KKW Biblis

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Kernkraftwerk Biblis
Biblis, Block B aus südwestlicher Richtung mit den beiden Kühltürmen

Biblis, Block B aus südwestlicher Richtung mit den beiden Kühltürmen

Lage
Kernkraftwerk Biblis (Hessen)
DEC
Kernkraftwerk Biblis
Koordinaten 49° 42′ 36″ N, 8° 24′ 55″ O49.718.41527777777787Koordinaten: 49° 42′ 36″ N, 8° 24′ 55″ O
Land: Deutschland Deutschland
Daten
Eigentümer: RWE
Betreiber: RWE
Projektbeginn: 1969
Kommerzieller Betrieb: 26. Feb. 1975

Aktive Reaktoren (Brutto):

2  (2525 MW)

Planung eingestellt (Brutto):

2  (2690 MW)
Eingespeiste Energie im Jahre 2006: 15.306 GWh
Eingespeiste Energie seit Inbetriebnahme: 439.973 GWh
Website: Seite bei RWE
Stand: 22. Juli 2007
Die Datenquelle der jeweiligen Einträge findet sich in der Dokumentation.

Das Kernkraftwerk Biblis befindet sich in der südhessischen Gemeinde Biblis nahe der Einmündung der Weschnitz in den Rhein. Das Kraftwerk wird von der RWE betrieben. Das Partnerkraftwerk von Biblis sind das Kernkraftwerk Balakowo in Russland und das Kernkraftwerk Saporischschja in der Ukraine. In der Planungsphase der Kraftwerks wurden verschiedene Standorte erwogen, darunter auch das vom heutigen Standort etwa 35 Kilometer entfernte Trebur.

Inhaltsverzeichnis

Liegenschaften

Es besteht aus zwei Blöcken: Block A (Kosten ca. 800 Mio. DM) mit einer elektrischen Bruttoleistung von 1225 Megawatt und Block B (Kosten ca. 1 Mrd. DM) mit einer elektrischen Bruttoleistung von 1300 Megawatt. In den 1970er Jahren waren zwei weitere Blöcke, Block C und D, geplant. Während Biblis D schnell verworfen wurde (Planungsbeginn 1975, Planungsende 1979), endeten die Planungen für Biblis C erst 1995.

Beide Kernkraftwerksblöcke sind mit jeweils einem Druckwasserreaktor ausgerüstet.

Inbetriebnahme

Am 16. Juli 1974 wurde in Block A die erste Kernreaktion eingeleitet. Block A lieferte am 25. August 1974 erstmals Strom ins öffentliche Verbundnetz. Die nukleare Inbetriebnahme (Kritikalität) erfolgte in Block B am 25. März 1976.

2006 wurde ein Standortzwischenlager für abgebrannte Kernbrennelemente mit einem Schwermetallgewicht von 1.400 Tonnen in Betrieb genommen. Es hat 135 Lagerplätze.[1]

Außerbetriebnahme

Am 9. September 2005 hat die IPPNW (Ärzte zur Verhütung des Nuklearkrieges, Ärzte in sozialer Verantwortung) bei der hessischen Atomaufsicht einen Antrag zur Stilllegung des Kernkraftwerks Biblis B eingereicht.[2] Da diesem Antrag nicht stattgegeben wurde, hat die IPPNW am 12. Dezember 2008 beim hessischen Verwaltungsgerichtshof Klage eingereicht. Der Kraftwerksblock Biblis B weise mindestens 210 grundlegende und schwerwiegende Sicherheitsmängel auf.[3]

Die endgültige Abschaltung – hochgerechnet aus der Reststrommenge laut Atomkonsens – des Kernkraftwerks Biblis A ist für Ende 2009 vorgesehen, die Abschaltung von Biblis B für 2010. Abweichend davon hat die RWE AG für Block A einen Antrag auf Strommengenübertragung aus dem stillgelegten Kernkraftwerk Mülheim-Kärlich gestellt. Dieser Hauptantrag wurde vom Umweltministerium (BMU) im Mai 2007 abgelehnt; im April 2008 lehnte das BMU auch den Hilfsantrag zur Strommengenübertragung vom Kernkraftwerk Emsland ab[4]. Am 26. März 2009 lehnte das Bundesverwaltungsgericht in letzter Instanz die Klage von RWE gegen den Beschluss des Bundesumweltministeriums für Biblis A ab. Für Biblis B darf RWE laut Atomkonsens eine Reststrommenge bis zu 21,45 TWh von Mülheim-Kärlich übertragen; dadurch würde sich die Laufzeit von Biblis B bis 2013 verlängern.

