- Kaisertreue
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In Deutschland endete die Monarchie 1918 nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg. Dies geschah durch die Verkündung der Abdankung des Kaisers, durch den Übertritt Wilhelms II. ins holländische Exil und die Ausrufung der deutschen Republik. Doch auch danach gab und gibt es Anhänger der Monarchie (Monarchisten), die sich in Vereinen und informellen Kreisen organisiert haben. Unter den Anhängern des monarchischen Gedankens finden sich neben Kritikern der Demokratie noch Nostalgiker und auch Vertreter der Personenkreise, die 1918 bedeutende Privilegien eingebüßt haben. Die beiden größten deutschen und einzigen auf Bundesebene tätigen Organisationen sind heute der Verein Tradition und Leben sowie die Monarchiefreunde, daneben regionale Gruppierungen unter anderem in Bayern und Sachsen und Anhänger ehemaliger Herrscherfamilien wie der Wittelsbacher oder Wettiner. Heute werden von den meisten Vereinigungen und Kreisen nicht die Wiedereinführung der früheren monarchischen Regierungssysteme, sondern der parlamentarischen Monarchie mit Orientierung an den europäischen Nachbarkönigreichen vertreten.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Der letzte deutsche Kaiser Wilhelm II. dankte am 30. November 1918 ab, nachdem bereits am 9. November die Republik ausgerufen worden war und ging widerwillig ins Exil in die Niederlande. Grund für die erzwungene Abdankung war, den Alliierten entgegen zu kommen (die in Wilhelm den Exponenten des autoritären Deutschlands sahen) und der revolutionären Bewegung ein Antisymbol zu nehmen. Aber auch um den Kaiser aus der Schusslinie zu nehmen, damit nicht dieser die Schuld am verlorenen Krieg zugeschoben bekommen würde. In der Folge wurde Deutschland erstmalig eine Republik. Die Anhänger der alten Staatsform gründeten monarchistische Vereine und standen der Republik sehr reserviert oder ablehnend gegenüber, sie waren oft traditionalistisch und nationalistisch orientiert. Offen monarchistisch waren vor allem die DVP und die DNVP, aber auch sie betrieben keine konkrete Politik zur Wiederherstellung der Monarchie. Ein Problem für Monarchisten war es unter anderem, dass Wilhelm II. und sein Kronprinz zwar abgedankt hatten, davon später aber abrückten. Wilhelm II. hatte zudem am Vorabend der Revolution seine Söhne versprechen lassen, nicht gegen seinen Willen Monarch zu werden. Mit dem ehemaligen Kaiser, dem ehemaligen Kronprinz und dem 1906 geborenen Wilhelm gab es drei Prätendenten auf den Thron.
Für Irritationen hatten 1970 die Memoiren von Heinrich Brüning gesorgt, dem zwei Jahre zuvor verstorbenen ehemaligen Reichskanzler. Er behauptete, er habe im Sommer 1932 die Monarchie wiederherstellen wollen, allerdings nach parlamentarischem, englischen Muster. Die Forschung hat dies aber nicht aus der damaligen Zeit belegen können. Freiherr Hiller von Gaertringen bezweifelt, dass zur Zeit der Weimarer Republik der Monarchismus tatsächlich so stark war wie oft angenommen: Einige angebliche Monarchisten waren eher für einen autoritären Führer und nicht für eine Restauration der Monarchie. „In der Krise der Republik seit 1930 […] taucht somit der Gedanke an eine monarchische Restauration immer wieder auf, doch nicht als eigenständiger Plan einer monarchistischen Bewegung, […] sondern als Mittel in der Hand politischer Kräfte, die die Monarchie im Interesse ihrer eigenen Ziele einsetzen wollten“. Die Nationale Opposition (unter anderem die DNVP) habe antirepublikanische Strömungen zur Beseitigung des Weimarer Systems, die demokratischen Parteien hingegen die „bei Monarchisten vermutete rechtsstaatliche Gesinnung“ zur Abwehr des Nationalsozialismus verwenden wollen.[1]
Der Nationalsozialismus war gegen die Monarchie, versuchte aber, zum Beispiel mit dem Tag von Potsdam sich in die Tradition des Kaiserreichs zu stellen. 1934 wurden alle monarchistischen Organisationen durch die Nationalsozialisten verboten. Unter den Beteiligten des Aufstands am 20. Juli 1944 um die Brüder Stauffenberg waren auch Monarchisten bzw. Anhänger des Deutschen Kaiser- und Preußischen Königshauses, die beabsichtigten, im Falle eines Erfolges wieder zur Monarchie zurückzukehren. Reichsverweser bzw. Deutscher Kaiser wäre damals in diesen Fall wahrscheinlich Wilhelm (III.) (1882-1951) oder sein Sohn Louis Ferdinand (sen.) von Preußen (1907-1994) geworden. Eine entsprechende Erklärung war bereits vorbereitet. Louis Ferdinand, Enkel von Wilhelm II. (im Exil in Doorn, Niederlande), der bereits seit den 1930er Jahren Kontakte zu bestimmten Kreisen des Widerstands unterhielt, wurde von der Gestapo verhört. Der Generalbevollmächtigte des Königshauses Kurt Freiherr von Plettenberg tötete sich nach seiner Verhaftung durch die Gestapo, um niemanden verraten zu müssen.
