- Jitschin
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Jičín Basisdaten Staat: Tschechien Region: Královéhradecký kraj Bezirk: Jičín Fläche: 2493 ha Geographische Lage: 50° 26′ N, 15° 21′ O50.43694444444415.351666666667287Koordinaten: 50° 26′ 13″ N, 15° 21′ 6″ O Höhe: 287 m n.m. Einwohner: 16.429 (2. Oktober 2006) Postleitzahl: 506 01 Kfz-Kennzeichen: H Struktur Status: Stadt Ortsteile: 11 Verwaltung (Stand: 2007) Bürgermeister: Martin Puš (ODS) Adresse: Žižkovo nám. 18
506 01 JičínWebsite: www.mujicin.cz Jičín (deutsch Jitschin, früher Gitschin) ist eine Kleinstadt in der Region Hradec Králové in Tschechien und Hauptort des gleichnamigen Bezirks.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Die Stadt liegt zirka 85 Kilometer nordöstlich von Prag am Rand des Landschaftsschutzgebietes Böhmisches Paradies. Eine große Durchgangsstraße verbindet den Ort mit Prag und dem Riesengebirge. Gute Verbindungen per Auto, Bus und Eisenbahn bestehen auch nach Mladá Boleslav, Turnov und Hradec Králové.
Wirtschaft und Infrastruktur
Jičín besitzt regionale Bedeutung als Verwaltungs-, Kultur- und wirtschaftliches Zentrum und touristischer Ausgangspunkt für Wanderer und Kletterer im Böhmischen Paradies. Die Felsenstadt Prachauer Felsen liegt nur 6 Kilometer nordwestlich der Stadt entfernt. In der Stadt sind eine Zweigstelle der technischen Fachhochschule Liberec und mehrere Mittelschulen angesiedelt.
Geschichte
Die mittelalterliche Stadt
Der Ort wurde vermutlich am Ende des 12. Jahrhunderts angelegt, eine Gründungsurkunde ist jedoch nicht erhalten. Die ursprüngliche Siedlung lag auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde Staré Místo (deutsch Alter Platz), unterhalb der Burg Veliš. Sie wurde aber später 3 Kilometer nordwärts an das Ufer des Flusses Cidlina verlegt, wo der Fernhandelsweg von Hradec Králové nach Zittau verlief.
Jičín war zunächst im Besitz der böhmischen Krone. Die erste schriftliche Erwähnung stammt aus einem Dokument der Königin Guta von Habsburg vom 1. August 1293. Die These, dass Jičín nach ihr benannt sei (Gutas Stadt heißt auf tschechisch Jitčino město), wird in neuerer Zeit angezweifelt. Nach Gutas Tod 1297 übernahm König Wenzel II. den Ort und vergab ihn zeitweilig an örtliche Herren, die Jičín 1302 die Stadtrechte verliehen. Der endgültige Übergang aus königlichem in adligen Besitz fand in den Jahren 1316-1337 statt. Nach mehrfacher Verpfändung verkaufte König Johann von Luxemburg die Stadt 1337 an Beneš von Wartenberg.
Vom 14. bis zum 16. Jahrhundert ging Jičín durch mehrere Hände: Nach den Wartenbergs übernahmen 1437 Beneš und Hašek von Waldstein die Herrschaft, 1452 Georg von Podiebrad, 1480 Samuel von Hradek und 1487 das Haus Trčka von Leipa, das die Stadt bis 1607 hielt. In dieser Zeit entwickelte sich Jičín zum Mittelpunkt der Region: Bereits seit 1360 bestanden eine Schule und ein Dekanat für 46 Pfarren. Im 16 Jahrhundert erhielt die Stadt das Zollrecht und weitere wirtschaftliche Privilegien. In der Umgebung wurden zahlreiche Teiche angelegt.
