- Kali- und Steinsalzbergwerk Conow
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Kali- und Steinsalzbergwerk Conow Andere Namen Schacht Conow Abbau von Kali- und Steinsalz Abbautechnik Firstenkammerbau Flözname Salzstock Conow Betreibende Gesellschaft Gewerkschaft Conow Beschäftigte bis 250 Betriebsbeginn 1912 Betriebsende 1926 Nachfolgenutzung Feinkostwerk Geografische Lage Koordinaten 53° 13′ 27″ N, 11° 18′ 28″ O53.22423333333311.3078Koordinaten: 53° 13′ 27″ N, 11° 18′ 28″ O Lage Kali- und Steinsalzbergwerk ConowStandort Malliß Gemarkung Conow Gemeinde Malliß Kreis Ludwigslust Bundesland Mecklenburg-Vorpommern Staat Bundesrepublik Deutschland Revier Norddeutscher Kali-Bezirk (Mecklenburg) Das Kali-und Steinsalzbergwerk Conow ist ein ehemaliges Kalibergwerk im Mallißer Ortsteil Conow im Gebiet des Wanzebergs. Von 1912 bis zur Flutung des Bergwerks 1926 wurden hier Stein- und Kalisalze gefördert. Teufzeit: 1912–1914 (720 m); Schachtdurchmesser 5,25 m; Förderung: 1914–1926 (geflutet); Grubengebäude: 320.800 m³
Inhaltsverzeichnis
Schachtausbau
Der Schachtausbau des Schachtes war wie folgt aufgebaut:
- -0,00 bis 11,50 m Mauerwerk
- -11,50 bis 251,03 m Tübbinge
- -251,03 bis 593,8 m Mauerwerk
- -593,80 bis 720,0 m ohne Ausbau
Es waren folgende Grubenbaue vorhanden:
- 1 Tagesschacht,
- 5 Blindschächte,
- 4 Hauptsohlen,
- 8 Zwischensohlen.
Im Jahre 1996 wurde die Schachtröhre endgültig verwahrt.
Vorgeschichte
Das geschichtlich überlieferte Wissen von der alten Saline Conow im südwestlichen Bereich der Gemarkung Conow sowie den als Pingen gedeuteten sogenannten „Trockenen und Nassen Teufelskuhlen“, welche ca. 1,3 km westlich von Conow liegen, vermutete seit langem eine Salzlagerstätte im Untergrund.
In den Jahren 1906–08 wurden insgesamt vier Tiefbohrungen niedergebracht. Dabei wurde eine am Nordrand der „Nassen Teufelskuhle“ niedergebrachte Bohrung bereits in einer Teufe von 302 m kalisalzfündig. Auf dieser Bohrung wurde dann auch im Jahre 1912 mit dem Abteufen des Schachtes Conow begonnen.
Geologische und hydrogeologische Verhältnisse
Die geologischen Verhältnisse
Bei der Salzlagerstätte Conow handelt es sich um einen komplizierten Salzstock, dessen Grundfläche annähernd ellipsenförmig ist und im 500-Meter-Teufenbereich etwa 21,125 km² misst. Die Flanken des Salzstockes sind recht unterschiedlich ausgebildet. Nach Nordosten zeigt er die flacheste Flankenneigung (etwa 20 Grad bis 900 Meter Teufe), weiter nach Nordwesten nimmt die Neigung zu. Der nordwestliche bis südwestliche Flankenbereich zeigt einen Flankenüberhang, daran anschließend bis Südosten folgt eine senkrechte Flankenstellung bis etwa 500 m Teufe, die dann auf etwa 45 Grad abnehmend ist. Bei einem Generaleinfallen des Salzstockes in NNO-SSW-licher Richtung ist ein OSO-WNW-liches Streichen feststellbar.