Historische monarchistische Organisationen
Bund der Aufrechten
Der Bund der Aufrechten war eine nationalistisch-monarchistische Vereinigung, die am 9. November 1918 in Berlin durch den Schriftsteller Ernst Pfeiffer gegründet wurde. Pfeiffers politischer Hintergrund war die Bewegung um den antisemitischen Hofprediger Adolf Stoecker. Bereits 1922 wurde der Bund aufgrund des Gesetzes zum Schutz der Republik als republikfeindliche Organisation verboten. Bis zum Herbst 1919 wächst die Mitgliederzahl des Bundes auf über 1.000. An der ersten Hauptversammlung nehmen etwa 140 Vertreter aus Preußen teil. Als Referenten treten im Bund der Aufrechten im Laufe der Zeit unter anderem hervor: die Reichstagsabgeordneten Kuno Graf von Westarp, Reinhard Mumm, Friedrich Everling (alle DNVP), Arbeitersekretär Rüffer, Axel Freiherr Freytag von Loringhoven und Ilse Neumann, Gustav Roehte, die Generäle von Stein und von Friedeburg und aus dem Kreis der evangelischen Geistlichkeit Oberkonsistorialrat Conrad und Dibelius, sowie die Hofprediger Doehring, Vogel und Richter-Reichhelm. 1922 versammelt der Bund der Aufrechten zu einer großen Preußenfeier im Friedrichshain in Berlin 3.000 Besucher. In dieser Zeit zählt der Bund mehr als 60 Ortsgruppen mit etwa 25.000 Mitgliedern. In Bremen gelingt die Gründung einer Arbeiter-Jugendgruppe mit 800 Mitgliedern. Es besteht die Aussicht, zu einer Volksbewegung größeren Ausmaßes zu werden. Die Republikaner verfolgen die Entwicklung nicht untätig und die um Republik und Demokratie besorgte Presse geht zu Angriffen gegen die hohenzollerntreuen Monarchisten über: Die Ermordung Reichsaußenministers Walther Rathenau durch Mitglieder der rechtsradikalen Organisation Consul am 24. Juni 1922 geben einen hinreichenden Anlass zum Verbot von nationalistischen und antirepublikanischen Verbänden wie dem Bund der Aufrechten. Aufgrund des bereits am 26. Juni erlassenen „Gesetzes zum Schutz der Republik“ löst der preußische Innenminister Severing den Bund mit allen Landesverbänden, Bezirks- und Ortsgruppen auf. Sachsen und Thüringen schließen sich an, nur in Baden und Bayern, wo die Landesregierungen kein Verbot erlassen hatten, bleibt der Bund bestehen und arbeitet weiter. Die Versuche des Bundes sich von der Ermordung Rathenaus zu distanzieren, bleiben erfolglos. Daher nehmen die Berliner Ortsvorstände sowie der Hauptvorstand des Bundes am 30. Juni einstimmig die Entschließung an:
- „Mit der christlichen Gesinnung, auf deren Betätigung unser Bund in allererster Linie beruht, ist es unvereinbar, daß ihm Mitglieder angehören, die politische Verbrechen gutheißen oder auch nur entschuldigen. So selbstverständlich dies ist, hält der Bund es angesichts der augenblicklich bestehenden geistigen Verfassung für angebracht, dies öffentlich zu erklären.“
Zwei Beschwerden gegen das Verbot werden verworfen. Der Bund der Aufrechten muss seine Tätigkeit einstellen. Auch die Nr. 26 der Zeitschrift Der Aufrechte, die noch vor der Ermordung Rathenaus erschienen war, wird infolge der neuen Verordnung zum Schutze der Republik vom Berliner Polizeipräsidenten beschlagnahmt. Gleichzeitig wurde außerdem das Erscheinen der Zeitschrift für die Dauer von vier Wochen untersagt. Mit dem endgültigen Verbot aller monarchististischen Organisationen durch die Nationalsozialisten 1934 wird der Bund der Aufrechten aufgelöst. Nach 1945 sammelt der 'Aufrechte' Heinrich Freiherr von Massenbach († 1962) einige noch lebende Mitglieder um sich und gründet schließlich zusammen mit diesen sowie neu hinzugekommen Leuten einen neuen Verein. Nachfolgeorganisation ist dadurch heute in der Bundesrepublik die Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des monarchischen Gedankens Tradition und Leben. Dem Bund der Aufrechten gehörten unter anderen. an: Oskar Prinz von Preußen sowie der ehemalige preußische Kriegsminister Karl von Einem, Eitel Friedrich von Preußen und Otto Schmidt-Hannover (DNVP).
