Johann-Brinckmann-Gymnasium

Johann-Brinckmann-Gymnasium
Die Domschule von 1579 (bezeichnet mit „L“, links),
Schloss Güstrow und die
Hofkirche, der „Güstrower Dom“ (bezeichnet mit „F“)
(Abb. 1653)
Heinrich der Friedfertige, Gründer der Domschule
Domschule Güstrow um 1800
Gebäude der Domschule 2008
Giebel der Domschule
Detail der Skulptur von Uwe Johnson vor dem John-Brinckman-Gymnasium
Superintendent Adolf Friedrich Fuchs (1753–1828), 1789–1811 Rektor und Reformer der Schule, 1792 Verleihung des Titels „Professor“[1]

Die Domschule Güstrow war eine 1552 durch Herzog Johann Albrecht I. von Mecklenburg (1525-1576) gestiftete Lateinschule und späteres Gymnasium in Güstrow. Ihr Gebäude von 1575/79 ist der älteste erhaltene Schulbau von Mecklenburg.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Eine Schule zur Ausbildung des Kleriker-Nachwuchses lässt sich in Güstrow seit der Gründung des Kollegiatstifts 1236 nachweisen. 1553[2] entstand die Neue Domschule mit der Vereinigung der alten Domstiftsschule und der Ratsschule, einer evangelischen Gelehrtenschule. Deren Gründung war bereits 1540 durch Herzog Heinrich dem Friedfertigen verfügt worden. Mit dem Bau wurde jedoch erst 1560 durch Baumeister Philipp Brandin begonnen.[3] Der erste Rektor der Schule, Wolfgang Leupold (1517-1583),[4] war von Philipp Melanchthon empfohlen worden.

Trotz anhaltender Auseinandersetzungen zwischen den Herzögen, die die Schule als Fürstenschule nach sächsischem Vorbild führen wollten, und dem Rat der Stadt Güstrow über die Schulaufsicht entwickelte sich die Domschule in den folgenden Jahrzehnten zur angesehensten Schule des Landes.

Seit 1552 fanden in Güstrow Theatervorstellungen statt. Die Darsteller waren ausschließlich Schüler der Domschule Güstrow. Die Vorstellungen, welche die evangelische Lehre zu verbreiten helfen sollten, wurden bis zum Dreißigjährigen Krieg beibehalten.

1662 wurde der Stadt durch den Permutationsvergleich ein Kompatronat und weitgehende Schulaufsicht eingeräumt. Gleichzeitig wurde die Schulordnung von 1602 überarbeitet. Latein, bisher alleinige Unterrichtssprache, wurde erst ab der dritten Klasse verwendet, die Schule wurde für Bürger geöffnet. Mädchen blieben jedoch weiterhin ausgeschlossen. Weitere Reformen der Schulordnung erfolgten 1752 und, unter dem Rektorat von Adolph Friedrich Fuchs nach dem Vorbild des Unterrichts in den Schulen der Franckeschen Stiftungen, 1789. Obwohl weiterhin der Zugang zur Universität Ziel des Unterrichts blieb, wurde ein Schwerpunkt auf die allgemeine Bildung gelegt, die Schülern zugute kommen sollte, die einen praktischen bürgerlichen Beruf ergreifen wollten. Der Stundenplan sah ein Kurssystem vor, bei dem die Schüler nach ihren Fähigkeiten eingestuft wurden. Nur Latein und Religion blieben für alle Schüler obligatorisch.

1942 wurde die in ihrem Bestand bedrohte Domschule mit dem 1902 gegründeten Realgymnasium, das seit 1934 den Namen des niederdeutschen Dichters John Brinckman trug und bereits die dreifache Schülerzahl aufwies, zusammengelegt. Das alte Gymnasium wurde aufgelöst. Bis 1947 hieß die Schule, die ihren Sitz Am Wall Nr. 6 hatte, „Vereinigte John-Brinckman-Schule und Domschule“. Das heutige John-Brinckman-Gymnasium feierte 1983 sein 450-jähriges Bestehen.

Gebäude

Für die Domschule wurde 1575 bis 1579 am Domplatz nach Plänen des Baumeisters Philipp Brandin ein eigenes Gebäude im Renaissance-Stil errichtet, das als das älteste erhaltene Schulgebäude in Mecklenburg gilt. Es ist ein dreigeschossiger Ständerbau mit durchgezapften Deckenbalken, Zapfenschloss, Ziegelverblendung und Verputz. 1904 gab es einen Erweiterungsbau. Das Gebäude wurde bis 1974 als Schule genutzt und war danach Magazin des Museums.[5]

Anlässlich des 450. Jubiläums der Domschule im Jahr 2003 wurde die Außenfassade des historischen Schulgebäudes nach alten Befunden rekonstruiert.