Hauptstadt des Herzogtums Friedland
1607 verkaufte Jan Rudolf Trčka von Lípa Jičín als Bestandteil der Herrschaft Kumburk an Sigmund Smiřický von Smiřice. Das Haus Smiřice gehörte zu den reichsten Adelsgeschlechtern in Böhmen. Sigmunds Sohn Jaroslav wollte Jičín zu seinem Verwaltungszentrum ausbauen; er starb jedoch bereits 1614, sein Bruder Albrecht Jan 1618. Der letzte männliche Smiřický, Jindřich Jiří, war geistesschwach, und die Verwaltung des riesigen Besitzes organisierte seine Schwester Margareta Salomena. Sie wollte auch die Stadt Jičín übernehmen, doch dieser Plan scheiterte im Jahre 1620: Als eine Ständekommission im Jičíner Schloss die Übertragung vorbereiten wollte, kam es aus ungeklärter Ursache im Keller des Schlosses zu einer Schießpulverexplosion. In den Trümmern starben unter anderen Mitgliedern der Kommission Rudolf von Stubenberg und Margaretas Schwester Elisabeth. Margaretha selbst musste das Land nach der Schlacht am Weißen Berg verlassen. Jičín fiel 1621 an den Vormund ihres Bruders, den Feldherrn Wallenstein.
Wallenstein erwarb die Herrschaft Kumburk zunächst als Pfand von Kaiser Ferdinand II., konnte die Güter jedoch bereits 1623 aufkaufen. Er beabsichtigte, Jičín zum Zentrum seines Herzogtums Friedland auszubauen und entwarf groß angelegte Pläne, die Stadt und ihre Umgebung zu einer frühbarocken Landschaftskomposition umzugestalten. Der italienische Architekt Nicolo Sebregondi arbeitete 1633 einen Bebauungsplan aus, der zu den ersten in Mitteleuropa zählt. Zu den geplanten Veränderungen gehörten repräsentative Bauten wie das Schloss und eine Villa mit großem Park vor den Stadttoren, Gebäude für die Regierungs- und Verwaltungsorgane des Herzogtums und ein neues Handwerker-Viertel, das hauptsächlich Güter zur Versorgung der Wallensteinischen Truppen herstellen sollte. Jičín erhielt auch eine eigene Münze. Wallenstein ließ die Jesuiten und Kartäuser in die Stadt kommen, Jičín sollte sogar Bischofssitz werden.
Die Stadt nach Wallensteins Tod
Dieser und viele weitere Pläne, die Wallenstein für die Stadt hatte, zerschlugen sich nach seinem Tod 1634. Sein Besitz wurde vom kaiserlichen Kommissariat beschlagnahmt, die ehemalige Hauptstadt seines Herzogtums ging 1635 in den Besitz Rudolfs von Tiefenbach über und sank wieder in den Rang einer Provinzstadt herab. 1653 übernahmen die Sternbergs, 1710 das Haus Trauttmansdorff die Herrschaft. Der Ort verlor größtenteils seine wirtschaftliche, nicht aber seine kulturelle Bedeutung. Dafür ist insbesondere das Jesuiten-Gymnasium verantwortlich, das bis 1777 bestand und 1807 auf private Initiative hin wiedereröffnet wurde.
1850 wurde die Stadt Sitz der Kreisverwaltung. Einige Industriebetriebe siedelten sich an. 1866 wurde die Gegend vom Deutschen Krieg getroffen: In der Schlacht bei Gitschin siegte Preußen über die österreichische Armee. Nach dem Zerfall der Habsburgermonarchie 1918 gehörte Jičín zur Tschechoslowakei, zwischen 1938 und 1945 unter dem Namen Jitschin zum Protektorat Böhmen und Mähren. Heute ist Jičín Teil der Republik Tschechien und Verwaltungssitz des gleichnamigen Bezirks.