Ableitungen radioaktiver Stoffe

Das Kernkraftwerk Biblis vom 17 km entfernten Bensheimer Hemsberg aus fotografiert

In typischen Betriebsjahren beträgt die Menge radioaktiver Ableitungen der Kernkraftwerke Biblis in die Umgebung weniger als ein Hundertstel der genehmigten Jahresgrenzwerte.

Im Jahr 2006 erreichten die Ableitungen [5] [6]

von Biblis A

  • 0,15 % vom genehmigten Grenzwert von 1,11 ·1015 Bq/a für Edelgase,
  • 0,31 % vom genehmigten Grenzwert von 8,51 ·108 Bq/a für Jod-131,
  • 0,20 % vom genehmigten Grenzwert von 1,11 ·1011 Bq/a für nukleare Spalt- und Aktivierungsprodukte im Abwasser (ohne Tritium),

von Biblis B

  • 0,01 % vom genehmigten Grenzwert von 1,11 ·1015 Bq/a für Edelgase,
  • 0,01 % vom genehmigten Grenzwert von 8,51 ·108 Bq/a für Jod-131,
  • 0,03 % vom genehmigten Grenzwert von 1,11 ·1011 Bq/a für nukleare Spalt- und Aktivierungsprodukte im Abwasser (ohne Tritium).

Kraftwerksanlagen

Die Lage des KKW Biblis am Rhein
KKW Biblis (links: Block B, rechts: Block A)
Objektschutz an der Südseite des Kernkraftwerkes
Der Rücklauf der Kühltürme (im Hintergrund der Block B) in den Rhein
Das Kernkraftwerk Biblis liegt am Rhein. Rechts die beiden Kühltürme vom Block A
Die beiden Kühltürme von Block B, mit Sicherungsanlagen
Die beiden Kühltürme von Block A, rechts hinten einer von Block B

Block A

Kraftwerksnettoleistung: 1167 MW
Wandstärke Reaktorgebäude: 60 cm
Höhe Abluftkamin: 100 m

Das Reaktordruckgefäß wiegt 425 Tonnen.[7]

Kühltürme


Anzahl: 2
Bauart: Ventilatorkühltürme mit drückenden Ventilatoren
Höhe: 80 m
Basisdurchmesser 68 m

Block B

Kraftwerksnettoleistung: 1240 MW
Wandstärke Reaktorgebäude: 80 cm
Höhe Abluftkamin: 100 m

Kühltürme


Anzahl: 2
Bauart: Ventilatorkühltürme mit drückenden Ventilatoren
Höhe: 80 m
Basisdurchmesser 69 m

Jeder der Kühltürme gibt pro Jahr 30 Millionen Tonnen Wasser ab.[8]

Block C (Planungen gestoppt)

Für den einst geplanten Block C und vermutlich auch für Block D waren je ein Naturzug-Nasskühlturm mit einer Höhe von 160 Metern vorgesehen. Ein Schnitt- und Funktionsmodell des Blocks C, allerdings ohne Kühlturm, steht im Informationszentrum. Für Biblis C wurden bereits die ersten Großkomponenten wie Reaktordruckbehälter und Dampferzeuger gefertigt. Diese wurden, bis auf einen Dampferzeuger, später im brasilianischen Kernkraftwerk Angra 2, das ebenfalls von Siemens-KWU gebaut wurde und im Jahr 2000 ans Netz ging, eingebaut. Die Planungen für Biblis C wurden vorerst gestoppt.[9]

