Johannes von Basel

Johannes von Basel

Johannes von Rheinfelden, auch Johannes Teuto, Johannes von Basel (* um 1340 in Freiburg im Breisgau; † unbekannt) war ein Dominikanermönch und moralisierender Schriftsteller in Freiburg im Breisgau. Er verfasste die älteste in Europa bekannte Beschreibung von Spielkarten.

Leben

Über sein Leben ist wenig bekannt, er ist nur durch sein Traktat und die von ihm selbst darin gemachten persönliche Angaben belegt. Wahrscheinlich gehörte er dem Basler Konvent der Dominikaner an. Er lebte in Freiburg. Die Namensgebung Johannes von Rheinfelden für den Autor hat sich eingebürgert, obwohl sie eigentlich nicht gerechtfertigt ist, denn er ist nicht in Rheinfelden geboren und der Ort wird in seinem Traktat nur ein einziges Mal ganz nebenbei erwähnt.

Aus seiner Feder stammt der moralisierende Traktat De moribus et disciplina humanae conversationis id est ludus cartularum (auch Ludus cartularum moralisatus), der älteste in Europa erhaltene ausführliche Bericht über Spielkarten im Mittelalter, verfasst nach eigenen Angaben 1377 im Zuge eines der damals häufiger werdenden Spielkartenverbote. Vorbild des Traktats ist die „Schachallegorie“ seines Ordensbruders Jakob von Cessoles.

Das Kartenspiel ist durch die Verbotsverordnung der Signoria von Florenz vom 23. März 1377 erstmals in Europa bezeugt. Es stammt ursprünglich aus China und kam über Indien und Ägypten wohl erst im Jahrzehnt zuvor nach Europa. Das Traktat des Johannes war also sehr aktuell. Das rund 50 Kilometer von Freiburg entfernte Straßburg wurde im 15. Jahrhundert ein Zentrum der Spielkartenproduktion.

Der Autor nennt neben anderen Versionen als grundlegendes Spiel das immer noch geläufige 4x13-Blatt, wobei hauptsächlich König, Ober und Unter („Marschälle“) als Hofkarten genannt werden, aber Damen oder Königinnen auch schon bekannt sind.

Im Vorwort erläutert der Autor den Zweck seines Traktates: erstens das Kartenspiel, seine Bestandteile und die Spielregeln zu erklären, zweitens aus dem Kartenspiel unter Bezugnahme auf die verschiedenen „Höfe“ (Farben) des Spiels moralische Anweisungen für Adelige abzuleiten, drittens ähnliche Anweisungen für das einfache Volk abzuleiten unter Zuordnung von Berufen zu Zahlenkarten.

Johannes schreibt, dass die neu eingeführten Karten wie eine Offenbarung für ihn seien und es ihn bewegte, als er erkannte, dass sie als ein Mittel der Verständigung und zur Erklärung der Welt eingesetzt werden könnten. Seine Beschreibung der Kartenfiguren nimmt er als Ausgangspunkt für eine breit angelegte Darstellung und Interpretation der entsprechenden Funktionen bei Hofe. Somit lässt der Traktat auch einen allgemeinen Einblick zu in die mittelalterliche Denkweise, wie die Gesellschaftsordnung beschaffen sei. Dabei stellt er seinen enormen Wissenschatz dar, indem er beispielsweise Bezug nimmt auf die Bibel, die lateinischen Klassiker, Boëthius, St. Isidor und spätere Autoritäten wie Thomas von Aquin. Einige seiner Ansichten erscheinen uns selbstverständlich, aber er scheut sich auch nicht vor eher kontroversen Themen.

Der Traktat ist nicht im Original erhalten (möglicherweise wurde es im Französisch-Preußischen Krieg zerstört) aber in vier erweiterten Handschriften überliefert:

Bisher liegt noch keine vollständige gedruckte Ausgabe vor, eine textkritische Ausgabe durch Arne Jönssen ist in Vorbereitung.

Literatur

  • Arne Jönssen: Der Ludus cartularum moralisatus des Johannes von Rheinfelden. In: Schweizer Spielkarten, Bd. 1: Die Anfänge im 15. und 16. Jahrhundert, S. 135–147. Schaffhausen 1998
  • Max Geisberg: Das Kartenspiel der Königlichen Staats- u. Altertümer-Sammlung in Stuttgart, Straßburg 1910, S. 14 f. (Nachdruck: Derselbe: Alte Spielkarten) (= Studien zur deutschen Kunstgeschichte, Bd. 66, 132, 205), S. 116f. Baden-Baden 1973. Mit Abdruck eines Auszugs aus dem ersten Kapitel des Traktates.
  • Hellmut Rosenfeld: Das Alter der Spielkarten in Europa und im Orient. In: Archiv für Geschichte des Buchwesens, 2, Frankfurt am Main, 1958/60, S. 778–786
  • Hellmut Rosenfeld: Die Beziehung der europäischen Spielkarten zum Orient und zum Ur-Schach. In: Archiv für Kulturgeschichte 42, 1960, S. 1–36
  • Hellmut Rosenfeld: Zur Vor- u. Frühgeschichte und Morphogenese von Kartenspiel und Tarock. In: Archiv für Kulturgeschichte 52, 1970, S. 65–94
  • Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. V, S. 1075
  • Hellmut Rosenfeld: Johannes von Rheinfelden. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 10, Duncker & Humblot, Berlin 1974, S. 567.
  • Johannes von Rheinfelden. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL).

Weblinks


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