Joseph Biden

Joseph Biden
Joe Biden (2006)

Joseph Robinette „Joe“ Biden, Jr. ['dʒoʊsəf rɒbɪ'nɛt 'baɪdən] (* 20. November 1942 in Scranton, Pennsylvania) ist ein US-amerikanischer Politiker der Demokratischen Partei und seit dem 20. Januar 2009 der 47. Vizepräsident der Vereinigten Staaten unter Präsident Barack Obama.

Der Professor für Rechtswissenschaft war von 1973 bis 2009 Mitglied des US-Senats und vertrat dort den US-Bundesstaat Delaware.

Inhaltsverzeichnis

Frühe Karriere, Leben und Familie

Biden wurde in Scranton (Pennsylvania) als Sohn von Joseph R. Biden, Sr. und Catherine Eugenia „Jean“ Finnegan geboren.[1][2] Er hat zwei Brüder, James Brian Biden und Francis W. Biden, und eine Schwester, Valerie (Biden) Owens.[3] Als er 10 Jahre alt war, siedelte seine Familie nach Claymont[2] über, wo er im vorstädtischen New Castle County aufwuchs. Bidens Vater arbeitete als Autoverkäufer. Im Jahre 1961 schloss Biden die katholische Archmere Academy in Claymont, Delaware ab[2], und im Jahre 1965 graduierte er an der University of Delaware in Newark[4] in den Schwerpunkten Geschichte und Politikwissenschaft.[2] Biden promovierte 1968 am College of Law der Syracuse University zum Doktor der Rechte und arbeitet seit 1969 als Anwalt in Delaware. Seit 1991 leitet er ein Seminar über US-amerikanisches Verfassungsrecht an der Widener University School of Law.

Am 27. August 1966 heiratete Biden seine Highschool-Liebe Neilia Hunter in Skaneateles, New York. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor: Joseph Robinette III (* 1969), Robert Hunter (* 1970) und Naomi Christina (* 1971). Am 18. Dezember 1972 kamen Neilia und Naomi bei einem schweren Verkehrsunfall ums Leben, als ein Lastwagen mit ihnen kollidierte. Die beiden Söhne, die ebenfalls im Wagen waren, überlebten verletzt. Am 17. Juni 1977 heiratete Biden in New York City Jill Tracy Jacobs, mit der er eine weitere Tochter hat, Ashley Blazer Biden (* 1981). Sowohl Joe als auch Jill Tracy sind katholisch.

Politische Karriere

Senator Joe Biden (1979) mit seinem Kollegen Frank Church und dem ägyptischen Präsidenten Anwar as-Sadat

Biden trat 1973 zu seiner ersten Amtszeit als US-Senator an und hat seitdem fünf weitere Wahlen gewonnen. Als regelmäßiger Bahnfahrer vertrat er dort die Interessen von Amtrak und sieht sich als Interessenvertreter der Dover U.S. Airforce Base und der Hühnerverarbeitungsindustrie Delawares. Als Redner ist er bekannt für seine artikulierten und emotionalen, wenn auch oft langen Reden. Viele Jahre saß er im United States Senate Committee on the Judiciary und United States Senate Committee on Foreign Relations, in letzterem war er zuletzt Vorsitzender.

Im Justizausschuss war er von 1987 bis 1995 Vorsitzender und von 1981 bis 1987 sowie von 1995 bis 1997 als Ranking Minority Member. In seine Amtszeit als Vorsitzender fielen die stark umstrittenen Ernennungen der konservativen Supreme-Court-Richter Robert Bork (1987, vom Senat abgelehnt) und Clarence Thomas (1991).

Er war maßgeblich am Violent Crime Control and Law Enforcement Act (1994) beteiligt, der Waffenbesitz einschränkte, die Todesstrafe auf Bundesebene ausweitete und eine Reihe neuer Verbrechen in den Bereich der Bundesbehörden definierte wie bestimmte Immigrationsverbrechen, Hate Crimes, Bandenverbrechen oder Sexualverbrechen. Teil des Gesetzes war der Violence Against Women Act, der die Rechte von Frauen ausweitete. Ebenso war er 2003 Autor des RAVE Acts (Reducing Americans' Vulnerability to Ecstasy Act), der aufgrund seiner sehr umfassenden Maßnahmen Kritik der elektronischen Musikszene auf sich zog.[5]

Als Vorsitzender des International Narcotics Control Caucus verfasste Biden die Gesetze, die den US-„Drogenzar“ etablierten, welcher die Anti-Drogenpolitik der USA koordiniert. Als Mitglied des Ausschusses setzt sich Biden für weitere Maßnahmen gegen Flunitrazepam, MDMA (Ecstasy), Ketamin oder Steroide ein.[5]

Außenpolitisch war er bereits früh Anhänger einer aktiven und notfalls gewaltsamen US-Außenpolitik im Balkan. Er nannte Slobodan Milošević schon früh einen Kriegsverbrecher, setzte sich dafür ein, das Waffenembargo gegen die Gegner der Serben aufzuheben und bosnische Muslime militärisch zu trainieren. Sein Einsatz für Lufteinsätze der NATO war mit ausschlaggebend, Bill Clinton von dieser Option zu überzeugen.[5]

Nach den Anschlägen vom 11. September unterstützte Biden US-Präsident George W. Bush und forderte mehr Bodentruppen in Afghanistan; ebenso pflichtete er der Einschätzung bei, dass Saddam Hussein eliminiert werden müsse. Im Senat stimmte er der endgültigen Resolution zum Irak-Krieg zu, bereut diese Entscheidung wie andere führende Demokraten aber heute.[5]

