Josephinischer Gemeindesarg

Josephinischer Gemeindesarg

Ein Sarg ist ein Behältnis für den Transport, die Aufbahrung und die Beisetzung eines Leichnams. In der Regel wird der Sarg zur Bestattung in der Erde oder für die Feuerbestattung im Krematorium verwendet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Alamannischer Baumsarg

Die Form eines Begräbnisbehältnisses ist seit mindestens 5.000 Jahren bekannt und aus allen Teilen der Welt belegt. Ägypter bestatteten ihre Toten in korbähnlichen Gebilden aus geflochtenen Zweigen (griechisch: kophinos = Korb, ist enthalten im englischen Wort für Sarg coffin).

Zeitweise diente der Sarg bei Begräbnissen von armen Leuten lediglich als Transportmittel. Nur begüterte Personen wurden in ihren teils kostbaren Särgen begraben. Andere wurden im Leichenhaus herausgenommen und in einem Tuch verhüllt in die Erde gelegt.

Josephinischer Gemeindesarg

Josephinischer Gemeindesarg im Bestattungsmuseum Wien

Im damaligen Österreich verwendete man für kurze Zeit im 19. Jahrhundert den wiederverwendbaren Josephinischen Gemeindesarg (im Volksmund auch „Klappsarg“ genannt), der nach unten aufklappbar war. Er wurde mit der Leiche über die offene Gruft gestellt und geöffnet. Die in einem Leinensack befindliche Leiche fiel in das offene Grab und wurde mit gelöschtem Kalk bedeckt. So konnte der Sarg wiederverwendet werden. Diese Vorgehensweise scheiterte aber am massiven Widerstand der örtlichen Bevölkerung und wurde nach einem halben Jahr wieder zurückgenommen. (Siehe hierzu Josephinische Reformen).[1]

Sargmaterialien

Särge werden aus unterschiedlichen Materialien gefertigt, meistens aus Holzbrettern hergestellt. Aus der Bronzezeit sind auch Särge aus einem ganzen Baumstamm (Baumsarg) bekannt. Daneben gibt es Särge aus Stein (Sarkophag, griech. „Fleischfresser“) und Steinkisten, die vor allem in der späten Stein- und frühen Bronzezeit verwendet wurden. Aber auch Ton, Kupfer, Blei, Stahlblech, Pappe oder andere Materialien werden für den Sargbau benutzt. Zur Überführung von Toten in die rechtsmedizinischen Institute werden oft Kunststoff- oder Zinksärge verwendet. Im Vorderen Orient waren Bestattungen in großen Krügen häufig. Für die internationale Überführung sind Metallkisten vorgeschrieben, die in einem Holzsarg unverrutschbar fixiert sind.

Bestattungskrug im Museum von Antalya

Deutschland

In Deutschland ist aufgrund von Umweltschutzbestimmungen als Material für Särge zur Bestattung nur Holz erlaubt. Diese Vorschrift ist in vielen Friedhofsordnungen durch die Forderung nach holzähnlichem und leicht verrottbarem Material ergänzt.

Aus religiösen Gründen können Bestattungen in Metallsärgen oder im bloßen Leichentuch erwünscht sein, dies ist in Deutschland nur mit behördlicher Genehmigung erlaubt. Der Transport ist im geschlossenen Sarg, aber teilweise darf ersatzweise die Beerdigung im offenen Sarg erfolgen. Für die Kremation ist ein Holzsarg vorgeschrieben. Der Abschied am offenen Sarg erfordert einen speziellen Raum in dem die Besucher hygienisch vom Sarg mit der Leiche getrennt sind.

Ausstattung

Sarg in einem US-Krematorium mit Folienauskleidung

Die Ausstattung und Art eines Sarges wird von dem Totenfürsorgeberechtigten bestimmt. Ausgeschlagen ist der Sarg mit einer Lage biologisch abbaubarem Bitukrepp (Doppelkrepp-Papier mit einer Bitumenschicht). Aus dem Leichnam austretende Körperflüssigkeit wird so aufgenommen. Preiswerter ist die Auskleidung mit einer Folie. Diese undurchlässige Auskleidung hat den Nachteil, dass Flüssigkeiten im Sarg verbleiben. Eine Schicht aus saugfähigem Füllmaterial dämmt den Ausfluss ebenfalls. Dazu werden Matratzen mit Hohlfaser, Sägespäneeinstreu oder Papierschnitzel aus dem Reißwolf eingesetzt. Die Matratze ist mit einer Sargbespannung aus matter Baumwolle oder glänzender Viskose mit elastischen Fäden überspannt.

Ein Zierband, in der Fachsprache "Lotband", ist aus dekorativen Gründen aufgelegt. Beim Abschied am offenen Sarg wird der Körper mit Stützen und Polstern plastisch gelagert.

Zinksarg

Für den Leichentransport eines Verstorbenen über die Staatsgrenze hinweg sind besondere Bedingungen an den Sarg gestellt. Der Transport kann auf dem Landwege, per Eisenbahn, per Luftfracht oder auf dem Wasser erfolgen. Transportpapiere heißen dafür Leichenpass. Die Leiche muss in einem hermetisch abgeschlossenen Behälter liegen, dies ist im allgemeinen der sog. Zinksarg. Dieser Behälter muss mit einem flüssigkeitsabsorptiven Stoff (Sägemehl, Hobelspäne, Torf) gefüllt sein. Insbesondere für den Lufttransport muss dieser Behälter ein Ventil für den Druckausgleich besitzen, das die aus dem Leichenraum austretende Luft reinigt. Ein zugelöteter Zinkbehälter ist üblicherweise mit einem Holzsarg umgeben. Die Wände des Holzsarges müssen mindestens 20 mm dick sein. Ist dieser Holzsarg von außen mit verlöteten Zinkplatt oder mit einem anderen auflösenden Material versehen sind 30 mm Holzstärke nötig. Gleichfalls ist die Anzahl und Abstand der Verschraubungen vorgeschrieben. Dieser gesamte Transportbehälter muss sodann dieser Sarg in eine neutrale Außenkiste, sodass der Inhalt nicht als Sarg zu erkennen ist. Zink als Metall ist hierfür häufig da die Auflösung des Metalls im Zeitraum der Ruhefrist erwünscht ist. Der Sargtransport erfolgt grundsätzlich im Gepäckabteil, sodass ein Beisein von Hinterbliebenen nicht möglich ist.[2][3][4]

