Julius Waldemar Grosse

Julius Waldemar Grosse

Julius Waldemar Grosse (* 25. April 1828 in Erfurt; † 9. Mai 1902 in Torbole, Italien) war ein deutscher Schriftsteller (Pseudonym: Otfried von der Ilm) und Theaterkritiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Julius Grosse, der Sohn eines Militärgeistlichen, studierte ab 1849 in Halle (Saale) Rechtswissenschaft. In den nächsten Jahren entstanden frühe Dramen. 1851 wurden seine Erstlinge, die Tragödie Cola di Rienzi und die komische Nachtpartie Shakespeare mit solchem Erfolg aufgeführt, dass Grosse sich zum Abbruch des Studiums entschied.

1852 zog er nach München, das damals Künstler aus dem ganzen deutschen Sprachraum anzog. Vorübergehend versuchte sich Grosse an der Leinwand und studierte bis 1855 Malerei an der Akademie. Gemeinsam mit dem Freund, Großdichter und späteren Literaturnobelpreisträger Paul Heyse gründete er 1854 die Literatengruppe "Die Krokodile", einen Zusammenschluss zumeist norddeutscher Schriftsteller in München. 1855 bis 1861 war Grosse als Theaterkritiker für das Feuilleton bei der Neuen Münchner Zeitung angestellt. Nach einem Intermezzo als Redakteur bei der Leipziger Illustrirten Zeitung kehrte er 1862 in die Bayernhauptstadt zurück und arbeitete für die Bayrische Zeitung, bis diese fünf Jahre später ihr Erscheinen einstellte. Grosse indes hatte als Nachfolger Goethes in der Rolle als Herausgeber der Zeitschrift Propyläen und Beirat des Hoftheaters genügend andere Beschäftigung.

Ab 1869 lebte Grosse abwechselnd in Dresden und Weimar, wo er sich wegen seiner neuen Tätigkeit als Generalsekretär der Schillerstiftung aufhalten musste. Schon 1870 bzw. 1871 bis 73 erschienen mit den Gesammelten dramatischen Werken und den Erzählenden Dichtungen Werkausgaben des Schriftstellers. 1885 bezog Grosse wieder festen Wohnsitz in München. Geehrt als Großherzoglicher Hofrat und Professor starb er 1902 am Gardasee im Alter von 74 Jahren.

Literarisches Schaffen

Grosse war einer der produktivsten Schriftsteller seiner Zeit. Seine Bühnenstücke gerieten zwar kaum je zu großen Publikumserfolgen, um so mehr seine Gedichte und Prosatexte. Meyers Konversationslexikon schrieb Ende des 19. Jahrhunderts über den Autor:

Grosses Dichtertalent zeichnet sich nach der Seite lebendiger Phantasie, farbiger Schilderung und sprachlicher Gewandtheit entschieden aus, leidet aber durch die übergroße Beweglichkeit, mit welcher der Dichter Stoffe in sich aufnimmt, zu denen ihm das nähere Verhältnis fehlt, und die er daher nur äußerlich zu behandeln vermag. Das Beste leistet er in der Lyrik und dem erzählenden Gedicht; für das Drama fehlt ihm die Energie der Charakteristik und der unmittelbaren Leidenschaft.

Werke (Auswahl)

  • Gedichte (1857), Gedichtsammlung
  • Die Ynglinger (1858), Tragödie
  • Das Mädchen von Capri (1860), Gedicht
  • Novellen (1862-63)
  • Gundel vom Königssee. Idyll in Versen (1864)
  • Vox populi (1867), Erzählungen
  • Untreu aus Mitleid (1868), Novelle
  • Aus bewegten Tagen (1869), Gedichtsammlung
  • Eine alte Liebe (1869), Novelle
  • Ein Revolutionär (1869), Novelle
  • Pesach Pardel (1869 od. 70), komisches Gedicht
  • Wider Frankreich (1870), Gedichte
  • Maria Mancini (1871), Novelle
  • Hilpah und Shalum, eine vorsündflutliche Geschichte (1871)
  • Der Wasunger Not, ein tragikomisches Heldenlied (1873)
  • Offene Wunden (1873), Novellen
  • Daponte und Mozart (1874)
  • Die Abenteuer des Kalewiden. Estnisches Volksmärchen (1875)
  • Neue Erzählungen (1875)
  • Sophie Monnier (1876), Novelle
  • Tiberius (1876), Drama
  • Sophie Monnier (1876), Novelle
  • Zweierlei Maß (1878)
  • Gedichte. Neue Auswahl. (1882)
  • Ein bürgerlicher Demetrius (1884)
  • Der getreue Eckart (1885)
  • Ein Frauenlos (1888), Novelle

