Anatoli Karpov

Anatoli Karpov
Anatoli Karpow
Anatoli Karpow
Anatoli Karpow
Name Anatoli Jewgenjewitsch Karpow
Schreibweisen Анато́лий Евге́ньевич Ка́рпов (Russisch)
Land Russland Russland
Geboren 23. Mai 1951 (57 Jahre)
Slatoust, Russland
Titel Großmeister (1970)
Schachweltmeister 1975–1985
Derzeitige Elo-Zahl 2644 (Nr.89 der FIDE-Weltrangliste vom Januar 2009)
Beste Elo-Zahl 2780 (Juli 1994)

Anatoli Jewgenjewitsch Karpow (russisch Анато́лий Евге́ньевич Ка́рпов, wiss. Transliteration Anatolij Evgen'evič Karpov; * 23. Mai 1951 in Slatoust) ist ein russischer Schachgroßmeister und war von 1975 bis 1985 Schachweltmeister sowie von 1993 bis 1999 FIDE-Weltmeister.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Karpow erlernte das Schachspiel im Alter von vier Jahren von seinem Vater, einem Ingenieur. Mit zehn Jahren war er bereits Meister von Slatoust, mit 12 wurde er erstmals nach Moskau eingeladen, um an einem Lehrgang der Sowjetischen Schachschule teilzunehmen. Michail Botwinnik war zunächst von dem eher vorsichtigen Spiel des schmächtigen Jungen wenig beeindruckt, änderte dann aber seine Meinung, als er bemerkte, wie ernsthaft sich Karpow dem Schach widmete. Bereits Ende 1966 wurde er erstmals ins Ausland geschickt und gewann ein Turnier in Třinec. 1967 wurde er in Groningen Junioreneuropameister, vor Konkurrenten wie Jan Timman und András Adorján. 1969 gewann er die Jugendweltmeisterschaft in Stockholm. Einen bedeutenden Erfolg erzielte er durch seinen mit Leonid Stein geteilten 1. Platz beim Aljechin-Gedenkturnier in Moskau 1971. Seine erste Schacholympiade spielte er 1972 in Skopje und erzielte dort mit 13 Punkten aus 15 Partien ein herausragendes Ergebnis. Als Jugendweltmeister war er vorqualifiziert für das Interzonenturnier in Leningrad 1973, das er punktgleich mit Viktor Kortschnoi gewann.

Danach qualifizierte er sich in mehreren Wettkämpfen als Herausforderer des Weltmeisters Bobby Fischer. Im Finale der Kandidatenwettkämpfe schlug er seinen Landsmann Viktor Kortschnoi knapp, aber dennoch souverän. Als Fischer zur Titelverteidigung 1975 nicht antrat, gewann Karpow am 3. April 1975 den Weltmeistertitel kampflos. In den folgenden Jahren spielte er sehr viele Turniere, um seinen Anspruch als bester Schachspieler der Welt zu untermauern. Seinen Titel verteidigte er zweimal (1978 in Baguio und 1981 in Meran) erfolgreich gegen Kortschnoi. Nach der zweiten Verteidigung wurde Karpow der Leninorden verliehen. Diese Wettkämpfe fanden in einer sehr angespannten Atmosphäre statt, da Karpow als linientreuer Vertreter der Sowjetunion galt, während Kortschnoi als Dissident in den Westen emigriert war.

Bei der Schachweltmeisterschaft 1985 verlor Karpow seinen Titel an Garri Kasparow und konnte ihn weder im Revanchekampf 1986 noch 1987 oder 1990 zurückerobern. Erst als Kasparow mit der Weltschachorganisation FIDE brach und als Weltmeister disqualifiziert wurde, konnte Karpow 1993 den Weltmeistertitel wieder gewinnen und auch bis 1999 behalten. In diesem Zeitraum gelangen ihm noch einige große Erfolge, unter anderem ein überzeugender Sieg in Linares 1994. Dort erzielte er 11 Punkte aus 13 Partien und gewann mit 2,5 Punkten Vorsprung vor Kasparow und Shirow – ein Erfolg, der als einer der überlegensten Turniersiege der Schachgeschichte gilt. Damals wies er auch seine beste je erreichte Elo-Zahl von 2780 (Juli 1994) auf.

Anatoli Karpow, 1996

Von 1975 bis 1984 war er die eindeutige Nummer eins, von 1985 bis Mitte der 1990er die unangefochtene Nummer zwei im Schach. Er gilt als einer der besten Positionsspieler aller Zeiten. Den Schach-Oscar als bester Spieler eines Jahres gewann er insgesamt neun Mal. Dazu kommen über 100 Turniersiege, das ist Weltrekord.

Anatoli Karpow, 2006

Mit einem Elo-Rating von 2644 nimmt er als ältester Spieler in der Top-100-Liste den 89. Platz ein (Stand: Januar 2009).

Karpow schrieb mehrere Schachbücher, die auch ins Deutsche übersetzt wurden, unter anderem Meine besten Partien (1997, ISBN 3-86155-074-1) und Karpows Schachschule (2002, ISBN 3-88805-289-0). Eine Autobiographie veröffentlichte er 1991 in englischer Sprache unter dem Titel Karpov on Karpov (ISBN 0-689-12060-5).

In den letzten Jahren gründete Karpow zahllose Schachschulen, sowohl in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion, aber auch in den USA, Südamerika und Europa. In Deutschland führt die Karpow-Schachakademie Rhein-Neckar e. V. seinen Namen.

In seiner Freizeit beschäftigt er sich mit Philatelie und baute eine bedeutende Sammlung auf.

Nach Karpow ist auch der im Dezember 2003 entdeckte Asteroid „90414 Karpov“ aus dem Hauptgürtel benannt worden.[1]

Literatur

  • Edmar Mednis: So gewinnt Karpov. De Gruyter, Berlin 1982. ISBN 3-11-008476-7
  • Viktor Baturinski: Das Schachgenie Karpow. Sportverlag, Berlin 1991. ISBN 3-328-00427-0

Weblinks

Einzelnachweis

  1. Eintrag in der Datenbank für kleine Himmelskörper des Jet Propulsion Laboratory der NASA

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