Quartäre und tertiäre Schichten bilden das Hangende des Salzstockes. Das Quartär ist durchschnittlich 25–30 Meter mächtig und besteht aus Wechsellagerungen von gelbem Geschiebelehm und grauen Geschiebemergel mit gelbem Sand. Das Tertiär über dem Salzstock schwankt in seiner Mächtigkeit zwischen 25 und 80 Metern. Vertreten sind schwarzgrauer, glimmerhaltiger Ton und ebensolcher Sand, die wohl dem Miozän zuzurechnen sind, und schwarze fette Tone, insbesondere Septarienton, sowie glaukonit- und glimmerhaltige Sande des Ober- bis Unter-Oligozäns. Die in den Bohrungen und Grubenbauen angetroffenen salzführenden Schichten sind den oberen Zechsteinfolgen zuzuordnen. Es konnte nachstehende Schichtenfolge festgestellt werden:
- Aller-Serie: Zechstein 4, mit Tonmittel- und Schwadensalz
- Leine-Serie: Zechstein 3, mit Anhydritmittel-, Orangen- und Liniensalz sowie dem Hauptanhydrit
- Staßfurt-Serie: Zechstein 2, mit dem Kalisalzflöz Staßfurt und dem Staßfurtsteinsalz resp. den Hartsalz-Lagern A und B sowie dem Carnallit-Lager C
Durch die Bohrungen und den Schacht wurde zunächst der in seinem oberen Teil zum Gipshut umgewandelte und stark zerklüftete Hauptanhydrit aufgeschlossen. Seine Oberkante liegt bei 5 m unter NN, zu den Flanken hin fällt er stark ab. Der Anhydrit bzw. Gips reicht bis zu dem über dem Salzstock bei 114 m unter NN liegenden Salzspiegel; seine Mächtigkeit beträgt durchschnittlich 110 m.
Über den Teil des Salzstockes, der das Südfeld der 480-m-Sohle etwa ab Blindschacht II überlagert, sind geologische Informationen nicht vorhanden. Man hat sicherlich aus Gründen der im oberen Salzstock bestehenden Laugeneinbruchsgefahr auch von dem Vorantreiben eines Untersuchungsquerschlages vom Füllort der 380-m-Sohle nach Süden Abstand genommen. Das durch die Grubenbaue erschlossene Salinar hat bei fast senkrechtem Einfallen die Streichrichtung OSO nach WNW.
Zwischen den einzelnen Strängen des Kalilagers tritt jüngeres und älteres Steinsalz in buntem Wechsel auf. Die steile Schichtenstellung, die Umbiegungen und Stauchungen, die Verdrückungen, Rutschflächen, Klüfte, Gas- und Laugeneinschlüsse zeugen von starken tektonischen Bewegungen, denen der Salzstock bei seinem Aufsteigen auf Bruchspalten ausgesetzt war.
Die Mächtigkeit der Kalisalzschichten variiert von dünnen ausgewalzten Schnüren mit wenigen Zentimetern Mächtigkeit bis zu Staumassen von annähernd 55 Meter Mächtigkeit.
Die wichtigsten Kalisalzlager sind:
- Das Lager A besteht aus Hartsalz von durchschnittlich 13 bis 15 % K2O mit einer Mächtigkeit von 20 Metern; am Liegenden kommt stellenweise Langbeinit vor.
- Das Lager B enthält Hartsalz von durchschnittlich 13 bis 15 % K2O, nach Westen geht es allmählich in Carnallitit über. Es erreicht eine Mächtigkeit von 4 bis 10 Metern.
- Das Lager C hat Brekzienstruktur, ist 4 bis 15 Meter mächtig und führt Carnallit von 9 bis 10 % K2O. Es geht nach oben zu zwischen der 530- und 480 m-Sohle in Kainit über. Stellenweise führt es auch Kieserit. Die ursprüngliche Schichtung dieses kieseritischen Carnallitits ist in der Nähe des Nebengesteins oft gut erhalten, sonst durch Brekzienbildung verwischt.
In einer Entfernung von rund 500 Metern südöstlich des Schachtes biegt das Lager um, es ist hier gestaucht worden und erweitert sich zu einer carnallitischen Staumasse von 55 m Mächtigkeit. Ein Strang setzt von der Umbiegungsstelle nach Westen rund 400 Meter weit in das jüngere Steinsalz hinein. An der Umbiegungsstelle kommt reiner weißer Carnallit vor, vermutlich infolge der tektonischen Vorgänge metamorph entstanden. Bis zu dieser Umbiegungsstelle des Lagers C steht dem gesamten südlich erschlossenem Grubenteil ein bis zu 75 Meter mächtiger Anhydritkeil entgegen. Danach kommt südlicher ein Steinsalzlager von maximal etwa 200 Meter Mächtigkeit. Im Anschluss daran konnte durch südliche Horizontalbohrungen das nach Südwest abgeschwenkte Carnallitlager C nachgewiesen werden. Das nördlich des Schachtes aufgeschlossene ältere Steinsalzlager enthält schmale Einlagerungen von Kalisalzen und jüngerem Steinsalz; stellenweise ist es von seltener Reinheit. Die sehr wechselhafte Lagerstättenausbildung wurde mittels Vorbohrlöchern erkundet. Eines davon erreichte z.B. auf der II. Sohle am 25. Mai 1914 eine Länge von 442,75 m (sic!).
