Johann Karl I.

Johann Karl I.
Spanische Königsfamilie
König Juan Carlos I., 2007
Ähnlich wie bei der Rolle der britischen Monarchin im Commonwealth of Nations ist der spanische König Oberhaupt der Organisation der Ibero-Amerikanischen Staaten, hier gemeinsam mit dem argentinischen Präsidenten Néstor Kirchner, 2004

Juan Carlos I. [ˈxu̯an ˈkaɾlɔs] (* 5. Januar 1938 in Rom als Juan Carlos Alfonso Víctor María de Borbón y Borbón-Dos Sicilias; die deutsche Form Johann Karl I. ist im Gegensatz zu historischen Monarchen ungebräuchlich) ist seit dem 22. November 1975 König von Spanien. Der aus dem Haus der Bourbonen stammende Monarch ist Mitglied im Club of Rome und der Bruderschaft St. Christoph.

Er ist der älteste Sohn von Juan de Borbón y Battenberg und somit Enkel von König Alfons XIII. von Spanien. Bekannt ist der spanische König vor allem für das von ihm mitherbeigeführte Ende der franquistischen Diktatur und die Einführung der Demokratie in Spanien.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Für die Sicherung der Nachfolge des spanischen Diktators Francisco Franco war bereits 1947 die Wiedereinführung der Monarchie vorgesehen worden. Eigentlicher Thronfolger war Juan Carlos' Vater, Juan de Borbón; dieser war aber seit dem Tod seines seit der Zweiten Republik exilierten Vaters Alfons XIII. im Jahr 1941 von Estoril (Portugal) aus insofern zum Gegenspieler Francos geworden, als er von diesem unablässig die Restauration der Monarchie in Spanien gefordert hatte. In einer langen Unterredung am 25. August 1948 einigten sich der Diktator und das Oberhaupt des Königshauses darauf, den ältesten Sohn Juans, Juan Carlos, durch Franco zu dessen Nachfolger ausbilden zu lassen und so die Monarchie nach Francos Tod zu restaurieren.

Juan Carlos kam daraufhin im Alter von zehn Jahren nach Spanien, wo er 1952 an der San Isidro Schule in Madrid das Abitur ablegte und danach die Militärakademien von Saragossa (allgemein, 1955–57), Marín (Provinz Pontevedra, Marine, 1957/58) und San Javier (Murcia, Luftwaffe, 1958/59) besuchte. Anschließend studierte er von 1960 bis 1961 an der Complutense Universität in Madrid die Fächer Verfassungsrecht, Internationales Recht, Wirtschaftswissenschaften und Besteuerung.

Während eines Urlaubs im königlichen Exil in Estoril ereignete sich am 29. März 1956 (einem Gründonnerstag) ein folgenschweres Unglück: Sein jüngerer Bruder, der 14-jährige Prinz Alfonso starb durch eine Schussverletzung. Der damals 18-jährige Juan Carlos war der einzige Zeuge. Die offizielle Erklärung lautete, dass sich während der Reinigung der Waffe ein Schuss gelöst habe. Die Kugel traf Alfonso, der an Hämophilie litt, in die Stirn; er starb wenige Minuten später an den Folgen der Verletzung. Vermutlich handelte es sich bei dieser in Spanien selten erwähnten Tragödie um einen Unfall. Eine gerichtliche Untersuchung, die auch von Juan Carlos’ Onkel Jaime, dem älteren Bruder des Vaters gefordert wurde, fand jedoch nie statt. Es wurde auch nie geklärt, wer von den beiden Jugendlichen den Schuss ausgelöst hatte. Die Waffe, aus welcher der tödliche Schuss stammte, wurde von Juan Carlos' Vater Juan persönlich im Meer versenkt.

Am 14. Mai 1962 heiratete Juan Carlos in Athen die Prinzessin Sophia von Griechenland. Aus dieser Ehe stammen die Kinder Elena (* 20. Dezember 1963), Cristina (* 13. Juni 1965) und Felipe (* 30. Januar 1968). Seit der Eheschließung wohnt und arbeitet die königliche Familie im Zarzuela-Palast nordwestlich von Madrid.

