Kinder und Jugendliche zu fördern. 1971 wurde eine Büste von ihr auf dem Marktplatz in Slavonski Brod aufgestellt, allerdings 2003 wieder entfernt. Seit 2004 befindet sich ihr Denkmal auf dem Marktplatz "S. Miletić".

  • 1998 Gedenkmünze zu 200 Kuna, Silber-925er, 33,63 g. Thema: Frauen der kroatischen Geschichte. Literatur: K-M. 77 (Auflage: 2.000 Stück)

Werke

  • Valjani i nevaljani - Erzählung und Gedichte für Knaben, Zagreb, 1902
  • Škola i praznici - Sammelband von Gedichten und Erzählungen für Kinder, Zagreb, 1905
  • Slike. Pjesme - Zagreb, 1912
  • Čudnovate zgode i nezogde šegrta Hlapića - Roman für Kinder, Zagreb, 1913
  • Priče iz davnine - Märchen, Zagreb, 1916
  • Knjiga omladini – Erzählung, Zagreb, 1923
  • Mir u duši – Essey, Zagreb, 1929
  • Autobiografija - Zagreb, 1930
  • Iz arhive obitelji Brlića u Brodu na Savi – Familienroman, Zagreb, 1934-1935
  • Jaša Dalmatin, potkralj Gudžerata – Roman, Zagreb, 1937
  • Srce od licitara – Erzählungen und Gedichte für Jugendliche, Zagreb, 1939
  • Basne i bajke

Literatur

Weblinks


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