Joachim II. von Brandenburg

Joachim II. von Brandenburg
Joachim II. als Kurprinz, Porträt von Lucas Cranach d.Ä.
Joachim II. nimmt das heilige Abendmahl in beiderlei Gestalt
Porträt des Kurfürsten von Lucas Cranach d.J. um 1550

Joachim II. von Brandenburg (* 13. Januar 1505 in Cölln; † 3. Januar 1571 in Köpenick), der den Beinamen Hector trug, war von 1535 bis zu seinem Tode Kurfürst von Brandenburg und Herzog von Preußen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Durch das Testament seines Vaters Joachim I. Nestor gingen die Neumark und weitere Landesteile als Markgrafschaft Brandenburg-Küstrin an seinen jüngeren Bruder Johann.

Mit der Regentschaft von Joachim II. begann für die Mark Brandenburg eine neue Epoche. Vor allem galt dies für die Einführung der Reformation im Jahre 1539. Joachim hatte den durch die Kirchenspaltung bedingten Konflikt in der eigenen Familie erlebt: von seinem Vaters und seinen Onkel Albrecht, Kardinals und Erzbischofs von Mainz und Magdeburg, wurde er zur katholischen Seite gezogen, von seiner Mutter und eines anderen Onkel Albrecht von Brandenburg-Ansbach, dem Herzog von Preußen, zur evangelischen. Mit dem Tode des Onkels Albrecht wurde Joachim II. Hector Miterbe des Herzogtums Preußen. Hieraus mag sich erklären, dass Joachim II. auch nach seiner Konversion zu den versöhnlichen Kräften im Reich zählte und vor allem nicht dem Schmalkaldischen Bund beitrat.

Am 1. November 1539 nahm der Kurfürst in Begleitung einiger Adliger erstmalig an einer lutherischen Abendmahlsfeier in der Spandauer Nikolaikirche teil. Dieses Datum gilt als Beginn der Reformation im Kurfürstentum Brandenburg.

Am 18. März 1558 unterschrieb er gemeinsam mit Ottheinrich von der Pfalz, August von Sachsen, dem Pfalzgrafen Wolfgang von Zweibrücken, Herzog Christoph von Württemberg und Landgraf Philipp von Hessen den von Philipp Melanchthon entworfenen Frankfurter Rezess, in dem er sich zur Augsburgischen Konfession bekannte.

1542 begann Joachim II. mit dem Bau des Jagdschlosses Grunewald und ließ einen Dammweg vom Berliner Stadtschloss dorthin errichten. Dieser ursprüngliche Dammweg sollte später Kurfürstendamm genannt werden und Jahrhunderte danach in ganz anderer Gestaltung Weltruhm erlangen. Im Jahr 1558 veranlasste er den Bau des Schlosses Köpenick nach dem Abriss der Überreste einer alten Burg.

Joachim II. pflegte eine aufwändige Hofhaltung, die - gepaart mit seiner regen Bautätigkeit - dafür sorgte, dass der kurfürstliche Haushalt während seiner Regierung nahezu permanent überschuldet war. Er hinterließ bei seinem Tod eine Schuldenlast von 2,5 Millionen Gulden.

Innenpolitisch förderte er ab 1543 aus finanziellen Gründen die Ansiedlung der Juden in Brandenburg. Vor allem in der Messestadt Frankfurt Oder entstand daraufhin eine große Gemeinde. 1510 waren nach einer angeblichen Hostienschändung sämtliche Juden aus Brandenburg vertrieben wurden. Der Münzmeister Lippold Ben Chluchim aus Prag errang großen Einfluß am Hof. Nach dem Tode des Kurfürsten wurde Lippold beschuldigt ihn vergiftet zu haben und hingerichtet, die Juden wurden, wieder einmal, aus Brandenburg vertrieben und durften sich erst wieder 1671 im Kurfürstentum ansiedeln.

Nachkommen

Erste Ehe: Joachim II. heiratete Magdalene von Sachsen († 25. Januar 1534), Tochter von Georg, Herzog von Sachsen.

  • Johann Georg (1525–1598), Kurfürst von Brandenburg;
  • Barbara (1527–1595) ∞ Georg II. von Schlesien-Brieg
  • Elisabeth (1528-1529)
  • Friedrich (1530–1552), Erzbischof von Magdeburg;
  • Albrecht (15. Februar 1532 - 16. Februar 1532)
  • Georg (* und † 15. Februar 1532)

Zweite Ehe: Joachim II. heiratete Hedwig von Polen.

Das Denkmal Joachims II. vor der Nikolaikirche in Spandau erinnert an den Übertritt des Kurfürsten zum evangelischen Glauben in dieser Kirche

Denkmal

Für die Berliner Siegesallee gestaltete der Bildhauer Harro Magnussen die Denkmalgruppe 20 mit einem Standbild Joachims II. als Hauptfigur. Zentrales Thema der Gruppe war die Einführung der Reformation durch Hektor, was Magnussen mit einer üppig verzierten Inschriftenkartusche am Denkmalsockel, in der unter anderem ein Abendmahlskelch und eine Oblate dargestellt waren, unterstrich.

Denkmalgruppe 20 in der Siegesallee mit Joachim II. im Zentrum

Auch die Auswahl der Nebenfiguren war dem Thema Reformation geschuldet. Zur Linken Hectors stand eine Büste des Markgrafen Georg der Fromme von Ansbach und zur Rechten die Büste des Bischofs von Brandenburg Matthias von Jagow, von dem Hektor 1539 das Abendmahl in beiderlei Gestalt empfangen hatte. Darüber hinaus befand sich in der Bankmitte zwischen den Nebenfiguren ein vergoldetes Bronzemedaillon mit einem Porträtrelief Martin Luthers. Der Sockel des Medaillons enthielt auf Befehl des Auftraggebers der Siegesallee, Kaisers Wilhelm II., die Inschrift mit der ersten Zeile des Kirchenlieds von Luther: Ein feste Burg ist unser Gott, ein gute Wehr und Waffen.

Bei der Darstellung Hectors Rüstung übertrug Magnussen exakt die Einzelheiten der originalen reichverzierten Prunkrüstung Joachims II., die im Zeughaus Berlin ausgestellt war. Das ernste, bärtige Gesicht und die hohe Kopfbedeckung formte er nach der Darstellung auf zwei Porträtreliefs, die in Form von Specksteinmodellen im Königlichen Münzkabinett aufbewahrt waren.

Die Enthüllung der Gruppe fand am 22. Dezember 1900 statt. Ursprünglich sollten die Figuren – passend zu ihrem zentralen Thema – bereits am Reformationstag 1900 übergeben werden, was an einem Unfall in der Werkstatt des Steinbildhauers scheiterte.[1]

Siehe auch

Literatur

  • Uta Lehnert: Der Kaiser und die Siegesallee. Réclame Royale, Dietrich Reimer Verlag, Berlin 1998, ISBN 3-496-01189-0.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Uta Lehnert: Der Kaiser und die …, S. 171-174

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