Johann von Plieningen

Johann von Plieningen

Johannes von Plieningen (* 1454; † 1506), der in einigen Quellen auch als Johann von Pleningen erwähnt wird, stammte aus der edelfreien Familie der Herren von Plieningen und war Doktor des römischen Rechts, Generalvikar des Bischofs von Worms und Freund des Humanisten Rudolf Agricola, sowie Verfasser dessen Biographie.

Als Sohn von Dietrich dem Älteren (1453-1485) und Margarethe von Venningen wurde Johannes von Plieningen im Jahre 1454 vermutlich in der Nähe von Dillingen an der Donau als eines von 4 beurkundeten Kindern geboren. Sein Vater war Vogt auf der Burg Aislingen bei Gundremmingen [1] dem vermuteten Geburtsort. Von Graf Eberhard V. von Württemberg (1450-1496) wurde Dietrich der Ältere am 20. Dezember 1480 mit der Burg Schaubeck und der Hälfte von Gericht und Vogtei über Kleinbottwar belehnt, der Ort und die Burg wurden später Familiensitz der Familie[2]

Am 22. Mai 1471 beginnt Johannes gemeinsam mit seinen Brüdern Dietrich und Eberhard, eventuell auch begleitet von Eitelhans in Freiburg i. Breisgau zu studieren. Gemeinsam mit Dietrich wechselt er 1473 nach Pavia um römisches Zivilrecht zu studieren.[3] Die Brüder wechselten am 29. November 1476 zur Universität in Ferrara [4], aus dieser Zeit stammt die Freundschaft der beiden Brüder mit dem bedeutenden niederländischen Humanisten Rudolf Agricola [5] und Johann von Dalberg, dem späteren kurpfälzischen Kanzler und Wormser Bischof. Quellen legen nahe, dass er gemeinsam mit Dietrich vor seiner Rückkehr nach Deutschland im Jahre 1479 promovierte, belegt ist allerdings nur die Promotion ansich. Es ist möglich, dass er Jahre später einen weitern Doktortitel im kirchlichen Recht erwarb, eine urkundliche Erwähnung findet diese weitere Doktorwürde jedoch nicht[6]

Als Agricola 1485 stirbt, beginnt er gemeinsam mit seinem Bruder Dietrich dessen schriftlichen Nachlass zu sammeln, um 1500 verfasste Johannes dann eine Biographie Agricolas[7]

Um 1490 konzipiert er gemeinsam mit seinen Brüdern Dietrich und Eberhard die St.-Georgs-Kirche in Kleinbottwar, die als Grablege derer von Plieningen dienen sollte[1]

Johannes wird 1499 als „Vicarius“ (Generalvikar) des Bischofs von Worms, seinem früheren Kommilitonen und Freundes Johann von Dalberg urkundlich erwähnt[8], in späteren Jahren dient er Kardinal Rodrigo Borgia, dem späteren Papst Alexander VI. und ist als Familiar des Kardinals Giuliano della Rovere, des späteren Papstes Julius II. tätig. Anschließend wird er als Domherr in Worms und Propst von Mosbach erwähnt. Er verstarb 1506.

Einzelnachweise

  1. a b Franziska Adelmann: Dietrich von Pleningen, C.H. Beck (1981), Seite 11
  2. Bürhlen-Grabinger, Christine, Die Herren von Plieningen. Studien zu ihrer Familien-, Besitz- und Sozialgeschichte mit Regesten (= Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Stuttgart, Bd. 36), Ostfildern 1986
  3. Herbert Jaumann: Handbuch Gelehrtenkultur der frühen Neuzeit, Band 1: Bio-bibliographisches Repertorium, Walter de Gruyter (2004), Seite 523, ISBN 3110160692
  4. Wolfgang Stammler, Karl Langosch, Kurt Ruh: Die deutsche Literatur des Mittelalters: : Verfasserlexikon, Band 11, Seiten Walter de Gruyter, 2006 ISBN 3110168324
  5. Simone Drücke: Humanistische Laienbildung um 1500: Das Übersetzungswerk des Rheinischen Humanisten Johann Gottfried Vandenhoeck & Ruprecht, 2001, Seite 111 ISBN 3525205856
  6. Franziska Adelmann: Dietrich von Plieningen, C.H. Beck 1981, Seite 21
  7. Renaissance Quarterly; 12/22/1995; Karant-Nunn, Susan C.; 4129 words; ... entirety the biography of Agricola by his close friend Johannes von Plieningen (11-48).
  8. Franziska Adelmann: Dietrich von Plieningen: Humanist und Staatsmann, C.H. Beck (1981), Seite 13: „Johannes von Plieningen ist 1499 als ‚Vicarius‘ (Generalvikar) des Bischofs urkundlich nachweisbar“

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Johannes von Plieningen — (* 1454; † 1506), der in einigen Quellen auch als Johann von Pleningen erwähnt wird, stammte aus der edelfreien Familie der Herren von Plieningen und war Doktor des römischen Rechts, Generalvikar des Bischofs von Worms und Freund des Humanisten… …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Christoph Friedrich von Schiller — Ludovike Simanowiz: Friedrich Schiller (1794) Schillers Unterschrift Johann Christoph Friedrich von Schiller, 1802 geadelt (* 10. November …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Gottfried Dingler — (* 2. Januar 1778 in Zweibrücken; † 19. Mai 1855 in Augsburg) war ein deutscher Chemiker und Fabrikant. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Literatur …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Begräbnisstätten bekannter Persönlichkeiten — Inhaltsverzeichnis 1 Ägypten 2 Argentinien 3 Australien 4 Belgien 5 Brasilien …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich von Schiller — Ludovike Simanowiz: Friedrich Schiller (1794) Schillers Unterschrift Johann Christoph Friedrich von Schiller, 1802 geadelt (* 10. November …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Burgen und Schlössern in Baden-Württemberg — Auf dem Gebiet des deutschen Bundeslandes Baden Württemberg befindet sich eine Vielzahl von Schlössern und Burgen. Diese zum Teil auf eine 1000 jährige Geschichte zurückblickenden Bauten waren Schauplatz historischer Ereignisse, Wirkungsstätte… …   Deutsch Wikipedia

  • Nikolaus von Thouret — Thouret Nikolaus Friedrich von Thouret (* 2. Juni 1767 in Ludwigsburg; † 17. Januar 1845 in Stuttgart) war Architekt und Maler des Klassizismus vorwiegend in Württemberg …   Deutsch Wikipedia

  • Nikolaus Friedrich von Thouret — Thouret Nikolaus Friedrich von Thouret (* 2. Juni 1767 in Ludwigsburg; † 17. Januar 1845 in Stuttgart) war Architekt und Maler des Klassizismus vorwiegend in Württemberg. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Johannes Vaut — Johann(es) Vaut (auch: Faut, Fauth, Fautt, Fockt, Fogt, Fot, Föt, Fout, Fuht, Vautt, Voit, Vot, Vott, Voutt, Voytt; gnt. zum Stock; * 1407 oder 1415 in Zuffenhausen; † um 1490) war ein Schultheiß von Zuffenhausen. Leben Johannes Vaut wurde… …   Deutsch Wikipedia

  • Kirchenkreis Stuttgart — Basisdaten Landeskirche: Evangelische Landeskirche in Württemberg Prälatur: Stuttgart Fläche: 207,36 km² Gliederung: 4 Dekan …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”