- Jakobikirche Rostock
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Die Jakobikirche in Rostock (Schreibweise um 1900 auch Jacobikirche) ist ein abgetragenes Kirchenbauwerk. Sie stand zwischen der Apostelstraße und der Pädagogienstraße und war die jüngste der einst vier großen Rostocker Stadtpfarrkirchen.
Die Stadt Rostock setzte sich ursprünglich aus drei Teilstädten, der Alt-, Mittel- und Neustadt zusammen, in denen jeweils sowohl ein Marktplatz und (mindestens) eine Kirche errichtet wurden. Die Jakobikirche war Pfarrkirche der Rostocker Neustadt im Westen.
Bereits Ende des 13. Jahrhunderts, um 1280, gehörte nachweislich ein erster Ziegelhof vor dem Bramower Tor zu St. Jakobi. Daher wird als Baubeginn der Kirche etwa 1300 angenommen. Nach einer recht langen Bauzeit wurde St. Jakobi erst in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts zum allergrößten Teil fertiggestellt.
Inhaltsverzeichnis
Architektur
Die Jakobikirche war eine dreischiffige Backsteinbasilika mit geradem Chorabschluss zur Pädagogienstraße hin. Als Zeichen für Reichtum und Ansehen der Hansestadt Rostock wurde die mit Zugeständnissen an das volkstümliche Bauempfinden errichtete Kirche prächtiger als die drei anderen Rostocker Hauptpfarrkirchen gestaltet. Ein rechteckiger Chor, Bündelpfeiler, Blendwerke, und 30 Altäre aus der vorreformatorischen Zeit gehörten zur Ausstattung dieser Kirche. Einmalig in Rostock waren ihre Triforen. Das dreischiffige, sechs Joch große Gebäude war kreuzrippengewölbt, hatte aber keine Querschiffe. An der Südseite wurden in der spätgotischen Zeit prächtige Kapellen angefügt. Die schönste Kapelle wurde dem nicht weit entfernten Kröpeliner Tor nachempfunden.
Turmhelm
Ähnlich der Petri- und Nikolaikirche war die Jakobikirche ursprünglich mit einem gotischen Spitzhelm bekrönt, welcher 1462 einstürzte. Erst 1589 wurde der neue, geschwungene Kupferhelm fertig gestellt, der über zwei Galerien verfügte. Der Turmhelm der Jakobikirche wurde bei den britischen Bombenangriffen Ende April 1942 vernichtet.
Domkollegiatstift St. Jakobi
In der Zeit zwischen 1484 und 1571 war St. Jakobi ein Domkollegiatstift. Die Ernennung dazu, welche von Papst Innozenz VIII. veranlasst wurde, ging nicht unblutig aus, denn die städtischen Interessen kollidierten stark mit denen der mecklenburgischen Landesfürsten. In Folge dessen kam es 1486 zur Domfehde, die mit der Niederlage Rostocks 1491 und der Hinrichtung der Rädelsführer endete. Rostock wurde 1487 mit dem Kirchenbann belegt, worauf die Universität die Stadt verlassen musste. Ein Jahr später kehrte sie allerdings in die Stadt zurück. Der Rostocker Frühhumanist Hinrich Boger verarbeitete die Fehde in einem seiner Gedichte und wurde dann selbst Domdekan und Pfarrer an St. Jakobi.
Zeit des Zweiten Weltkrieges
Nach britischen Bombenangriffen am 26. April 1942 wurden große Teile der Jakobikirche zerstört. Das Turmmassiv brannte völlig aus, und die Innenausstattung, unter anderem die von Rudolf Stockmann entworfene Renaissancekanzel von 1582, das Kruzifix aus dem 15. Jahrhundert, die Epitaphien aus dem 16. Jahrhundert und viele Gemälde, gingen für immer verloren. Allerdings wurde das Gewölbe nur beschädigt, stürzte aber, wie bei St. Petri und St. Nikolai geschehen, nicht ein. Ebenfalls vernichtet wurden die nördlich der Kirche befindlichen gotischen Jakobikirchhäuser an der Straße Bei der Jakobikirche. 1943 wurde St. Jakobi wegen Baufälligkeit statisch gegen Einsturz gesichert und mit einem Notdach versehen. Im Mai 1947 brach nach einer brachialen Sprengung des Blücherbunkers an der Langen Straße durch die sowjetische Besatzungsmacht das Hochschiff mit Pfeilern und Gewölben in sich zusammen.
Nachkriegszeit
Der massive Turm sowie Reste des Chores und der Seitenwände blieben als Ruine noch lange stehen. Ein Wiederaufbau oder zumindest eine Sicherung stand im Gegensatz zur seit 1953 betriebenen sozialistischen Neugestaltung des Stadtzentrums, da man eine Kirchenruine in direkter Nachbarschaft mit der Langen Straße, die das neue sozialistische Rostock demonstrieren sollte, für unvereinbar hielt. 1959 wurden die Reste des Chors und 1960 der Turmstumpf abgerissen bzw. gesprengt. Der ehemalige Platz der Kirche wurde offiziell als Klaus Störtebeker-Platz Standort von Imbissbuden. Eine erneute Bebauung erfolgte in der Zeit der DDR nicht.
Heute erinnert ein Gedächtnisplatz zwischen Apostelstraße, Bei der Jakobikirche und Pädagogienstraße an den gewaltigen Bau von St. Jakobi. Die Kolonnaden auf der Nordseite verdeutlichen die Höhe des einstigen nördlichen Seitenschiffes. An der Nordwestecke der Anlage ist eine erhaltene Grabplatte der Jakobikirche aufgestellt. Der Grundriss der Kirche ist darüber hinaus in Stein in den Boden eingelassen, Messingplatten in der Erde verweisen auf den ehemaligen Standort der Orgel, des Altars, des Fürstenstuhls und der Portale.
Weblink
54.08921666666712.132111111111Koordinaten: 54° 5′ 21″ N, 12° 7′ 56″ O
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