Kali und Salz AG

Kali und Salz AG
K+S AG
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Unternehmensform Aktiengesellschaft
ISIN DE0007162000
Gründung 3. Oktober 1889
Unternehmenssitz Kassel
Unternehmensleitung
Mitarbeiter 12.370 (31. Dez. 2008)
Umsatz 4,79 Milliarden Euro(2008)
Branche Düngemittel und Salze
Website

www.k-plus-s.com

Die K+S AG, früher Kali und Salz AG, mit Sitz in Kassel ist ein deutsches Bergbauunternehmen mit den Schwerpunkten Kali- und Salzförderung und einer der weltweit führenden Anbieter von kali- und magnesiumhaltigen Produkten für landwirtschaftliche und industrielle Anwendungen. Mit dem ebenfalls jungen Arbeitsgebiet fertiva sei man zudem derzeit Weltmarktführer bei Ammoniumsulfat sowie zweitgrößter Feld- und Spezialdüngeranbieter in Europa. K+S ist vorwiegend in Europa und Südamerika tätig und beschäftigt weltweit rund 12.370 Mitarbeiter (2008). Durch Fusionen und Übernahmen integrierten die K+S und ihre Vorgängerunternehmen seit den 1890er Jahren die gesamte deutsche Kali-Branche. Zwischen 1971 und 1993 gehörte das Unternehmen zum BASF-Konzern, der noch heute Großaktionär ist. 2007 wurde bei einem Umsatz von 3,344 Milliarden Euro ein bereinigtes Konzernergebnis von 175,3 Millionen Euro erzielt.[1] Die Tochtergesellschaften der K+S sind vornehmlich mit der Vermarktung der eigenen Produkte befasst, aber auch im Dienstleistungsbereich, hier insbesondere im Geschäftsbereich Entsorgung und Recycling, tätig. Die Aktie der K+S AG ist im DAX der Deutschen Börse notiert.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Salzdetfurth AG (1889 bis 1971)

Stammwerk der Salzdetfurth AG in Bad Salzdetfurth um 1900.

Am 3. Oktober 1889 wurde in Goslar die Aktiengesellschaft für Bergbau und Tiefbohrung gegründet. Zu den Gründern gehörte der schlesische Industrielle Guido Henckel von Donnersmarck. Die Gründung fiel in eine Phase des Aufbruchs im sogenannten norddeutschen Kalirevier. Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts hatte der deutsche Chemiker und Begründer der Agrikulturchemie, Justus von Liebig, die Bedeutung des Mineraldüngers für die Landwirtschaft entdeckt, woraufhin in den folgenden Jahrzehnten ein Boom der mineralischen Düngemittel einsetzte. Die drei Grundbestandteile des Mineraldüngers waren Kali, Phosphat und Stickstoff. Neben dem Einsatz als Düngemittel wuchsen auch die Einsatzgebiete von Kalisalzen in der Industrie. Die Kaliförderung in Deutschland begann im sogenannten Staßfurter Kalirevier, im heutigen Salzlandkreis in Sachsen-Anhalt, wo unter anderem der Pionier der deutschen Kaliindustrie, Hermann Julius Grüneberg, tätig war. Im Zuge des allgemeinen Wirtschaftsaufschwungs der Gründerzeit kam es zur Gründung einer Vielzahl zunächst staatlicher neuer Kaligruben- und Fabriken, die dem enormen Bedarf Rechnung trugen. Ab 1865 konnten durch die Liberalisierung des preußischen Bergrechts auch private Gruben errichtet werden; bis 1883 wurde im gesamten Deutschen Reich der Salzhandel freigegeben, der zuvor staatlich kontrolliert wurde. Als die Förderstätten im Staßfurter Revier den steigenden Bedarf nicht mehr decken konnten, begann die Suche nach neuen Lagerstätten. Gefunden wurden diese in der damaligen preußischen Provinz Hannover rund um die Städte Hannover, Braunschweig und Hildesheim, zwischen den Flüssen Weser, Aller und Bode. Fortan wurde diese Gegend als norddeutsches Kalirevier bezeichnet.

