Justinus Bonaventura

Justinus Bonaventura

Justinas Pranaitis, auch Justinus Bonaventura (* 27. Juli 1861 in Panenupiai /Suwałki, Polen; † 28. Januar 1917 in Petrograd) war römisch-katholischer Priester und Hebraist.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Pranaitis war Kind litauischer Bauern, besuchte das humanistische Gymnasium in Marijampolė und ab 1878 das Priesterseminar in Sejny.

Nachdem er 1886 zum Priester geweiht wurde, erhielt er im Jahr darauf den Magister der Theologie der geistlichen Akademie in Sankt Petersburg und übernahm dort das Lektorat für Hebräische Sprache. Er war Schüler des Semitisten Daniel Chwolson, der orientalische Sprachen an der Universität St. Petersburg lehrte.

1890 wurde Pranaitis zum Kaplan ernannt und war 1891-93 Präfekt. Er unterrichtete Hebräisch, Liturgie, Kirchengesang und gab, auch auf litauisch, Religionsunterricht. Auf der Wassili-Insel (St.Petersburg) errichtete er ein Waisenasyl. Wegen eines Betrugsskandals wurde er kurzzeitig nach Twer verbannt, allerdings bald rehabilitiert und erhielt vom Zar Nikolaus II. den Sankt-Stanislaus-Orden 3. Klasse.

Eindrücke von Reisen in katholische Gemeinden Nischni Nowgorods, Sibiriens und Turkestans ließen ihn zum Seelsorger und Missionar werden. Er ging im Oktober 1902 als Priester nach Taschkent. Unter seinem Einfluss entstanden Kirchen und Gemeindehäuser in Aşgabat, Buchara, Samarkand, Alma-Ata und Taschkent. Er bereiste auch die Mandschurei, Sachalin und Japan. 1915 wurde er Vorsitzer der Römisch-Katholischen Wohlfahrtsgesellschaft in Turkestan und begab sich 1916 wegen einer Erkrankung nach St. Petersburg wo er im Januar 1917 verstarb. Da sein Tod mit den ersten Unruhen der Februarrevolution 1917 zusammenfiel, wurde auch seine Ermordung in Betracht gezogen[1].

Antisemitismus

Pranaitis Interesse galt der jüdischen Religion, dem Talmud und der seiner Meinung nach eng damit verbundenen Freimaurerei. Er veröffentlichte 1892 die aus seiner Dissertation von 1886 entwickelte Schrift Christianus in Talmude Iudaeorum sive Rabbinicae doctrinae de Christianis secreta, die kirchlich imprimiert, später übersetzt und seither verlegt wird (heute popularisiert als 'Talmud unmasked'). Nach einer Gliederung der einzelnen Schriften des Talmuds und deren Entstehungsgeschichte betrachtet er besonders das Verhältnis zu Nichtjuden in den Gesetzestexten. Er bezog sich bei der Interpretation auf Antitalmudisten wie Jakob Ecker und August Rohling und versuchte mit vielen hebräisch - lateinischen Gegenüberstellungen zu beweisen, das Juden durch den Talmud verpflichtet sind Christen zu schaden und deren Ausrottung betreiben. Das Werk ist heute in vielen Ländern indiziert.

Bejlis-Prozess

1912 wurde er zum Sachverständigen der Anklage im Prozess um die sogenannte Beilis-Affäre berufen bei dem der jüdische Handlungsgehilfe Mendel Bejlis (Beilis) des Ritualmordes an einem christlichen Kind, das mit zahlreichen Messerstichen gefunden worden war, angeklagt wurde. Sein Gutachten bestätigte die Ankläger, seine Kompetenz wurde von jüdischen und russisch-orthodoxen Theologen allerdings in Zweifel gezogen, da er etwa in der Befragung den Sinn einzelner, ihm vorgelegter Worte der 12 Bände umfassenden Talmud-Schriften nicht sofort wiedergeben konnte. Der Beschuldigte Bejlis saß zwei Jahre im Gefängnis, ehe es zum Freispruch kam. Der Prozess erregte weltweit einiges Aufsehen.

Literatur

  • Pranaitis, Justin B.: Das Christenthum im Talmud der Juden oder die Geheimnisse der rabbinischen Lehre über die Christen. Wien. Verlag des 'Sendboten des hl. Joseph', 1894
  • Hagemeister, Michael: Pranaitis, Justinas (Justinus Bonaventura). In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon. Bd. 21, Nordhausen 2003, Sp. 1221-1226. [1]
  • Ders.: Pranaitis, Justinas. In: Richard E. Levy (Hg.): Antisemitism. A Historical Encyclopedia of Prejudice and Persecution. Bd. 2, Santa Barbara, Ca., 2005, S. 564f.
  • Nikolajew, Christina: Zum Zusammenhang zwischen nationaler Identität und katholischer Kirche in Litauen. Tübingen. Dissertation 2005. [2] pdf

Weblinks

Fußnoten

  1. http://www.bautz.de/bbkl/p/pranaitis_j.shtml

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