Anaboles Steroid

Anaboles Steroid

Anabole Steroide sind synthetische Abkömmlinge des männlichen Sexualhormons Testosteron. Sie wurden im 2. Weltkrieg entwickelt und dienten ursprünglich dazu, entkräfteten und unterernährten Kriegsgefangenen eine bessere Rekonvaleszenz zu ermöglichen. Außerdem wurden sie aufgrund ihrer Eiweiß aufbauenden Wirkung bei konsumierenden Krankheiten und Muskelatrophie sowie als Mittel gegen Blutarmut eingesetzt. Sehr bald schon fanden sie auch Anwendung im Sport, wo sie als unerlaubtes Doping zur Leistungssteigerung an gesunde Athleten verabreicht wurden. In der Medizin kommen anabole Steroide heute noch bei einer Insuffizienz der Hoden (Mangel der Bildung körpereigenen Testosterons), bei Wachstumsstörungen oder bei körperlicher Schwäche (z. B. bei alten Menschen) zum Einsatz. Allgemein gehören sie zur Gruppe der Anabolika.

Inhaltsverzeichnis

Wirkung

Alle üblichen Präparate basieren auf dem männlichen Geschlechtshormon Testosteron. Dabei werden zwei Wirkungen unterschieden:

  • die anabole Wirkung
Durch die Wirkung der anabolen Steroide auf den Eiweißstoffwechsel, die von den Anwendern gewünscht ist, wird der Aufbau von Eiweiß in der Muskulatur gesteigert und gleichzeitig der Körperfettanteil vermindert. Ein Effekt tritt nur bei gleichzeitigem intensiven Muskeltraining ein. Außerdem können anabole Steroide die Regenerationsfähigkeit des Konsumenten erhöhen. Er kann somit häufiger und mit geringeren Pausen trainieren.
  • die androgene Wirkung
Während die anabole Wirkung der Anabolika in den meisten Fällen den eigentlichen Grund für die Anwendung darstellt, ist die androgene Wirkung ein unerwünschter Nebeneffekt. Hierunter versteht man den Einfluss der künstlichen Hormone auf die inneren und äußeren Geschlechtsmerkmale.

Bei der synthetischen Herstellung von Anabolika versucht man, die androgene Komponente möglichst gering zu halten, jedoch ist diese immer vorhanden und führt möglicherweise zu unerwünschten Nebenwirkungen beim Konsumenten.

Doping mit anabolen Steroiden

Anabole Steroidhormone stellen die Gruppe der am häufigsten verwendeten Dopingsubstanzen dar. Nach Berechnungen des italienischen Sportwissenschaftlers Prof. Alessandro Donati werden weltweit jährlich ca. 700 Tonnen anaboler Steroide von 15 Millionen Konsumenten zu Dopingzwecken missbraucht.[1] Besonders in der Bodybuilding-Szene ist der Missbrauch stark verbreitet, er wird dort verharmlosend als Kur[2] bezeichnet. Aufsehenerregende Todesfälle, etwa der des Profi-Bodybuilders Andreas Münzer 1996, und Wissen über Todesfälle auch im Amateurbereich[3] haben kaum zu einer Reduzierung geführt. Laut der Studie British Crime Survey nehmen allein in Großbritannien rund 42.000 Menschen Steroide ein.[4] Forscher gehen davon aus, dass ein erheblicher Teil der herzbedingten Todesfälle unter jüngeren Leistungssportlern verschiedener Disziplinen in Deutschland auf Anabolika-Missbrauch zurückgehen könnte.[5]

Erstmals verboten wurden die Anabolika 1974, nachdem man Nachweisverfahren für Abbauprodukte synthetischer Hormone entwickelt hatte. Bei den Olympischen Spielen 1976 in Montreal kam es dann erstmals zu Kontrollen auf synthetisch hergestellte Anabolika, seit 1984 ist auch die Anwendung des körpereigenen Steroidhormons Testosteron verboten, der Nachweis des Dopings mit körpereigenen Hormonen bleibt allerdings bis heute schwierig. Gaben des natürlichen Testosterons sind nicht nachzuweisen, daher wird bei den Tests das Verhältnis des Testosteron zum Epitestosteron bestimmt. Liegt der Testosteron-Kontrollwert über dem festgelegten Wert, muss der Sportler mittels einer Langzeitkontrolle nachweisen, dass er natürlicherweise einen erhöhten Testosteronspiegel hat. Dieser Test hatte schnell zur Folge, dass Epitestosteron zusätzlich eingenommen wurde, daher kam auch diese Substanz 1992 auf die Verbotsliste - woraufhin das Schwangerschaftshormon HCG interessant wurde, um den Testosteronwert in den erforderlichen Grenzen zu halten. Bereits 1983 soll HCG auch im Radsport breite Anwendung gefunden haben. Zu den am meisten missbräuchlich verwendeten synthetischen Anabolika zählen Oral-Turinabol, Nandrolon, Metandienon, Stanozolol und Metenolon. Seit 1998 werden im Ausland, vor allem in Amerika, sogenannte Prohormone von Testosteron und Nortestosteron als Nahrungsergänzungsstoffe gehandelt. Die Anwendung dieser Vorhormone ist im Sport ebenfalls verboten.