In den folgenden Jahren führte das Unternehmen Probebohrungen im norddeutschen Kalirevier durch, bis es schließlich 1892 in Salzdetfurth bei Hildesheim auf eine Lagerstätte des Kalisalzes Sylvinit stieß. Daraufhin begannen die Bauarbeiten an den Schachtanlagen, um das Salzgestein in 700 Metern Tiefe abbauen zu können. Als diese 1899 abgeschlossen waren, wurde der Firmensitz nach Salzdetfurth verlagert und das Unternehmen in Kaliwerke Salzdetfurth AG umbenannt.[2] Der Aufbau des Unternehmens fiel in eine Phase des raschen Wachstums der Kali-Industrie. Ab den 1880er Jahren waren neben staatlichen Bergwerken verstärkt auch private Gewerkschaften errichtet worden. So entstanden etwa zur gleichen Zeit wie die Salzdetfurth AG weitere Unternehmen, die später in der K+S aufgingen. So beispielsweise Wintershall in Heringen an der Werra und die Gewerkschaft Burbach in Walbeck.[3] Durch Absprachen und Kartelle konnten diese ihre Marktposition zügig ausbauen. Im Zuge dieser Entwicklung gründete sich 1888 das Kalisyndikat als zentrale Institution der deutschen Kaliwirtschaft, um den krisenanfälligen und volatilen Markt zu stabilisieren, der immer wieder Spekulationen ausgesetzt war und von zyklischer Überproduktion und einem Verdrängungskampf der Gewerkschaften bestimmt wurde. Preisabsprachen und Absatzmengenbeschränkungen sollten die Kali-Wirtschaft beruhigen. Die beteiligten Unternehmen einigten sich zu diesem Zweck auf sieben Konventionen, woraufhin ihr Verbund auch Syndikat der sieben Einzelverträge genannt wurde. Dieses erste Syndikat, das bis 1898 bestand hatte, integrierte schrittweise die größten Produzenten und dominierte den Kali-Markt.[4]

Anfangs lag der Schwerpunkt auf der Erschließung von Steinsalzlagerstätten, bald aber richtete sich das Augenmerk des Konzerns auf den Abbau von Kalisalz, worin das Deutsche Reich bis zum Ersten Weltkrieg eine Monopolstellung auf dem Weltmarkt inne hatte. Die erfolgreiche Förderung der Salzdetfurth AG weckte das Interesse etablierter Kaliwerke, die sich an dem aufstrebenden Unternehmen beteiligten. 1901 trat die Salzdetfurth AG dem deutschen Kali-Kartell bei, in dem die meisten deutschen Kali-Bergwerksgesellschaften nach dem Ende des Kali-Syndikats (1888–1898) vereinigt waren. Ziel des Kartells war die Sicherung der marktbeherrschenden Stellung auf dem Weltmarkt. Nach ersten losen Zusammenschlüssen und Absichtserklärungen seit den 1870er Jahren und der Errichtung des Kali-Syndikats kam es 1899 zu einem festen Zusammenschluss der zwölf führenden Kali-Bergwerksunternehmen. Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs wurde das Kartell organisatorisch durch Fördermengenabkommen, Preisfestlegungen und eine gemeinsame weltweite Vertriebsorganisation gestärkt. Durch die Aufnahme weiterer Bergwerksgesellschaften stellte es fortdauernd seine marktbeherrschende Stellung sicher. Ab dem Jahr 1901 betrieb das Unternehmen eine eigene Kalifabrik und expandierte durch die Übernahme von Grubenfeldern in der Umgebung. Vor dem Krieg begann die Erschließung von Kalivorkommen in Elsaß-Lothringen, wobei die dortige Förderung von der Deutsche Kaliwerke AG dominiert wurde.

Während des Ersten Weltkriegs wurden die deutschen Kaliproduzenten in die Kriegswirtschaft einbezogen. Die landwirtschaftliche Produktivität musste angesichts der wegfallenden Importe sichergestellt werden. Eine wichtige Rolle spielte dabei die zur Düngemittelproduktion wichtige und ebenfalls bei BASF entwickelte Ammoniaksynthese nach dem Haber-Bosch-Verfahren. Es stellte einen preisgünstigen Ersatz für den Wegfall des vor dem Krieg vorwiegend aus Chile importierten Salpeters da, indem Stickstoff in industriellen Massstäben mit Wasserstoff gebunden, und so als Düngemittel verfügbar gemacht wurde. Entsprechend des Gesetzes des Minimums kann eine erfolgreiche Düngung nur durch die ausreichende Bereitstellung aller benötigter Komponenten erreicht werden. Mit dieser Entwicklung stieg der spätere Großaktionär der Salzdetfurth AG ins Düngemittelgeschäft ein. Zudem wurde Kaliumchlorid für die Herstellung von Sprengstoffen benötigt. Die deutsche Kali-Industrie konnte trotz des Wegfalls ihrer Exportmärkte, die vor dem Ersten Weltkrieg drei Viertel der Absatzmenge ausmachten, ihre Fördermengen durch die kriegsbedingt gestiegene inländische Nachfrage aufrechterhalten. Wegen der Einziehung von Arbeitskräften in den Kriegsdienst kam es bald zu Personalengpässen, die mit den Einsatz von Zwangsarbeitern und Erhöhung der Produktivität ausgeglichen wurden.[5]

