Jakobskirche (Bamberg)

Jakobskirche (Bamberg)
Turm von St. Jakob in Bamberg. Im Hintergrund: Domtürme

St. Jakob ist die im Kern älteste noch erhaltene Kirche Bambergs und liegt nur wenige Meter oberhalb des Dombergs auf dem Jakobsberg, einem der sieben Hügel Bambergs.

Inhaltsverzeichnis

Architektur

Innenraum
Grundriss nach Dehio

Die Jakobskirche stammt aus dem Hochmittelalter, ist nur wenig jünger als der Bamberger Dom und gibt heute einen Eindruck, wie der Dom ursprünglich innen ausgesehen haben kann. Sie ist eine flach gedeckte, doppelchörige, kreuzförmige Säulenbasilika, die nach dem Vorbild des Doms das Querschiff im Westen hat.

Geschichte

Die Jakobskirche wurde im Jahr 1073 unter Bischof Hermann begonnen und 1109 durch Bischof Otto vollendet. Von den beiden Chören wurde der westliche im 15. Jahrhundert gotisch erneuert, die östliche Apsis aber 1771 unter Bischof Adam Friedrich von Seinsheim durch eine Barockfassade maskiert. Zugleich legte man den südlichen halbfertigen Turm ein und bekrönte den nördlichen mit einem Zwiebelhelm. Ein Wappen aus dem 13. Jahrhundert ist das älteste Beispiel des von dem Bamberger „Stadtritter" geführten Wappenschildes.

Die Krypta unter dem Westchor wurde bei der ersten Restaurierung im Jahr 1706 zugeschüttet. Die Krypta des Ostchores verschwand bei der zweiten Restaurierung im Jahr 1771. Aus jener Zeit stammt das Freskogemälde über der Vierung, welches Szenen aus dem Leben des heiligen Jakobus darstellt.

Von 1866 bis 1882 wurde die Kirche reromanisiert. Nach einer sorgfältigen Restaurierung in den 1990er-Jahren ist sie heute die einzige fast vollständig romanische Kirche der Stadt.

Stift St. Jakob

Das Stift St. Jakob erreichte als eigenständiges Kollegiatstift im 12. Jahrhundert seine Blüte und brachte eine Reihe bekannter Personen hervor. So schrieb der Kanoniker Heimo von Sankt Jakob († 1139) eine Weltchronik über das Heilswirken Gottes von der Schöpfung bis zu seiner Zeit. Ab 1463 war das Stift dem Domdechanten unterstellt. Es wurde 1803 im Zuge der Säkularisation aufgelöst, die marianischen Bürgersodalen retteten die Gebäude vor dem Abbruch. 1852 übernahmen Franziskaner St. Jakob.

Glocken

Im Nordturm hängen fünf Glocken. Die Franziskusglocke ersetzt die Johannesglocke von 1716. Diese wurde 1956 aus musikalischen Gründen[Anm. 1] an die Wallfahrtskirche Marienweiher gebracht. Diese fügt sich wegen ihres obertönigen Klanges nicht besser in das Geläute ein; der historische Bestand wurde auseinandergerissen.[1]

Nr. Name Gussjahr Gießer Durchmesser
(mm)
Gewicht
(kg)
Nominal
(16tel)
1 Jacobus 14. Jh. Meister der Nürnberger Feuerglocke 1365 ~2000 e1 +8
2 Maria 14. Jh. Meister der Nürnberger Feuerglocke 1200 ~1500 fis1 +13
3 Franziskus 1956 Friedrich Wilhelm Schilling 980 ~650 gis1 +12
4 Chorglocke 1718 Joh. Conrad Roth 653 ~150 dis2 +6
5 Messglocke 1540 Nürnberger Werkstatt 557 ~140 g2 +3

Zitat

In ihrem Bamberg-Reiseführer aus dem Jahr 1912 schreiben Schneider und Ament über den Bamberger Jakobsberg und seine Umgebung:

„Durch die Storchsgasse wandern wir dem Jakobsberg zu, dem Gebiet der ehemaligen Immunität St. Jakob„ Hier nimmt die romanische Säulenbasilika der St. Jakobskirche, ehedem Kirche der Kollegiatherren, jetzt Eigentum der "Marianischen Bürgersodalität", unsere volle Aufmerksamkeit in Anspruch. Die kleine Akazienallee vor der Kirche, im Volksmund Franzosenallee genannt, wurde von einem kriegsgefangenen französischen Unteroffizier 1871 im Auftrag des Franziskanerklosters gepflanzt. Dieses liegt der Kirche gegenüber. Gegen Süden fällt der Jakobsberg sehr steil zur Sutte ab, einer tief eingesenkten Straße, die vor 1840 beständig stehendes Wasser hatte.“

Zur Architektur äußern sie sich folgendermaßen:

„Im Äußeren charakterisieren die Kirche als romanischen Bau außer den Rundbogenfenstern nur noch zwei kleine Apsiden an der Ostwand des Querschiffes mit sehr schlichten Bogenfriesen; im Innern aber mag man sich des Anblicks einer rein romanischen Basilika, ihrer feinen Raumverhältnisse und ihrer lichten Schönheit erfreuen. Acht Säulenarkaden tragen das Langschiff; die Basen der größtenteils aus einem Stück roten Sandsteins gehauenen Säulenschäfte sind steil und ohne Eckblatt, die Würfelkapitäle von einer zweigliedrigen Platte bedeckt.“

Zitiert aus Peter Schneider, Wilhelm Ament: Bamberg. Speyer, 1912.

Anmerkungen

  1. Die alte Johannesglocke liegt mit ihrem Nominal g1 +3 nah an dem der Marienglocke (fis1 +13 = g1 −3).

Einzelnachweise

  1. Claus Peter: Glocken, Geläute und Turmuhren in Bamberg. Heinrichs-Verlag, Bamberg 2008, S. 156.

Weblinks

49.89111111111110.8772222222227Koordinaten: 49° 53′ 28″ N, 10° 52′ 38″ O


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