- Anbauschlacht
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Der Plan Wahlen war ein Programm zur Förderung des innerschweizerischen Lebensmittelanbaus seit 1940, auch Anbauschlacht genannt. Vor dem Zweiten Weltkrieg importierte die Schweiz die Hälfte ihrer Nahrungsmittel. Um eine Lebensmittelknappheit bei einem drohenden Embargo der Achsenmächte abzuwenden, brachte der Landwirtschaftsspezialist und spätere Bundesrat Friedrich Traugott Wahlen seinen seit 1937 vorbereiteten Anbauplan am 15. November 1940 an eine breitere Öffentlichkeit. Durch Erhöhung der Eigenproduktion, Reduzierung der Viehzucht unter gleichzeitiger Ausweitung des Ackerbaus und durch Rationierung sollte die Selbstversorgung in der Schweiz gesichert werden. Die Selbstversorgungs-Anbaufläche sollte schrittweise von 180'000 auf 500‘000 Hektaren erhöht werden. Die Grundlagen zur Anbauschlacht von Wahlen waren jedoch schon älter. Bereits im ersten Weltkrieg war ein entsprechender Plan umgesetzt worden.[1]
Bis auf grosse Höhen wurden nun Nahrungsmittel angepflanzt und zur Ausdehnung des Ackerbaus sollte Land durch Rodungen und durch den Einbezug von nicht-landwirtschaftlich genutzten Flächen wie Brachen oder öffentlichen Parks und Sportplätzen gewonnen werden. Die bepflanzte Fläche wurde zwischen 1940 und 1945 von 183.000 auf 352.000 Hektaren erweitert. Eine halbe Million Kleinpflanzer und die Arbeiter von 12.000 Industriebetrieben bewirtschafteten zusätzlich über 20.000 Hektaren. Dank dieses gemeinsamen Einsatzes musste die Schweiz als einziges Land in Europa Kartoffeln, Gemüse und Obst nie rationieren.
Als der Plan Wahlen mit dem Kriegsende abgebrochen wurde und nicht mehr länger Grundlage der schweizerischen Agrarpolitik bildete, lag er 60'000 ha über den für diesen Zeitpunkt geplanten 300'000 ha. Am 30. Juni 1945 trat F.T. Wahlen vom Amt des Beauftragten für das Anbauwerk zurück, um die Umstellung der Agrarwirtschaft auf Friedenswirtschaft zu ermöglichen. Das ursprüngliche Ziel der Anbauschlacht von 500'000 ha konnte damit nicht mehr erreicht werden. Der Selbstversorgungsgrad der Schweiz (SVG) mit Lebensmittel war von 1940 bis 1945 von 52 % auf 70 % [2] gestiegen. Der Plan Wahlen hatte die Schweizer Bevölkerung und die rund 300'000 Flüchtlinge vor Hunger und allzu grossen Entbehrungen bewahrt. Die Anbauschlacht hatte auch eine psychologische Wirkung und galt als Symbol für den Widerstandswillen der Schweiz.
Ein ähnliches Programm im nationalsozialistischen Deutschland nannte sich Erzeugungsschlacht.
Inhaltsverzeichnis
Künstlerische Umsetzung
Obwohl der Grossteil der Bevölkerung den durch die Notlage notwendigen staatlichen Eingriffen Verständnis entgegenbrachte, gab es auch Fälle, wo die staatlichen Regulierungen umgangen wurden oder ihnen Widerstand entgegengebracht wurde. Ein Beispiel derartiger Auseinandersetzungen zeigt der Spielfilm Der schwarze Tanner (1986) in der Regie von Xavier Koller mit Dietmar Schönherr in der Hauptrolle. Unter demselben Titel wird das Thema in einem Theaterstück behandelt, das 2007 am Freilichtmuseum Ballenberg aufgeführt wird.
Ein neuer Dokumentarfilm (2006) soll das Andenken an Friedrich Traugott Wahlen und sein Anbauwerk bewahren helfen. Zeitzeugen erzählen der heutigen Generation von dieser Zeit, in der eine Hungersnot abgewendet werden konnte. Der „Verein zur Wahrung der Erinnerung an Bundesrat Prof. Dr. Friedrich Traugott Wahlen und den Anbauplan 1940 bis 1945“ (kurz: Verein F.T. Wahlen & Anbauplan) hat sich mit dem neuen Dokumentarfilm die folgenden Ziele gesetzt: Das Anbauwerk soll als markantes Stück der Schweizer Geschichte informativ und illustrativ erleuchtet werden. So auch Wahlen, der Denker, Initiator und Leiter dieses grössten Projekts der schweizerischen Landwirtschaft.
Siehe auch
Literatur
- Peter Maurer: Anbauschlacht. Landwirtschaftspolitik, Plan Wahlen, Anbauwerk 1937-1945. Chronos-Verlag, Zürich 1985
- Meinrad Inglin: Der schwarze Tanner. SJW-Heft, Nr. 1308. 3. Auflage, Egg/Zürich 2006
- Wahlen, Dr. F. T. : Unsere Landwirtschaft in der Kriegszeit. Die Aufgaben unserer Landwirtschaft in der Landesversorgung der Kriegszeit. Vortrag, gehalten in der Gesellschaft Schweizerischer Landwirte in Zürich am 15. November 1940 von Dr. F.T. Wahlen, Chef der Sektion für landw. Produktion und Hauswirtschaft im Eidg. Kriegsernährungsamt. Benteli-Verlag, Bern, 1940.
Einzelnachweise
- ↑ Silvio Bucher: Die Geschichte des Kantons St. Gallen im Überblick; in: Der Kanton St. Gallen - Landschaft, Gemeinschaft, Heimat. Loepfe-Benz, Rorschach 1985, ISBN 3-85819-084-5, Seite 33 (Bild von der Ansbauschlacht im Ersten Weltkrieg auf dem Klosterplatz in St. Gallen)
- ↑ http://www.parlament.ch/D/Suche/Seiten/geschaefte.aspx?gesch_id=20063880 Stellungnahme des Bundesrates vom 28. Februar 2007
Weblinks
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