Nach dem Ersten Weltkrieg verlor das Unternehmen seine Abbaugebiete in Elsaß-Lothringen. Die Bedeutung der Bergwerke in Elsaß-Lothringen ergab sich nur nachrangig aus der dort geförderten Menge – diese steuerte nur 3 Prozent zur Fördermenge des Deutschen Reiches bei (1913) –, sondern vielmehr im erstmaligen Durchbrechen des deutschen Kalimonopols.[6] Bald mussten sich die deutschen Kaliproduzenten sich weltweiter Konkurrenz, vorwiegend aus den Vereinigten Staaten, Kanada und der Sowjetunion sowie aus Südeuropa und Südamerika, insbesondere Chile und Brasilien, stellen. Trotzdem stammten in den 1920er Jahren noch rund 70 Prozent der weltweiten Kali-Produktion aus Deutschland, 1935 waren es noch 62 Prozent.[7] Nach dem Ersten Weltkrieg begann in der Kali-Industrie ein Konzentrationsprozess, der zur Bildung größerer Konzerne führte, mit dem Ziel, im verschärften Wettbewerb bestehen zu können. In den wirtschaftlich schweren Zeiten der Inflation stiegen die Deutsche Bank, die Commerzbank, die Dresdner Bank und die Deutschen Solvay-Werke als Großaktionäre in das Unternehmen ein. Die beteiligten Banken kontrollierten weitere Kali-Konzerne, die sie 1922 durch wechselseitige Beteiligungen der Consolidirten Alkaliwerke Westeregeln AG, der Kaliwerke Aschersleben AG und der Salzdetfurth AG zur Werksgruppe Salzdetfurth-Aschersleben-Westeregeln zusammenschlossen. Die Salzdetfurth AG hielt etwa 40 Prozent des Aktienkapitals und übernahm die Führung innerhalb der Unternehmensgruppe. Zusammen kam die Unternehmensgruppe auf etwa 20 Prozent der deutschen Kali-Produktion und schloss auf den dominierenden Wintershall-Konzern auf, der zu dieser Zeit einen Anteil von knapp 40 Prozent für sich verbuchen konnte.[8] In den 1920er Jahren beteiligte sich das Unternehmen an der Mansfeld AG für Bergbau und Hüttenbetrieb in Eisleben. Um eine weitere Expansion des dominierenden Wintershall-Konzerns zu verhindern, schlossen sich die meisten der verbliebenen Kali-Konzerne, darunter die Salzdetfurth AG, Burbach, die Kali-Chemie AG und die Deutschen Solvay-Werke, 1926 zum sogenannten Kaliblock zusammen. Der Kaliblock bildete eine Interessengemeinschaft, die vor allem in Einkauf und Vertrieb kooperierte. Zusammen kamen diese Unternehmen auf einen Marktanteil von mehr als 50 Prozent.

Während der NS-Zeit profitierten die Kali-Unternehmen von der eingeschlagenen Autarkie-Politik der Nationalsozialisten, die für einen wesentlichen Anstieg der Kali-Nachfrage sorgte. Auf Drängen der Machthaber wurde der Verbund der Werksgruppe Salzdetfurth-Aschersleben-Westeregeln am 22. Dezember 1937 unter Führung von Salzdetfurth fusioniert und auf einer außerordentlichen Hauptversammlung die Änderung des Firmennamens in Salzdetfurth AG sowie die Verlegung des Firmensitzes nach Berlin beschlossen. Im Zuge der „Arisierung“ jüdischen Vermögens erwarb die Wintershall AG die von der Familie Petschek gehaltenen Anteile an der Salzdetfurth AG, und beteiligte sich damit an ihrem größten Konkurrenten. Während des Zweiten Weltkrieg kam es zum Einsatz von Zwangsarbeitern, deren Anteil an der Gesamtbelegschaft 1944 mehr als ein Drittel betrug.[9] Während der letzten Kriegsjahre wurden in den Stollen der Kali-Bergwerke kriegswichtige Güter, Kunst- und Kulturschätze versteckt. In einige Stollen wurden Rüstungsbetriebe errichtet, um sie vor den zunehmenden Bombardements der Alliierten zu schützen. Dort kam es ebenfalls zum Einsatz zahlreicher Zwangsarbeiter.[10]