Kaisertreue Jugend
Die Kaisertreue Jugend (KJ) war eine Organisation der Weimarer Republik, die vor allem in Berlin aktiv war. Sie hatte dort häufige Zusammentreffen und unternahm zudem auch regelmäßig Besuchsfahrten zum ehemaligen Kaiser Wilhelm II. nach Doorn im niederländischen Exil. Die neuen Mitglieder wurden diesem dort vorgestellt. 1934 wurde der Verein im Zuge der Auflösung sämtlicher monarchistischer Organisationen durch die Nationalsozialisten verboten.
Organisation Gärtnerei
Die Organisation Gärtnerei (OG) war 1924–1928 in der ganzen Republik tätig. Sie konzentrierte sich vor allem auf die Person Kaiser Wilhelms II.[2]
Frontkämpferbund Stahlhelm
Der Frontkämpferbund Stahlhelm, ein Zusammenschluss von Kriegsteilnehmern des Ersten Weltkrieges, wandte sich generell gegen die Demokratie und vertrat in Teilen auch monarchistische Positionen. So gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der republikfeindlichen rechtsextremen Harzburger Front, der auch die SA angehörte. Der Stahlhelm wurde 1934 durch die Nationalsozialisten zwangsweise in die SA eingegliedert (bekannt unter der damals offiziellen Bezeichnung Gleichschaltung) und 1945 durch die Alliierten verboten. Obwohl der Stahlhelm keine primär monarchistische Organisation war und beispielsweise ehemaligen jüdischen Frontsoldaten die Mitgliedschaft verwehrte, scheint Wilhelm II. sie für eine (monarchistische?) Widerstandsgruppe gehalten zu haben: „Die Stahlhelmer, die alten Frontsoldaten müssten sich zusammentun und die Nazis erledigen.“ (Novemberpogrome 1938). Für die, während der Weimarer Zeit, eindeutige monarchistische Ausrichtung sprechen auch klare und eindeutige Indizien: Es gehörten ihm bald nicht nur Kriegsteilnehmer an, und die Namen und Symbole, die einige der Untergruppen verwendeten, zeigten ziemlich eindeutig eine monarchistische Komponente.
Monarchistischer Widerstand im Dritten Reich
Die Attentäter des 20. Juli 1944 wollten nach ihrem Staatsstreich die konstitutionelle Monarchie unter der Führung des Hauses Hohenzollern restaurieren. Als neuer Kaiser war Prinz Louis Ferdinand von Preußen vorgesehen, obwohl dessen Vater Friedrich Wilhelm eigentlich der rechtmäßige Thronfolger gewesen wäre. Doch dieser hatte bereits im Vorfeld des Attentats eine Erklärung verfasst, in der er die Krone seinem Sohn überlassen wollte. Josef Wirmer entwarf für das neue Kaiserreich auch eine neue Flagge, welche ein schwarzes, golden eingerahmtes Kreuz auf rotem Grund zeigte. Dies sollte einerseits Identifikation mit dem Christentum andererseits auch Verbundenheit mit den germanischen Ländern symbolisieren. Des weiteren wollte man keine Trikolore wie 1919, da diese stark mit den liberalen Werten der französischen Revolution verbunden war.