Sargformen

Der Eichensarg mit seinen Messingbeschlägen und -griffen ist das Zeichen für eine würdige Erdbestattung. Eichenholz gilt dabei als beständiger Schutz für den Verstorbenen.

Als Verbrennungssarg wird ein besonders leichter Sarg bezeichnet, der nur bei der Feuerbestattung eingesetzt werden sollte. Da hier der Brennwert für die Kremierung die entscheidende Größe ist sind die mechanischen Eigenschaften nicht optimiert.

Die Gebeinkiste ist eine sargförmige Holzkiste. Es ist auch die Bezeichnung Katafalk in Anwendung. Sie dient dem erneuten Beisetzen der Gebeine nach einer Umbettung. Die Gebeine sind nach Ablauf der gesetzlichen Ruhezeiten, je nach örtlichen Bedingungen nicht unbedingt zersetzt. Im Falle der Neubelegung einer abgelaufenen Grabstelle werden die unzersetzten Gebeine in Tieflage gebracht. Mitunter werden sie in einer Gebeinkiste erneut bestattet. Insbesondere bei der Umlagerung von Gebeinen der Opfer der Weltkriege in zentrale Soldatenfriedhöfe wurden für eine würdevolle Weise Gebeinkisten benutzt.

Besondere Formen der Särge sind aus einigen Regionen in Ghana bekannt, in denen verstorbene Christen vor ihrem Tod die Sargform bestimmen können. So sind dort Särge in Form von Colaflaschen, Fischen oder Autos bekannt geworden.

In Mexiko sind durch die Tradition bedingt auch geschlossene Särge verbreitet, in denen über dem Kopf des Toten eine Glasscheibe eingesetzt ist. Dadurch ist eine offene Bestattung im praktisch geschlossenen Sarg möglich.

Gläserner Sarg

Gläserner Sarg[5]

Für besondere Persönlichkeiten wurde nach der Einbalsamierung ein mit Glas abgedeckter Sarg zur Aufbahrung benutzt. Dies trifft für die Sowjetführer zu, die im Lenin-Mausoleum, vorher „Lenin-Stalin-Mausoleum“, aufbewahrt wurden.

Der Glas- oder gläserne Sarg kommt häufig in Märchen und der Metaphorik vor.

In Der gläserne Sarg befreit ein armer Schneider ein Mädchen aus dem Behältnis,[6] in Schneewittchen erweckt ein Prinz die Königstochter. [7] Aus Bayern stammt eine Sage, in der vier Zwerge einen gläsernen Sarg in den Wellen versenken.[8] In Gerhart Hauptmanns Hanneles Himmelfahrt legen vier Jünglinge das tote Hannele in einen gläsernen Sarg.[9] Der völkische Schriftsteller Wilhelm Schäfer benutzte die metaphorische Wendung "in den gläsernen Sarg der lateinischen Bildung gelegt".[10]

Schneewittchensarg hieß umgangssprachlich unter anderem ein Messerschmitt Kabinenroller mit Plexiglaskuppel.

Aktuelle Entwicklungen

Aufgrund einer Veränderung der Bestattungskultur in Westeuropa, des gestrichenen Sterbegeldes in Deutschland, höheren Holzkosten und stagnierenden bis sinkenden Sterbezahlen werden zunehmend billigere Särge aus Osteuropa importiert. Der Marktanteil liegt bei 45 Prozent in Deutschland.[11] Die deutsche Sargindustrie reagiert darauf mit einer Qualitätsoffensive und hat ab 2008 ein Vollholz-Siegel eingeführt.

Weblinks

Einzelnachweis

  1. Der Weg alles Irdischen aus dem Lexikon der Wiener Zeitung abgerufen am 5.11.2008
  2. Bestimmungen des Internationalen Abkommens über Leichenbeförderung
  3. Europarat-Übereinkommen über die Leichenbeförderung
  4. Arbeitsrichtlinie Leichentransporte
  5. Illustration zu einer isländischen Schneewittchen-Ausgabe, 1852
  6. Jacob und Wilhelm Grimm: Kinder- und Hausmärchen (Nr. 163). Göttingen 1850, 6. Aufl., Bd. 2, S. 355
  7. Jacob und Wilhelm Grimm: Kinder- und Hausmärchen (Nr. 53). Göttingen 1850, 6. Aufl., Bd. 1, S. 306. Zur Motivanalyse Theodor Ruf: Die Schöne aus dem Glassarg. Schneewittchens märchenhaftes und wirkliches Leben. Würzburg 1994
  8. Alphons Steinberger: Bayrischer Sagenkranz. Ein Buch für Haus und Schule. München 1897, S. 64
  9. Gerhart Hauptmann: Sämtliche Werke. Frankfurt a. M./Berlin 1966, Band 1, S. 577
  10. Wilhelm Schäfter: Die dreizehn Bücher der deutschen Seele. München 1922, S. XVI
  11. n-tv:Billige Importe - Sargindustrie reagiert

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