Baugeschichte und Baudenkmäler
Die Siedlung an der Cidlina ist eine Planstadt. Die Häuser sind entlang einem gleichmäßigen Straßennetz rings um einen rechteckigen zentralen Platz angeordnet und waren mit Holz-Barrikaden und einem Graben umgeben. Im 16. Jahrhundert erhielt die Befestigung drei Stadttore: das Prager Tor im Westen (gebaut 1577), das Holíner Tor im Norden und das Valdicer Tor im Osten (1568), welches als einziges heute noch erhalten ist. Nach einem großen Brand im Jahre 1572 ersetzte man die meisten Holz- durch Steinbauten im Renaissance-Stil. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts entstand ein kleines Schloss an der Südseite des Platzes und ein zweites am Unteren Platz (Malé náměstí). Zur Stadt gehörten zwei Kirchen: eine Pfarrkirche an der südwestlichen Ecke des Platzes und an der südöstlichen Ecke die Kirche des Hl. Jakobus des Älteren mit einem Friedhof. Die Pfarrkirche wurde 1622 den Jesuiten übergeben und dem Hl. Ignatius geweiht.
Wallenstein kaufte ab 1621 mehr als 100 der etwa 200 Bürgerhäuser auf und begann mit einer Umgestaltung der Provinzstadt zur fürstlichen Residenz. Die Stadtmitte wurde zum Regierungsviertel, im Norden entstand ab 1624 ein neuer Handwerker-Stadtteil. Insgesamt sollte Jičín auf etwa 560 Häuser anwachsen; der Herzog baute nicht nur selbst, sondern überwachte auch die Bautätigkeit der Bürger und erließ detaillierte Bau- und Feuerschutzvorschriften. An der Umsetzung der Pläne waren hochrangige europäische Künstler beteiligt: Unter vielen anderen holte der Herzog die Architekten Giovanni Battista Marini, Niccolo Sebregondi, Giovanni Peroni und Andrea Spezza, den Bildhauer Adriaen de Vries und den Maler Ambrosius Fritsch nach Jičín. Spezza und Peroni erweiterten das Schloss (Zámek) und die Kirche des Hl. Jakobus im Stil des Manierismus und verbanden beide mit einer überdachten Fußgängerbrücke. Die Kirche, die als Bischofskathedrale geplant war, blieb allerdings unvollendet, und bis heute fehlt ihr die Kirchturmspitze. 1628 begann der Bau eines Jesuitenkollegs, 1630 wurde im Nordosten vor der Stadt die Villa Libosad errichtet. Das Anwesen ist von einem frühbarocken Garten und einem Park umgeben und durch eine 1,7 Kilometer lange Lindenallee mit der Stadt verbunden. Nahe Libosad, im heutigen Ort Valdice, entstand nach den Plänen Spezzas ein Kartäuserkloster. Die Klosterkirche diente dem Hause Waldstein bis 1785 als Grabstätte. 1855-56 wurde das Kloster zum Gefängnis umgebaut, das bis heute in Betrieb ist.
Wallensteins Tod 1634 stoppte die Stadtentwicklung. Die bereits begonnenen Bauvorhaben setzte Rudolf von Tiefenbach jedoch fort, der Nicolo Sebregondi unter Vertrag nahm. Im 18. Jahrhundert, in der Ära der Herren von Trauttmansdorff, hielt der Hochbarock in Jičín Einzug. Viele Statuen und Skulpturen, die man heute in der Stadt finden kann, stammen aus dieser Periode. Während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nahm die Bevölkerungszahl stark zu, die Stadt wuchs schnell, hauptsächlich Richtung Osten. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden vermehrt Häuser im Stil der Neorenaissance gebaut. Nach dem 2. Weltkrieg entstanden in den Vororten einige Plattenbau-Siedlungen.
Der historische Stadtkern steht seit 1957 unter Denkmalschutz.
Regelmäßige Veranstaltungen
Jičín ist Schauplatz der von Václav Čtvrtek geschriebenen Märchen um den Räuber Rumcajs (Räuber Fürchtenix). Daher wird jedes Jahr in der ersten Septemberhälfte das Fest Jičín – die Märchenstadt gefeiert.
