K.D.St.V. Hercynia

K.D.St.V. Hercynia

Die Katholische Deutsche Studentenverbindung Hercynia (K.D.St.V. Hercynia) im CV zu Freiburg im Breisgau ist eine 1873 gegründete nichtschlagende, katholische, deutsche Studentenverbindung, die dem größten Akademikerverband Deutschlands, dem Cartellverband (CV) angehört.

Wappen Karte

Lage der kreisfreien Stadt Freiburg im Breisgau in Deutschland
Basisdaten
Bundesland: Baden-Württemberg
Universität: Freiburg im Breisgau
Gründung: 24. Juni 1873 in Freiburg
Verband: CV
Eintritt in CV: 1873
Kürzel: Hr!
Wahlspruch: Einig und treu!
Farben:
Mitglieder: 543 (2001)
Website: www.hercynia.de/

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die K.D.St.V. Hercynia wurde am 24. Juni 1873 an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg von dem Aenanen Gustav Karle und einigen anderen Mitgledern der Verbindungen Aenania München und Guestfalia Tübingen gegründet und trat im selben Jahr dem Cartellverband bei.

Während des Ersten Weltkrieges ist das Hercynenhaus verwaist, es fallen 51 Mitglieder der Verbindung. Der Aktivenbetrieb kann unter schweren Bedingungen und durch eigene Notopfer wieder aufgenommen wieder. Maßgeblich daran beteiligt ist Freiburger Ehrenbürger Carl Kistner. 1925 übernahm Hercynia die Patenschaft über K.D.St.V. Vandalia Prag, die mit deren nach München übergesiedelte.

Nach der nationalsozialistischen Gleichschaltung 1933 wurde das Klima für Studentenverbindungen schwieriger. Nach der Zwangsauflösung des CV 1935 wurde auch die Aktivitas der Hercynia 1938 suspendiert und das Haus beschlagnahmt. Im Zweiten Weltkrieg fallen 38 Hercynen. Die Priester Heinrich Becker, Hubert Berger, Hans Rindermann waren im Pfarrerblock des KZ Dachau interniert. Der Jurist Bruno Helbig-Neupaur und der Erzpriester Aloys Schulz saßen mehrere Monate in Gestapohaft. Minsterialrat Hans Quecke wurde nach der Beteiligung an der Freiheitsaktion Bayern am 29. April 1945 in München von einem Kommando der SS ermordert.

Der Alherrenverband der Hercynia wurde im Nachkriegsdeutschland am 30. April 1947 in Düsseldorf wiederbegründet. Genau ein Jahr danach wurde mit Hilfe von 10 Mitgliedern anderer CV-Verbindungen aus ganz Deutschland die Aktivitas wieder begründet.

Die 1929 gegründete K.D.St.V. Landeck wurde nach der Suspendierung durch die NSDAP im Jahre 1935 nach dem Kriegsende nicht wiederbegründet. Die Tochterverbindung fusionierte 1949 mit der Mutterverbindung Hercynia. Mit Tod des letzten noch lebenden Landeckers im Jahr 2003, hörte diese Verbindung auf zu bestehen.

Die Hercynia Freiburg im Breisgau hat Nummer sieben in der amtliche Reihenfolge der Cartellverbindungen. Sie zählt somit zu den ersten zehn CV-Verbindungen, welche als das "Hohe Cartell" bezeichnet werden. Die offizielle Abkürzung ist Hr.

Hercynia gründete fünf Tochterverbindungen:

Hercynia führte fünf mal den Vorort des Cartellverbandes:

1877/1878, 1884/1885, 1890/1891, 1971 bis 1973

Hercynenhaus

Verbindungshaus der Hercynia

Im Jahre 1911 begann die Suche nach einem Verbindungshaus in Freiburg. Schlussendlich fiel die Wahl auf die um 1890 erbaute Villa Hasse, die für den Kaufpreis von 15.000 Goldmark von einer jüdischen Kaufmannsfamilie erworben werden konnte. Am 24. Juni 1911 erfolgte das erstmalige Hissen der Hercynenfahne. Am 24. Juli 1938, dem 65. Gründungstag Hercyniae, wurde das Haus staatspolizeilich beschlagnahmt und als NS-Eigentum von der SS-Standarte als Verwaltungsgebäude genutzt. In der Nachkriegszeit wurde das Hercynenhaus vom Lorettokrankenhaus als Lazarett genutzt und nach gewonnenem Rechtsstreit wieder an Hercynia zurückerstattet. Erst am 15. Juli 1952 räumte das Lorettokrankenhaus das Hercynenhaus. In den Jahren 1983-1984 wurde das Hercynenhaus kernsaniert.

Hercynenberghaus

1925 kaufte die Hercynia am Titisee ein Gelände zur Einrichtung eines Hercynen-Erholungsheimes. Zwei Jahre später konnte auf dem Götzenberg i. Bärental das Hercynenberghaus erworben werden. Das Berghaus ist im Kern ein über 250 Jahre alter Bergbauernhof, der ganzjährig bewirtet wird und Hercynen sowie befreundeten Cartellbrüdern offensteht.

