Jüdischer Friedhof Bayreuth

Jüdischer Friedhof Bayreuth
Eingang zum jüdischen Friedhof auf der Ostseite
Ältester Teil des Friedhofs
Gräber aus dem 19. Jahrhundert

In der Stadt Bayreuth sind jüdische Einwohner schon im 14. und 15. Jahrhundert und dann wieder ab 1759 nachgewiesen. 1760 wurde eine Synagoge eingerichtet.

Einen eigenen Friedhof für die Juden Bayreuths gab es aber erst ab 1787. Vorher wurden die Toten auf den Friedhöfen in den mehr oder weniger weit entfernt liegenden jüdischen Friedhöfen wie in Baiersdorf bei Erlangen und in Burgkunstadt beigesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1786 fanden die ersten Beerdigungen auf dem Bayreuther jüdischen Friedhof statt, nachdem die jüdische Gemeinde im Vorjahr weit vor den Toren Bayreuths ein Grundstück erworben hatte. 1787 fand die offizielle Einweihung statt.

Zeit des Nationalsozalismus

Bereits 1940 stellte die Gauleitung der NSDAP den Antrag auf Auflösung des jüdischen Friedhofes. Die Stadtverwaltung lehnte dies ab mit Hinweis auf die Tatsache, dass die Stadt nicht Eigentümer der Anlage ist.

1942 wurde einer Bayreuther jüdisch-christlichen Familie die Leichenhalle als Wohnung zugewiesen.

1944 ordnete Gauleiter Fritz Wächtler an, dass sämtliche Steine des Friedhofes für den Bau von Behelfsheimen bereitgestellt werden müssen. Die Stadtverwaltung erfüllte diesen Auftrag nur teilweise, indem sie von der Friedhofsmauer ein bis zwei Steinreihen abtragen ließ. Beim Abtransport von Steinen wurden einige Grabsteine mutwillig umgestürzt. Der Täter wurde 1947 wegen Schändung des Judenfriedhofs zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. [1]

Die Friedhofsanlage

Der Friedhof liegt am Ostrand der Stadt Bayreuth zwischen der Bundesstraße 2 und der Eisenbahnlinie Bayreuth-Schnabelwaid auf einem Grundstück, das zur Zeit der Erstanlage in der Gemarkung der damals noch selbstständigen Gemeinde Oberkonnersreuth lag. Der Friedhof wurde mehrmals erweitert (1846, 1907 und 2008). Heute befinden sich etwa 1000 Gräber darauf.

Gräber

Auch die Grabsteine jüdischer Gräber änderten im Lauf der Jahrhunderte ihr Aussehen. Die Grabsteine (Mazewa) auf dem ältesten, mit Bäumen stark überwachsenem Teil des Friedhofs sind meist aus Sandstein mit hebräischen Inschriften. Die Grabsteine aus dem 19. Jahrhunderts sind meist aus Marmor oder Granit. Sie haben häufig die Form von Obelisken oder Säulen. Angaben in deutscher Sprache ersetzen zunehmend die hebräischen Schriftzeichen. Auf den neueren Steinen ist häufig auch der Davidstern zufinden.

Mahnmal

Mahnmal (1995) neben dem Taharahaus
Blick auf das Taharahaus in der Südostecke des Friedhofs

50 Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges, also 1995, wurde neben der Tahara-Halle ein Mahnmal errichtet: Es besteht aus drei Säulen: die linke Säule erinnert an die jüdischen Mitbürger, die im 1. Weltkrieg fielen, die rechte erinnert an die 6 Millionen Juden, die zwischen 1933 und 1945 ermordet wird. Die mittlere Säule trägt einen Text des Propheten Hesekiel.

Tahara-Halle

Das Ende des 19. Jahrhundert errichtete Friedhofsgebäude mit Tahara-Halle – das Leichenhaus in dem die Toten vor der Beisetzung rituell gereinigt werden – wurde Ende des 20.Jahrhunderts restauriert.

Grabstätten bedeutender Persönlichkeiten

  • Joseph Rubinstein: (+ 1884) bedeutender Pianist, der mit Richard Wagner zusammenarbeitete
  • Kurt de Jonge: Der Sozialdemokrat de Jonge kam als einer der ersten Bayreuther am 24.4.1933 ins KZ Dachau. Am 1. Mai des gleichen Jahres wurde er entlassen und ging ins Exil in die Niederlande, um von dort aus nach Palästina auszuwandern. Er kehrte 1954 nach Bayreuth zurück, wo er 1991 verstarb.[2]
  • Gräber der Familie Würzburger. Dr. Karl Würzburger betrieb in Bayreuth eine Privatklinik für psychisch Kranke. Er kehrte nach dem Krieg aus schweizer Exil nach Bayreuth zurück. Da er

während seiner Exilzeit zum christlichen Glaube übetrat, wurde er auf einem nicht-jüdischen Friedhof bestattet.

Literatur

  • Josef Gothart: Was der jüdische Friedhof Bayreuth uns zu sagen hat; in: Archiv für Geschichte Oberfrankens; Bayreuth 1998
  • Helmut Paulus: Die „Reichskristallnacht“ und die Judenverfolgung in der Gauhauptstadt Bayreuth; in: Archiv für Geschichte Oberfrankens; Bayreuth 1998
  • Jüdisches Bayreuth – Ein Rundgang durch das jüdische Bayreuth, Faltblatt. Bayreuth 2009

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Helmut Paulus: Die „Reichskristallnacht“ und die Judenverfolgung in der Gauhauptstadt Bayreuth
  2. Björn Mensing: Als Bayreuther Jude und Sozialdemokrat ins KZ Dachau. In: Archiv für Geschichte von Oberfranken, S.325 - 332. 85. Band. Bayreuth 2005,

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