Judaea

Judaea

Judäa (lateinisch Iudaea, von hebräisch יהודה) ist die geografische Bezeichnung eines Gebietes in der Levante. Jüdische Schriftstellen unterscheiden zwischen einem Judäa diesseits des Jordans mit Jerusalem als Zentrumsstadt und einem Judäa jenseits des Jordan. Dabei ist das Judäa jenseits des Jordan nicht mit der Peräa gleichzusetzen.

Inhaltsverzeichnis

Judäa diesseits des Jordan

Judäa diesseits des Jordans - oder einfach Judäa - umfasste im Wesentlichen das Gebiet des früheren israelitischen Königreichs Juda. Ab dem Jahre 6 n. Chr. wurde dieses Gebiet direkt dem römischen Staat unterstellt, nachdem Kaiser Augustus den Ethnarchen Archelaos, einen Sohn von König Herodes dem Großen und seiner samaritanischen Frau Malthake, wegen Beschwerden der Judäer und Samaritaner abgesetzt hatte. Die Verwaltung wurde von römischen Präfekten ausgeübt. Sie hatten ihren Sitz am Mittelmeerhafen Caesarea Maritima. Von 6 bis 66 n. Chr. unterstanden sie dem kaiserlichen Legaten von Syria. Einer der bekanntesten Präfekten war Pontius Pilatus. In der kurzen Zwischenzeit von 41-44 n. Chr. wurde dieses Judäa dem Territorium von Herodes Agrippa I., einem Enkel Herodes` des Großen, angegliedert.

Judäa jenseits des Jordan

Das Gebiet von Judäa jenseits des Jordan umfasste die Gaulanitis, die Batanäa, die Auranitis und die Trachonitis. Es lag östlich des oberen Jordans und nördlich des Jarmuk Flusses. Dieses Gebiet wurde von den konservativen Juden mit Judäa jenseits des Jordans bezeichnet. Es lebten viele konservative Juden dort seit der Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft (ab 538 v. Chr.). In dieser Gegend warteten sie darauf, bis sich die Herrschaftsverhältnisse in Judäa und Idumäa ändern würden und das Königreich Israel wieder errichtet werden könnte.

Das Judäa jenseits des Jordans bildete das hauptsächliche Herrschaftsgebiet von Herodes Philippos bis zu dessen Tod im Jahre 34 n. Chr. Danach fiel das Gebiet unter römische Verwaltung (Provinz Syria).

Wichtigste Stadt der konservativen Juden in Judäa jenseits des Jordans war Gamla (Gamala). Die Stadt zählte rund 5000 Einwohner zur Zeit Jesu.

Biblischer Beleg für die Lokalisierung von Judäa jenseits des Jordans: In Jos 19,32-34 ELB steht, dass das Stammesgebiet Naftali im Osten an Judäa jenseits des Jordan stößt. Hierbei könnte es sich jedoch auch um das Land Baschan, handeln, das zwar im Gebiet des Stammes Manasse lag, jedoch von der Sippe des Judäers Jaïr erobert worden war[1]. Nach Mk 10,1 LUT und Mt 19,1 LUT begab sich Jesus, nachdem er Kapernaum verlassen hatte, nach Judäa jenseits des Jordans. In diesen Stellen könnte auch gemeint sein, dass Jesus durch das Ostjordanland nach Judäa gezogen ist[2].

Judäa in römischer Zeit

Provincia Judaea unter Trajan (117 n. Chr.)

In römischer Zeit wurde der Begriff Judäa von den Römern weitergefasst. Er stand für die Großregion südlich der Provinz Syria bis gegen Ägypten. Pompeius hatte diese Gebiete 63 v. Chr. erobert. Diese Großregion umfasste die Trachonitis, Auranitis, Gaulanitis, Batanäa, Galiläa, Samarien, Judäa (diesseits des Jordans), Peräa, und Idumäa bis zur Grenze gegen Ägypten. Pompeius überließ aber Teile dieser Großregion regionalen Fürsten. Die Hasmonäer mit dem Prinzen und Hohepriester Johannes Hyrkanos II behielten Idumäa, Judäa (diesseits des Jordans), Peräa und Galiläa. Große Teile von Judäa jenseits des Jordan, insbesondere die Gaulanitis, gingen an Ituräa. Als Pompeius von Caesar besiegt wurde, folgte auf Hyrkanus sein Höfling Antipatros. Antipatros wurde 43 v. Chr. vergiftet. Sein Sohn Herodes wurde 41 v. Chr. römischer Gouverneur (Tetrarch). 37 v. Chr. wurde er auf Beschluss des römischen Senats König (basileus) von Judäa und machte sich einen Namen als Herodes der Große. Herodes verstand es, sein Gebiet zu erweitern. Um das Jahr 20 v. Chr. umfasste sein Reich alle Regionen von Idumäa bis zu den Jordanquellen. Auch Judäa jenseits des Jordans zählte zu seinem Territorium.