Die hydrogeologischen Verhältnisse
Die den Salzstock überlagernden Lockersedimente werden durch bindige Zwischenlagerungen (Geschiebelehm und –mergel, Septarienton) in drei relativ mächtige Grundwasserleiter gegliedert. Sie stehen untereinander in Verbindung. Etwa im Topbereich des Salzstockes, in Nähe des Schachtes - der genaue Verlauf konnte bislang nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden - verläuft in ostwestlicher Richtung eine Grundwasserscheide.
Der Gipshut führt auf zahllosen mit Kies und Sand gefüllten Spalten und Klüften salzhaltiges Wasser. In welchem Maße ein Abfließen dieser Wässer über die Salzstockflanken hinweg stattfindet, kann nicht ausgesagt werden. Fest steht, u.a. durch die bestehende Verbindung der Grundwässer zu den Gipshutwässern und das Vorhandensein der Solquelle südwestlich von Conow nachgewiesen, dass ein solcher Vorgang stattfinden muss, was letztlich zu einem kontinuierlichen Absinken des Salzspiegels führt.
Erwähnenswert ist, dass die bereits seit dem Mittelalter bekannte und zeitweilig für die Salzgewinnung genutzte und als versiegt gegoltene Solquelle im Rahmen der Untersuchungsarbeiten für eine bergschadenkundliche Analyse wiederentdeckt wurde.
Die hydrologischen bezw. hydrogeologischen Einflüsse auf das Grubengebäude waren während des Betriebes der Schachtanlage gering. Auf eine Wasserhaltung konnte verzichtet werden. An einer von drei bekannt gewordenen Laugenstellen im Südost-Feld der 580-m–Sohle konnte durch geophysikalische Untersuchungen eine Verbindung zwischen dieser und dem Grundwasser nachgewiesen werden. Die Zuflüsse an der Laugenstelle waren jedoch unerheblich, sie versiegten nach letzten Aufzeichnungen gänzlich. Andere Salzwasserzuflüsse traten während der bergbaulichen Tätigkeit nur einmal als eine Undichtigkeit in der Tübbingsäule der Schachtröhre auf, welche jedoch durch Zementmilchinjektionen kurzfristig beseitigt werden konnte.
Der Bergwerksbetrieb
Die finanziellen und betriebswirtschaften Verhältnisse
Gewerkschaft Conow, Sitz: Lübtheen i. Mecklbg. Betriebsleitung: Conow bei Malliss i. Mecklbg. Gegründet am 31. März 1910 als Gewerkschaft. Lage der Felder: In den Gemarkungen Göhren, Malliss, Conow, Karenz, Bockup, Grebs-Menckendorf, Tews-Woos, Hohen-Woos, Niendorf, Schleim, Laupin, benachbart Friedrich Franz. Größe der Gerechtsame: etwa 42 preußische Maximalfelder(1). Fündige Bohrungen: 3. Zahl und Mächtigkeit der Kalilager: 2 Hartsalzlager, eines von 8 m und eines von 12 m durchschnittlicher Mächtigkeit; 2 Carnallitlager von 10 und 20 m durchschnittlicher Mächtigkeit. Schacht, begonnen 1911/1912, 594 m tief. Zweischachtfrage: Zweischachtzwang besteht in Mecklenburg nicht. Fabrik: Conow hat die in Lübtheen i. M. befindliche Fabrik der Gewerkschaft Friedrich Franz, die täglich 6000 dz Rohsalz verarbeiten kann, gepachtet. Sonstige Anlagen: Mühlenanlage, Eisenbahnanschluß nach Station Malliss i. M., Ziegelei. Hausbesitz: Verwaltungsgebäude, 3 Beamtenwohnhäuser, 5 Arbeiterwohnhäuser, davon 2 noch im Bau, 1 Werkskasino. Art der geförderten Salze: Carnallit 9-12 %, Kainit 12 bis 15 %, Düngesalze 20 – 22 % K2O. Abwässerkonzession: Conow hat die in Lübtheen i. M. befindliche Chlorkaliumfabrik der Gewerkschaft Friedrich Franz, die Abwässerkonzession in unbeschränkter Höhe besitzt, gepachtet. Förderzins: 4 Pfg. je dz Kalisalz, 2 Pfg. je dz Steinsalz. In Förderung seit August 1913. Im Syndikat seit 1. September 1913. Beteiligungsziffer ab 1. Juni 1919: 5,5189 o/oo. Belegschaft Ende 1919: 215 Arbeiter. Karenzzeit braucht nicht eingehalten werden. Anzahl der Kuxe: 1000; davon 335 im Besitz des Finanzministeriums Schwerin i. M. und 259 Kuxe im Besitz von Friedrich Franz. Zubuße eingezogen bis Ende 1917: M 3 900 000,- Zubuße beschlossen aber noch ausstehend: M 600.- je Kux. Bankdarlehn: M 1 000 000.- zu 4 ½ % (davon M 100 000.- zurückgezahlt) rückzahlbar ab 1. Juli 1919 mit jährlich m 50 000.- und 500 000.- zu 5 ½ %. Interessengemeinschaft mit der Mecklenburgischen Gewerkschaft Friedrich Franz, Lübtheen i. M. Repräsentant: Bergrat Dr. phil. Leo Loewe, Lübtheen i. M. Kaufmännischer Leiter: Prokurist Rob. Fehlhaber, Lübtheen i. M. Verwaltungsrat: Vorsitzender: Fabrikbesitzer Albert Pintsch, Berlin; Mitglieder: Ministerialrat a. D. von Heyden, Bredenfelde bei Stavenhagen i. M.; Gustav Stein, Stuttgart; Generaldirektor P. G. Ebeling, Westeregeln, Bez. Magdeburg; Ministerialrat H. Haack, Schwerin i. M.
