Kammkeramik

Kammkeramik
Grübchenkeramische Fundstücke aus Mjällby, Blekinge (Südschweden)

Die Grübchenkeramische Kultur (GKK – schwed. Gropkeramiska Kulturen) wird heute auch „Grubenkeramik" und „Kammkeramik" genannt. Sie wurde nach den Eindrücken auf ihrer spitz- und flachbodigen Keramik benannt.

Die GKK war in den nördlicheren Küstengebieten der Ostsee, auf deren Inseln (Gotland, Åland), in Schweden, Norddänemark und Südnorwegen etwa zeitgleich mit der Trichterbecherkultur und der Schnurkeramik verbreitet. In Osteuropa erstreckt sich ihr Verbreitungsgebiet vom Baltikum bis zum mittleren Dnepr, zum oberen Dongebiet und im Osten über den Ural hinaus.

Es handelt sich um Regionen in denen mesolithische Traditionen zumindest bis ins 3. Jahrtausend v. Chr. überlebten, die also umfassenden Akkulturationsthesen widersprechen. Die erste grübchenkeramische Siedlung wurde 1864 in Visby auf Gotland entdeckt. Mit Gullrum, Hemmor und Stora Karlsö sind hier etwa 20 andere Plätze bekannt, die durch die während der Laufzeit der Kultur um vier Meter erfolgte Landhebung chronologisiert werden können. Auf dem schwedischen Festland sind inzwischen mehr als 60 Wohnplätze der Kultur bekannt. An einigen Stellen konnte nachgewiesen werden, dass aufgegebene Siedlungen der Bauernkultur übernommen wurden.

Die Menschen betrieben aber weder Viehhaltung noch Landwirtschaft, waren also eine Gesellschaft von Jägern und Sammlern. Dies kann durch archaäozoologische Untersuchungen der Knochenreste an den Fundstellen und das daraus resultierende Verhältnis von Wildtierknochen zu Haustierknochen belegt werden. Reste von Bär, Elch, Wildschwein, Biber, Hase sowie von Vögeln belegen die Jagd. Ihre in Küstennähe oder an fischreichen Binnengewässern liegenden Wohnplätze weisen auf eine Bevölkerung, die primär von der Jagd auf die Wasserfauna lebte. Seehundknochen, Angelhaken, Harpunen und Abdrücke von Netzen zeigen dies an. Die Kulturträger übernahmen von der benachbarten Bauernkultur die Keramikherstellung und vereinzelt auch den Steinschliff. Zu den Funden von schwedischen Wohnplätzen gehören Feuersteinbeile und Beile aus Felsgestein, Fischspeere aus Knochen, Harpunen aus Horn, Pfeilspitzen aus Feuerstein und Schiefer. Trotz einiger regionaler Sondermerkmale bestehen innerhalb des riesigen Siedlungsraumes kulturelle Gemeinsamkeiten.

Literatur

  • C.J. Becker: Die mittel-neolithischen Kulturen in Südskandinavien. Sonderdruck aus Acta Archaeologica, Vol. XXV, Kopenhagen 1955.
  • Torsten Madsen, Die Jungsteinzeit in Südskandinavien. In: Joachim Preuß (Hrsg.), Das Neolithikum in Mitteleuropa. Teil B (Weissbach 1998) 423-450.

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