Nach dem Ableben von Herodes dem Großen (4 v. Chr.) kam es zu einem jüdischen Aufstand. Die römischen Truppen schlugen den Aufstand jedoch schnell nieder. Im Einverständnis mit dem römischen Kaiser Augustus traten drei Söhne von Herodes dem Großen - Herodes Archelaos, Herodes Antipas und Herodes Philippos - ihre Erbteile an.

Israel im 1. Jahrhundert

Archelaos erbte Judäa, Samaria und Idumäa, Antipas Galiläa und Peräa. Philippos erhielt die Gebiete östlich des oberen Jordans gegen Damaskus hin, das Judäa jenseits des Jordan.

Herodes Archelaos erwies sich als Tyrann. Er betrieb in Judäa und Samaria von 4 v. Chr. bis 6 n. Chr. eine solche Tyrannis, dass er durch den römischen Kaiser Augustus entlassen wurde. Sein Gebiet wurde direkt römischen Landpflegern unterstellt, die aus dem römischen Ritterstand kamen. Im Jahre 41 ernannte Kaiser Claudius Herodes Agrippa I. zum König. Sein Gebiet umfasste die Regionen Judäa (diesseits des Jordans), Samaria, Peräa, Galiläa und Judäa jenseits des Jordan. Agrippa I. starb 44 und sein Reich wurde wieder der römischen Kontrolle unterstellt. Zwischen 48 und 54 wurde die Provinz dem Sohn Agrippas Marcus Julius Agrippa teilweise wieder unterstellt. Dessen Reich umfasste das östliche Galiläa, Judäa jenseits des Jordans und Teile der Peräa. Während der Regierung Agrippas des Jüngeren wurde die Gegend durch Kämpfe mit Rom und einem Einmarsch Vespasians um das Jahr 70 zerstört. Gamla in Judäa jenseits des Jordan fiel schon im Jahre 67 n. Chr.

Römische Provinzen unter Trajan (117 n. Chr.)

Die Provinz Arabia Petraea wurde 106 gebildet und umfasste auch Teile von Judäa. Im Jahre 135, nach dem Bar-Kochba-Aufstand, wurde die Provinz Judäa mit der Provinz Syria vereinigt und in Syria Palaestina, die Hauptstadt Jerusalem in Aelia Capitolina umbenannt.

Judäa heute

Israel bezeichnet das Gebiet des Westjordanlands als Bezirk Judäa und Samarien. Der rechtliche Status des Westjordanlandes ist jedoch international umstritten. Das Gebiet des historischen Judäas kann daher in der modernen Geographie im Wesentlichen durch das südliche Westjordanland repräsentiert werden.

Fußnoten

  1. Diese Vermutung wird z. B. in der Bibelübersetzung Hoffnung für Alle in einer Fußnote geäußert.
  2. Diese Vermutung wird z. B. in der Bibelübersetzung Gute-Nachricht-Bibel in einer Fußnote geäußert

Siehe auch

Quellen

  • Flavius Josephus: De bello Iudaico, griechisch/deutsch, hrsg. und mit einer Einleitung sowie mit Anmerkungen versehen von Otto Michel und Otto Bauernfeind, 3 Bde., 1959-1969.

Literatur

  • Monika Bernett: Der Kaiserkult in Judäa unter den Herodiern und Römern. Untersuchungen zur politischen und religiösen Geschichte Judäas von 30 v. bis 66 n. Chr. (WUNT 203). Tübingen 2007. ISBN 978-3-16-148446-9
  • Werner Eck: Rom und Judaea. Fünf Vorträge zur römischen Herrschaft in Palästina. Tübingen 2007. ISBN 978-3-16-149460-4
  • Bargil Pixner: Wege des Messias und Stätten der Urkirche. Hrsg. von Rainer Riesner. Gießen 1996 ISBN 3-7655-9802-X

Weblinks


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