Jakob Engelbert Teschemacher

Jakob Engelbert Teschemacher

Jacob Engelbert Teschemacher (* 19. April 1711 in Elberfeld; † 26. Oktober 1782 ebenda) war ein deutscher Orgelbauer.

Wupperfeld 1785

Inhaltsverzeichnis

Leben

Jacob (auch: Jakob) Engelbert Teschemacher entstammte einer bedeutenden, seit 1551 in Elberfeld (heute Stadtteil von Wuppertal) nachweisbaren Bürgerfamilie, die dort viele Bürgermeister stellte. Seine Eltern waren Wilhelm Teschemacher (1654-1726) und Katharina Margaretha, geb Elscheid (1687-1760). Über Teschemachers Ausbildung ist nichts Sicheres bekannt. Es wurde aber vermutet, dass er das Orgelbauerhandwerk bei der Orgelbauerfamilie Weidtman in Ratingen erlernt hat. Teschermachers Werkstatt befand sich in dem 1640 erbauten und heute noch erhaltenen Teschemacher Hof in Wuppertal-Elberfeld.

Teschermachers Berufswahl war insofern ungewöhnlich, als in Elberfeld die (calvinistisch-)reformierte Konfession vorherrschte und Orgeln in den damaligen reformierten Kirchen als „heidnisch“ abgelehnt wurden. Neben Werken für lutherische und katholische Kirchen konzentrierte er sich daher auf die Anfertigung pedalloser, einmanualiger, schrankartiger Kammerorgeln für Privathäuser. Dies geschah vor dem Hintergrund, dass die Orgel im 18. Jahrhundert ein „statusprägendes Hausinstrument“ für Familien des gehobenen Bürgertums war und auch oft, so wie im 19. Jahrhundert ein Harmonium, Klavier oder Flügel, zur Aussteuer bei der Heirat einer Tochter gehörte.[1]

Teschemachers Orgelbauertätigkeit beschränkte sich nicht nur auf den Bergischen Raum, sondern reichte bis in die Niederlande. Teschemacher legte großen Wert auf eine sorgfältige und solide Qualität seiner Arbeit. In einem Brief von 1766 an die evangelische Gemeinde Wevelinghoven distanzierte er sich von Orgelbauern, die aus billigem Blei wenig haltbare und „kreischende“ Register anfertigten und schrieb von sich, dass er bei seinen Instrumenten auf hundert und mehr Jahre vorausdenke.

In religiöser Hinsicht war Teschemacher Pietist und gehörte dem Kreis um den Mystiker Gerhard Tersteegen an. Teschemachers Streben nach verinnerlichter Frömmigkeit hat sich auch in seinem Orgelbaustil niedergeschlagen, da er gern „meditative“ Solostimmen wie den Streicher Violine 8’ im Diskant, eine im Diskant überblasende Traversflöte 4’ oder in einigen späteren Werken (ab 1762) auch die Schwebung Unda Maris 8’ im Diskant disponierte. Entsprechend war die Intonation der Teschemacher-Orgeln warm und auf einen ruhigen Wohlklang ausgerichtet. Die früheren Orgelbauten Teschemachers haben noch einen Manualumfang von CD – c’’’, bei den späteren beträgt er bereits C – f’’’.

Ein Porträt Teschemachers ist nicht überliefert. Dafür gibt es eine Beschreibung seiner Person in Heinrich Jung-Stillings Werk „Häusliches Leben“. Danach hatte Teschemacher ein rundes, lebhaftes Gesicht voll sanfter Züge und trug eine runde Stutzperücke. Teschemachers Charakter beschrieb Jung-Stilling als sehr freundlich, ernst, äußerst heikel in der Wahl seines Umgangs, seine Worte wie auf einer Goldwaage abwägend und nur in der Hinsicht eigensinnig, dass er gegen Andersdenkende intolerant sein konnte. Teschemacher war unverheiratet. In seinen erhaltenen Briefen klagte er seit 1760 über Rheuma, seit 1775 auch über zunehmende Schwäche. Nach seinem Tod 1782 wurde seine Orgelbauwerkstatt von seinem Mitarbeiter Johann Gerhard Schrey übernommen.

Werke

Die nachfolgende Übersicht nennt die wichtigsten erhaltenen und verlorenen Werke Teschemachers.