Nebenwirkungen

Bekannte Nebenwirkungen von Anabolika variieren je nach Dosis und Dauer der Einnahme. Bekannt sind:

  • Leberschäden, von Entzündungen bis hin zu Krebs. Nicht bei allen Steroiden. Hauptsächlich bei oral verabreichten Steroiden.
  • Belastung des Kreislaufs aufgrund von erhöhtem Blutdruck
  • Störung des Hormonhaushalts (der Körper stellt weniger eigene Hormone her)
  • erhöhtes Risiko für Herzinfarkt durch Veränderung der Blutfettwerte
  • Verstärkung von Aggressionen.[6]
  • Bei noch wachsenden Jugendlichen führen Anabolika zu vorzeitigen Verknöcherungen noch wachsender Knorpelstrukturen (Abbruch des Wachstums bei geringerer Endgröße)
  • Virilisierung bei Frauen („Vermännlichung“:tiefe Stimme, Körperbehaarung etc.)
  • Akne
  • Hodenatrophie und gestörte Spermaproduktion (wegen gestörten, teilweise unterdrückten Hormonhaushaltes)
  • Bei genetisch vorbelasteten Personen beschleunigen sie den Prozess des Haarausfalls.
  • Psychische Nebenwirkungen (zum Beispiel: Schlafprobleme, Stimmungsschwankungen, starke psychische Abhängigkeit etc.)

Illegaler Handel

In den Ländern, in denen der Verkauf und Erwerb von anabolen Steroide verboten ist oder diese nur rezeptlich erworben werden können, gibt es oftmals einen großen Schwarzmarkt an anabolen Steroiden.[7] Diese Steroide werden hauptsächlich in fremden Ländern hergestellt und werden über internationale Grenzen geschmuggelt. Wie in den meisten Fällen von Schmuggel ist auch beim Schmuggel von anabolen Steroiden hauptsächlich das organisierte Verbrechen mit involviert.

In den vergangenen Jahren nahm auch die Zahl von gefälschten anabolen Steroiden zu. Die Ursache dafür liegt in der modernen Technologie, die es ermöglicht, die Produktdesigns leichter zu fälschen. Oftmals ist in diesen Produkten von pflanzlichen Ölen bis hin zu hochgiftigen Stoffen alles zu finden. Es sind Fälle berichtet in denen Menschen nach der Einnahme von anabolen Steroiden starben. Oftmals führt die Einnahme von illegal erworbenen Steroiden zu Blutvergiftungen, Methanolvergiftungen oder Abszessen an der Injektionsstelle. [8]. Dies, und die mangelnde Betreuung durch Fachärzte bei illegal eingenommenen Anabolika, sind mitunter gewichtige Antriebs- und Motivationsgründe für die weiter unten beschriebenen Legalisierungsbemühungen.

Rechtslage

In vielen Ländern ist der Erwerb von anabolen Steroiden ohne ärztliche Verordnung unter Strafe gestellt. Dennoch gibt es auch Länder in denen anabole Steroide legal, ohne ärztliche Verordnung erworben werden können. Beispiele dafür sind Mexiko und Thailand. In Deutschland fallen anabole Steroide unter das Arzneimittelgesetz und sind dadurch nur durch ärztliche Verordnung legal zu erwerben. Anabole Steroide werden dennoch von Ärzten allein in Ausnahmefällen verordnet, aufgrund der massiven Nebenwirkungen.

Dekriminalisierungsbewegung von anabolen Steroiden

Eine Reihe von Wissenschaftlern setzt sich für die Entkriminalisierung von anabolen Steroiden ein. Diese Bewegung ist vor allem auf die Vereinigten Staaten zentriert. Dennoch lehnt diese Bewegung den Konsum von anabolen Steroiden bei Teenagern und Leistungssportlern ab. Die Medien würden darüber hinaus keine wissenschaftlich fundierten Fakten über anabole Steroide liefern. Der Rechtsanwalt Rick Collins kritisierte in seinem Buch Legal Muscle die Rechtslage in den USA.[9]

Einzelnachweise

  1. Alessandro Donati: World Traffic in Doping Substances WADA, Februar 2007, (Pdf, 542 KB)
  2. Steroid-FAQ, bodybuilding-online.com, siehe Punkt 4, abgerufen am 3. Februar 2009
  3. Steroid-FAQ, bodybuilding-online.com, siehe Punkt Nebenwirkungen, abgerufen am 3. Februar 2009
  4. Junger Bodybuilder durch Steroide voller Narben. Erhalt der Muskelmasse für viele wichtiger als die eigene Gesundheit in: Innovationsreport, 22. August 2008, abgerufen am 3. Februar 2009
  5. Anabolika - Nebenwirkungen in: www.dopingnews.de, abgerufen am 3. Februar 2009
  6. bio.com: Elevated Testosterone Kills Nerve Cells (26. September 2006)
  7. Yesalis, Charles. Anabolic Steroids in Sport and Exercise, 2000, ISBN 0-88011-786-9
  8. Stehlin, Dori (1987). For athletes and dealers, black market steroids are risky business. FDA Consumer. Retrieved on 2007-07-08
  9. Collins, Rick (2006). PUMPED: A Truth-Enhancing Seminar on Steroid Use and the Law (PDF). drugpolicy.org. Retrieved on 2007-04-24

Weblinks

ACSM Position Stand: The Use of Anabolic-Androgenic Steroids in Sports (engl.)

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