- Iwan Kaljajew
-
Iwan Platonowitsch Kaljajew (russ.: Иван Платонович Каляев; * 24. Junijul./ 6. Juli 1877greg. in Warschau; † 10. Maijul./ 23. Mai 1905greg. in Schlüsselburg) war ein russischer Dichter, Terrorist und Mitglied der Sozialrevolutionäre. Kaljajew verübte 1905 ein Attentat auf den Großfürsten Sergei Alexandrowitsch Romanow und wurde dafür hingerichtet.
Kaljajew wurde 1877 in Warschau als Sohn eines Polizei-Inspektors geboren. Von 1897 an besuchte er die St. Petersburger Universität, wurde jedoch schnell in die ersten Studentenproteste verwickelt. Dafür kam er kurz ins Gefängnis, wurde anschließend der Universität verwiesen und dann nach Jekaterinoslaw ins Exil geschickt. Sein anschließender Versuch, sich wieder an der Universität immatrikulieren zu lassen, wurde aufgrund seiner politischen Aktivitäten abschlägig beschieden. Daraufhin trat Kaljajew im Alter von 24 Jahren der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands bei, mit der er jedoch schnell wieder brach, da die Partei seiner Ansicht nach ihren Worten keine Taten folgen ließ. Er zog später nach Lemberg (damals Österreich-Ungarn) wo er seine Ausbildung an der Lemberger Universität fortsetzte. Er suchte den Kontakt zu aus Russland emigrierten Revolutionären. Kurz darauf wurde er in Berlin verhaftet, da er im Besitz von revolutionärer, für Russland bestimmter Literatur war. Die deutsche Regierung überstellte ihn nach Russland, wo er wieder ins Gefängnis kam. Nach einem kurzen Aufenthalt im Warschauer Gefängnis, wurde er nach Jaroslawl geschickt.
Dort freundete er sich mit den Ideen der Sozialrevolutionäre an und lernte die Schriftsteller Boris Sawinkow und Alexei Remisow kennen. Kaljajew beschloss, sein Leben komplett revolutionären Aktionen zu widmen. Er war überzeugt, dass der Terror der einzige Weg war, seine politischen Ideen umzusetzen. Kaljajew traf Jewno Asef und überzeugte ihn, dass er bereit war, Attentate auszuführen.
Kaljajew war zunächst am Attentat auf den Innenminister Wjatscheslaw Konstantinowitsch von Plehwe beteiligt. Das nächste Opfer sollte Großfürst Sergei Alexandrowitsch Romanow sein.
Das Attentat wurde für den 15. Februar 1905 geplant. Der Großfürst wollte an diesem Tag eine Vorstellung des Bolschoi-Theater besuchen. Kaljajew sollte eine Bombe in die Kutsche werfen, wenn diese sich dem Theater näherte. Kurz bevor Kaljajew die Bombe werfen wollte, bemerkte er die Frau des Großfürsten (Elisabeth von Hessen-Darmstadt) und die jungen Neffen des Großfürsten, die ebenfalls mit in der Kutsche saßen. Kaljajew brach das Attentat ab.
Zwei Tage später ermordete er den Großfürsten und dessen Kutscher, als sich deren Kutsche dem Moskauer Kreml näherte. Kaljajew wurde sofort verhaftet. Einige Tage nach dem Attentat wurde er von der Großfürstin, der Witwe seines Opfers, im Gefängnis besucht. Sie wollte ihn überzeugen, seine Tat zu bereuen, aber Kaljajew lehnte dies ab. Vor Gericht verkündete er noch:
„Ich bin kein Angeklagter, ich bin euer Gefangener. Wir sind zwei Kriegsparteien. Ihr seid Repräsentanten der Imperatorregierung, die gedungenen Diener des Kapitals und der Gewalt. Ich bin ein Volksrächer, Sozialist und Revolutionär.[1]“
– Iwan Kaljajew
Kaljajew wurde zum Tode verurteilt und am 23. Mai 1905 in Schlüsselburg gehängt.
Das Attentat und vor allem Kaljajews Zögern beim ersten Versuch inspirierte später Albert Camus zu seinem Werk „Die Gerechten“ (Les Justes, 1949), der anhand dieses Falls die Problematik der politisch motivierten Attentate behandelt, deren Sinnhaftigkeit Camus in Frage stellt, aber nicht völlig verneint.
Quellen
- ↑ Psychologie des Schreckens, von Alexander Schrepfer-Proskurjakov
Literatur
- Boris Savinkov: Erinnerungen eines Terroristen, Neuauflage: Greno Verlagsgesellschaft mbH, Nördlingen 1985
Weblinks
- Die Bomben der Märtyrer, Artikel von D. Geyer in DIE ZEIT
Personendaten NAME Kaljajew, Iwan Platonowitsch ALTERNATIVNAMEN Каляев, Иван Платонович (russisch) KURZBESCHREIBUNG russischer Dichter, Terrorist und Mitglied der Sozialrevolutionäre GEBURTSDATUM 6. Juli 1877 GEBURTSORT Warschau STERBEDATUM 23. Mai 1905 STERBEORT Schlüsselburg
Wikimedia Foundation.