Ziele und Prinzipien

Die Hercynia beruht auf den Prinzipien religio, scientia, amicitia und patria. Sie will eine lebenslange Freundschaft begründen, welche sich durch ihre couleurstudentischen Traditionen und Comment getragen weiß.

  • Religio bedeutet das Bekenntnis zum römisch-katholischen Glauben.
  • Scientia beinhaltet das Streben nach Wissenschaft und Bildung, und zwar auch über den eigenen Fachbereich hinaus.
  • Amicitia bedeutet eine Freundschaft, welche über das Studium hinaus besteht und sich auf diese Weise zum Lebensbund zwischen Studenten und Alten Herren entwickelt.
  • Patria bedeutet das Bekenntnis zum Engagement in Politik und Gesellschaft in Deutschland auf der Grundlage eines freiheitlichen Rechtsstaats.

Die Hercynia ist nicht-schlagend und politisch ungebunden.

Couleur, Wahlspruch, Wappen und Zirkel

Der Verbindungsname Hercynia ist von dem Terminus des römischen Geschichtsschreibers Tacitus (55 bis etwa 116 n. Chr.) für die Waldgebiete vom Alpenrand bis zum Harz als hercynia silva „herzynischer Wald“ (lat.Hercynia silva, griech. = Arkynia) abgeleitet.

Couleur

Wappen der Hercynia

Die Verbindung trägt die Farben violett-gold-rot mit goldener Perkussion. Die Fuxenfarben sind violett-gold-violett mit goldener Perkussion.Das Kopfcouleur ist heute eine Tellermütze, deren Tuch aus violettem Filz besteht. Die Farben violett-gold-rot stehen für die Farbe des 1873 aufgelösten theologischen Konvikts (violett) und die badischen Landesfarben (gold-rot). Neben der herkömmlichen Deutung kann man den Farben auch die drei Gründungsprinzipien Hercynias zuordnen: Das Violett der Kirche und dem Glauben, das Gold der Wissenschaft und das Rot der freundschaftlichen Liebe und Verbundenheit.

Wappen

Das Hercynenwappen zeigt einen viergeteilten Schild. Dieser enthält in heraldischer Leseweise im linken oberen Viertel die Farben der Verbindung violett - gold - rot in Schrägstellung, sowie den Hercynenzirkel. Das nächste Viertel zeigt ein goldenes Kreuz auf schwarzem Grund, in welches in weißer Schrift das Gründungsdatum der Verbindung eingetragen ist. Es symbolisiert das Katholizitätsprinzip. Im nächsten Viertel ist auf violettem Grund in einem goldenen Kreis eine rote Blüte, die elsässische Rose, mit fünf (Fensterbild) bzw. vier (Wandbild) Blüten zu sehen. In dem goldenen Kreis um die elsässische Rose steht der Wahlspruch der Verbindung „EINIG UND TREU!". Die Rose steht zusammen mit dem alemannischen Greif, der schwarz auf goldenem Grund im letzten Viertel abgebildet ist, für die geographische Heimat der Verbindung. Aus dem über dem Schild ruhendem Helm entspringen als Helmzier drei Straußenfedern in den Verbindungsfarben.

Wahlspruch

Zirkel der Hercynia

Der Wahlspruch der Hercynia ist Einig und treu!.

Zirkel

Der Hercynenzirkel ist ein couleurstudentisches Monogramm von 4 Buchstaben, V, C, F, H, und einem Rufzeichen. Diese Buchstaben stehen für VIVAT CRESCAT FLOREATQUE HERCYNIA (Hercynia lebe, wachse und gedeihe). Eine andere Deutung lautet VIVAT CIRCULUS FRATRUM HERCYNIAE (Es lebe der Kreis der Brüder der Hercynia). Das Rufzeichen steht für IN AETERNUM und bedeutet, dass die Verbindung noch einen aktiven Teil hat.

Das stilisierte H in der Mitte steht für den Namen der Verbindung, Hercynia. Das stilisierte V in der unteren Hälfte steht für VIVAT (lebe). Das stilisierte C im unteren Teil des mittleren Bogens steht für CRESCAT (wachse). Der obere Teil des mittleren Bogens bildet zusammen mit dem Strich oben darüber ein stilisiertes F und steht für FLOREAT (blühe oder gedeihe).

