- James-Tiptree-Jr-Preis
-
Der James-Tiptree-Jr-Preis [engl. James Tiptree Jr. Award] ist ein Literaturpreis, der jedes Jahr für Werke der Sciencefiction oder Fantasy vergeben wird, die die Geschlechterrollen untersuchen und erweitern. Der Preis umfasst jeweils 1000 Dollar sowie ein Originalkunstwerk. Berücksichtigt werden jeweils die Romane und Erzählungen, die im Vorjahr in den USA zum ersten Mal veröffentlicht wurden. 1996 wurde zusätzlich noch ein Retrospective Award für vor 1991 veröffentlichte Werke vergeben.
Der Tiptree-Preis wurde 1991 von den SF-Autorinnen Pat Murphy und Karen Joy Fowler im Rahmen der SF-Convention WisCon ins Leben gerufen. Bei der Ausrufung des Preises begründete Pat Murphy dessen Notwendigkeit mit der anhaltenden Marginalisierung der SF-Autorinnen und der weiblichen Charaktere in der SF.
Die Organisatorinnen haben mehrfach betont, dass es ihnen nicht um Werke geht, die einer engen Definition politischer Korrektheit entsprechen, sondern um Werke, die Gedankenanstöße geben, einfallsreich sind und eventuell wütend machen. Der Tiptree soll ein Preis sein, der Frauen und Männer auszeichnet, die mutig genug sind, über Veränderungen der Geschlechterrollen nachzudenken, die zu den grundlegenden Aspekten jeder Gesellschaft gehören.
Der Preis ist nach der SF-Autorin James Tiptree, Jr. benannt. In den 1970er Jahren wurde viel über die Identität (und insbesondere das Geschlecht) von Tiptree spekuliert. Der Name war männlich, doch „seine“ Erzählungen hatten eine stark feministische Prägung (z. B. „The Women Men Don’t See“, deutsch „Die unscheinbaren Frauen“). Als Tiptree 1977 ihre wahre Identität bekanntgab, wurde dies von vielen als „Genderfuck“ empfunden. Nachdem es eine Vielzahl von nach Männern benannten SF-Preisen gibt (z. B. Hugo Award, Sturgeon Award, Campbell Award, Philip K. Dick Award), war der Tiptree der erste nach einer Frau benannte SF-Preis, wobei ausgerechnet ihr männliches Pseudonym verwendet wurde.
Jedes Jahr wird eine neue fünfköpfige Jury bestimmt, den Tiptree-Preis zu vergeben. Neben den ausgezeichneten Werken veröffentlicht die Jury alljährlich eine Short List von Werken, die aus Sicht der Jury interessant, Tiptree-relevant und bemerkenswert sind (diese Liste ist nicht mit der Liste der Nominierungen zu verwechseln, diese wird nicht bekanntgegeben).
Bis heute ist der Tiptree untrennbar mit dem WisCon verbunden, bei dem auch die meisten Aktionen zur Finanzierung des Preises stattfinden (z. B. Tiptree Bake Sale, Verkauf von Tiptree-T-Shirts, Tiptree-Auktion). Meistens wird der Preis auch beim WisCon verliehen (die Preisverleihung wird auch an andere Cons „ausgeliehen“, um den Bekanntheitsgrad des Tiptree-Preises zu erhöhen).
Inhaltsverzeichnis
ausgezeichnete Werke
Jahr Autor / Autorin englischer Titel deutscher Titel 1991 Eleanor Arnason A Woman of the Iron People – 1991 Gwyneth Jones White Queen Weiße Königin 1992 Maureen F. McHugh China Mountain Zhang ABC Zhang 1993 Nicola Griffith Ammonite Ammonit 1994 Ursula K. Le Guin The Matter of Seggri – 1994 Nancy Springer Larque on the Wing – 1995 Elizabeth Hand Waking the Moon Die Mondgöttin erwacht 1995 Theodore Roszak The Memoirs of Elizabeth Frankenstein Die Memoiren der Elizabeth Frankenstein 1996 Ursula K. Le Guin Mountain Ways – 1996 Mary Doria Russell The Sparrow Sperling 1997 Candas Jane Dorsey Black Wine – 1997 Kelly Link Travels With The Snow Queen – 1998 Raphael Carter Congenital Agenesis of Gender Ideation by K. N. Sirsi and Sandra Botkin – 1999 Suzy McKee Charnas The Conqueror’s Child – 2000 Molly Gloss Wild Life – 2001 Hiromi Goto The Kappa Child – 2002 M. John Harrison Light Licht 2002 John Kessel Stories for Men – 2003 Matt Ruff Set This House In Order: A Romance Of Souls Ich und die anderen 2004 Joe Haldeman Camouflage – 2004 Johanna Sinisalo Not Before Sundown Troll: Eine Liebesgeschichte 2005 Geoff Ryman Air: Or, Have Not Have – 2006 Shelley Jackson Half Life – 2006 Catherynne M. Valente The Orphan’s Tales: In the Night Garden – 2007 Sarah Hall The Carhullan Army – weitere Auszeichnungen
Retrospective Award
Zur Feier des fünften Jubiläums der Ankündigung des James Tiptree, Jr. Awards wurde im Jahr 1996 der „Retrospective Award“ vergeben. Mit diesem Preis wurden Werke ausgezeichnet, die bereits vor 1991 veröffentlicht worden waren und nach Ansicht der Juroren den James Tiptree, Jr. Award erhalten hätten, wenn es ihn damals bereits gegeben hätte. [1]
Jahr Autor / Autorin englischer Titel deutscher Titel – Ursula K. Le Guin Left Hand of Darkness Winterplanet / Die linke Hand der Dunkelheit (*) – Joanna Russ The Female Man Planet der Frauen / Eine Weile entfernt (*) – Joanna Russ When It Changed Als alles anders wurde / Veränderung (*) – Suzy McKee Charnas Walk to the End of the World Tochter der Apokalypse – Suzy McKee Charnas Motherlines Alldera und die Amazonen (*) Die Werke sind in der deutschen Übersetzung unter mehreren Titeln veröffentlicht worden.
Special Recognition Award
Im Jahr 2007 vergab die Jury zusätzlich den „Special Recognition Award“. Den Preis erhielt Julie Philips für ihre Biografie über das Leben von Alice B. Sheldon.
Jahr Autor / Autorin englischer Titel deutscher Titel – Julie Philips James Tiptree, Jr.: The Double Life of Alice B. Sheldon – Literatur
- Karen Joy Fowler: On James Tiptree, Alice Sheldon and bake sales in Science Fiction Weekly. 1996 [2]
Weblinks
- Offizielle Website des James Tiptree, Jr. Literary Award Council [3]
- WisCon
- Tiptree-Award-Informationsseite der Website Feministische phantastisch-utopische Literatur
Quellen
Wikimedia Foundation.