  • 1750 Bethel College, North Newton, Kansas (ursprünglich Hausorgel für Pfarrer Deknatel in Amsterdam): vier durchgehende und drei halbe Register – erhalten; 2007 durch Noack Organ Comp. restauriert
  • 1750 Essen-Werden, Evangelische Kirche, Chororgel (ursprünglich aus dem Besitz der Familie Teschemacher): vier durchgehende und drei halbe Register – erhalten.
  • 1751 Brüssel, Instrumentenmuseum: vier durchgehende und drei halbe Register, Winddruck 45 mm Wassersäule, Stimmung 435 Hertz a’ temperiert – erhalten;
  • etwa 1751 Gronau, Antoniuskrankenhaus: ursprünglich vier durchgehende und drei halbe Register – umgebaut erhalten;
  • etwa 1755 Wassenberg, Evangelische Kirche (ursprünglich vielleicht Hausorgel aus Kaldenkirchen oder aus dem Besitz des Klosters Beselich): Gehäuse und zwei Register erhalten;
  • etwa 1755 Krefeld, Kaiser-Wilhelm-Museum: drei durchgehende und drei halbe Register – erhalten;
  • 1760 Wuppertal-Elberfeld, Lutherische Kirche im Kolk: zwei Manuale und Pedal – 1895 abgebrochen;
  • 1762 Oosterland/Wieringen (Niederlande), Michaelskerk (ursprünglich vielleicht Hausorgel für Zacharias Hope, Rotterdam): acht durchgehende und fünf halbe Register – erhalten;
  • 1766 Düsseldorf, Lutherische Kirche Berger-Straße, zwei Manuale, 24 Register und zwei 1863 ergänzte Register für das ursprünglich nur angehängte Pedal – im Zweiten Weltkrieg zerstört;
  • 1767 Wuppertal, St. Laurentius, Chororgel (ursprünglich geplant für die ev. Gemeinde Wevelinghoven, aber dann aufgestellt in Schwelm; 1869-1967 in Wuppertal-Dönberg, Ev. Kirche), ursprünglich acht durchgehende und fünf halbe Register – umgebaut erhalten;
  • 1770 Mönchengladbach-Wickrathberg, Evangelische Kirche: Gehäuse und Prospektpfeifen (Prinzipal 4’) erhalten;
  • etwa 1770 Antwerpen, Museum Vleeshuis: ein durchgehendes und sechs halbe Register – umgebaut erhalten;
  • etwa 1770 Wuppertal-Elberfeld, Philippuskirche (ursprünglich aus Privatbesitz): zwei durchgehende und vier halbe Register – erhalten;
  • 1771 Kapellen (Moers), Evangelische Kirche: restauriert und ergänzt erhalten;
  • 1772 Vaals (Niederlande), Hervormde Kerk: zehn durchgehende und sieben halbe Register, Pedal angehängt – erhalten;
  • etwa 1775 Kirchrarbach, Kath. Kirche: 1869 nach Umbau fünf durchgehende und vier halbe Register – 1885 abgebrochen;
  • etwa 1780 Wuppertal-Elberfeld, Michaelskirche: sechs durchgehende und sechs halbe Register – erhalten;
  • etwa 1782 Alpen, Evangelische Kirche: erstes Manual von Teschemacher mit fünf durchgehenden und neun halben Registern erhalten, zweites Manual und selbstständiges Pedal 1958 ergänzt.
  • etwa 1779-1785 Alte Kirche Wupperfeld, Evangelische Kirche: Konzept und Entwurf durch Teschemacher; Vollendung durch seinen Schüler Gerhard Schrey: zwei Manuale, Pedal, Normalkoppeln, 37 Register; später umgebaut durch Richard Ibach (1878 / 40 Register) und Paul Faust (1914 / 48 Register) - im 2. Weltkrieg völlig zerstört

Quellenangaben

  1. Lit.: Oehm, 1981, S. 21

Literatur

  • Joachim Dorfmüller: 300 Jahre Orgelbau im Wuppertal. In: Beiträge zur Geschichte und Heimatkunde des Wuppertals. 28 (Beiträge zur rheinischen Musikgeschichte 127), Wuppertal 1980, ISBN 3-87093-028-4, S. 16–20. 
  • Hans-Joachim Oehm: Jacob Engelbert Teschemacher, ein pietistischer Orgelbauer im Wuppertal des 18. Jahrhunderts. In: Joachim Dorfmüller (Hrsg.): Neue Beiträge zur Musikgeschichte der Stadt Wuppertal (Beiträge zur rheinischen Musikgeschichte 131). Kassel 1981, ISBN 3-87537-184-4, S. 3–81. 

Weblinks


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