Seit 1934 findet im Mai jedes geraden Jahres das Wallenstein-Festival mit historischen Vorführungen und Vorträgen statt.
Ortsteile
Zu Jičín gehören die Ortsteile Dvorce, Holínské Předměstí, Moravčice, Nové Město, Popovice, Pražské Předměstí, Robousy, Sedličky, Soudná, Staré Město und Valdické Předměstí.
Städtepartnerschaften
Partnerschaftsverträge bestehen mit
- Erbach (Odenwald), Hessen
- Königsee, Thüringen (seit 1990)
- Martin, Slowakei
- King's Lynn, Vereinigtes Königreich
- Wijk bij Duurstede, Königreich der Niederlande
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Karl Kraus (1874–1936), Schriftsteller
- Jan Morávek (1887-1960), tschechischer Historiker und Archivar
Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben
- Jacob Bassevi Schnules von Treuenburg (1580–1634), Hofjude
- Albrecht von Waldstein (1583–1634), Feldherr
- František Cyril Kampelík (1805–1872), tschechischer Volksaufklärer und Begründer der Selbsthilfe-Genossenschaften
- Jan Gebauer (1838–1907), tschechischer Sprachwissenschaftler und Literaturhistoriker, besuchte die hiesige Schule
- František Kaván (1866–1941), Maler und Dichter
- Robert Winterstein (1874–1940), Jurist
- Josef Gočár (1880–1945), Architekt
- Josef Váchal (1884–1969), Schriftsteller, Maler, Designer und Drucker
Weblinks
- Stadtinformationszentrum Jičín (deutsch, englisch, tschechisch)
- interregion.cz (tschechisch)
- Flugblatt zur Landschaftskomposition (deutsch)
- jicinsko.cz (tschechisch)
Städte und Gemeinden im Okres Jičín (Bezirk Jitschin)Bačalky | Bašnice | Běchary | Bílsko u Hořic | Boháňka | Borek | Brada-Rybníček | Březina | Bříšťany | Budčeves | Bukvice | Butoves | Bystřice | Cerekvice nad Bystřicí | Červená Třemešná | Češov | Dětenice | Dílce | Dobrá Voda u Hořic | Dolní Lochov | Dřevěnice | Holín | Holovousy | Hořice | Cholenice | Chomutice | Choteč | Chyjice | Jeřice | Jičín | Jičíněves | Jinolice | Kacákova Lhota | Kbelnice | Kněžnice | Konecchlumí | Kopidlno | Kostelec | Kovač | Kozojedy | Kyje | Lázně Bělohrad | Libáň | Libošovice | Libuň | Lískovice | Lukavec u Hořic | Lužany | Markvartice | Miletín | Milovice u Hořic | Mladějov | Mlázovice | Nemyčeves | Nevratice | Nová Paka | Ohařice | Ohaveč | Osek | Ostroměř | Ostružno | Pecka | Petrovičky | Podhorní Újezd a Vojice | Podhradí | Podůlší | Radim | Rašín | Rohoznice | Rokytňany | Samšina | Sběř | Sedliště | Sekeřice | Slatiny | Slavhostice | Sobčice | Soběraz | Sobotka | Stará Paka | Staré Hrady | Staré Místo | Staré Smrkovice | Střevač | Sukorady | Svatojanský Újezd | Šárovcova Lhota | Tetín | Třebnouševes | Třtěnice | Tuř | Úbislavice | Údrnice | Úhlejov | Újezd pod Troskami | Úlibice | Valdice | Veliš | Vidochov | Vitiněves | Volanice | Vrbice | Vršce | Vřesník | Vysoké Veselí | Zámostí-Blata | Zelenecká Lhota | Železnice | Žeretice | Židovice | Žlunice
Dieser Text basiert teilweise auf einer Übersetzung des Artikels en:Jičín aus der englischen Wikipedia, Version vom 19. Juli 2005
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