Im September 2007 beauftragte die Stadtvertretung den Bürgermeister, ein Gesamtnutzungs- und Sanierungskonzept für den leerstehenden Gebäudekomplex alte Domschule und die ehemalige Kerstingschule zu erarbeiten.[6]

Bibliothek

Die historische Schulbibliothek der Domschule umfasste zu Beginn des 20. Jahrhunderts 60.000 Bände[7] und war die größte ihrer Art in Mecklenburg. Zeitweilig übernahm sie die Funktion der öffentlichen Bibliothek für Güstrow. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden große Teile des Altbestands in das Museum der Stadt Güstrow überführt, wo sie als kulturgeschichtliche Sammlung geführt wurden. Durch Auslagerung im April 1945 und politische Umstände der unmittelbaren Nachkriegszeit kam es zu einer weitgehenden Zersplitterung der Bibliothek. Reste befinden sich in der Museumsbibliothek Güstrow, in der Bibliothek des John-Brinckman-Gymnasiums sowie in der Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern in Schwerin, darunter 19 Inkunabeln in 14 Bänden. Von der einst bedeutenden Hansenschen Bildersammlung von ca. 50.000 Kupferstichen, die von Senator Georg Wilhelm Hansen (1736-1819) zusammengetragen und seit Mitte des 19. Jahrhunderts in der Bibliothek der Domschule verwahrt wurde, sind ebenfalls nur Reste (ca. 2400 Kupferstiche) im Museum erhalten.

Bekannte Schüler

Bekannte Lehrer

  • Johann Freder der Jüngere (1544–1601), Professor der Theologie an der Universität Rostock, 1568–1572 Rektor [11]
  • Sebastian Meier, Rektor 1619-1629
  • Andreas Gottfried Ammon (1635-1686), evangelischer Theologe (ADB), 1663-1667 Rektor
  • Johann Christian Friedrich Dietz (1765-1834), Pädagoge, Pastor und Publizist, 1789–1804 Subrector[12]
  • Johann Friedrich Besser (...), Professor und Rektor, verfasste in zwölf (?) Stücken Anfang des 19. Jahrhunderts Nachrichten über die Domschule (s. Literatur)[13]

Literatur

  • Johann Friedrich Besser, Nachrichten von der Güstrowschen Domschule, Elftes Stück, Güstrow 1823 (Verzeichnis aller Lehrer der Domschule bis 1670)
  • Johann Friedrich Besser, Nachrichten von der Güstrowschen Domschule, Zwölftes Stück, Güstrow 1823 (Verzeichnis aller Lehrer der Domschule von 1670 bis 1824)
  • Peter Lack: Die Domschule zu Güstrow. In: Güstrower Jahrbuch 2005, S. 81-85 ISBN 3-00-014827-2
  • G.C.H. Raspe: Schulnachrichten von der Domschule zu Güstrow. 1853
  • Heinrich Schnell: Das Unterrichtswesen der Grossherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und Strelitz. Berlin: A. Hofmann & Co. 1909 (Monumenta Germaniae Paedagogica), Band 3, S. 382ff.
  • Steffen Stuth: Von der Fürstenschule zur modernen Lehranstalt. Zur Geschichte der Domschule. In: Güstrower Jahrbuch 2005, S. 85-91 ISBN 3-00-014827-2

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Lebensdaten Fuchs (Englisch)
  2. Vgl. Das Kantorat des Ostseeraums im 18. Jahrhundert, S. 127
  3. Vgl. Das Kantorat des Ostseeraums im 18. Jahrhundert, S. 127, Fußnote 2 m.w.Nw.
  4. Leupold hatte zunächst als Lehrer 1552 den Administrator zu Ratzeburg Christoph von Mecklenburg nach Paris begleitet, wohin dieser 15jährig als Geisel entsandt worden war. Vgl. [1]; Kade, Reinhard „Wolfgang Leupold, ein Freiberger Kind, der Erzieher des Herzogs Christoph von Mecklenburg“, in: Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins (1891) 27, S. 49-54
  5. Architekturführer DDR, Bezirk Schwerin, 1984, S. 75
  6. Güstrower Stadtanzeiger November 2007
  7. Handbuch der historischen Buchbestände
  8. Lebenslauf
  9. Lebensdaten
  10. Lebenslauf bis 1945
  11. Artikel in: Neues Historisches Lexikon
  12. Peter Heßelmann, „Gereinigtes Theater“, Frankfurt am Main 2002, S. 175, Fn 63 - ISBN 3465032160
  13. Allgemeines Repertorium der Literatur 1823, S. 466

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Liste der Kulturdenkmäler im Hamburger Bezirk Bergedorf — Die folgende Liste enthält die in der Denkmalliste ausgewiesenen Denkmäler auf dem Gebiet der Freien und Hansestadt Hamburg, Bezirk Bergedorf. Hinweis: Die Reihenfolge der Denkmäler in dieser Liste orientiert sich an den Stadtteilen und ist… …   Deutsch Wikipedia

  • Jesuitenkirche (Mannheim) — Mannheimer Jesuitenkirche Ansicht von …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Literaturmuseen — Diese Liste gibt einen Überblick zu den Literaturmuseen und literarischen Gedenkstätten in aller Welt, geordnet nach Ländern und Regionen. Sie erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Inhaltsverzeichnis 1 Literaturmuseen und literarische… …   Deutsch Wikipedia

  • Bilk — Düsseldorf Bilk …   Deutsch Wikipedia

  • Carl Braband — Carl Julius Braband (* 10. Juli 1870 in Hamburg; † 19. November 1914 ebenda) war ein Rechtsanwalt und deutscher liberaler Politiker. Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Beruf 2 Partei 3 Abgeordneter …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”