Jin-Dynastie (1125-1234)

Jin-Dynastie (1125-1234)
Gebiet der Jin-Dynastie und Nachbarreiche

Die Jin-Dynastie (1125–1234) (chin. 金朝, jīn cháo) ist strikt von der Jin-Dynastie (265–420) (chin. 晉朝, jìn cháo) und der späteren Jin-Dynastie (chin. 後金, hòujīn) zu unterscheiden. Es handelt sich um eine Fremd-Dynastie in Nord-China, gegründet durch das tungusische Volk der Dschurdschen (im 10. Jahrhundert in der Mandschurei gebildet, Vorfahren der Mandschu) von 1115 bis 1125 auf den Resten des Kitan/Liao-Reiches.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Marmorstatue eines buddhistischen Mönchs, Jin-Dynastie 1180 N. Chr.

Die Dschurdschen beherrschten mit Hilfe von Söldnern aus der mongolischen Steppe eine Mehrheit der Han-Chinesen in Nordchina. Das Jin-Reich zählte damals insgesamt 53 Millionen Einwohner, davon 6 Millionen Dschurdschen und war damit der bevölkerungsreichste Staat der Erde. Ende 1126 verbuchten die Dschurdschen einen großen Sieg über die nationalchinesische nördliche Song-Dynastie, deren in Kaifeng sitzender Kaiser Huizong gefangen wurde.

Chengling-Pagode, Zhengding, Provinz Hebei, gebaut 1161-1189 n. Chr.

Die Hauptstadt des Jin-Reiches war zunächst Huei-ing (‎Huining, 1125-1153) bei Harbin in der Mandschurei, heute Acheng. Die Sinisierung des Dschurdschen-Adels beschleunigte sich, als der despotische Kaiser Tikunai die Hauptstadt 1153 nach Peking und schließlich sogar kurzzeitig nach Kaifeng verlegte. Aber Tikunai scheiterte bei seinem Angriff auf Song-China 1161 am Jangtse und wurde von seinen Soldaten getötet.

Unter seinem Nachfolger Wulu wurde die Hauptstadt vorübergehend in die Mandschurei zurückverlegt. Das stand im Zusammenhang mit Maßnahmen der traditionellen Kreise gegen die Sinisierung. 1173 wurde es den Dschurdschen verboten, chinesische Namen anzunehmen. Gleichzeitig wurde die Dschurdschen-Sprache für Beamtenprüfungen vorgeschrieben.

Von 1153-1214 war Zhōngdū (chin. 中都 „mittlere Hauptstadt“) wieder Hauptstadt, das heutige Peking. 1194 verlagerte der Gelbe Fluss seinen Lauf, so dass es zu mehreren Überschwemmungen kam. Trotz dieser Katastrophe, des erwähnten Drucks auf die Regierung und eines neuen Krieges gegen die Song 1208 war die Dschurdschen-Herrschaft am Vorabend des Mongolenangriffs äußerlich stabil. Nur innerlich sah man die Unzuverlässigkeit des Heeres, das zu einem Viertel aus Söldnern aus der Steppe bestand.

Die Jin unternahmen gelegentlich Strafexpeditionen in die Mongolei, verstärkten ab 1192 auch die Große Mauer. Aber die Gründung des Mongolenreiches 1206 stellte für sie eine ernste Herausforderung dar. Nach der Eroberung Pekings durch den Mongolenkhan Dschingis wurde Kaifeng (chin. 開封, Kāifēng) 1214-1234 die letzte Hauptstadt. Das Reich der Jin-Dynastie ging 1234 mit der Eroberung Kaifengs und Luoyangs durch Ugedai Khan zugrunde.

Kaiser der Jin-Dynastie (1125–1234)

Jade-Schmuck, Jin-Dynastie
Hölzerne Bodhisattva-Statue, Jin-Dynastie
Tempelname Posthumer Titel Geburtsname Regierungszeit Regierungsdevisen
Tàizǔ 太祖 Wányán Āgǔdǎ 完顏阿骨打 11151123 Shōuguó 收國 11151116
Tiānfǔ 天輔 11171123
Tàizōng 太宗 Wányán Wúqǐmǎi 完顏吳乞買 oder
Wányán Shèng 完顏晟[1]
11231134 Tiānhuì 天會 11231134
Xīzōng 熙宗 Wányán Hélá 完顏合剌 oder
Wányán Dǎn 完顏亶
11351149 Tiānhuì 天會 11351138
Tiānjuàn 天眷 11381141
Huángtǒng 皇統 11411149
Hǎilíngwáng 海陵王 Wányán Liàng 完顏亮 11491161 Tiāndé 天德 11491153
Zhènyuán 貞元 11531156
Zhènglóng 正隆 11561161
Shìzōng 世宗 Wányán Yōng 完顏雍 11611189 Dàdìng 大定 11611189
Zhāngzōng 章宗 Wányán Jǐng 完顏璟 11901208 Míngchāng 明昌 11901196
Chéng'ān 承安 11961200
Tàihé 泰和 12001208
Wèishàowáng 衛紹王 oder
Wèiwáng 衛王
Wányán Yǒngjì 完顏永濟 12091213 Dà'ān 大安 12091212
Chóngqìng 崇慶 12121213
Zhìníng 至寧 1213
Xuānzōng 宣宗 Wányán Xún 完顏珣 12131223 Zhēnyòu 貞祐 12131217
Xīngdìng 興定 12171222
Yuánguāng 元光 12221223
Āizōng 哀宗 Wányán Shǒuxù 完顏守緒 12241234 Zhèngdà 正大 12241232
Kāixīng 開興 1232
Tiānxīng 天興 12321234
Mòdì 末帝 Wányán Chénglín 完顏承麟 1234

Literatur

  • Tao Jing-shen: The Jurchen in Twelfth-Century China. University of Washington Press, 1976, ISBN 0-295-95514-7.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Lt. Xiàndài Hànyǔ cídiǎn 现代汉语词典 (Beijing, Shāngwù yìnshūguǎn 商务印书馆 1996), ISBN 7-100-01777-7, S. 1705 wird das Schriftzeichen 晟 hier nicht chéng, sondern shèng ausgesprochen.
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