Nach dem Krieg wurden die in der Sowjetischen Besatzungszone liegenden Produktionsstätten enteignet, wodurch etwa 60 Prozent des Unternehmensbesitzes verloren gingen. Die Unternehmung verlagerte, wie andere Konzerne, ihren Firmensitz nach Westdeutschland und kehrte an ihren Ursprung nach Bad Salzdetfurth zurück. Schon bald nach Kriegsende wurde in den verbliebenen Werken die Produktion wieder aufgenommen, da die alliierten Besatzungsmächten die Versorgung mit Kali als notwendige Grundversorgung ansahen. 1948 zählte die Salzdetfurth AG neben Wintershall, der Burbach-Kaliwerke AG, der Kali-Chemie AG und Preussag zu den größten deutschen Kaliproduzenten. In den 1950er Jahren wurde die Förderung rasch ausgebaut und erreichte mit modernisierter Förderungstechnik bald wieder den Stand der Vorkriegszeit. Zudem expandierte das Unternehmen mit Vertriebsgesellschaften ins europäische Ausland. 1952 übernahm die Salzdetfurth AG 25 Prozent der Kölner Chemischen Fabrik Kalk, 1957 wurde die Beteiligung auf 75  Prozent aufgestockt, 1960 das Unternehmen komplett übernommen. Die Chemische Fabrik Kalk war als Anbieter von Mehrnährstoffdünger bereits seit den 1940er Jahren einer der wichtigsten Kunden der Salzdetfurth AG, nachdem dem Stickstoff-Phosphat-Dünger KAMP 1948 auch Kalisalz zugefügt und als KAMPKA verkauft wurde. Durch die Übernahme baute die Salzdetfurth AG ihr Angebot an Düngemittel aus, später wurden in der Chemischen Fabrik Kalk auch Produkte der Vertriebslinie COMPO produziert. Jedoch bescherte das übernommene Unternehmen vorwiegend Verluste. 1988 wurde die Produktion von Düngemitteln eingestellt, nach dem Rückzug der BASF aus der K+S 1993 auch die chemische Produktion eingestellt. Seither besteht die Chemische Fabrik Kalk nur noch als Vertriebsgesellschaft der K+S für Düngemittel.[11] In den 1960er Jahren nahm die Konkurrenz auf dem Weltmarkt weiter zu, insbesondere durch Gesellschaften, die in den rohstoffreichen und nach unabhängigen Wirtschaftszweigen strebenden ehemaligen afrikanischen Kolonien aktiv wurden, wodurch die Salzdetfurth AG zunehmend in wirtschaftliche Schwierigkeiten geriet. In dieser Situation suchte das Unternehmen die Annäherung an den innerdeutschen Konkurrenten Wintershall, der bereits 15 Prozent der Anteile hielt. Wintershall befand sich bis 1968 im Besitz der Familien Rosterg und Quandt, bis es 1968 von der BASF übernommen wurde. Neben dem Kali-Bergbau betrieb das Unternehmen auch eine Erdöl- und Erdgassparte, die nach der Fusion von 1971 als BASF-Tochterunternehmen gleichen Namens weiterbesteht.

Kali und Salz GmbH (1971 bis 1993)

Das Wintershall-Stammwerk bei Heringen (Werra) 2008.