Sicherheit

Die Sicherheitseinrichtungen der beiden vor mehr als 30 Jahren errichteten Kraftwerke werden nach Angabe des Betreibers[10] ständig überwacht und verbessert. Dass dadurch ein, wie im Atomgesetz gefordert, dem heutigen Stand der Technik entsprechendens Sicherheitsniveau erreicht wird, kontrollieren Aufsichtsbehörden und deren Gutachter regelmäßig. In puncto Materialermüdung habe man durch regelmäßige Prüfungen festgestellt, dass beide Blöcke 60 Jahre lang problemlos betrieben werden könnten. Die IAEO führt die Anlagen Biblis A und B als Referenz für gelungene sicherheitstechnische Nachrüstungen älterer Kernkernkraftwerke auf. Dieser Darstellung widerspricht eine Studie von Greenpeace deutlich[11]. Der Block A des Kraftwerks wurde zu einer Zeit konzipiert und errichtet, zu der keine Schutzmaßnahmen gegen den Absturz eines Militärflugzeugs erfolgten.[12]

Kritisiert wird weiterhin, dass eine separate Notstandswarte außerhalb des Reaktorgebäudes, von der aus ein Reaktor auch im Falle von schweren Störungen im Reaktorgebäude gesteuert werden kann, nicht vorhanden ist. Da die Blöcke fast baugleich sind und zudem unterirdisch miteinander verbunden sind, ist es im Notstandfall möglich, durch eine im jeweiligen Nachbarblock angesiedelte Notstandswarte den Nachbarblock zu betreiben. Seitens der Kritiker wird jedoch bezweifelt, dass dies bei einem Störfall noch möglich sei.[13]

Hier wäre allerdings zu erwähnen, wie der sogenannte „Notstand“ eines KKWs definiert ist. Hierbei handelt es sich nämlich keineswegs um einen Störfall im Sinne eines Primärlecks. Im Notstand ist der gesamte Primärkreislauf einschließlich der Dampferzeuger bis zu den Abblaseregelventilen (und zugehörigen Sicherheitsventilen) vollkommen funktionsfähig. Der Bereich des so genannten Hilfsanlagengebäudes (hier werden beispielsweise Abwässer aufbereitet, Lüftungssysteme sind dort angesiedelt etc), das Maschinenhaus, Schaltanlagengebäude und Versorgungstrakt sind dagegen nicht mehr verfügbar. Es ist daher in einem solchen Falle notwendig, die Bespeisung der Dampferzeuger mit Wasser und somit das Abkühlen und Aufborieren des Primärkreises, von einer alternativen Warte aus zu regeln. Hier kann wie oben bereits erwähnt, und das ist in KW-Biblis einzigartig, auf die große Artverwandtschaft der Blöcke zurückgegriffen werden. Bei allen anderen Standorten in Deutschland gibt es keine zwei gleichen Blöcke (mit Ausnahme von Gundremmingen, wo es sich allerdings um Siedewasseranlagen handelt) und somit war man bei der Errichtung auf eine eigene Notstandwarte angewiesen.

Endgültige Abschaltung der Kraftwerksblöcke

Im sogenannten Atomkonsens haben Bundesregierung und Energieversorgungsunternehmen unter anderem festgelegt, dass alle deutschen Kernkraftwerke noch eine begrenzte Reststrommenge erzeugen dürfen, die einer Regellaufzeit von durchschnittlich 32 Jahren entspricht. Daraus errechnet sich für Biblis A die endgültige Abschaltung für Ende 2009, die Abschaltung von Biblis B für 2010. Wegen der flexiblen Regelung über Reststrommengen lässt sich der Abschalttermin nicht genau vorhersagen, weil jeder Stillstand (siehe auch Vorkommnisse vom 16. Okt. 2006) den Termin verschiebt.

