Jamphel Gyatso

Jamphel Gyatso
Tibetische Bezeichnung
Tibetische Schrift:
འཇམ་དཔལ་རྒྱ་མཚོ
Wylie-Transliteration:
’jam dpal rgya mtsho
Aussprache in IPA:
[tɕampeː catsʰɔ]
Offizielle Transkription der VRCh:
Jambê Gyaco
THDL-Transkription:
Jampé Gyatso
Andere Schreibweisen:
Jampel Gyatso,
Jamphel Gyatso,
Jampal Gyatso
Chinesische Bezeichnung
Traditionell:
強白嘉措
Vereinfacht:
强白嘉措
Pinyin:
Qiángbái Jiācuò

Jamphel Gyatso (* 1758 in Ngamring in Tsang, heute im Regierungsbezirk Xigazê des Autonomen Gebiets Tibet; † 1804) war der achte Dalai Lama. Er lebte zurückgezogen und ließ sich nicht in die politischen Ereignisse seiner Zeit einbeziehen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Jamphel Gyatso

Der achte Dalai Lama, Jamphel Gyatso wurde 1762 im Potala inthronisiert und erhielt seinen Namen vom Panchen Lama Palden Yeshe (gest. 1780). Wie zuvor kümmerte sich der Panchen Lama um die Ausbildung des Kindes. Auf seinen Vorschlag hin wurde bis zur Volljährigkeit ein Mönch als Regent eingesetzt. Dieser Demo Tulku[1] amtierte bis 1777 und danach amtierte Ngawang Tsultrim[2], ein ehemaliger Hauslehrer des Kaisers Qianlong bis 1784. Die wirkliche Macht lag aber beim Panchen Lama. Unter seiner Führung herrschte Frieden im Land. Die Ambane, Chinas Handlanger in Tibet wurden von keiner Seite benötigt.

Nach dem Tod des Panchen Lama auf einer Reise an den Kaiserhof 1779/80 (er verstarb an den Pocken) änderte sich das innenpolitische Gleichgewicht. In Shigatse kam es aufgrund von Erbstreitigkeiten zu einer Verschwörung von Shamarba, einem Halbbruder des Panchen Lama, der schließlich den König von Nepal zu Hilfe rief und das Land damit in zwei Kriege stürzte.[3]

Im ersten Krieg mit Nepal 1790 rückten die Nepalesen erfolgreich in Richtung Lhasa vor und die beiden Ambane und ein kaiserlicher General namens Bazhong drängten die Tibeter zu einem Vertrag, um sich nicht vor dem Kaiser Qianlong rechtfertigen zu müssen. Aber der Dalai Lama erkannte den Vertrag (Tibet sollte jährlich 50.000 Rupien Tribut zahlen) nicht an. Als Tibet die Zusagen nicht einhielt nahmen die Nepalesen in einem zweiten Krieg 1791 Shigatse ein und plünderten Tashilhunpo, mißhandelten zudem einen chinesischen Gesandten, was den Kaiser zum direkten Eingreifen zwang. Eine chinesische Armee kam ins Land, schlug 1792 die Nepalesen und konnte sie in Verhandlungen zur Aufgabe sämtlicher Ansprüche zwingen. Shamarbas Leiche wurde den Chinesen übergeben. Die Briten (die man in Peking der Anstiftung dieses Krieges verdächtigte) verhielten sich neutral.[4]

Danach erweiterte Kaiser Qianlong, der sein Vertrauen in die Regierung des Dalai Lama verloren hatte, seine Eingriffsmöglichkeiten in Tibet (1793). Chinas Vertreter in Tibet, die Ambane konnten nun in allen administrativen Angelegenheiten Entscheidungen fällen, sofern sie die Zustimmung des Dalai- und des Panchen Lama erhielten. Sämtliche wichtigen Belange liefen nun über sie, egal im Bereich des Recht, der Steuern und Finanzen, des Handels, des Militärs, auswärtiger Beziehungen oder der Postenvergabe. Auch die Spielregeln zur Auffindung der jeweiligen Wiedergeburten des Dalai- und Panchen Lama modifizierte er (Goldene Urne), und rechtfertigte das mit der Tendenz, die Wiedergeburten in begüterten Familien vorzufinden, und speziell auch mit dem unwürdigen Verhalten des Shamarba.

In die Zeit des achten Dalai Lama fällt die Errichtung des Norbulingka-Parkes, der Sommerresidenz wurde (ca. 1783).

Anmerkungen

  1. Er wird auch als der "Lebende Buddha" Demo (Danggyilin) bezeichnet.
  2. Der "Lebende Buddha" Cemolin, Abt des Yonghegong-Klosters. Er wurde 1786 nach Peking zurückgerufen und starb 1791.
  3. Nepal verzeichnete damals unter der autoritären Regierung des Gurkha-Königs sowohl das Umgreifen einer Art Hindu-Nationalismus als auch eine Zunahme der Handelsaktivitäten. Beides brachte es in Konflikt mit Tibet. Schon König Prithivi Narayan (reg 1769-1775) verlangte von Tibet ein Einreiseverbot für Ausländer, um die Konkurrenz auszuschalten. Dazu kam, daß die tibetischen Kaufleute Münzen mit seinem Bildnis akzeptieren sollten, was sie nicht taten. Schließlich kam auch noch ein Streit um die Importsteuern und um die Qualität von Salz hinzu.
  4. Rußland und Großbritannien verstärkten in der 2. Hälfte des 18. Jh. stetig ihren Einfluss in Asien. 1774/5 sandte der britische Generalgouverneur von Indien, Warren Hastings einen Vertreter nach Tashilhunpo, nachdem ihn der Panchen Lama wegen des Schicksals des Königreiches Bhutan konsultiert hatte. Die Kontakte schienen sich zum beiderseitigen Vorteil zu gestalten, da verstarb der Panchen Lama auf der Reise an den Kaiserhof.

Literatur

  • Roland Barraux: Die Geschichte der Dalai Lamas - Göttliches Mitleid und irdische Politik. Düsseldorf 1995.
  • Qingying Chen, Chenoingying Qingying Chen: Series of Basic Information of Tibet of China: Tibetan History. China Interkontinental Press, ISBN 7-5085-0234-5, 9787508502342 (deutsch: ISBN 7-5085-0436-4)
  • Günther Schulemann: Die Geschichte der Dalai Lamas. Leipzig 1958, ISBN B0000BNKWH
  • Andreas Gruschke: Diederichs kompakt - Dalai Lama. Kreuzlingen - München 2003, ISBN 3-7205-2461-2
  • Martin Brauen (Hrsg.): "Die Dalai Lamas". Völkerkundemuseum der Universität Zürich 2005, ISBN 3-89790-219-2
  • Karl-Heinz Golzio, Pietro Bandini: Die vierzehn Wiedergeburten des Dalai Lama. O. W. Barth, Bern/München/Wien 1997, ISBN 3-502-61002-9.

Weblinks


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