Jewgeni Kiseljow

Jewgeni Kiseljow

Jewgeni Alexejewitsch Kisseljow (russisch Евгений Алексеевич Киселёв, wiss. Transliteration Evgenij Alekseevič Kiselëv; * 15. Juni 1956 in Moskau) ist der bekannteste kritische russische Fernsehjournalist der 1990er Jahre. Trotz der Schließung mehrerer von ihm geführter Fernsehsender hat er seine kritische Haltung gegenüber dem russischen Präsidenten Putin nicht aufgegeben. Nach der Schließung aller kritischen Sender in Russland arbeitet er zur Zeit (November 2003) als Chefredakteur der liberalen Wochenzeitung Moskowskije Nowosti.

Werdegang

Jewgeni Kisseljow studierte an der Moskauer Lomonossow-Universität Orientalistik und arbeitete danach im Afghanistan-Krieg als Übersetzer. 1991 war er einer der Mitbegründer der ersten alternativen Nachrichtensendung Westi. 1992 rief er Itogi (Bilanz) ins Leben - eine Diskussionssendung zu aktuellen politischen Themen, mit der er 1993 vom staatlichen Fernsehen zum Privatsender NTW wechselte. Nachdem er schon seit 1993 einige wichtige Posten bei diesem Sender innegehabt hatte, wurde er im Februar 2000 Generaldirektor.

Als mit der Übernahme von NTW durch die Firma Gazprom im April 2001 die kritische Berichterstattung eingestellt wurde, wechselte Kisseljow mit der Kerntruppe der Journalisten zu Boris Beresowskis Privatsender TW-6. Ein Angebot die Sendung Itogi bei NTW weiterzuführen lehnte er ab. Im Januar 2002 wurde auch TW-6 geschlossen und die Gruppe um Kisseljow gründete den Sender TWS. Die Itogi, die "Lieblingssendung aller denkenden Menschen in Russland" 1 nahm Kisseljow jedes Mal mit.

Als die Muttergesellschaft von TW-6 die Geräte zurückforderte, die Kisseljows Leute für ihren neuen Sender übernommen hatten, wurde dieser letzte unabhängige russische Sender aus finanziellen Gründen eingestellt. Kisseljow erklärte seine Laufbahn als Fernsehjournalist für beendet.

Im September 2003 übernahm der Putin-kritische Ölmagnat Michail Chodorkowski die liberale Wochenzeitung Moskowskije Nowosti und stellte im Zuge ihrer Neugestaltung Kisseljow als Chefredakteur ein. Kisseljow übte diese Tätigkeit bis 2005 aus.

Seitdem moderiert er beim Kreml-kritischen Radiosender Echo Moskwy verschiedene Sendungen, u.a. Rasbor poljotow und die zugleich beim Fernsehsender RTVi ausgestrahlte Sendung Wlast, die bis heute im Programm ist.

Trotz der vermutlich politisch motivierten Schließungen der Fernsehsender, bei denen Kisseljow bislang beschäftigt war, hat dieser seinen stark oppositionellen, kremlkritischen Blick beibehalten.

Kisseljow wurde für seinen engagierten und seriösen Journalismus mehrfach geehrt. 1993 wurde er zum besten Journalisten des Jahres gekürt. 1995 erhielt er in den USA den International Free Press Award. Von der Russischen Fernsehakademie bekam er jeweils einen Preis für die Sendung Itogi und für seine Talk-Show Glas naroda (Die Stimme des Volkes), moderiert von der ebenfalls erfolgreichen Journalistin Swetlana Sorokina, welche oft mit ihm zusammen gearbeitet hat und heute beim Moskauer Radio "Echo Moskvy" arbeitet.

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