Zeichenerklärung: (1) = 1 preussisches Maximalfeld = etwa 2 189 000 m2 oder 2,189 km2 oder 218,9 ha.
Entnommen aus: Kali-Handbuch für das Jahr 1920, herausgegeben von der Kuxen-Abteilung der Mitteldeutschen Privat-Bank, Aktiengesellschaft, Magdeburg. Mai 1920.
Der Schachtbau
Der „Betriebsplan für das Abteufen eines Schachtes der Bohrgesellschaft Mecklenburg G.m.b.H. bei Conow i./M.“ vom 1. Februar 1910 sah vor, zunächst den Schacht bis 16 m Teufe von Hand niederzubringen. Sollten dann jedoch wasserführende Schichten das Abteufen behindern, so käme dann das Gefrierverfahren zur Anwendung.
Und so wurde infolge starken Wasserandrangs lediglich ein 5 m tiefer Vorschacht im Durchmesser von 10 m von Hand niedergebracht, auf dessen Sohle im Radius von 4,40 m 30 Gefrierbohrlöcher etwa 200 m tief abgebohrt wurden. Die Gefriermaschinen der Schachtbaufirma „Tiefbau- und Kälteindustrie Aktiengesellschaft vorm. Gebhardt & Koenig Nordhausen“ wurden am 19. September 1912 in Betrieb gesetzt. Drei Monate später, am 16. September 1912, war die Frostmauer geschlossen. Das Abteufen begann dreischichtig per Hand (Hackarbeit). Bei Teufe 11,50 m wurde der Mauerfuß für die Schachtmauer ausgespitzt, welche am 27. September in doppelsteinigem Ziegel-Mauerwerk fertiggestellt wurde. Bis zur Teufe von ca. 27 m war mittig ein ungefrorener Kern von etwa 2 m Durchmesser. Er störte das Verteufen nicht, da die Stöße fest gefroren waren und das Hereinbrechen der anstehenden wasserführenden Schichten (sandige Tone, feste Tone, Kiese und Steine) verhinderten. Ab 49,50 m war die Schachtscheibe durchweg gefroren. Bei Teufe 51,80 m wurde das Keilbett für die erste Tübbingsektion ausgespitzt (30. Oktober 1912). Bereits am 9. November war der Tübbingausbau bis zur Mauerung hochgezogen. Jetzt wurde auch mittels Sprengarbeit und unter Verwendung von Bohrhämmern weiter verteuft. Weitere Keilkränze für den Einbau der folgenden Tübbinge setzte man in den Teufen 73,28 m, 103,80 m, 134,33 m, 143,83 m, 171,83 m und 200,90 m. Interessant sind zwei überlieferte Angaben zur Gefriermauer: So wurde die Temperatur des Frostmantels in einer Teufe von 50 m mit minus 5 Grad Celsius, bei 150 m Teufe mit minus 4 Grad Celsius gemessen.
Die Gefriermaschinen konnten bereits am 1. April 1913 abgestellt werden. Das weitere Abteufen verlief ohne Schwierigkeiten. In Teufe 251,03 m wurde im älteren Steinsalz der unterste Keilkranz für die Tübbingsäule gelegt. Am 5. Februar 1914 wurde in der Teufe von 593,80 m der unterste der insgesamt sechs Mauerfüße für die Schachtauskleidung mittels Ziegelmauerwerk ausgespitzt. Die Füllörter der einzelnen Sohlen wurden ebenfalls ausgemauert.
