Jacobus Faber

Jacobus Faber
Lefèvre d’Étaples

Jacques Lefèvre d’Étaples (auch genannt Jacobus Faber Stapulensis; * 1450 oder 1455 in Étaples, Picardie; † 1536 in Nérac) war ein französischer Theologe und Humanist. Sein Name verbindet sich vor allem mit La Sainte Bible en français (1523–30), der ersten vollständigen und textgetreuen französischen Übersetzung der Bibel, genauer von deren offizieller lateinischen Version, der Vulgata.

Leben und Schaffen

Nach einem Theologiestudium und Lehrtätigkeit an der Pariser Sorbonne unternahm Lefèvre 1491 und 1499 Bildungsreisen nach Padua und Pavia als damaligen Zentren der humanistischen Gelehrsamkeit in Italien und begann in diesen Jahren seine eigene Gelehrtenkarriere mit textkritischen Editionen von Schriften des großen altgriechischen Philosophen Aristoteles, womit er einer der ersten französischen Humanisten und Gräzisten war.

1505 ließ er sich in der Pariser Abtei Saint-Germain-des-Prés nieder, die von Guillaume Briçonnet geleitet wurde, einem der vielen Reformtheologen der Zeit. Hier erarbeitete und publizierte er textkritische Editionen verschiedener Teile der Vulgata (z. B. 1509 die Psalmen und 1512 die Paulus-Briefe). Als 1521 Briçonnet zum Bischof von Meaux ernannt wurde, folgte ihm Lefèvre als Generalvikar dorthin und begann mit seiner Bibel-Übersetzung.

Ganz wie der fast zeitgleich arbeitende Martin Luther (der allerdings von den griechischen und hebräischen Originaltexten ausging) verfolgte auch Lefèvre die reformatorische Intention, den normalen Gläubigen die Möglichkeit zu geben, selbst die Bibel zu lesen oder sich vorlesen zu lassen und deren Wortlaut ohne die Vermittlung der katholischen Geistlichkeit und ihrer Deutungskonventionen auszulegen. Als er 1523 ohne Genehmigung (die er auch kaum erhalten hätte) seine Übersetzung des Neuen Testaments drucken ließ, wurde er von der Sorbonne, die auf Erhaltung ihres Deutungsmonopols bedacht war, zum Ketzer erklärt.

Als er wenig später (1525) seine Épîtres et Évangiles pour les 52 dimanches de l’an (Episteln und Evangelien für die 52 Sonntage des Jahres) publizierte, musste er flüchten, da inzwischen auch sein Protektor Briçonnet ihm nicht mehr beistehen konnte, u. a. weil er Anhänger des gerade exkommunizierten Luther hatte predigen lassen und selber von den Konservativen in der Kirche attackiert wurde. Lefèvre ging in die freie Reichsstadt Straßburg, eine Hochburg des Humanismus, wo er 1528 die Übersetzung auch des Alten Testaments beendete. 1529 zog er weiter nach Nérac im Südwesten Frankreichs, an den Hof der zu dieser Zeit noch offen mit dem Protestantismus à la Luther sympathisierenden Schwester von König Franz I., Margarete von Angoulême. Hier verbrachte er seine letzten Jahre.

Seine Gesamt-Bibel wurde 1530 in der damals weltoffenen, reichen und noch pro-reformatorischen Stadt Antwerpen gedruckt, jedoch sofort vom Pariser Parlement verboten.

Obwohl sie mehrfach nachgedruckt wurde, erreichte die Bibel Lefèvres im französischen Sprachraum nicht dieselbe Bedeutung wie die lutherische im deutschen, u. a. auch deshalb nicht, weil Calvin und mit ihm die frankophonen Protestanten die etwas spätere Übersetzung von Pierre-Robert Olivétan (1535 ff.) bevorzugten, der für das Neue Testament Lefèvres Text revidiert hatte und für das Alte Testament von der originalsprachlichen hebräischen Version ausgegangen war.

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