Nach 1945
In den 1950er Jahren wurde offen über die Monarchie diskutiert; die Umfragen waren dafür günstig. Seit Mitte der 1960er Jahre ist ein deutlicher Rückgang spürbar. Die Gründe dafür werden zum einen im damaligen wirtschaftlichen Erfolg der westdeutschen Staatlichkeit gesehen, liegen aber auch in den gesellschaftlichen Veränderungen nach 1968. Mit der abtretenden, vor 1918 geprägten Generation ging zudem die traditionellen Anhänglichkeit an die Dynastien und die Kontinuität weitgehend verloren. Als Folge der immer weiter fortschreitenden Säkularisierung der Gesellschaft spielt auch die Auserwählung durch Geburt von Gottes Gnaden kaum eine Rolle mehr. Der preußisch-jüdische Professor Dr. Hans-Joachim Schoeps, Ehrenmitglied von Tradition und Leben, forderte unter anderem 1951 in seiner Rede die Ehre Preußens, die Wiederherstellung Preußens und die Rückkehr des Hauses Hohenzollern; sein mit Persönlichkeiten aus dem Deutschen Bundestag vorbereiteter Volksbund für die Monarchie wurde jedoch nie konstituiert: Der Spiegel verriet den Plan.
Heutige monarchistische Organisationen
Es gibt mehrere monarchistische Organisationen in Deutschland. Die beiden größten in der Gegenwart noch bestehenden, und einzigen auf Bundesebene tätigen, sind derzeit Tradition und Leben e.V., mit etwa 170 Mitgliedern, sowie die relativ junge Bürgervereinigung der Monarchiefreunde. Darüber hinaus gibt es noch regionale Gruppierungen, vor allem in Bayern und Sachsen (Anhänger der Wittelsbacher bzw. Wettiner) sowie Anhänger einstiger Fürsten und derer Nachkommen. Die beiden vorgenannten für ihre Verhältnisse großen Vereinigungen haben beide die Einführung der parlamentarischen Monarchie zum Ziel. Tradition und Leben will dies auf dem Weg eines Vereins erreichen, um die Überparteilichkeit, mit der auch ein Monarch in der angestrebten Monarchie regiert, zu unterstreichen, während die Monarchiefreunde sich in den 1990er Jahren aus Tradition und Leben entwickelt und den Weg als Partei eingeschlagen haben. Als weitgehend gemeinsames, einigendes Symbol der deutschen Monarchisten (früher wie heute) gilt die schwarz-weiß-rote Flagge als damalige Nationalflagge des deutschen Kaiserreichs.
Tradition und Leben
Tradition und Leben e.V. − die „Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des monarchischen Gedankens“ − (kurz TuL) führt die Tradition des 1918 gegründeten Bundes der Aufrechten fort. Die Vereinszeitschrift Der Aufrechte erreichte in den 1920er Jahren eine Auflage von 100.000 Exemplaren und dem Bund gehörten 25.000 Mitglieder an; in den 1930er Jahren hatte er zuletzt 100.000 Mitglieder. 1949 wurden Rundschreiben an die noch lebenden ehemaligen Mitglieder des Bundes geschickt, sodass der 1956 gegründete heutige Verein Tradition und Leben (Eintragung ins Vereinsregister in Köln 1959) entstehen konnte und heute etwas mehr als 100 Mitglieder zählt. Ende der 1990er Jahre sah sich der Verein gezwungen, ein öffentlich zugängliches Forum wegen der massiven Postings von NPD-Aktivisten zu schließen. 1975 war der Neonazi Michael Kühnen der Hamburger Repräsentant von Tradition und Leben. Der Verein ist überparteilich, bekennt sich in seinen Grundsätzen zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung und bejaht die föderative Staatsgliederung Deutschlands (Bundesländer). Das Amt des Bundespräsidenten hingegen soll gegen das des Deutschen Kaisers ausgetauscht werden. Kaiser soll das jeweilige aktuelle Oberhaupt des Hauses Hohenzollern-Brandenburg-Preußen werden, heute wäre das also Georg Friedrich von Preußen. Der Kaiser soll nicht ausschließlich repräsentative Aufgaben haben. „Ein gekrönter 'Urkundsbeamter' entspricht nicht unserer Vorstellung.“ (Zitat von der Webseite). Die Aufgaben des Kaisers sollen sich an denen der Könige in den Niederlanden und Spanien orientieren. Als Argumente für die Monarchie nennt Tradition und Leben unter anderem die Benachteiligung kleinerer Randgruppen in der Republik, für die der Monarch eintreten soll, sowie die Vorteile, die ein Monarch, der sich von Kindheit an auf sein Amt vorbereitet hat, mit sich bringt. Außerdem soll der Monarch als Beschützer der Bevölkerung in Krisensituationen, die Übernahme des Parlaments und der Regierungsgewalt durch Extremisten (Kommunisten oder Nationalsozialisten) verhindern, wobei als Beispiel die Vereitelung von Antonio Tejeros Putschsversuch des 23-F durch Juan Carlos I. (Spanien) genannt wird. Andere übliche Argumente für die Monarchie siehe Artikel Monarchie. Tradition und Leben vertreibt die zweimonatlich erscheinende Zeitung „Erbe und Auftrag“.