Die endgültige Fertigstellung der Schachtröhre bis zur Endteufe von 720 m erfolgte ab 1916. Von der 580-m-Sohle wurde ca. 162 m vom Schacht entfernt der Blindschacht I zur 706-m-Sohle niedergebracht. Von dort unterfuhr man mit dieser Sohle den Schacht. Jetzt teufte man vom bisherigen Schachtsumpf in 594 m Teufe ein Bohrloch. Dieses erreichte am 4. Dezember die 706-m-Sohle. Das Erweitern dieser Bohrung auf einen Durchmesser von etwa 1 m erfolgte durch Aussolen und wurde am 15. Februar 1917 beendet. Dieses Loch diente der Zuführung frischer Wetter zur 706-m-Sohle und gleichzeitig als Einbruch für das Weiterverteufen des Schachtes. Ab 1. Juni 1917 wurde der Schachtquerschnitt traditionell durch Hackarbeit auf das endgültige Maß erweitert. Aus Sicherheitsgründen erfolgten diese Arbeiten in der Nachtschicht bei eingestellter Schachtförderung.
Aus- und Vorrichtung, Abbau- und Versatzverfahren
Nachdem der Schachtbau 1914 bis zur Teufe von 592 m gelungen war, schlug man bei Teufe 380 m, 480 m und 580 m die ersten drei Sohlen an. Dazu kam 1914, nach Erreichen der endgültigen Schachtteufe von 720 m, die 706-m-Sohle. Die einzelnen Sohlen wurden durch 5 Blindschächte miteinander verbunden, von denen aus mehrere Teilsohlen angelegt wurden. Die komplizierte Ausbildung der steilstehenden Salzstrukturen untersuchte man durch zum Teil über 400 m lange Horizontalbohrungen.
In der 380-m-Sohle wurden nach Norden und Westen Untersuchungsquerschläge angesetzt, welche im Norden im älteren Steinsalz von überwiegend seltener Reinheit und im Westen im Sylvinit eingestellt wurden. Etwa 45 m vom Hauptschacht bemerkte man am 13. Oktober 1913 einen ersten Laugenzufluß (ca. 0,2 l/h). Aus den Erfahrungen beim Betrieb des benachbarten Kaliwerkes Lübtheen wurde wegen der im Hangenden zu erwartenden weiteren Laugenzuflüsse vom Abbau dieses Sylvinitlagers Abstand genommen.
Die 480-m-Sohle wurde nach Norden und Süden vorangetrieben. Abgebaut wurde hier lediglich sylvinreiches Hartsalz im südlichen Baufeld. Als Abbauverfahren kam sogenannter „abfallender Stoßbau“ (heute als streichender Teilsohlenkammerbau mit strossenartigem Verhieb bezeichnet) zur Anwendung, wobei die Gesamthöhe immerhin 22 m bei etwa 6 m Abbaubreite erreichte.
Die 500-m-Sohle stellt lediglich lediglich die Liegendstrecke des „Stoßbaues“ im Südfeld der 480-m-Sohle dar. Sie war nirgends durchschlägig.
Die 530-m-Zwischensohle, von den Blindschächten II und III entwickelt, erschloß durch einen Abbau das Hartsalzlager A und durch zwei Abbaue das Hartsalzlager B. Die Breite dieser Abbaue erfasste ebenfalls die Lagerstättenmächtigkeit; die Abbauhöhe blieb auf 4,5 m beschränkt. Sie war auch für eine geordnete Wetterführung erforderlich.
Die 560-m-Sohle wurde vom Blindschacht V aus als Versatzstrecke für die Carnallitbaue 5, 6 und 7 des Lagers C angesetzt.
Die 570-m-Sohle, auch als Teilsohle a bezeichnet, diente als Wetter- und Versatzstrecke des Carnallitlagers C. Sie hatte im südöstlichen Feldesteil über die Blindschächte III und V, im südwestlichen Feldesteil über den Versatzhochbruch Verbindung zur 580-m-Sohle.