Biblis A

Der Atomkonsens erlaubt grundsätzlich die Übertragung von Strommengen älterer Anlagen auf jüngere Anlagen. So wurde der RWE bei den Verhandlungen über den Atomausstieg für das stillgelegte Kernkraftwerk Mülheim-Kärlich eine übertragbare Reststrommenge von 107 TWh zugeordnet. Eine Übertragung von jüngeren Anlagen auf ältere Anlagen ist zwar nicht ausgeschlossen, wird vom Gesetz jedoch als Ausnahmefall bezeichnet, der an die Zustimmung des Bundesumweltministeriums gebunden ist. Auf dieser Basis hat die RWE AG im September 2006 einen Antrag auf Strommengenübertragung von 30 TWh vom (jüngeren) Kraftwerk Mülheim-Kärlich auf das (ältere) Kraftwerk Biblis A gestellt. Wenn der Antrag genehmigt würde, könnte RWE das Kraftwerk Biblis A bis zur zweiten Jahreshälfte 2011[14] betreiben und dann - so die weitere Überlegung von RWE - gemeinsam mit Biblis B abschalten. Unter Berücksichtigung des Stillstands wegen des Austauschs von Dübeln würde sich der genannte Abschalttermin in das Jahr 2013 verschieben.

Dieser Hauptantrag für Block A wurde vom Bundesumweltministerium im März 2007 vorläufig und im Mai 2007 endgültig abgelehnt. Das Umweltministerium vertritt hier die Rechtsauffassung, dass eine Strommengenübertragung vom Kraftwerk Mülheim-Kärlich auf Biblis A nach Atomgesetz nicht möglich sei. Den ebenfalls gestellten Hilfsantrag zur Übertragung von Strommengen vom Kernkraftwerk Emsland auf Biblis A hat das Umweltministerium am 7. April 2008 abgelehnt. Als Hauptgrund wird genannt, dass Biblis A über weniger Sicherheitsreserven als das modernere Kernkraftwerk Emsland verfüge[4].

Gegen die Ablehnung des Hauptantrags und auch des Nebenantrags hat RWE Power schon im April 2007 Klage beim Verwaltungsgericht Kassel eingereicht. Sowohl Umweltministerium als auch RWE verweisen auf Gutachten, die ihre jeweilige Position unterstützen. Die Klage des Unternehmens RWE wurde abgewiesen[15]. Die Revisionsklage von RWE vor dem Bundesverwaltungsgericht Leipzig wurde am 26. März 2009 abgelehnt[16]; die Ablehnung längerer Laufzeiten gilt auch für das Kernkraftwerk Brunsbüttel. In seinem Urteil bestätigte das Gericht die Entscheidung der Vorinstanzen und wies die Klagen der AKW-Betreiber RWE und Vattenfall ab.

Biblis B

Auf Biblis B darf RWE laut Atomkonsens ohne Genehmigung eine Reststrommenge bis zu 21,45 TWh von Mülheim-Kärlich übertragen; dadurch würde sich die Laufzeit von Biblis B bis 2013 verlängern (Abschätzung vom Juni 2007).