Franco setzte schließlich 1969 per Gesetz fest, dass nach seinem Tod Juan Carlos der Regierung als König vorsitzen solle. Mit dem Tod Francos am 20. November 1975 war der Weg für die Thronbesteigung durch Juan Carlos vorgezeichnet. Bereits zwei Tage nach dem Tod Francos, am 22. November 1975, wurde Juan Carlos zum König proklamiert. Aus legitimistischer Sicht wurde seine Herrschaft jedoch erst 1977 anerkannt, als sein Vater formell auf den Thron verzichtete. In seiner Thronrede betonte Juan Carlos I., dass „eine freie und moderne Gesellschaft die Beteiligung aller in den Entscheidungszentren, den Medien, den unterschiedlichen Ebenen des Erziehungswesens und der Kontrolle des nationalen Wohlstands“ erfordere[1]. Er sah sich, wie er weiter ausführte, als „König aller Spanier, Wächter der Verfassung und Kämpfer für die Gerechtigkeit“[2].

Juan Carlos’ Rolle gilt als wesentlich für die in den Folgejahren stattfindende Demokratisierung Spaniens. 1978 nahm die spanische Bevölkerung mit 88-prozentiger Mehrheit die Verfassung an, die Spanien zu einer parlamentarischen Monarchie machte. Erster Ministerpräsident des demokratischen Spanien wurde Adolfo Suárez.

Am 23. Februar 1981 versuchten Angehörige der Armee, die der Franco-Diktatur nachtrauerten, unter General Milans del Bosch und der paramilitärischen Polizeitruppe Guardia Civil unter Oberst Antonio Tejero einen Militärputsch. Tejero stürmte dabei das Parlament, wo Leopoldo Calvo-Sotelo gerade zum Regierungschef gewählt werden sollte. Mit dem entschlossenen Auftreten des Königs als Oberbefehlshaber der Armee, der sich im Rahmen einer landesweit ausgestrahlten Fernsehansprache eindeutig für die Demokratie aussprach und das Militär auf seine Seite zog, konnte der Staatsstreich noch in der Nacht vereitelt werden. Dieses Datum wird von den Spaniern als der „23-F“ bezeichnet.

Spanien profitierte vom EU-Beitritt im Jahr 1986 wirtschaftlich stark. 1992 eröffnete Juan Carlos als spanisches Staatsoberhaupt die Weltausstellung in Sevilla und die Olympischen Spiele in Barcelona.

Im Jahr 1995 wurde ein Attentatsplan der ETA auf den König aufgedeckt. Katalanische Separatisten sehen in Juan Carlos den Vertreter des verhassten Zentralstaates und verbrannten im Jahr 2007 Bilder des Königs. In weiten Kreisen der Bevölkerung gilt der König als ausgesprochen bürgernah und als Freund des direkten Wortes. Sein an Hugo Chávez gerichtetes ¿Por qué no te callas? (Warum hältst du nicht die Klappe?) auf dem Iberoamerika-Gipfel November 2007 in Santiago de Chile machte Schlagzeilen[3].

Interessen

Juan Carlos I. ist aktiver Funkamateur. Ebenso ist er passionierter Segler mit eigener Yacht Bribon (51 Fuß IMS Racer) und nahm mehrfach erfolgreich an Regatten teil, u. a. bei der Copa del Rey vor Mallorca und am Sardinia Cup vor Sardinien. Bei den Olympischen Sommerspielen 1972 startete er im Drachen und belegte den fünfzehnten Rang.

Er ist auch ein leidenschaftlicher Jäger, wobei die Bärenjagd ihm am meisten zusagt. Kritisiert wurde seine Teilnahme im Jahre 2004 an einer Jagd in Rumänien am Fuß der Karpaten, wo neun geschützte Bären erlegt wurden. Im August 2006 nahm er an einer Jagd in Russland teil, wo er den Bären Mitrofan durch einen einzigen Schuss tötete. Mitrofan soll aber ein zahmer Bär gewesen sein, den man vor der für den König organisierten Jagd mit einem Gemisch aus Wodka und Honig entsprechend vorbereitet hatte.

Titel

Wappen des Königs von Spanien.

Juan Carlos I. verfügt über eine auch für Monarchien ungewöhnlich lange Titelliste. Da gemäß der spanischen Verfassung auch historische und erloschene Titel aufgezählt werden, sind Seine Majestät Don Juan Carlos I. de Borbón y Borbón

sowie Träger verschiedener anderer Ordenstitel.

Unter dieser Titulatur kommen auch habsburgische Titel vor. Diese sind ein Relikt aus der Herrschaft der Habsburger bis 1700, das von den nachfolgenden Bourbonen übernommen wurde.