1971 wurde die Salzdetfurth AG mit der Kali-Sparte des BASF-Tochterunternehmen Wintershall AG und der Burbach-Kaliwerke AG fusioniert und in der neuen Kali und Salz GmbH mit Sitz in Kassel zusammengeführt. Die Burbach-Kaliwerke AG waren bereits seit 1934 an Wintershall gebunden. Damals stieg Wintershall mit 45,5 Prozent der Aktien als Großaktionär in das Unternehmen ein, dessen Anteile traditionell weit gestreut waren und das zu dieser Zeit durch Überschuldung in eine Krise geraten war. 1955 übernahm Wintershall die Bankschulden des Unternehmens und im Gegenzug die Mehrheit der Anteile. So wurde die BASF Mehrheitsaktionär des neuen Unternehmens. Für die BASF stand die Sicherung des Zugriffs auf die Ausgangsstoffe ihrer Produktion an erster Stelle. Die Unternehmens- und Akquisitionspolitik dieser Zeit zielte auf die Sicherung der Versorgung mit Rohöl, Erdgas, Petrochemikalien und Salzen.[12] Zu diesem Zweck hatte BASF 1968 bereits Wintershall übernommen. Mit der Salzdetfurth AG wurde der Hauptkonkurrent auf dem Gebiet der Stickstoff-Düngemittel ins eigene Lager gebracht, und die angestrebte Monopolstellung in Deutschland ausgebaut. In der Folge der Zerschlagung der I.G. Farben nach dem Zweiten Weltkrieg versuchten die drei großen Nachfolgeunternehmen Bayer, BASF und Hoechst durch Firmenaufkäufe und Beteiligungen wieder ihre alte Monopolstellung in Form eines Oligopols zu erreichen. In den 1970er Jahren lag ihr Anteil an der westdeutschen chemischen Produktion bereits wieder über 90 Prozent.[13] 1972 wurde die Kali und Salz GmbH in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und auf die alte Salzdetfurth AG verschmolzen. Später übernahm die BASF die restlichen Anteile des Unternehmens, das nun den Kali-Markt in Westdeutschland dominierte. Firmensitz blieb weiterhin Bad Salzdetfurth. In der Folgezeit hatte das Unternehmen weiterhin mit rückläufiger Nachfrage nach Kali zu kämpfen. Es kam zu einer Kürzung der Förderung und massiven Rationalisierungsmaßnahmen, verbunden mit dem Wegfall von mehreren tausend Arbeitsplätzen.

Kali und Salz AG (1993 bis 1999)

Das Werk Hattorf in Philippsthal mit Abraumhalde

Nach der deutschen Wiedervereinigung wurden die Kali- und Steinsalzaktivitäten der Kali und Salz AG und die der Mitteldeutschen Kali AG, die ehemals staatliche Unternehmen der DDR bündelte und nun von der Treuhandanstalt verwaltet wurden, in der 1993 neu gegründeten Kali und Salz GmbH in Kassel zusammengeführt. An diesem Unternehmen hielt die Kali und Salz AG 51 Prozent und die Treuhandanstalt 49 Prozent. Zuvor wurde 1992 die Kali und Salz Entsorgung GmbH in Kassel gegründet, in der die Entsorgungsaktivitäten der Kali und Salz AG geführt werden, und die neben der Kali und Salz GmbH die zweite große Beteiligung des Unternehmens darstellt. 1994 wurde die Kali und Salz AG in die Kali und Salz Beteiligungs AG umfirmiert und übernahm 1998 den 49 Prozent-Anteil der Treuhandanstalt an der Kali und Salz GmbH. 1998 wurde die Aktie der Kali und Salz Beteiligungs AG von der Deutschen Börse in den MDAX aufgenommen, nachdem die BASF als Großaktionär in mehreren Schritten ihren Anteil an dem Unternehmen auf 25 Prozent reduziert hatte. K+S war nun der dominierende und einzige große verbliebene deutsche Kali- und Salzbergwerkskonzern. Nachdem das Unternehmen 1993 bei einem Umsatz von 1,480 Milliarden Euro einen Verlust von 300 Millionen Euro einfuhr, erreichte es 1997 die Gewinnschwelle und erwirtschaftete bei einem auf 2,024 Milliarden Euro gestiegenen Umsatz einen Gewinn von 60 Millionen Euro.[14]

K+S Aktiengesellschaft (seit 1999)

