- Jan Pawel Lelewel
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Jan Paweł Lelewel (* 26. Juni 1796 in Warschau; † 9. April 1847 in Bern) war ein polnischer Ingenieuroffizier, Freiheitskämpfer und Architekt.
Inhaltsverzeichnis
Herkunft und Versippung
Lelewel stammt ab aus einem für Polen bedeutsamen Familienverband. Er war der jüngste Sohn des Fabrikanten und Sejm-Abgeordneten Karol Mauricy Lelewel (ca. 1750–1830), aus adeliger, ursprünglich deutscher Familie. Sein Großvater war der Königlich-Polnische Hofrat und Leibarzt König Augusts III., Heinrich v. Löllhöffel (eigentlich: Löllhöffel v. Löwensprung) (1705–1763), verheiratet mit Constance Jauch (1722–1802), die den Namen später zu Lelewel polonisierte. Sein Urgroßvater war der Generalmajor und Baumeister Augusts des Starken, Joachim Daniel von Jauch (1684–1754), sein Großonkel Kasper Kazimierz Cieciszowski (1745–1831), Erzbischof von Mohylew und römisch-katholischer Metropolit Russlands. Lelewels Bruder ist Polens bedeutendster Historiker Joachim Lelewel (1786–1861), Freiheitskämpfer wie er, sein Großneffe ist der polnische Nobelpreisträger für Literatur Henryk Sienkiewicz (1848–1916).
Wirken und Bedeutung
Ausbildung und Napoleonische Kriege
Lelewel absolvierte die Artillerie- und Ingenieuroffizierschule in Warschau. Wie auch sein älterer Bruder Prot Lelewel (1790–1884), der sowohl Ritter der französischen Ehrenlegion wurde als auch die höchste polnische Kriegsauszeichnung, das Kreuz Virtuti Militari erhielt, diente er in den Napoleonischen Kriegen im polnischen Kontingent auf napoleonischer Seite. 1812–1813 nahm er teil an Napoleon Bonapartes Russlandfeldzug.
Fortifikations- und Kanalarbeiten
Nach dem Ende der Napoleonischen Kriege war Lelewel zunächst Adjutant des Brigadegenerals und Kommandaten der Ingenieurtruppen Jan Chrzciciel de Grandville Malletski (eigentlich: Jean-Baptiste Mallet de Grandville). Für diesen war er 1816–1826 Festungsbaumeister in Zamość. Er modernisierte die aus dem Jahr 1618 stammenden Fortifikationen. Das Neue Lemberger Tor (polnisch brama lwowska nowa) und das Neue Lubliner Tor (brama lubelska nowa) wurden 1820–1821 nach seinen Plänen errichtet. 1825–1830 war Lelewel als Ingenieuroffizier bei der Errichtung des Kanals zur Verbindung von Weichsel und Memel tätig (Kanał Augustowski),[1] wo er u.a. die Swoboda-Schleuse erbaute.[2]
Novemberaufstand 1830
1830-1831 leitete er im polnischen Novemberaufstand von 1830 gegen Russland als Oberstleutnant die Verteidigung der seinerzeit Warschau an der Weichsel gegenüberliegenden selbständigen Stadt Praga. Nach Niederschlagung des Aufstands flüchtete er mit seinem Bruder Joachim zunächst nach Besançon. Nach dem gescheiterten Frankfurter Wachensturm im Jahre 1833, an dem sich Lelewel beteiligt hatte, suchte er Asyl in der Schweiz.[3]
Wasserbau- und Straßeningenieur in der Schweiz
1834 war Lelewel, der in der Schweiz Johann Rudolf Schneider kennengelernt hatte, als Wasserstraßenbauingenieur im Kanton Bern tätig. Als „Vorprojekt“ zur 1. Juragewässerkorrektion (1868–1891) entwarf er den „Plan général du projet concernant le desséchement du Marais de Seeland“. 1837–1847 war er Kantonsingenieur zu Bern. Ihm oblag in dieser Funktion der Ausbau des Berner Straßennetzes, in dessen Zuge er zahlreiche Straßen und Brücken errichtete. Zudem beschäftigte er sich mit Fragen der Stadterweiterung Berns. Er war darüber hinaus ein begabter Zeichner und Maler, ausgebildet bei Zygmunt Vogel.[4]
Zitate
„Einzelne Polen (Anm.: Exilanten) blieben hier und dankten der Schweiz durch bedeutende Leistungen, zum Beispiel der Ingenieur Lelewel bei Vorarbeiten für die Juragewässerkorrektion.“[5]
Literatur
- A. Czolowskic: Zapomniany fortyfikator Zamościa. Teka zamoj. (Der vergessene Festungsbaumeister von Zamość) R. l (5): 1938 nr 3 s. 153 nn. Inż. Jan Paweł Lelewel.
- Jacek Feduszka: Jan Paweł Lelewel (1796–1847), in: ZKK Nr.3–4/1999 S. 77–84, 2000
- Orłowski, Bolesław (Hg.): Słownik polskich pionierów techniki, Katowice 1984, S. 118-119
- Lelewel, Prot und Joachim Lelewel: Żywot Jana Pawla Lelewela, podpułkownika i inżyniera (Das Leben Jan Paweł Lelewels, des Oberstleutnants der Pioniere), Posen 1857
- Polski Słownik Biograficzny, Band XVII, S. 19
- Przegon, Wojciech: Jan Paweł Lelewels Generalplan zum Projekt der Trockenlegung der Sumpfgebiete des Seelandes (1834). Vermessung Photogrammetrie Kulturtechnik. Schweiz, 8, 1999, S. 432–434
- Przegon, Wojciech: Krajobrazy XIX-wiecznego Zamościa w akwarelach i rysunkach Jana Pawła Lelewela. Krakau 1997
- Przegon, Wojciech: Jan Paweł Lelewel – inżynier wojskowy (Jan Paweł Lelewel – Kriegsingenieur). Biuletyn Regionalny Zakladu Doradztwa Rolniczego Akademii Rolniczej w Krakowie 2001
Weblinks
- Genealogie Jan Paweł Lelewel auf Sejmwielki (polnisch)
- Polnisches Biographisches Jahrbuch (Polski Slownik Biograficzny) - Sippschaftstafel, d.h. Übersicht über die in das Polnische Biographische Jahrbuch in eigenen Artikeln aufgenommenen Verwandten von Jan Pawel Lelewel
Quellen
- ↑ Beschreibung des Kanal Augustowski in der Bewerbung für das Verzeichnis des Weltkulturerbes der UNESCO
- ↑ Dariusz Mitas, Kanal Augustowski: „Budował kpt. inż. Lelewel 1826 - 1827“
- ↑ Christoph Zürcher, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 20.10.2005, URL: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D14783.php
- ↑ Christoph Zürcher, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 20.10.2005, URL: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D14783.php
- ↑ Beat Junker: Geschichte des Kantons Bern seit 1798, Band II: Die Entstehung des demokratischen Volksstaates 1831–1880, Abschnitt 1.7.2
Personendaten NAME Lelewel, Jan Paweł KURZBESCHREIBUNG polnischer Ingenieuroffizier, Freiheitskämpfer und Architekt GEBURTSDATUM 26. Juni 1796 GEBURTSORT Warschau STERBEDATUM 9. April 1847 STERBEORT Bern
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