Bekannte Mitglieder (Auswahl)

  • Konrad Beyerle (1872–1933), Staatsrechtler, Rechtshistoriker und Politiker
  • Alfred Biolek (* 1934), deutscher Fernseh-Entertainer war während des Studiums in Freiburg Gastmitglied der Hercynia[1]
  • Franz Josef Ritter von Buß (1803–1878), Kirchenrechtler, Mitglied der Nationalversammlung und Vorsitzender des ersten Katholikentages
  • Hansjörg Elshorst (* 1938), deutscher Soziologe
  • Konstantin Fehrenbach (1852–1926), Reichskanzler der Weimarer Republik 1920−1921
  • Ernst Föhr (1892–1976), deutscher Theologe und Politiker (Zentrum)
  • Heinrich Gassert (1857–1928), Arzt, Schriftsteller und Liedtexter, Verfasser des CV-Bundeslied Laßt, ihr buntbemützten Scharen
  • Franz Kardinal Hengsbach (1910–1991), Bischof von Essen 1958–1991, Kardinal
  • Adolf Horion (1888–1977), Monsignore und einer der bedeutendsten Koleopterologen
  • Johannes Baptist von Kiene (1852–1919), Justizminister des Staates Württemberg (Zentrum) war Gründungsmitglied der Hercynia
  • Ferdinand Kirchhof (* 1950), Richter am Bundesverfassungsgericht
  • Hermann Kopf (1901–1991) deutscher Politiker der CDU, Mitglied des deutschen Bundestages (1949–1969)
  • Otto Krapp (1903–unbekannt), war ein deutscher Jurist und Justizminister von Niedersachsen (Zentrum).
  • Hermann Borgs-Maciejewski (1940–2008), Richter am Bundesverwaltungsgericht a.D.
  • Jozef Michalik (* 1942) (Ehrenmitglied), Vorsitzender der Polnischen Bischofskonferenz seit 2004 und Erzbischof von Przemyśl
  • Hugo Ott (* 1931), Historiker und Heidegger-Biograf
  • Peter Wilhelm Patt (* 1963), Mitglied des sächsischen Landtags
  • Hans Quecke (1901–1945) Ministerialrat und NS-Opfer
  • Bertold Mathias Reinartz (* 1946), deutscher Politiker (CDU)
  • Hartmann Römer (* 1943), deutscher Physiker
  • Eberhard Schockenhoff (* 1953) (Ehrenmitglied), Moraltheologe und Mitglied des Nationalen Ethikrats
  • Paul Simon (1882–1946), römisch-katholischer Theologe, Dompropst
  • Thomas Schwartz (* 1964), Priester, Honorarprofessor, Autor, Fernsehmoderator und Gründungssenior der K.A.V. Capitolina
  • Heinz Trettner (1907–2006) (Ehrenmitglied), Generalinspekteur der Bundeswehr (1964–1966)
  • Franz Josef Wittemann (1866–1931), deutscher Jurist, badischer Staatspräsident (Zentrumspartei)
  • Camill Wurz (1905–1986),deutscher Politiker (CDU), Präsident des Landtags von Baden-Württemberg

Marburger Kreis

Die Hercynia Freiburg im Breisgau gehört zum Marburger Kreis. Das ist eine couleurstudentische Interessengemeinschaft von Verbindungen - mit Gründungsdatum im 19. Jahrhundert - innerhalb des Cartellverbandes der katholischen deutschen Studentenverbindungen, die dem Verfall der Sitten vorbeugen und das Katholizitätsprinzip stärken will. Er besteht aus:

Literatur

  • Wehr, Florian, Geschichte des Cartell-Verbandes der katholischen deutschen Studenten-Verbindungen, Paderborn, 1890
  • Gesamtverzeichnis des CV Jahrgang 1913, M. Du Mont Schauberg, Strassburg im Elsass, 1913
  • Schulze, Friedrich und Ssymant, Paul, Das deutsche Studententum von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart, Verlag für Hochschulkunde, München, 1932 (Nachdruck), ISBN 3923621906
  • Stitz, Peter, Der akademische Kulturkampf um die Daseinsberechtigung der katholischen Studentenkorporationen in Deutschland und in Österreich von 1903 bis 1908, Gesellschaft für CV Geschichte, München, 1960
  • Stitz, Peter, Der CV 1919 - 1938: der hochschulpolitische Weg des Cartellverbandes der katholischen deutschen Studentenverbindungen (CV) vom Ende des Ersten Weltkrieges bis zur Vernichtung durch den Nationalsozialismus, Gesellschaft für CV-Geschichte, München, 1970
  • Schieweck-Mauk S., Lexikon der CV- und ÖCV-Verbindungen, Gemeinschaft für deutsche Studentengeschichte, Würzburg, 1997, ISBN 3894980400
  • Gesellschaft für Studentengeschichte und Studentisches Brauchtum e.V. (Hrsg), CV-Handbuch, 3. Auflage, Regensburg, 2000, ISBN 3922485111

Weblinks

Fußnoten

  1. Biolek, Alfred und Schmidinger, Veit: Bio. Mein Leben, Köln, Kiepenheuer & Witsch 2006, 336 Seiten, zahlr. schwarz-weiß Fotos, Gebunden, ISBN 3-462-03725-0

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