1999 wurde die Kali und Salz AG in K+S Aktiengesellschaft umbenannt. Der Unternehmensbereich Logistik wurde neu strukturiert und in Kali-Transport-Gesellschaft (KTG) mit Sitz in Hamburg umfirmiert. Die KTG macht 15 Prozent des Exportvolumens des Hamburger Hafens aus. Außerdem wurden der Düngemittelproduzent COMPO sowie Vertrieb und Marketing des Felddüngers (stickstoffhaltige Einzeldünger, Mehrnährstoffdünger) einschließlich des Düngemittelproduktions- und Logistikstandorts Krefeld im Dezember 1999 von der BASF übernommen, wodurch K+S zum zweitgrößten europäischen Düngemittelproduzenten aufstieg und im Endverbrauchermarkt die Marktführerschaft errang. Bereits 1967 hatte die damalige Salzdetfurth AG gemeinsam mit der „Sprenger & Todenhagen KG das Gemeinschaftsunternehmen COMPO gegründet und 1971 die gesamten Anteile übernommen. Im Zuge der Fusion mit Wintershall trat die Salzdetfurth AG 50 Prozent der Anteile an COMPO an ihren Hauptaktionär BASF ab, die im Zuge ihrer Diversifizierungsstrategie dieser Jahre 1986 COMPO komplett übernahm. 1999 erwarb K+S für 420 Millionen DM COMPO von der BASF zurück, die sich nun auf ihr Kerngeschäft konzentrierte.[15] Zur Steuerung der Felddüngeraktivitäten wurde die Fertiva GmbH mit Sitz in Limburgerhof (heute Mannheim) gegründet. Im Gegenzug reduzierte die BASF ihren Anteil an K+S auf 15 Prozent. In Kassel wurde von K+S abseits ihres Kerngeschäfts die data process GmbH gegründet, die EDV-Serviceleistungen für mittelständische Unternehmen anbietet.

2002 gründeten K+S und Solvay das Gemeinschaftsunternehmen esco (European Salt Company) mit Sitz in Hannover, in dem sie ihre europäischen Salzaktivitäten zusammenlegten. An dem Unternehmen halten K+S 62 Prozent und Solvay 38 Prozent. 2003 verringert die BASF ihren Anteil an der K+S auf zehn Prozent. 2004 erwarb K+S von Solvay deren 38 Prozent an dem Gemeinschaftsunternehmen esco und erwirtschaftete 2004 einen Umsatz von 2,54 Milliarden Euro. K+S wurde nun auch in den Niederlanden und Skandinavien (durch die esco Nordic AB mit Sitz in Göteborg) aktiv und übernahm die französische SCPA mit Sitz in Mulhouse. Im April 2006 akquirierte die K+S den größten südamerikanischen Salzhersteller Sociedad Punta de Lobos S.A. (SPL) aus Chile für 480 Millionen US-Dollar.[16] Im April 2009 kauft K+S für 1,675 Mrd. USD den amerikanischen Salzersteller Morton Salt von Dow Chemical, den diese erst kurz zuvor im Rahmen der Rohm and Haas-Übernahme ins Portfolio bekommen hatte.[17]

Konzernstruktur

Die K+S Gruppe ist operativ in drei Geschäftsfelder organisiert: zweien, die das Kerngeschäft mit Düngemitteln und Salzen beinhalten, und einem, der die ergänzenden Aktivitäten umfasst. Das erste Geschäftsfeld Düngemittel und Pflanzenpflege unterteilt sich in die Bereiche Kali- und Magnesiumprodukte, den auf Privatanwender spezialisierten Düngemittelhersteller COMPO und die mit Felddüngemitteln handelnde fertiva GmbH. Der zweite Geschäftsbereich enthält die Salzaktivitäten mit der esco GmbH & Co. KG und der chilenischen SPL. Der dritte Geschäftsbereich umfasst die Bereiche Entsorgung und Recycling, Logistik (KTG), Produkte zur Tierhygiene und die Vertriebsorganisationen.[18]

Produkte

Der Geschäftsbereich Kali der K+S produziert weltweit 3,6 Millionen Tonnen Kaliumoxid und liegt mit rund zehn Prozent Weltmarktanteil an vierter Stelle der größten Produzenten (Stand 2004). Hauptkonkurrenten sind die kanadische Potash Corporation of Saskatchewan und die amerikanische Mosaic Company.[19] Die Düngemittelsparte unterteilt sich in die Vertriebssparten COMPO für den Endverbrauchermarkt und fertiva für die Landwirtschaft. Der Geschäftsbereich Salz stellt die Produkte Speisesalz, Gewerbesalz (bspw. Geschirrspülsalz und Futtermittelergänzungen), Industriesalz für die chemische Industrie und Auftaumittel für den Winterdienst her.