Ehrungen (Auszug)

Auszeichnungen

Vorfahren und Nachkommen

Ahnentafel Juan Carlos I., König von Spanien
Ururgroßeltern

Prinz Franz d’Assisi von Spanien (1822–1902)
∞ 1846
Königin Isabella II. von Spanien (1830–1904)


Erzherzog Karl Ferdinand (1818–1874)
∞ 1854
Erzherzogin Elisabeth Franziska Maria (1831–1903)

Prinz
Alexander von Hessen-Darmstadt (1823–1888)
∞ 1851
Gräfin Julia von Hauke (1825–1895)

Prinz
Albert von Sachsen-Coburg und Gotha (1819–1861)
∞ 1840
Königin Victoria von Großbritannien und Irland (1819–1901)

König
Ferdinand II. von Beider-Sizilien (1810–1859)
∞ 1832
Prinzessin Maria Christina von Savoyen (1812–1836)

Prinz
Franz de Paula von Beider-Sizilien, Graf von Trapani (1827–1892)
∞ 1850
Erzherzogin Marie Isabelle von Österreich (1834–1901)

Herzog
Ferdinand Philipp von Orléans (1810–1842)
∞ 1837
Herzogin
Helene zu Mecklenburg-Schwerin (1814–1858)


Antoine von Orléans, Herzog von Montpensier (1824–1890)
∞ 1846
Prinzessin Maria Luisa von Spanien (1832–1897)

Urgroßeltern

König
Alfons XII. von Spanien (1857–1885)
∞ 1879
Prinzessin Maria Christina von Österreich (1858–1929)

Prinz
Heinrich Moritz von Battenberg (1858–1896)
∞ 1885
Prinzessin Beatrice von Großbritannien und Irland (1857–1944)

Prinz
Alfons Maria von Neapel-Sizilien, Graf von Caserta (1841–1934)
Prinzessin Maria Antonia von Neapel-Sizilien (1851–1918)

Prinz
Louis Philippe Albert von Orléans, Graf von Paris (1838–1894)
- ∞ 1864
Prinzessin Maria Isabella von Orléans-Montpensier (1848–1919)

Großeltern

König Alfons XIII. von Spanien (1886–1941)
∞ 1906
Prinzessin Victoria Eugénie von Battenberg (1887–1969)

Prinz Carlos Maria François von Neapel-Sizilien (1870–1949)
∞ 1907
Prinzessin Louise Françoise von Orléans (1882–1958),

Eltern

Juan de Borbón y Battenberg, Graf von Barcelona (1913–1993)
∞ 1935
María de las Mercedes de Borbón y Orléans, Prinzessin von Beider Sizilien (1910–2000)

König Juan Carlos I. von Spanien (* 1938)
∞ 1962
Prinzessin Sophia von Griechenland (* 1938)

Kinder

Elena Maria Isabel Dominica de Silos de Borbón y Grecia, Infantin von Spanien, Herzogin von Lugo (* 1963)
∞ 1995
Jaime de Marichalar y Sáenz de Tejada (* 1963)

Cristina Federica Victoria Antonia de Borbón y Grecia, Infantin von Spanien, Herzogin von Palma de Mallorca (* 1965)
∞ 1997
Iñaki Urdangarin (* 1968)

Felipe Juan Pablo y Alfonso de Todos los Santos de Borbón y Grecia, Fürst von Asturien, Fürst von Girona (* 1968)
∞ 2004
Letizia Ortiz Rocasolano (* 1972)

Enkel
  • Felipe Juan Froilán de Todos los Santos de Marichalar y Borbón (* 1998)
  • Victoria Federica de Marichalar y de Borbón (* 2000)
  • Juan Urdangarin y de Borbón (* 1999)
  • Pablo Urdangarin y de Borbón (* 2000)
  • Miguel Urdangarin y de Borbón (* 2002)
  • Irene Urdangarin y de Borbón (* 2005)
  • Infantin Leonor de Borbón Ortiz (* 2005)
  • Infantin Sofia de Borbón Ortiz (* 2007)

Literatur

  • Paul Preston: Juan Carlos, El rey de un pueblo. Barcelona 2003.
  • José Luis de Vilallonga: El Rey. Conversaciones con D. Juan Carlos I. Barcelona 1993.

Einzelnachweise

  1. zit. nach: Karin Schneider-Ferber, M. A., in: Geschichte 2/2001, S. 40
  2. zit. nach: Karin Schneider-Ferber, a. a. O.
  3. vgl. Spiegel-Meldung vom 11. November 2007

Weblinks


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