Ambrosius Moyben

Ambrosius Moyben

Ambrosius Moibanus, auch Ambrosius Moyben (* 4. April 1494 in Breslau; † 16. Januar 1554 ebenda) war ein evangelischer Theologe und Reformator.

Leben

Da er sehr begabt war, entschloss sich sein Vater, ein wohlhabender Schuhmacher, ihn nicht wie seine drei Brüder auch Schuhmacher werden zu lassen, sondern ihn auf die Schule zu schicken. Zunächst besuchte er die Pfarrschule in Breslau, dann die in Neiße, 1510 bezog er die Universität Krakau, um hier die Grundlage für seine humanistischen und theologischen Studien zu legen, dann 1515 weiter nach Wien, wo er den Magistergrad erwarb.

Als der 24-Jährige nach Breslau zurückkehrte, übertrug ihm der Bischof die Leitung der Domschule. Bischof Turzo zeigte auch gegenüber der Wittenberger Bewegung lebhaftes Interesse, so dass Moibanus selbst 1521 nach Wittenberg gehen konnte, wo ihn Philipp Melanchthon kennen lernte und mit ihm pädagogische Fragen besprach. Nach dem Tode des Bischofs trat er von der Leitung der Domschule zurück und übernahm stattdessen die Schule an der Magdalenenkirche (ab 1643 Maria-Magdalenen-Gymnasium). In Leipzig ließ er 1522 eine lateinische Grammatik und andere Lehrbücher erscheinen und mühte sich um die Hebung des Bildungsstandes. Da seinen Bemühungen kein Erfolg beschieden war, gab er das Schulamt auf und widmete sich seit 1523 in Wittenberg ausschließlich der Theologie.

In dieser Zeit trat er außer Melanchthon und Johannes Bugenhagen auch Martin Luther näher. Mit Joachim Camerarius d. Ä. und Veit Dietrichwar er befreundet. Wie stark er hier innerlich angeregt wurde, zeigt das von ihm gedichtete Lied »eyn Lobgesang vom Vaterunser«, das bereits 1525 ins Zwickauer »Gesang Buchleyn« aufgenommen wurde. Aus einem Humanisten wurde er zum biblischen Theologen.

Inzwischen hatte ihm der Rat von Breslau mitgeteilt, dass er zum Pfarrer an der Elisabethkirche gewählt sei, und bat ihn, nach Erlangung des Doktorgrades sein Amt in Breslau zu übernehmen. Moibanus war bereit, die Wahl anzunehmen. Er erwarb die theologischen Grade des Lizenteaten und Doktors. Der Rat ließ ihn 1525 mit einem Gespann in Wittenberg abholen. Bischof von Salza war mit der Bestallung des neuen Pfarrers einverstanden, und dieser versprach ihm Gehorsam in der Hoffnung, dass der Bischof die Reformation selbst einleiten würde.

Selbst war der Pfarrer sehr vorsichtig. Er wollte die kirchliche Autorität nicht verletzen, obwohl er die Widersprüche zwischen Gottes Gebot und menschlichen Satzungen deutlich empfand. Auch Johann Heß war vorsichtig. Das Abendmahl unter beiderlei Gestalt wurde nur heimlich denen gereicht, die danach begehrten. Das Messopfer wurde noch gefeiert. Beide Prediger verständigten sich nun, schärfer vorzugehen und eine neue Gottesdienstordnung aufzustellen.

Alles, was dem evangelischen Gewissen nicht anstößig war, wurde beibehalten. Verschwinden musste dass Messopfer. Von allen Neuerungen machte der Rat dem Bischof Mitteilung. Gottesdienste mit der Predigt im Mittelpunkt wurden an allen Festtagen und Wochentagen gehalten. Für den Abendmahlsgottesdienst wurde ein eigener Kanon aufgestellt. Indirekt fand diese Ordnung die Bestätigung der Obrigkeit. Den Gegnern war er, der neben Heß der tatkräftigste Vertreter der reformatorischen Botschaft war, ein Dorn im Auge. Sie streuten Pulver in seinen Predigtstuhl, wo er bei der Frühpredigt den Docht des Lichtes hinzuwerfen pflegte.

Als Seelsorger muss er größere Gaben besessen haben denn als Prediger. Aber auch katechetisch war er begabt. Sein Katechismus von 1533 wurde mehrfach lateinisch nachgedruckt. Die Vorrede zur deutschen Ausgabe stammt von Caspar Cruciger, die der lateinischen Ausgabe von Melanchthon. Sein Inhalt ist sehr reichhaltig. Die Gedanken werden in Gesprächsform entwickelt und haben seinen Schüler Zacharias Ursinus später zum Heidelberger Katechismus angeregt. Aber auch biblische Texte hat der gelehrte Pfarrer literarisch verarbeitet. Zu aktuellen kirchlichen Fragen nahm er Stellung: Kinderkommunion, Zeremonialwesen, Fürstenpflichten und die Stellung in den Türkennöten.

Jahrelang hatte er sich darum bemüht, mit dem Bischof in friedlichem Abkommen zu einer freundlichen Lösung der Reformationsprobleme zu kommen. Noch Ende 1539 und bis in die 40er Jahre wandte er sich an den neuen Bischof mahnend mit einer Gratulationsepistel. Aber die Gegner, vor allem Johannes Cochläus, ruhten nicht, so dass er bald die Hoffnung, den Bischof zu gewinnen, aufgab.

Auch innere Kämpfe hatte er in der Breslauer Kirche zu bestehen, vor allem mit den Anhängern Kaspar Schwenckfelds und Valentin Krautwalds. Diese Auseinandersetzungen, die brieflich ausgetragen wurden, gingen über ganz Schlesien. Melanchthon unterstützte ihn dabei von Wittenberg aus. 1537 schrieb er sein Hauptwerk gegen die Spiritualisten „Das herrliche Mandat Jesu Christi unseres Herrn und Heilandes Marci 16. Denen zu einem Unterricht, so das Predigtamt und die Sacrament Christi für unnötig zur Seelen Heil achten wollen, gehandelt!“.

Die Schrift erschien mit einer Vorrede Luthers. Durch diese Auseinandersetzung gewann er Verbindung mit Herzog Friedrich von Liegnitz und Herzog Albrecht I. von Brandenburg-Ansbach. Er hatte sich als Schüler Melanchthons gezeigt und durch seine Fürsorge für die Schule und die Studien bewiesen, wie sehr er sich seinem Lehrer verpflichtet wusste. Nicht umsonst hat er für die Verbreitung der Schriften Melanchthons in Schlesien gesorgt. Auch mit Johannes Calvin stand er in Verbindung, und Lelio Sozzini ist sein Gast gewesen. Er besaß Weitblick und ließ in seiner Weitherzigkeit jeden gelten, der sich unter die Schrift stellte. Über alle dogmatischen Streitigkeiten war er erhaben.

Literatur

Korrektur: Moibanus, Ambrosius. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 36, Duncker & Humblot, Leipzig 1893, S. 790.
  • D. Erdmann: Luther und Schlesien (Schriften des Vereins für Reformationsgeschichte 19), Halle 1887.
  • Paul Konrad: Dr. Ambrosius Moibanus. Ein Beitrag zur Geschichte der Kirche und Schule Schlesiens im Reformationszeitalter (Schriften des Vereins für Reformationsgeschichte 34). Halle 1891

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