- KATB
-
Bahnstrecke Kars–Achalkalaki–Tiflis–Baku[1]
(stark schematisiert)Legendevon Istanbul 0 Kars nach Gjumri (Armenien) (seit 1992 geschlossen) 68 Staatsgrenze Türkei–Georgien 98 Achalkalaki nach Gjumri (Armenien) Tiflis Staatsgrenze Georgien–Aserbaidschan 826 Baku nach Türkmenbaşy (Turkmenistan) und Aqtau (Kasachstan) Die Bahnstrecke Kars–Achalkalaki–Tiflis–Baku, kurz KATB, ist eine geplante Bahnstrecke, die von der türkischen Stadt Kars über die georgischen Städte Achalkalaki und Tiflis in die aserbaidschanische Hauptstadt Baku führen soll.
Inhaltsverzeichnis
Bauvorhaben
Georgien, Aserbaidschan und die Türkei beschlossen nach 15-jährigen Vorüberlegungen den Bau der Strecke am 13. Januar 2007 in der georgischen Hauptstadt Tiflis. Der Bau der Bahnlinie begann am 21. Oktober 2007 mit der Grundsteinlegung in Georgien.[2] Die neue Verbindung ist für eine Transportkapazität von 15 Millionen Tonnen jährlich ausgelegt.[3]
Auf türkischer Seite müssen 68 Kilometer und auf georgischer Seite 30 Kilometer Schiene verlegt werden, um die fehlende Verbindung zwischen Kars und Achalkalaki herzustellen. 192 km Strecke auf georgischem Gebiet zwischen Achalkalaki und Tiflis müssen überholt werden.[1] Die Bauarbeiten in Georgien werden voraussichtlich zweieinhalb Jahre dauern.[3]
Im September lagen für den auf türkischem Territorium verlaufenden Abschnitt Angebote von 14 Baufirmen vor. [4]
Am 24. Juli 2008 wurde der Grundstein für die türkische Teilstrecke gelegt.[5]
Finanzierung
Der Türkische Abschnitt wird mit 300 Millionen US-Dollar veranschlagt[6]. Aserbaidschan wird Georgien eine Summe von 200 Millionen US-Dollar zu einem Zinssatz von einem Prozent bei einer Laufzeit von 25 Jahren leihen, um dem finanzschwachen Georgien den erforderlichen Neu- und Ausbau der Bahn zu ermöglichen. Das zeigt ein starkes Interesse Aserbaidschans an der Strecke. Die Gesamtinvestitionen in der Region Achalkalaki sollen sich auf 300 Millionen[3] belaufen, die Gesamtkosten für den Abschnitt Kars–Tiflis werden auf 400-500 Millionen US-Dollar geschätzt.[7] Einer anderen Quelle nach[8] sollen die Gesamtkosten 600 Millionen US-Dollar betragen.
Ob die Weltbank in die Finanzierung des Projekts einsteigt, ist noch offen. Aserbaidschan hat am 11. September 2007 einen entsprechenden Antrag gestellt. [9]
Politik
Ausgangslage
Die Bahnlinie ist nach der Baku-Tiflis-Ceyhan-Ölpipeline und der noch nicht fertiggestellten Südkaukasus-Gaspipeline von Aserbaidschan ins türkische Erzurum das dritte Gemeinschaftsprojekt der drei Staaten. Kasachstan und Turkmenistan, die über Eisenbahnfähren über das Kaspische Meer an die neue Strecke angeschlossen werden könnten, sind ebenfalls an einer Beteiligung an dem Projekt interessiert.[10]
Durch die Bahnstrecke erhalten Georgien und Aserbaidschan einen Anschluss an das europäische Bahnnetz unter Umgehung von Russland und Armenien.
Kritik
Armenien
Armenien kritisiert das Projekt, da die vorhandene, über armenisches Territorium verlaufende und zurzeit wegen der geschlossenen türkisch-armenischen Grenze brachliegende Bahnstrecke Kars–Gjumri–Tiflis nicht genutzt wird, das Land also umgeht und weiter isoliert. Die bestehende Strecke ist zudem kürzer als der jetzt geplante Neubau und könnte für einen Bruchteil der Kosten reaktiviert werden.