Meldepflichtige Vorkommnisse

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  • 17. Dezember 1987: Mitarbeiter hatten ein nicht geschlossenes Absperrventil übersehen. Um die Armatur zu schließen, wurde ein Prüfventil im Tippbetrieb geöffnet. Dadurch trat für kurze Zeit radioaktives Primärkühlmittel in den Ringraum aus. Da der Austritt des Reaktorkühlwassers außerhalb des Sicherheitsbehälters erfolgte und somit eine Rückführung vom Sumpf aus über die Sicherheitseinspeisepumpen bzw. Nachkühlpumpen nicht mehr möglich gewesen wäre, wurde heftig über die Gefahr eines möglichen GAUs diskutiert. Der Störfall kam erst nach einem Jahr, durch einen Artikel in einer amerikanischen Fachzeitschrift (Nucleonic Weeks), an die Öffentlichkeit.[17][18] Er wurde jedoch vom Betreiber fristgerecht an die Behörde gemeldet, die wiederum selbst keine Pressemitteilung veröffentlichte. Nach Bekanntwerden des Störfalls rügte der Bundesumweltminister die Informationspolitik des Betreibers RWE [19], und Tausende demonstrierten für eine Stilllegung des AKWs.[20] Der Störfall wurde im Nachhinein mit Einführung der Internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse (INES) auf Stufe 1 gesetzt, was eine „Störung“ bedeutet, die zweitniedrigste Stufe. Seit diesem Ereignis veröffentlicht das KKW Biblis über einen Pressesprecher und später im Internet jedes Vorkommnis auf der Anlage.
  • 23. August 1999: meldepflichtiges Ereignis der Kategorie N: Aktivitätshaltiges Kühlmittel tritt wegen einer Leckage im Kühlmittelreinigungssystem in den Heißdampfkreislauf über.[21]
  • 8. Februar 2004: Ereignis der Kategorie Eilt (Ereignis-Nr. 04/016, INES-Stufe 0: "Keine oder nur sehr geringe sicherheitstechnische Bedeutung"): Während des ungestörten Volllastbetriebes kam es auf Grund eines witterungsbedingten Kurzschlusses außerhalb des Kraftwerkes im 220-kV-Hochspannungsnetz um 12:48 Uhr zur Trennung des Kraftwerkes in kurzer Folge erst von diesem Netz und dann durch fehlerhafte Steuerungsmechanismen auch vom 380-kV-Netz. Durch den plötzlichen Lastabfall konnte sich die Anlage nicht mehr im Eigenbedarf stabilisieren. In Folge dieser Ereignisse wurde der Reaktor aus Sicherheitsgründen automatisch heruntergefahren und alle vier Notstromdiesel erfolgreich gestartet, von denen mindestens einer zur Aufrechterhaltung der Reaktorsicherheit notwendig war. Um 13:18 Uhr wurde das 380-kV-Hauptnetz wieder durchgeschaltet und bis 14:23 Uhr die Notstromdiesel abgeschaltet. Die Anlage verhielt sich dabei auslegungsgemäß, eine erhöhte Gefährdung der Bevölkerung war zu keinem Zeitpunkt gegeben. [22]
  • 16. Oktober 2006: Außerplanmäßige Abschaltung der Blöcke A und B auf Grund von nicht spezifikationsgerechten Dübelverbindungen an Rohrleitungshalterungen - Die Spezialdübel waren nachgerüstet worden, um die Anlagen erdbebensicherer zu machen. Die festgestellten Mängel stammen wahrscheinlich aus der Erstmontage und waren längere Zeit nicht bemerkt worden. Stichproben zeigten, dass etwa die Hälfte der Dübel betroffen war. Im Januar 2007 wurde berichtet, dass die fehlmontierten Spezialdübel durch längere Dübel ersetzt werden sollen; im Juni wurde bekannt, dass alle 15000 Spezialdübel ersetzt würden. Nachdem die zuständigen Behörden den Abschluss aller Dübelsanierungsarbeiten und der parallel durchgeführten Revisionsmaßnahmen bestätigt hatten, hat der Block B des Kraftwerks Biblis am 1. Dezember 2007 den Leistungsbetrieb wieder aufgenommen. [23] Laut einer Pressemitteilung von RWE Power vom 9. Februar 2008 hat das Hessische Ministerium für Umwelt, ländlichen Raum und Verbraucherschutz die Freigabe zum Wiederanfahren von Block A erteilt. Voraussetzung für diesen Schritt war der erfolgreiche Abschluss der Dübelsanierung sowie aller Revisionsmaßnahmen. In Block A wurde daraufhin das mehrtägige Mess- und Inbetriebsetzungsprogramm aufgenommen.