Präsidentschafts- und Vizepräsidentschaftskandidat

Joe Biden mit Barack Obama in Springfield, Illinois, nach der offiziellen Vorstellung als Vizepräsidentschaftskandidat
Hauptartikel: Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten 2008

Bei den Präsidentschaftswahlen 1988 stieg Biden aus dem Rennen aus, nachdem Plagiatsvorwürfe gegen ihn erhoben wurden. Er hatte eine Rede des britischen Labour-Vorsitzenden Neil Kinnock kopiert, die Einzelheiten zum persönlichen Leben enthielt, die in Kinnocks Fall stimmten, bei Biden aber nicht. 2004 galt er aufgrund seiner Erfahrung als möglicher Außenminister unter einem Präsidenten John Kerry.

Für die Präsidentschaftswahlen 2008 galt er seit 2004 als potenzieller Kandidat der Demokraten und erklärte am 27. März 2006, dass er kandidieren werde.[6] Nachdem er bei den Vorwahlen der Demokraten im US-Bundesstaat Iowa nur ein knappes Prozent der Stimmen auf sich vereinen konnte, erklärte Biden seinen Ausstieg aus dem Rennen um die US-Präsidentschaftswahlen 2008.[7]

Am 23. August erklärte Barack Obama ihn zum Vizepräsidentschaftskandidaten. Am 4. November 2008 gingen Obama und Biden als Sieger der Wahl hervor. Für dieses Amt wurde er am 20. Januar 2009 vereidigt.

Schriften

  • Administration’s Missile Defense Program and the ABM Treaty: Hearing Before the Committee on Foreign Relations, U.S. Senate Joseph R. Biden Jr. (Diane Publishing, December 2004) ISBN 0-7567-1959-3
  • Examining The Theft Of American Intellectual Property At Home And Abroad: Hearing before the Committee On Foreign Relations, U.S. Senate Joseph R. Biden Jr. (Diane Publishing, May 2004) ISBN 0-7567-4177-7
  • Hearings to Examine Threats, Responses, and Regional Considerations Surrounding Iraq: Hearing before the Committee on Foreign Relations, U.S. Senate Joseph R. Biden Jr. (Diane Publishing, November 2003) ISBN 0-7567-2823-1
  • Strategies for Homeland Defense: A Compilation by the Committee on Foreign Relations, U.S. Senate Joseph R. Biden Jr. (Diane Publishing, September 2003) ISBN 0-7567-2623-9
  • Putin Administration's Policies toward Non-Russian Regions of the Russian Federation: Hearing before the Committee on Foreign Relations, U.S. Senate Joseph R. Biden Jr. (Diane Publishing, September 2003) ISBN 0-7567-2624-7
  • Threat of Bioterrorism and the Spread of Infectious Diseases: Hearing before the Committee on Foreign Relations, U.S. Senate Joseph R. Biden Jr. (Diane Publishing, September 2003) ISBN 0-7567-2625-5
  • How Do We Promote Democratization, Poverty Alleviation, and Human Rights to Build a More Secure Future: Hearing before the Committee on Foreign Relations, U.S. Senate Joseph R. Biden Jr. (Diane Publishing, June 2003) ISBN 0-7567-2478-3
  • Political Future of Afghanistan: Hearing before the Committee on Foreign Relations, U.S. Senate Joseph R. Biden Jr. (Diane Publishing, January 2003) ISBN 0-7567-3039-2
  • International Campaign Against Terrorism: Hearing before the Committee on Foreign Relations, U.S. Senate Joseph R. Biden Jr. (Diane Publishing, January 2003) ISBN 0-7567-3041-4
  • Halting the Spread of HIV/AIDS: Future Efforts in the U.S. Bilateral & Multilateral Response: Hearings before the Comm. on Foreign Relations, U.S. Senate edited by Joseph R. Biden Jr. (Diane Publishing, 2002) ISBN 0-7567-3454-1
  • Hague Convention On International Child Abduction: Applicable Law And Institutional Framework Within Certain Convention Countries Report To The Senate by Jesse Helms, Joseph R. Biden Jr. (Diane Publishing, April 2000) ISBN 0-7567-2250-0
  • Homeland security law and policy edited by William C. Nicholson with a foreword by Joseph Biden (C. C Thomas, 2005) ISBN 0-398-07582-4

Einzelnachweise

  1. William Addams Reitwiesner: Ancestry of Joe Biden. In: wargs.com. Abgerufen am 26. August 2003. (Englisch)
  2. a b c d Joe Biden Timeline. In: biden.senate.gov. Abgerufen am 26. August 2008. (Englisch)
  3. Joe Biden biography. In: 4biden.com. Abgerufen am 26. August 2008. (Englisch)
  4. Biden, Joseph Robinette, Jr.. In: bioguide.congress.gov. Abgerufen am 26. August 2008. (Englisch)
  5. a b c d Michael Barone: The Almanac of American Politics. Univ of Chicago Pr, 2007, ISBN 978-0892341160. 
  6. Biden In; Gore Out. In: RollingStone.com. Rolling Stone, 21. März 2006. Abgerufen am 26. August 2008. (Englisch)
  7. Jeff Zeleny: New Face and a Call for Change Shake Up the Democratic Field. In: NYTimes.com. The New York Times Company, 4. Januar 2008. Abgerufen am 26. August 2008. (Englisch)

Weblinks


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