Literatur

  • Adolf Bartels: Julius Grosse, in: Mitteldeutsche Lebensbilder, 1. Band Lebensbilder des 19. Jahrhunderts, Magdeburg 1926, S. 282-293
  • Roland Berbig: Julius Grosse. In: Killy, Walther (Hrsg.): Literatur Lexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache. Bertelsmann Lexikon Verlag, München 1988 ff. Bd. 2

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Julius Waldemar Grosse — (April 25, 1828 May 9, 1902), German poet, the son of a military chaplain, was born at Erfurt.BiographyHe received his early education at the gymnasium in Magdeburg, and on leaving school and showing disinclination for the ministry, entered an… …   Wikipedia

  • Julius Grosse — Pour les articles homonymes, voir Grosse. Julius Waldemar Grosse vers 1896. Julius Grosse né Julius Waldemar Grosse le 25 avril  …   Wikipédia en Français

  • Julius Grosse — Fotografie vor 1897 Julius Waldemar Grosse (* 25. April 1828 in Erfurt; † 9. Mai 1902 in Torbole, Italien) war ein deutscher Schriftsteller (Pseudonym: Otfried von der Ilm) und Theaterkritiker …   Deutsch Wikipedia

  • Alexander der Grosse — Alexander der Große. Hellenistisch, 2. bis 1. Jahrhundert v. Chr., griechischer Marmor. Alexander der Große (Ἀλέξανδρος ὁ Μέγας; Aléxandros ho Mégas) bzw. Alexander III. (* 20. Juli 356 v. Chr. in Pella (Makedonien); † …   Deutsch Wikipedia

  • Гроссе (дополнение к статье) — (Julius Waldemar Grosse) немецкий поэт; умер в 1902 г …   Энциклопедический словарь Ф.А. Брокгауза и И.А. Ефрона

  • Гроссе — I (Julius Waldemar Grosse) нем. поэт, р. в 1828 г.; секретарь Schillerstiftung в Веймаре. Издал два сборника стихотворений (1857 и 69). Наиболее известны его воинственные стихотворения: Wider Frankreich (1870), эпические поэмы Gundel von… …   Энциклопедический словарь Ф.А. Брокгауза и И.А. Ефрона

  • Otfrid — Ottfried ist ein männlicher Vorname, der aus den althochdeutschen Wörtern ot (Besitz, Reichtum) und fridu (Frieden, Sicherheit) zusammengesetzt ist. Varianten sind Otfried und Otfrid. Bekannte Namensträger Otfrid von Weißenburg (ca. 800 bis nach… …   Deutsch Wikipedia

  • Otfried — Ottfried ist ein männlicher Vorname, der aus den althochdeutschen Wörtern ot (Besitz, Reichtum) und fridu (Frieden, Sicherheit) zusammengesetzt ist. Varianten sind Otfried und Otfrid. Bekannte Namensträger Otfrid von Weißenburg (ca. 800 bis nach… …   Deutsch Wikipedia

  • University of Halle-Wittenberg — For the American university, see Wittenberg University. Martin Luther University of Halle Wittenberg Martin Luther Universität Halle Wittenberg Latin: Universitas …   Wikipedia

  • Universidad de Halle-Wittenberg — Para la Universidad americana, sita en Springfield (Ohio), Estados Unidos, véase Universidad de Wittenberg. Martin Luther University of Halle Wittenberg Universidad Martín Lutero de Halle Wittenberg …   Wikipedia Español

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”