Juragewässerkorrektur

Juragewässerkorrektur

Bei den beiden Juragewässerkorrektionen, oft auch als Juragewässerkorrekturen bezeichnet, wurde ein grosser Teil des Schweizer Seelandes entsumpft und landwirtschaftlich nutzbar gemacht.

Inhaltsverzeichnis

Ausgangslage

Das Grosse Moos vor der Juragewässerkorrektion
Denkmal in Nidau

Bis 1878 floss die Aare nicht in den Bielersee, sondern von Aarberg in vielen Windungen nach Nordosten, wo sie mit der Zihl, dem natürlichen Auslauf des Bielersees, zusammenfloss. Im sehr flachen Gebiet zwischen Aarberg und Büren gab es immer wieder Überschwemmungen mit grossen Ernteausfällen und Schäden an Gebäuden.

Wegen des geringen Gefälles der Aare lagerte sich das mitgeführte Geschiebe ab und das Flussbett verengte sich. So kam es zu verheerenden Überschwemmungen und anschliessenden Epidemien. Ab dem 16. Jahrhundert versumpfte die Landschaft immer mehr, durch verschiedene Bittschriften der Bevölkerung an die Berner Patrizier wurde im Jahre 1704 die Erarbeitung ein erster Korrektionsvorschlag erreicht.

Nach verheerenden Überschwemmungen in den Jahren 1831 und 1832 gründeten die Bewohner des Seelandes ein Korrektionskomitee, dessen Präsident Johann Rudolf Schneider wurde.

1. Juragewässerkorrektion

Ein Bundesbeitrag von fünf Millionen Franken sicherte die Planung und Realisierung der ersten Massnahmen. Der Bündner Kantonsoberingenieur Richard La Nicca arbeitete – nach nicht durchgeführten Vorplanungen von Jan Pawel Lelewel 1834 -, im Auftrag der Kantone Bern, Solothurn, Freiburg, Neuenburg und Waadt, ein Projekt aus. Es sah folgende bauliche Massnahmen und Neuanlagen vor:

  • Die Ableitung der Aare von Aarberg in den Bielersee durch den neuen Hagneckkanal
  • Senkung der drei Seen um 2.5 m
  • Ableitung des im Bielersee vereinigten Wassers von Aare, Broye, Zihl und Schüss durch den neuen Nidau-Büren-Kanal
  • Korrektion der oberen Zihl zwischen Neuenburger- und Bielersee
  • Korrektion der unteren Broye zwischen Murten- und Neuenburgersee
  • Anpassungsarbeiten auf der Flussstrecke Büren bis zur Emme-Mündung unterhalb Solothurns.

Die eingesetzten technischen Mittel waren beachtlich: zwei Dampfbaggermaschinen, zwei Dampfkrane, 24 Transportschiffe, 122 Kippkisten, 60 Rollwagen, zwei kleine Dampflokomotiven und vier Kilometer Schienen.

Als erstes wurde ab 1868 der Nidau-Büren-Kanal realisiert. Dann folgte der Bau des Hagneckkanals (Umleitung der Aare von Aarberg in den Bielersee) ab 1875, am 16. August 1878 floss das Wasser der Aare erstmals in den Bielersee. 1891 wurden die Arbeiten abgeschlossen.

Datei:Juragewässerkorrektion.jpg
Karte des Gebietes vor der 1. Korrektion

Datei:Aare canals.jpg
Karte des Gebietes nach der 1. Korrektion

2. Juragewässerkorrektion

Leider kam es auch nach der 1. Juragewässerkorrektion immer noch zu teilweise katastrophalen Überschwemmungen. Die Probleme waren ungünstige Verhältnisse zwischen Zu- und Abfluss der drei Juraseen und Setzungen der Torfböden im Grossen Moos. Eine 2. Juragewässerkorrektion wurde geplant:

  • Zusammenschluss der drei Juraseen zu einem kommunizierenden System durch Verbreiterung und Vertiefung der Kanäle
  • Erhöhung des Abflussvermögens im Nidau-Büren-Kanal
  • Regulierbarkeit aller drei Seeniveaus durch ein Wehr bei Port
  • Regulierbarkeit des Wasserstands der Aare zwischen Port und der Emmemündung bei Zuchwil
  • Möglichkeit zur künftigen Anpassung der Seespiegel an die voraussichtlich zunehmende Senkung der Böden im Grossen Moos
  • eine weitere Absenkung der Seespiegel um 1 m

Mit dem Bundesbeschluss über die Bewilligung eines Beitrages an den Kanton Bern für die Erstellung einer neuen Wehranlage in Nidau-Port vom 20. September 1935 gab das Schweizer Parlament seine Zustimmung zum Beginn der Planungsarbeiten.

Bis 1939 entstand daraufhin im Kanal das Regulierwehr Port mit einer Schleuse für die Durchfahrt der Schiffe.

1962 begannen die Arbeiten der 2. Juragewässerkorrektion, die bis 1973 dauerten. Dabei wurde vor allem das Profil der Zihl zwischen dem Neuenburgersee und dem Bielersee erweitert und die Aare zwischen Büren an der Aare und Solothurn ausgebaggert.

Nach dieser zweiten Korrektion entwickelte sich das Seeland zum wichtigsten Gemüseanbaugebiet der Schweiz.

Siehe auch: Gewässerkorrektion, Solothurnersee

Literatur

  • Nast, Matthias: überflutet – überlebt – überlistet. Die Geschichte der Juragewässerkorrektionen. Hgg. vom Verein Schlossmuseum Nidau. Biel 2006 (ISBN 3-906140-73-3)
  • Przegon, Wojczech: Jan Pawel Lelewels Generalplan zum Projekt der Trockenlegung der Sumpfgebiete des Seelandes (1834). Vermessung Photogrammetrie Kulturtechnik. Schweiz, 8, 1999, S. 432–434

Weblinks


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