Beteiligungen

  • Chemische Fabrik Kalk GmbH, Köln
  • K+S IT Services GmbH, Kassel
  • fertiva GmbH, Mannheim
  • K+S Beteiligungs GmbH, Kassel (hierunter sind sämtliche Auslandsbeteiligungen und Vertriebslinien im Ausland, sowie COMPO gefasst)
  • K+S Consulting GmbH, Kassel
  • K+S Entsorgung GmbH, Kassel

Aktiendaten und Aktionärsstruktur

Zehn Prozent der Anteilsscheine der K+S Aktiengesellschaft befinden sich im Besitz der BASF SE. Die von Andrei Melnitschenko verwaltete russische Kapitalanlagegesellschaft Linea Ltd. stieg im Juni 2008 zunächst mit 10,73 Prozent in das Unternehmen ein,[20] und erhöhte ihren Anteil im November 2008 auf 15 Prozent.[21] Anfang April 2009 erhöhte die MCC Holding Ltd. ihren Anteil auf 16 Prozent. Melnitschenko schloss eine weitere Aufstockung nicht aus. [22] Rund ein Prozent der Aktien halten die Mitarbeiter der K+S AG. Die restlichen Aktien befinden sich im Streubesitz. Etwa 50 Prozent der Aktien werden in Deutschland gehalten. Die Aktie ist seit dem 22. September 2008 im DAX der Deutschen Börse notiert, wo sie mit 1,04 Prozent gewichtet wird und auf eine Marktkapitalisierung von rund 5,697 Milliarden Euro (3. Oktober 2008) kommt.[23] K+S ersetzte dort durch die Fast-Entry-Regel der Deutschen Börse die Aktie der TUI AG. Das Börsen-Kürzel SDF stammt noch von der Salzdetfurth AG.[24]

Eigentumsverhältnisse

Anteil Anteilseigner
15,00 % MCC Holding Ltd. (Linea Ltd.), verwaltet durch Andrei Melnitschenko
10,30 % BASF SE
3,03 % The Bank of New York Mellon Corporation
71,67 % Streubesitz

Stand: 2009

Unternehmensführung

Der Vorstand der K+S AG wird geführt den dem seit 15. Mai 2000 amtierenden Vorsitzenden Norbert Steiner. Weitere Mitglieder des Vorstandes sind Joachim Felker, Gerd Grimmig und Thomas Nöcker. Aufsichtsratsvorsitzender ist der vormalige Vorstandsvorsitzende Ralf Bethke.[25]

Abbaugebiete

Die Abraumhalde Monte Kali bei Heringen (Werra)

Zu K+S gehören die Kali-Salzbergwerke Werra mit den Standorten Heringen, Philippsthal-Röhrigshof und Unterbreizbach an der Grenze von Hessen und Thüringen. Es ist das größte Kaliabbaugebiet der Welt und hat etwa die Abbaufläche des Großraumes von München. Weitere Kaliwerke sind in Neuhof-Ellers bei Fulda, in Zielitz (Sachsen-Anhalt), sowie in Sehnde und Bokeloh, beide bei Hannover. Im Mittellauf der Werra im Gebiet der Landesgrenze zwischen Hessen und Thüringen gab es weitere Bergwerke, zum Beispiel in Merkers, wo heute ein öffentlich zugängliches Erlebnisbergwerk besteht.

Öffentliche Wahrnehmung der K+S AG

Kritik an Salzlaugeeinleitung in die Werra

Jährlich leitet K+S durch Verpressung sechs bis sieben Millionen Kubikmeter Salzlauge, die bei der Salzgewinnung entsteht, ins Erdreich.[26] Verpressungsorte sind Gerstungen in Thüringen und Kleinensee sowie Philippsthal in Hessen.[26] Über das Grundwasser gelangt Salzlauge in die Werra, die deutlich überhöhte Salzkonzentrationen aufweist. Während K+S auf vorwiegend geologische Ursachen für die Übersalzung verweist, sehen Kritiker die wesentliche Ursache in der Verpressung.[26] Zusätzlich plant K+S im hessischen Neuhof den Bau einer Pipeline, die Salzabwässer von den Abbaustätten direkt in die rund 63 Kilometer entfernte Werra einleiten soll. Jährlich sollen so zukünftig 500.000 Kubikmeter Salzlauge zusätzlich in das Gewässer gelangen.[27] K+S begründet den Bau mit dem Grundwasserschutz, da die Böden keine weitere Salzlauge nach dem bisherigen Verfahren der Verpressung aufnehmen könnten.[27] Der bis 2012 geltenden Grenzwert für die Werra von 2500 Milligramm Salz pro Liter soll laut K+S nicht überschritten werden, jedoch kündigte der Hessische Landtag 2007 an, die im Jahr 1942 eingeräumten Grenzwerte ab 2013 zu reduzieren.[28] Gegen die Anlage, die 2009 in Betrieb gehen soll, protestieren anliegende Kommunen, Bürgervereinigungen und verschiedene politische Gruppen, die mehr als 2000 Einwendungen gegen das Projekt einbrachten.[27] Sie fürchten eine Störung des ökologischen Gleichgewichts der Werra und entstehende Folgeschäden für Landwirtschaft und Tourismus.[27]

