Jiri Dienstbier

Jiri Dienstbier

Jiří Dienstbier (* 20. April 1937 in Kladno) ist ein tschechischer Politiker und Journalist. Nach der Wende 1989 war er der erste Außenminister der Tschechoslowakei nach dem Sturz der kommunistischen Regierung. 2008 wurde er zum Senator für die ČSSD im Bezirk Kladno gewählt.

Leben

Denkmal der Öffnung des Eisernen Vorhangs in der Ortschaft Nové Domky

Jiří Dienstbier stammt aus einer Beamtenfamilie. Er studierte an der Karls-Universität Prag Philosophie und arbeitete anschließend als Journalist beim tschechoslowakischen Rundfunk. 1958 trat er der KSČ bei. Als Auslandskorrespondent berichtete er vor allem aus dem Fernen Osten und fiel als kritischer Kopf auf, unter anderem dadurch, dass er — entgegen den Vorschriften — auch Interviews sendete, die nicht von der kommunistischen Führung in Prag autorisiert waren.

1968 zählte er zu den Unterstützern des Prager Frühlings. Nachdem diese Reformbewegung mit dem Einmarsch von Soldaten und Panzern des Warschauer Pakts gewaltsam niedergeschlagen worden war, schlossen die neuen Machthaber Dienstbier aus der Kommunistischen Partei aus und belegten ihn mit einem Berufsverbot. Jiří Dienstbier verdiente seinen Lebensunterhalt mit unterschiedlichen Tätigkeiten und arbeitete weiter als Oppositioneller. Er unterzeichnete mit vielen anderen Dissidenten die Charta 77. Für sein politisches Engagement wurde er 1979 zu drei Jahren Gefängnis verurteilt.

Nach seiner Entlassung 1982 musste er als Heizer arbeiten; ließ sich aber in seinem politischen Einsatz nicht beirren und schrieb weiterhin für illegale Untergrundzeitungen. Mit der politischen Wende des Jahres 1989 trat er wieder ins Rampenlicht der Öffentlichkeit. Jiří Dienstbier zählte zu den Mitbegründern des demokratischen Bürgerforums. Unter dem neugewählten tschechoslowakischen Präsidenten Václav Havel wurde er im Dezember 1989 zum Außenminister der Tschechoslowakei ernannt. Am 23. Dezember 1989 durchschnitt er am Grenzübergang Waidhaus-Rozvadov gemeinsam mit dem damaligen bundesdeutschen Außenminister Hans-Dietrich Genscher symbolisch mit einem Bolzenschneider den Grenzzaun zwischen der Tschechoslowakei und Deutschland und unterstrich damit den Fall des Eisernen Vorhangs.

1992 trat er als Außenminister zurück. Seither ist er als Kommunalpolitiker im Stadtrat von Prag tätig und arbeitet auch wieder als Journalist. 1998 entsandten ihn die Vereinten Nationen als Sonderberichterstatter für Menschenrechte ins ehemalige Jugoslawien.

Nachdem er 1990 zusammen mit Hans-Dietrich Genscher die deutsch-tschechische Historikerkommission gegründet hatte, erhielten Dienstbier und Genscher 2004 gemeinsam den Kunstpreis für deutsch-tschechische Verständigung, den der Münchener Adalbert-Stifter-Verein gemeinsam mit der Union für gute Nachbarschaft tschechisch- und deutschsprachiger Länder aus Prag verleiht.

Literatur

in deutscher Sprache

  • Prager Gespräche 1978: Zdena Tominová, Jiří Dienstbier, Ludvík Vaculík über tschechische Opposition heute. In: Spuren, Hamburg, 1 (1978), 3, S. 29-32.
  • Jiří Dienstbier: Mit den Augen eines Mitteleuropäers: eine Strategie für Europa. In: Neue Gesellschaft, Frankfurter Hefte 35(1988), H. 4, S. 384-392.
  • Jiří Dienstbier: Was bleibt übrig? 20 Jahre nach dem Prager Frühling, in: OSTKREUZ. Politik - Geschichte - Kultur. Samisdatzeitschrift. Berlin (DDR), Januar 1989
  • Jiří Dienstbier: Träumen von Europa. Berlin 1991. ISBN 3871340030.
  • Manfred Leier (Hrsg.): Prag und die Landschaften der Tschechoslowakei. Mit Beiträgen von Jiří Dienstbier. Hamburg, Sternbuch im Verlag Gruner & Jahr, 1991. ISBN 3570066304.

Weblinks


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