Regionale monarchistische Gruppierungen
Anhänger der Wittelsbacher
Da die Amerikaner entschieden gegen die Monarchie waren, verboten sie bald den wiedergegründeten Bayerischen Heimat- und Königsbund. Er konnte erst 1949 – nach dem Ende der Militärregierung – neu instituiert werden. Nach dem Tod des früheren Kronprinzen Rupprecht von Bayern am 2. August 1955 zeigte sich, dass Bayern wohl weithin mit der Republik ausgesöhnt war. Die Wittelsbacher wurden und werden aber als ein Teil der Tradition empfunden. 1967 hat sich der Heimat- und Königsbund in „Bayernbund“ umbenannt. Der langjährige Vorsitzende Rudolf Huber und Albrecht von Bayern, sahen in der Zeit der Bonner Großen Koalition Kiesinger-Brandt Bayerns Eigenstaatlichkeit in Gefahr. Albrecht von Bayern meinte, dass man alle „Sonderwünsche“ − womit zweifellos die Monarchie gemeint war − zurückstellen müsse. Er zog sich daraufhin auch weitgehend ins Privatleben zurück.
Neben dem heutigen Bayernbund gab es noch die Bayerische Heimat- und Königspartei. Über das Verhältnis der heute noch bestehenden Bayernpartei zur Monarchie ist zu sagen, dass sich Anton Besold (ein früheres Mitglied der Bayerischen Heimat- und Königspartei) und Eugen Fürst zu Oettingen-Wallerstein als Bundestagsabgeordnete der Bayernpartei Ende 1951 zur Monarchie bekannten. 1988 hat der Jungbayernbund, die Jugendgruppe der Bayernpartei, die Einführung der parlamentarischen Monarchie in Bayern verlangt. Die Partei distanzierte sich dann jedoch von dieser Forderung. Die Bayernpartei ficht nach Aussage ihres Geschäftsführers für ein souveränes Bayern. Sei dieses weit in der Ferne liegende Ziel erreicht, solle eine Volksabstimmung über die Staatsform herbeigeführt werden.
In der Christlich-Sozialen Union (CSU) gab es nur zwischen 1945 und 1949 monarchistische Äußerungen. Fritz Schäffer, der später so bekannte Bundesfinanzminister, stand gegen den engagierten Republikaner Josef Müller. Die CSU erreichte es mit anderen Parteien, dass Bayern das Grundgesetz ablehnte. In der Kampagne fochten CSU-Politiker wie Alois Hundhammer und Joseph Baumgartner gegen Bonn auch mit monarchistischen Argumenten.
Anhänger der Welfen
Die hauptsächlich aus der Welfischen Bewegung hervorgegangene Deutsche Partei hatte in ihren Grundsätzen von 1952 eine deutliche monarchistische Komponente. Das Staatsoberhaupt sollte von politischen Mächten und Parteien unabhängig sein: „Die Deutsche Partei bejaht dieses aus den geschichtlichen Tiefen des Reiches erwachsene Amt.“ Jedoch blieb das monarchistische Element in dieser Partei eher eine Randerscheinung. Immerhin trat der spätere Bundesminister Hans-Joachim von Merkatz als Fraktionsmitglied der Deutschen Partei im Oktober 1951 im Bundestag offen für die Monarchie ein. Der Fraktionsvorsitzende der Deutschen Partei im Bundestag, Ernst-Christoph Brühler, sprach zum 18. Januar 1957 bei Tradition und Leben in Bonn. Der am 10. Mai 1952 gegründete Welfenbund hatte im Jahr 1992 etwa 300 Mitglieder.
