Johann Christoph von Wöllner

Johann Christoph von Wöllner

Johann Christoph von Wöllner (* 19. Mai 1732 in Döbritz; † 10. September 1800 in Großriez bei Beeskow) war ein preußischer Pastor und Staatsmann.

Wöllner war der Sohn eines Pastors. Nach Ablegung der Reifeprüfung 1749 begann Wöllner an der Universität Halle ein Studium der Theologie, das er 1754 erfolgreich beendete. Noch im selben Jahr betrief man ihn als Pastor in die Gemeinde Groß Behnitz bei Berlin. Parallel dazu bekam er eine Anstellung als Hauslehrer bei General Friedrich von Itzenplitz.

Als nach einigen Jahren General von Itzenplitz starb, legte Wöllner 1760 alle seine kirchlichen Ämter nieder und pachtete das Gut des Generals. 1768 heiratete er die Gräfin Charlotte Amalie Elisabeth von Itzenplitz (1742–1801), die einzige Tochter seines ehemaligen Dienstherrns. Diese Mesalliance duldete König Friedrich II. nicht: er ließ „Frau Wöllner“ enteignen und verbannte sie in die Berliner Hausvogtei. In dieser Zeit entstanden einige polemische Schriften Wöllners (z. B. Die Aufhebung der Gemeinheiten in der Mark Brandenburg). U.a. dieser Pamphlete wegen machte Wöllner die Bekanntschaft von Friedrich Nicolai und wurde auch Mitarbeiter bei dessen Bibliothek über landwirtschaftliche Fragen.

Der König Friedrich II. lehnte bis zu seinem Tod am 17. August 1786 kategorisch ab, Wöllner in den Adelstand zu erheben. Mehrmals nannte der König Wöllner „… einen hinterlistigen und intriganten Pfaffen“. 1770 wurde er vom Prinzen Heinrich von Preußen zum Rat bei dessen Domänenkammer ernannt. Nachdem er zunächst wie der König Mitglied der Freimaurerloge Zu den Drei Weltkugeln war, zog sich Wöllner später zurück und wandte sich den Rosenkreuzern zu. Wöllner gründete bald eine eigene Loge und am 8. August 1781 wurde Kronprinz Friedrich Wilhelm dort Mitglied.

Mit der Zeit gewann Wöllner einigen Einfluss auf den Kronprinzen. Am 26. August 1786 wurde er vom neuen Herrscher zum Geheimen Finanz-, Kriegs- und Domänenrat sowie zum Oberhofbau-Intendanten ernannt. Am 2. Oktober desselben Jahres erhob man ihn in den Adelsstand und erstattete ihm die enteigneten Güter zurück. Mit der Zeit entbrannte ein politischer Machtkampf zwischen den einzelnen Ressorts und erreichte 1788 den Höhepunkt, als Wöllner den Minister Karl Abraham Freiherr von Zedlitz aus dem Amt drängte. An dessen Stelle wurde nun er zum Justizminister. Da Wöllner zusammen mit seinem König in den verschiedenen Logen verkehrten, konnte er sich gerade dadurch dessen Gunst erhalten.

Der Einfluss Wöllners auf den König machte dann auch das Wöllnersche Religionsedikt vom 9. Juli 1788 möglich. Durch dieses Edikt sollte hauptsächlich die lutherische Landeskirche unterdrückt und der Aufklärung Einhalt geboten werden. Erst nach über fünf Jahren, am 27. Dezember 1793, wurde es wieder aufgehoben; nun stellte Kritik an den drei Hauptkonfessionen eine Straftat dar und wurde letztendlich mit Amtsentsetzung bedroht. Von diesen Zensurmaßnahmen der Königlichen Examinations-Commission war auch Immanuel Kant betroffen.

Nach dem Tod von König Friedrich Wilhelms II. am 16. November 1797 war die politische Karriere Wöllners zu Ende. Am 11. März 1798 wurde er entlassen und lebte nun abwechselnd auf einem seiner Güter in Brandenburg; u. a. auf Groß-Rietz, das er 1790 gekauft hatte. Dort starb er dann auch im Alter von 68 Jahren am 10. September 1800.

Dieser Artikel basiert auf einem gemeinfreien Text („public domain“) aus Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage von 1888–1890. Bitte entferne diesen Hinweis nur, wenn Du den Artikel so weit überarbeitet oder neu geschrieben hast, dass der Text den aktuellen Wissensstand zu diesem Thema widerspiegelt und dies mit Quellen belegt ist, wenn der Artikel heutigen sprachlichen Anforderungen genügt und wenn er keine Wertungen enthält, die den Wikipedia-Grundsatz des neutralen Standpunkts verletzen.



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