Aus diesem Grund verweigern sowohl die USA als auch die EU eine Mitfinanzierung[7][3][11], obwohl die Strecke Teil des Transportkorridors Transport Corridor Europe-Caucasus-Asia ist.
Georgien
Auch in Georgien gibt es kritische Stimmen gegen das Bahnprojekt: Salome Surabischwili, frühere georgische Außenministerin, äußerte Befürchtungen, dass die neue Strecke den Güterfluss weg von den wirtschaftlich bedeutsamen Schwarzmeerhäfen Poti und Batumi verlagern werde.[12] Diese Bedenken wurden aber nach den wiederholten russischen Boykottmaßnahmen gegen die georgische Wirtschaft seit 2006 nun hintangestellt.
Politische Gefährdung
Die vorsichtige Annäherung der Türkei im Gefolge des Kaukasien-Konflikts 2008, die sich in dem Besuch des türkischen Staatspräsidenten Abdullah Gül in Eriwan anlässlich eines Qualifikationsspiels für die Fußball-Weltmeisterschaft 2010 zwischen Armenien und der Türkei am 6. September 2008 manifestierte, ließen Beobachter vermuten, das Projekt könnte aufgegeben werden. Stattdessen könnte die – viel preiswertere – historische Strecke Kars–Gjumri–Tiflis wieder in betriebsfähigen Zustand versetzt werden.[13] Im Dezember 2008 meldete jedoch die ukrainische Nachrichtenagentur UKRINFORM, im Jahr 2009 wolle Aserbaidschan 130 Millionen US-Dollar in den Bau des georgischen Abschnitts der Strecke investieren.[14]
Quellen
- ↑ a b M. Alkhazashvili: Britain to China by rail: the Kars-Akhalkalaki railway, National Union of Rail, Maritime & Transport Workers (RMT), 29. September 2006, abgerufen am 18. März 2007.
- ↑ BTK demiryolu projesinin temeli atıldı, CNNTÜRK, abgerufen am 21. Oktober 2007
- ↑ a b c d Tbilisi, Baku Agree on Funding of Regional Railway Link, Civil Georgia, 13. Januar 2007, abgerufen am 17. März 2007.
- ↑ IBSE-Telegramm, Ausgabe 2004, November 2007, S. 5f.
- ↑ "Demirden ipekyolu"nun temeli atıldı, CNNTÜRK, abgerufen am 24. Juli 2008
- ↑ IBSE-Telegramm, Ausgabe 2004, November 2007, S. 5f.
- ↑ a b USA not to finance construction of railway, bypassing Armenia, Regnum News Agency, 16. Juni 2006, abgerufen am 17. März 2007.
- ↑ IBSE-Telegramm, Ausgabe 2004, November 2007, S. 5f.
- ↑ IBSE-Telegramm, Ausgabe 2004, November 2007, S. 5f.
- ↑ Kasachstan an KATB interessiert, DVZ.de, 25. Februar 2007, abgerufen am 17. März 2007.
- ↑ Vladimir Socor: Kars-Akhalkalaki-Tbilisi-Baku Rail Project Soon to Roll Forward, Eurasia Daily Monitor, 19. Januar 2007, abgerufen am 17. März 2007.
- ↑ Maia Edilashvili: Friendship stretching 556 km to the East and 1441 km to the West, The Georgian Times, 15. Februar 2007, abgerufen am 18. März 2007.
- ↑ IBSE-Telegramm 216, November 2008, S.7.
- ↑ BSANNA: Azerbaijan to invest USD 130 mn in Georgian railway
Weblinks
- Eiserne Seidenstraße, Der Standard Online, 16. März 2007, abgerufen am 17. März 2007.
- Metin Usta: The Possible Effects of the KATB Project over the Caucasus Politics, abgerufen am 19. März 2007.
Wikimedia Foundation.