Anhänger des Hauses Habsburg
1967 wurde aus der Monarchistischen Bewegung Österreichs die „Aktion Österreich Europa“, die sich bald darauf, als Otto von Habsburg Präsident der internationalen Paneuropa-Union wurde, zu deren österreichischen Zweig wandelte. Zwischen 1946 und 1958 sammelten sich die (west)deutschen Anhänger des Hauses Habsburg um die angesehene konservative Zeitschrift Neues Abendland. Der aus Böhmen stammende Emil Franzel war ihr Chefredakteur. Auf Anregung Georgs von Waldburg-Zeil, bis 1918 Prinz, entstand 1952 die Abendländische Akademie wo Personen mit konservativer und monarchistischer Grundhaltung trafen. Jedoch wurde bereits 1958 die Tagungsarbeit wieder eingestellt.
Die Paneuropa-Union ist auch in der Bundesrepublik Deutschland aktiv. Bei ihr handelt es sich jedoch nicht um eine monarchistische Strömung. Organisierte Anhänger des Hauses Habsburg gibt es in Deutschland derzeit nicht mehr. In Österreich gibt es freilich Monarchisten in den verschiedensten Vereinigungen.
Andere
1986 wurden auf dem Parteitag der APPD Forderungen laut, die Restauration der Monarchie unter Louis Ferdinand von Preußen dem Parteiprogramm hinzuzufügen. 2005 war die "Wiedererrichtung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation" Teil ihres Wahlprogrammes.
1999 schrieb die rechtsextreme Organisation Deutsches Kolleg einen Verfassungsentwurf für ein "Viertes Reich", welches sie errichten wollen. Darin ist als Staatsoberhaupt der Deutsche Kaiser vorgesehen, welcher im Einvernehmen mit dem Reichsrat auch zu gesetzeswidrigen Handlungen legitimiert sein soll.
Der Neonazi Horst Mahler vertritt die Ansicht, dass die deutschen „Fürsten“ und besonders das Haus Hohenzollern die Aufgabe der Beseitigung der demokratischen Strukturen übernehmen solle, bevor Mahlers (nichtmonarchistische) „Reichsverfassung“ verwirklicht werden kann.
Einzelnachweise
- ↑ Friedrich Freiherr Hiller von Gaertringen: Monarchismus in der deutschen Republik, in: Michael Stürmer (Hrsg.): Die Weimarer Republik. Belagerte Civitas, 2. erw. Auflage, Königsstein/Ts. 1985 (1980), S. 254–271, hier S. 267/268.
- ↑ Bill, Claus Heinrich: Die „Organisation Gärtnerei“ 1924–1928. Ein Beispiel monarchischen Engagements des Adels, in: Nobilitas – Zeitschrift für deutsche Adelsforschung, Jg. I, Owschlag 1998, S. 167–170
Literatur
- Joachim Selzam, Monarchistische Strömungen in der Bundesrepublik Deutschland 1949 - 1989, Dissertation (Universität Erlangen-Nürnberg), 1994
- Hans-Otto Meissner, Als die Kronen fielen, Gießen 1956
- Rudolf Huber, Monarchie - Retterin der Zukunft, Feldafing o. J.
- Norbert Ficek, Waisenkind Deutschland – oder: Warum wir unseren Kaiser wieder brauchen, Berlin 2004
Siehe auch
- Monarchistische Gruppen
- Tradition und Leben (Deutschland, bundesweit)
- Bayerische Heimat- und Königspartei (Deutschland, Bayern)
- Bayernbund (Deutschland, Bayern)
- Welfenbund (Deutschland, Niedersachsen)
- Jakobiten (Schottland/Bayern)
- Guglmänner (Bayern)
- Kaisertreue Jugend (Deutschland)
- Monarchismus
- Liste monarchistischer Organisationen
- Thronprätendent (Aktuelle Liste von − theoretisch regierenden − Nachkommen ehemaliger Monarchien)
- Sonstiges
- Deutschnationale Volkspartei (nationalkonservative und z. T. monarchistische Partei der Weimarer Republik)
Weblinks
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