Die 580-m-Sohle erschloß im Norden ein Steinsalzfeld (älteres Steinsalz), in welchem vier Abbaue im sogenannten „Firstenbauverfahren“ (heute richtiger als offener Kammerbau in mehreren Scheiben mit firstenartigem Verhieb bezeichnet) bei maximal 103 m Länge, 22 m Breite und 16,5 m Höhe angelegt wurden. Das geförderte Salz wurde als Speise- und Gewerbesalz verkauft. Im Süden wurden die Hartsalzlager A und B sowie das sogenannte nördliche und das C-Carnallitlager abgebaut. Die Breite dieser ebenfalls als Firstenbauverfahren (heutige Bezeichnung: streichender Firstenstoßbau mit und ohne nachträglichem Versatz) angelegten Abbaue erstreckte sich über die gesamte Mächtigkeit der steilstehenden Lager. Sie betrug bis zu 45 m. Die Höhe dieser Abbaue betrug bis 22,2 m, die Abbaulänge bis 52 m. Letztere war zumeist begrenzt durch die notwendigerweise stehenzulassenden Sicherheitspfeiler gegenüber Strecken und anderen Abbauen.
Die 635-m-Sohle war Kopfstrecke für die aus der 645 m-Sohle entwickelten Carnallitabbaue 1 und 2. Diese Abbaue mit einer Höhe von 12,2 m wurden ebenfalls dem Kalilager folgend in ostwestlicher Streichrichtung angelegt.
Die 686-m-Sohle, vom Blindschacht IV zum Abbau Osten 1 der 706-m-Sohle vorgetrieben, sollte als Versatzstrecke für diesen langgestreckten und hohen Abbau dienen.
Im Hangenden des Abbaus C.1.0. wurde die 696-m-Sohle nach Norden ins ältere Steinsalz vorgetrieben. Hier wurde eine sogenannte Bergemühle angelegt, aus der die Abbaue C.1.0., C.2.0. und C.3.0. bis auf Teilsohlenhöhe versetzt werden sollten. Gleichzeitig wurde vom Blindschacht IV im Gegenort versucht, die 696-m-Sohle an das Westfeld anzuschließen.
Die 706-m-Sohle wurde nur nach Süden vorgetrieben, um die in die Tiefe reichenden Hartsalzlager A und B und das Carnallitlager C abzubauen. Die Bauhöhe im Hartsalzlager A erreichte max. 22 m, im Lager B und C blieb sie auf 12,2 m beschränkt. Die Breite der Abbaue umfasste die gesamte Lagerstättenbreite.
Die Grubenbaue standen durchweg ohne Ausbau. Die gebrächen Carnallitbaue wurden nach dem Leerfördern mit Steinsalz aus Streckenauffahrungen und aus der Bergemühle, mit dem aus der Salzmühle über Tage ausgeklaubten Steinsalz, mit gelöschter Kesselhausasche und mit Material der alten Bergehalde, welche beim Niederbringen des Schachtes und der Streckenauffahrungen angelegt worden war, trocken, durch Sturz versetzt. Die Hohlraumverhältnisse (Versatz- bzw. Haufwerksfüllung) sind in den einzelnen Abbauen recht unterschiedlich. Insgesamt soll ca. 114.000 m³ Versatzmaterial eingebracht worden sein. Einzelne Abbaue sind leergefördert und unversetzt, andere liegen bis unter die Firste noch voll Haufwerk.
Offener Hohlraum vor dem Fluten der Schachtanlage Strecken ca. 92.200 m³ Abbaue (unversetzt) ca. 211.000 m³ Blindschächte 2.400 m³ Hauptschacht 15.200 m³ gesamt ca. 320.800 m³. Die bergmännischen Arbeiten verliefen im Wesentlichen normal. Lediglich im März 1922 kam es im Wettertrum des Hauptschachtes zu zwei Abstürzen gesinterten Salzes, welches durch Eindringen von Salzwasser durch undichte Stellen in der Tübbingsäule bei ca. 140 m Teufe (Salzhutbereich) entstanden war. Durch Einpressen von Zementmilch hinter diesen Tübbingbereich konnte Dichtheit erreicht werden. Die Schwere dieser Abstürze muß jedoch enorm gewesen sein, denn die Schachtreparaturen dauerten vom 17. März bis zum 3. April 1922.
Das Auftreten von Lauge in einer Untersuchungsstrecke im Südostfeld der 580-m-Sohle im Jahre 1924 veranlasste die Bergwerksverwaltung zur Einstellung jeglicher Sprengarbeiten in diesem Revier. Abdämmungsmaßnahmen wurden zwar vorbereitet (Mauerdamm), jedoch nach Rückgang der Laugenzuflüsse nicht fertiggestellt.