Sonstige Vorkommnisse

  • 3. Oktober 1989: Teile der Notstromschienen sind 14 Stunden lang abgekoppelt. Das hessische Umweltministerium gibt dies als Störfall der Kategorie E ('Eilt') bekannt.[24]
  • 13. Juni 1990: Im abgeschalteten Biblis A löst ein Mitarbeiter durch Bedienungsfehler einen Störfall der Kategorie "Eilt" aus.[25]
  • März 1994: brannte in Biblis A innerhalb des Containments der Motor einer Hauptkühlmittelpumpe, weil es aufgrund eines bei Wartungsarbeiten in der Pumpe vergessenen Meißels zu einem Kurzschluss gekommen war[26]. In der Folge kam es zu einem Streit zwischen dem hessischen Umweltminister und dem Bundesumweltminister über die Stilllegung des Reaktors[27].
  • 3. Juli 1998: An einem leeren Transportbehälter für abgebrannte Brennelemente werden strahlende Flecken ("Hot spots") entdeckt. Die Strahlung beträgt das 7.500fache des zulässigen Werts.[28]
  • 11. Juli 1998: Zwei Lecks im Zwischenkühlkreisläufen.[29]
  • 6. Januar 1999: Ein Sekundärkühlsystem im abgeschalteten Block B des AKW wird radioaktiv verseucht. Die Atomaufsicht besteht darauf, dass der Biblis-Betreiber zunächst den "Schadensmechanismus" klären muss, bevor Block B wieder angefahren werden kann.[30]
  • 6. August 2001: Ein 700 Kilogramm schweres hoch radioaktives Brennelement ist beim Umlagern im Abklingbecken an seinem Transportkopf abgerissen und einen halben Meter abgestürzt. Radioaktivität trat nicht aus.[31]
  • 28. August 2002: Fehler in der Stromversorgung des Notstandssystems. Es kam zu einer "Fehlanregung" eines Relais und dann zum Stromausfall in einer von insgesamt vier Stromversorgungsleitungen des Notstandssystems. Der hessische Umweltminister bestellt den Vorstand der Betreibergesellschaft ein.[32]
  • 28. April 2003: Der hessische Umweltminister teilt mit, dass seit Inbetriebnahme von Biblis A das Notkühlsystem unzureichend ist und nicht der Betriebsgenehmigung entspricht. Es bestand latent die Gefahr der Überhitzung des Reaktor bei einem Störfall. Der Reaktor wurde deswegen vorübergehend stillgelegt.[33]
  • 12. Juli 2004: Über zwei Stunden funktionierte nur das halbe Notkühlsystem.[34]
  • In der Nacht zum 5. Juli 2005 lief ein mit 1500 t Kies beladener 85 m langer Frachter mit voller Fahrt in einen Fangrechen des Kernkraftwerkes. Dabei wurde das Schiff schwer beschädigt und drohte zu sinken. Etwa 30 Feuerwehrleute der Wehren Worms, Rheindürkheim und Ibersheim kamen dem Havaristen zu Hilfe. Das Kraftwerk konnte nach dem Schaden am Kühlwassereinlauf uneingeschränkt weiter betrieben werden.
  • 15. September 2006: Während Block A abgefahren wurde zur Revision, kam es zu einer fehlerhaften Abschaltung des 380 kV Netz mit einem Lastabwurf des Eigenbedarfs. Damit an der Turbine kein Schaden entstehen konnte, wurde eine TUSA (Turbinenschnellabschaltung) durchgeführt die wiederum zu einer RESA (Reaktorschnellabschaltung) führte.[35]
  • 16. September 2006: Aufgrund eines erhöhten Kondensatdrucks kam es zu einer TUSA während einer Prüfung der Turbinenprüfautomatik.[36]

Kürzel

Bis Mitte der 1990er Jahre wurde für das Kernkraftwerk Biblis kein offizielles Kürzel verwendet, wie es bei den meisten anderen Kernkraftwerken üblich ist. Das Kürzel "KKB" war bereits für Kernkraftwerk Brunsbüttel vergeben und "KWB" für das geplante Kernkraftwerk im hessischen Borken reserviert. Erst nach der endgültigen Aufgabe des Projekts 1995 wurde das Kürzel für das Kernkraftwerk Biblis verwendet.

Daten der Reaktorblöcke

Das Kernkraftwerk Biblis hat insgesamt zwei Blöcke:

Reaktorblock[37] Reaktortyp Netto-
leistung
Brutto-
leistung
Baubeginn Netzsyn-
chronisation
Kommer-
zieller Betrieb
Abschal-
tung
Biblis - A (KWB A) Druckwasserreaktor 1167 MW 1225 MW 01.01.1970 25.08.1974 26.02.1975 (2009)
Biblis - B (KWB B) Druckwasserreaktor 1240 MW 1300 MW 01.02.1972 25.04.1976 31.01.1977 (2010)
Biblis - C (KWB C) [38] Druckwasserreaktor 1238 MW 1315 MW - - - Planungen gestoppt
Biblis - D (KWB D) [39] Druckwasserreaktor 1300 MW - MW - - - Planungen 1979 eingestellt