Kaliberge

In Neuhof (bei Fulda), Zielitz, Heringen, Bokeloh und Philippsthal-Röhrigshof gibt es großräumige Abraumhalden. Die Heringer Halde wird auch Monte Kali genannt, die Zielitzer Halde ist regional als Kalimandscharo bekannt. Das Gebiet um Heringen und Philippsthal wird scherzhaft als das Land der weißen Berge bezeichnet.

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Die von den Abraumhalden der K+S geprägte Landschaft um Heringen vom Öchsenberg aus fotografiert
Die von den Abraumhalden der K+S geprägte Landschaft um Heringen vom Öchsenberg aus fotografiert

Literatur

  • Reder, Dirk / Roeseling, Severin / Prüfer, Thomas: Wachstum erleben: Die Geschichte der K+S Gruppe. 1. Auflage, Kassel 2006
    Anm.: Diese Publikation wurde beauftragt und herausgegeben von der K+S Gruppe.

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. Timeline aus dem Finanzbericht 2007
  2. Reder u.a. 2006, S. 46.
  3. Vgl. Reder u.a. 2006, S. 48ff.
  4. Vgl. Reder u.a. 2006, S. 41f.
  5. Reder u.a. 2006, S. 75.
  6. Reder u.a. 2006, S. 55.
  7. Reder u.a. 2006, S. 101.
  8. Reder u.a. 2006, S. 86.
  9. Reder u.a. 2006, S. 109; Im Jahr 2000 beteiligte sich K+S an der Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft zur Ausstattung der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, die ehemalige Zwangsarbeiter des NS-Regimes entschädigen soll (www.stiftungsiniative.de − Als ein Teilnehmer wird die damalige Kali und Salz Beteiligungs AG aufgeführt).
  10. Reder u.a. 2006, S. 110.
  11. Vgl. Reder u.a. 2006, S. 135.
  12. Räuschel, Jürgen: Die BASF. Zur Anatomie eines multinationalen Konzerns. Köln 1975 (S. 28); Schreiber, Peter Wolfram: I.G. Farben, die unschuldigen Kriegsplaner. Profit aus Krisen, Kriegen und KZ's. Geschichte eines deutschen Monopols. Stuttgart 1978 (S. 176f).
  13. Vgl. Schreiber, Peter Wolfram: I.G. Farben, die unschuldigen Kriegsplaner. Profit aus Krisen, Kriegen und KZ's. Geschichte eines deutschen Monopols. Stuttgart 1978 (S. 176).
  14. Reder u.a. 2006, S. 260.
  15. Vgl. Reder u.a. 2006, S. 207; Kali und Salz übernimmt BASF-Tochter. In: Manager-Magazin vom 22. Dezember 1999.
  16. Historie der K+S AG auf www.k-plus-s.de
  17. K+S kauft US-Salzhersteller Morton Salt. Financial Times Deutschland (2. April 2009). Abgerufen am 16. April 2009.
  18. Geschäftsmodell auf www.k-plus-s.com
  19. Reder u.a. 2006, S. 303ff.
  20. Ad hoc-Meldung der K+S AG vom 18. Juni 2008
  21. Der Tagesspiegel, 29.11.09
  22. Financial Times Deutschland - Russischer Investor erhöht Anteil an K+S vom 16. April 2009
  23. Daily Weighting File des DAX. Herausgegeben von der Deutschen Börse AG, 3. Oktober 2008.
  24. Gesamter Absatz: Informationen zur Aktionärsstruktur auf www.k-plus-s.com
  25. Gesamter Absatz: Informationen zu Vorstand und Aufsichtsrat auf www.k-plus-s.de
  26. a b c Verpressungsstreit auch in Hessen. In: Südthüringer Zeitung, 1. Oktober 2008.
  27. a b c d Wenn die Weser zu Tode gesalzen wird. In: TAZ vom 5. Februar 2007.
  28. Salz, Jürgen: Aufstieg in den Dax: Gewinnmaschine K+S. In: wiwo.de vom 3. September 2008

Weblinks


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