In einem Vermerk des Mecklenburg-Schwerinschen Bergamtes vom 26. Juli 1925 heißt es wörtlich: „Die unterzeichnende Bergbehörde steht es nicht an, zu erklären, dass seit Eintritt dieser Umstände - die eine im Gebirgsbau der mecklenburgischen Kalisalzlager begründete besondere Laugengefährdung zu erweisen scheinen - auf eine lange Lebensdauer des Kalibergwerkes Conow nicht mehr zu hoffen war, dass vielmehr die Wahrscheinlichkeit einer Verschlimmerung der Zuflüsse und somit, da Absperrmaßnahmen erfahrungsgemäß wenig Erfolg versprechen, eines Ersaufens der Grubenbaue nahegerückt war.“
Fabrikatorische Verarbeitung
Dem "Geologischen Pass der Südwest-Mecklenburgischen Kalisalz-Lagerstätten, Geologische Landesanstalt Rostock 1950" ist zu entnehmen, dass auf dem Schachtgelände lediglich eine Rohsalzmühle mit zwei Mahlsystemen von je 35 t/h und ein Lagerschuppen für die gemahlenen Salze mit 10.000 t- Lagerkapazität vorhanden waren. Die fabrikatorische Weiterverarbeitung der Salze erfolgte in der Fabrik des benachbarten Kali- und Steinsalzbergwerkes Friedrich Franz Lübtheen. Nach dem Ersaufen der Lübtheener Schachtanlage 1916 kaufte die Gewerkschaft Conow diese Fabrik. Der Transport der Salze nach Lübtheen erfolgte per Bahn.
Die Flutung der Schachtanlage
Im Zuge der sogenannten Kali(absatz)krise, die in den Jahren 1925/26 in der gesamten deutschen Kaliindustrie Rationalisierungs- und Konzentrationsprozesse erzwang, erfolgte die Stilllegung bzw. befristete Stundung ca. 40 % aller deutschen Kaliwerke. So ereilte dieses Schicksal auch das Conower Werk, dass sich als einzeln tätiges Unternehmen im Gegensatz zu den größeren Kalikonzernen mit mehreren Schachtanlagen dem sich verschärfenden Wettbewerb nicht stellen konnte. Die Gewerkschaft Conow verkaufte ihren staatlich festgesetzten Lieferanteil, die sogenannte „Quote“, an den Westeregeln-Konzern für drei Millionen Mark.
Die Stilllegung war bis zum 31. Dezember 1953 befristet. Durch Fluten des Grubengebäudes sollte eine sichere Verwahrung bis zur Wiederinbetriebnahme erreicht werden. Um nicht mit Süßwasser zu fluten, entschloss man sich, das in zahllosen Spalten und Klüften des Salzhutes (Teufe 51–160 m aus der Schachtröhre) anstehende Salzwasser zur Flutung zu verwenden.
Vor dem Fluten der Grubenbaue wurden alle noch zu verwertenden/veräußernden Einrichtungsgegenstände ausgebaut. Zur Einleitung des Salzwassers in das Grubengebäude bohrte man bei 120 m Teufe die Tübbinge an und installierte drei Hochdruckhähne. Die Aufzeichnungen geben an, dass an den Zapfstellen ein Druck von 13,2 at gemessen wurde. Die Dichte des Salzwassers betrug 1,202 g/cm³.
Das Fluten begann am 7. August 1926. Das Salzwasser wurde mittels einer an einem Spurlattenstrang der Nebenförderung befestigten rechteckigen Holzluttentour (100 x 200 mm) zum Füllort der 480 m-Sohle und von dort mittels eines Krümmers in die östliche Strecke geleitet. Der weitere Flutungsweg verlief über den Hauptquerschlag nach Süden, über den Blindschacht II zur 580-m-Sohle, weiter durch die östlichen Baue zum Wetterbohrloch, sodann zur 645-m-Sohle und über den Blindschacht I zur 706-m-Sohle. Zur Einhaltung dieses Weges wurden schwache Staudämme errichtet. So z.B. auf der 580-m-Sohle in der vom Hauptquerschlag zum Blindschacht II führenden diagonalen Seilbahnstrecke, um das unmittelbare Vordringen des Wassers zum Schacht zu verhindern.