Einzelnachweise

  1. Deutsches Atomforum e. V.: Kernenergie - Aktuell 2007, Kapitel Zwischenlager/Transporte. Berlin, September 2007.
  2. Biblis B stilllegen - IPPNW beschreitet Rechtsweg; 13. September 2005
  3. http://www.ippnw.de/presse/presse_2008/index.html?expand=2430&cHash=fbe88370d8
  4. a b Pressemitteilung BMU zur Strommengenübertragung vom Kraftwerk Emsland
  5. Deutsches Atomforum e.V. Kernenergie in Deutschland 2006 Jahresbericht
  6. BMU Umweltradioaktivität und Strahlenbelastung Jahresbericht 2006, Seite 121
  7. Martin Volkmer: Kernenergie Basiswissen. Informationskreis KernEnergie, Berlin Juni 2007, ISBN 3-926956-44-5. Seite 57
  8. WAS IST WAS, Band 3 Atomenergie. Tessloff Verlag, Nürnberg 1995, ISBN 3-7886-0243-0. Seite 45
  9. Das Kernkraftwerk Biblis C auf der PRIS der IAEO
  10. RWE Power Modernisierung und Nachrüstung des KWB
  11. Greenpeace Risiko Restlaufzeit - Probleme und Schwachstellen der vier ältesten deutschen Atomkraftwerke
  12. Drucksache 16/394: Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Grünen, Seite 3
  13. http://www.taz.de/digitaz/2006/01/16/a0120.archiv/textdruck
  14. Pressemitteilung RWE zur Strommengenübertragung
  15. n-tv: Die Uhr für Biblis A tickt RWE scheitert vor Gericht
  16. Die Welt:Bundesgericht lehnt längere AKW-Laufzeiten ab
  17. Jahresbericht 1987 zu besonderen Vorkommnissen in Kernkraftwerken, S. 14
  18. http://www.taz.de/digitaz/1988/12/05/a0020.archiv/textdruck
  19. http://www.taz.de/digitaz/1989/03/11/a0031.archiv/textdruck
  20. http://www.taz.de/digitaz/1988/12/19/a0018.archiv/textdruck
  21. http://www.taz.de/index.php?id=archivseite&dig=1999/11/11/a0049
  22. http://www.taz.de/digitaz/2004/02/11/a0149.archiv/textdruck
  23. RWE Power Pressemitteilung vom 02. Dezember 2007
  24. http://www.taz.de/index.php?id=archivseite&dig=1989/11/30/a0012
  25. http://www.taz.de/index.php?id=archivseite&dig=1990/06/13/a0052
  26. BMU-Bericht über Brände in deutschen Kernkraftwerken, Seite 31
  27. http://www.taz.de/index.php?id=archivseite&dig=1994/03/07/a0050
  28. http://www.taz.de/index.php?id=archivseite&dig=1998/07/03/a0108
  29. http://www.taz.de/index.php?id=archivseite&dig=1998/07/11/a0035
  30. http://www.taz.de/index.php?id=archivseite&dig=1999/01/23/a0113
  31. http://www.taz.de/index.php?id=archivseite&dig=2001/08/08/a0075
  32. http://www.taz.de/index.php?id=archivseite&dig=2002/09/06/a0118
  33. http://www.taz.de/index.php?id=archivseite&dig=2003/04/28/a0106
  34. http://www.taz.de/index.php?id=archivseite&dig=2004/07/15/a0133
  35. Kernenergie in Deutschland; Jahresbericht 2006 - Herausgeber: Deutsches Atomforum e.V. Seite 24/25 Kernkraftwerk Biblis A; Informationskreis KernEnergie; Druck: UbiaDruckKöln; ISSN:1611-9592
  36. Kernenergie in Deutschland; Jahresbericht 2006 - Herausgeber: Deutsches Atomforum e.V. Seite 26/27 Kernkraftwerk Biblis B; Informationskreis KernEnergie; Druck: UbiaDruckKöln; ISSN:1611-9592
  37. Power Reactor Information System der IAEO: „Germany, Federal Republic of: Nuclear Power Reactors“ (englisch)
  38. Kernkraftwerk Biblis C auf der PRIS der IAEO
  39. Kernkraftwerk Biblis D auf der PRIS der IAEO

Siehe auch

Weblinks


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