Nach dem Anstieg des Wassers bis zu den Zapfstellen in der Schachtröhre wurden laut Aufzeichnungen der Bergwerksverwaltung diese geschlossen. Der darüber befindliche Schachtröhrenbereich wurde mit Süßwasser gefüllt. Das Fluten ist vermutlich am 5. Mai 1927 beendet worden. Anhand einer Aufzeichnung über die eingefluteten Wassermengen vom April 1927, wonach tageweise bis zu 5.000 m³ eingeflutet wurden (z.B. vom 24. Dezember 1926 bis 3. Januar 1927 wurden 50.764 m³ angegeben), ist mit Sicherheit einzuschätzen, dass außer dem Salzwasser aus den Zapfstellen in der Tübbingsäule noch erhebliche Mengen an Süßwasser von Übertage aus eingeleitet worden sind. Während des Flutens wurden die Wasserstände in fünf in der Nähe befindlichen Brunnen beobachtet. Veränderungen, die im Fluten begründet sein könnten, wurden nicht festgestellt. Nach Demontage des Fördergerüstes wurde der Zugang zur Schachtröhre durch eine Ringmauer mit eingelassenem Schienenrost gesichert.
Die Verwahrung der Schachtröhre
Das Tagesgelände des einstigen Kaliwerkes Conow einschließlich des schachtnahen Bereiches wurde bis zum Jahre 1996 durch das Nachfolgeunternehmen des ehemaligen VEB Nordfrucht Conow (seit 1992 dem Nestlé Konzern zugehörig heute unter dem Namen WCO Kinderkost GmbH Conow) intensiv unter teilweiser Einbeziehung der durch eine Stahlbetonplatte abgedeckten Schachtröhre genutzt. Es bestand das Risiko eines plötzlichen Versagens des oberflächennahen Schachtausbaus und Abstürzen der Stahlbetonplatte verbunden mit Gefahren für unbeteiligte Dritte bzw. die schachtnahe Bebauung.
Auf Grundlage dieser Situation wurde eine dauerhafte Sicherung der Schachtröhre in Angriff genommen. Ziel war es dabei, mögliche Bruchprozesse im oberflächennahen Bereich über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten zu verhindern, um so dem ansässigen Unternehmen eine dauerhafte Nutzung der Flächen zu ermöglichen. Die Planungsarbeiten hierfür begannen bereits 1994. Nach Abwägung möglicher Verwahrungsvarianten wurde entschieden, lediglich den Schachtkopfbereich zu sichern und die verbleibende Schachtröhre lösungserfüllt zu erhalten (ERCOSPLAN 1996). Hierzu wurde von September 1996 bis November 1996 im Bereich der quartären Lockergesteinsmassen von 0 bis 51 m Teufe eine tragfähige Schachtplombe eingebaut (siehe Darstellung rechts). Dazu mussten die festgestellten Verspriegelungen bis zur Einbaulage der vorgesehenen Schalungsbühne bei 54,5 m Teufe mit Hilfe von Tauchern entfernt und unter Wasser eine Schalungsbühne in dieser Teufe eingebaut werden. Nach dem Herstellen eines Vorpfropfens aus Unterwasserbeton begannen die Sümpfarbeiten und das Rauben der Schachteinbauten. Die Schachtplombe ist eine Stahlbetonkonstruktion, die aus einem Schaft besteht, der den Schacht bis 51 m Teufe ausfüllt und im auskragenden Schachtkopfbereich (Ø 10 m, ca. 1,5 m hoch) verlagert ist. Für die Schachtverfüllung bis zur Ackersohle wurde Beton der Festigkeitsklasse B25 verwendet. Nach Abschluss der Arbeiten war die Gefahr eines plötzlichen Versagens des obersten Abschnitts des Schachtausbaus dauerhaft beseitigt.
Literatur
- o.V. „Akten betreffend den Betrieb des Kalisalzwerkes bei Conow“ (1910–1918), Bestände Bergamt 36
- o.V. „Akten betreffend den Betrieb des Kalisalzwerkes bei Conow“ (1917–1929), Bestände Bergamt 37
- Pinzke, G.: „Bergschadenkundliche Analyse des Kali- und Steinsalzbergwerkes Conow“, Bezirksstelle für Geologie beim Rat des Bezirkes Schwerin, Abt. Geologie,Gutachten (unveröff.), 1975
- Richter: „Geologischer Pass der Südwest-Mecklenburgischen Kalisalz-Lagerstätten, Geologische Landesanstalt der DDR, 1950
- ERCOSPLAN GmbH, Ausführungsplanung zur Verwahrung Schacht Conow,Erfurt, 1996
Weblinks
Commons: Kali-und Steinsalzbergwerk Conow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Martin Froben et. al: 20 Jahre Bergamt Stralsund. 1990–2010. Bergamt Stralsund, abgerufen am 2011–01-26 (PDF).
- Weitere Fotos vom Schacht Conow
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