Andenbär

Andenbär
Brillenbär
Brillenbär (Tremarctos ornatus)

Brillenbär (Tremarctos ornatus)

Systematik
Ordnung: Raubtiere (Carnivora)
Überfamilie: Hundeartige (Canoidea)
Familie: Bären (Ursidae)
Unterfamilie: Kurzschnauzenbären (Tremarctinae)
Gattung: Tremarctos
Art: Brillenbär
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Tremarctos
Gervais, 1855
Wissenschaftlicher Name der Art
Tremarctos ornatus
(F. Cuvier, 1825)

Der Brillenbär oder Andenbär (Tremarctos ornatus) ist eine Raubtierart aus der Familie der Bären (Ursidae). Er lebt als einziger Bär in Südamerika und nimmt auch systematisch eine Sonderstellung ein, da er der einzige überlebende Vertreter der Kurzschnauzenbären (Tremarctinae) ist.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Das Fell des Brillenbären ist zum überwiegenden Teil schwarz oder dunkelbraun gefärbt. Gelblichweiße Binden ziehen sich von der Stirn zu den Wangen und von dort weiter zur Kehle. Außerdem zieht sich ein weißer Streifen von der Stirn über die Nasenwurzel. Dadurch sind die Augen von weißen Zeichnungen umrandet, die einer Brille ähneln. Diese Muster sind bei jedem Tier unterschiedlich, bei einzelnen Individuen können sie auch gänzlich fehlen. In ihrem Körperbau zeigen sie die typischen Bärenmerkmale: Der Rumpf ist stämmig und kräftig, der Schwanz ist nur ein kurzer Stummel. Die Füße enden jeweils in fünf mit Krallen versehen Zehen, wie die übrigen Vertreter seiner Familie ist der Brillenbär ein Sohlengänger. Ein männlicher Brillenbär erreicht eine Länge von 130 bis 210 Zentimeter, eine Schulterhöhe von 70 bis 90 Zentimeter und ein Gewicht von 130 bis 155 Kilogramm, in Ausnahmefällen sind auch 200 Kilogramm möglich. Weibchen sind erheblich kleiner und wiegen nur rund 65 Kilogramm. Zwar sind auch bei anderen Bären Männchen größer als Weibchen, aber nicht in diesem Ausmaß.

Verbreitung und Lebensraum

Als einzige Bären leben Brillenbären in Südamerika, ihr Verbreitungsgebiet umfasst die Anden und vorgelagerte Gebirgszüge in Kolumbien, das westliche Venezuela, Ecuador, Peru und Bolivien. Unbestätigte Sichtungen gibt es auch aus Panama und dem nördlichen Argentinien. Ihr bevorzugter Lebensraum sind feuchte Wälder zwischen 1900 und 2350 Metern Seehöhe, sie finden sich aber auch in anderen Habitaten wie wüstenartige Küstenstriche oder hochgelegene Grasländer und Buschland.

Lebensweise

Kopf des Brillenbären

Brillenbären sind in der Regel dämmerungs- oder nachtaktiv, tagsüber schlafen sie unter Baumwurzeln oder in Höhlen. Sie gelten als geschickte Kletterer und halten sich bei der Nahrungssuche oft auf Bäumen auf. Dort errichten sie auch aus abgestorbenen Ästen Plattformen, um Früchte außerhalb ihrer Reichweite zu erreichen oder um zu essen. Im Gegensatz zu anderen Bären halten sie keine Winterruhe. Brillenbären leben außerhalb der Paarungszeit einzelgängerisch, zeigen aber kein ausgeprägtes Territorialverhalten.

Nahrung

Brillenbären sind Allesfresser, den Hauptbestandteil ihrer Nahrung bilden jedoch Pflanzen. So verzehren sie Früchte (vorwiegend von Bromeliengewächsen und Kakteengewächsen), Zweige, Palmtriebe und anderes. Tierisches Material macht nur 4% der gesamten Nahrung aus, vorwiegend Nagetiere, Insekten und Vögel. Inwieweit sie auch größere Säugetiere wie Rinder, Lamas oder Hirsche attackieren, wie ihnen immer wieder nachgesagt wird, ist nicht klar.

Fortpflanzung

Zur Paarungszeit finden sich die sonst einzelgängerischen Tiere zu kurzlebigen Paaren zusammen. Während der durchschnittlich einen Woche, in der Männchen und Weibchen zusammenleben, kommt es immer wieder zur Kopulation, anschließend trennen sich die Tiere wieder. Diese Paarung erfolgt in den Monaten April bis Juni, die genaue Dauer der Tragzeit ist allerdings nicht bekannt, da die befruchtete Eizelle mehrere Monate im Uterus der Mutter verweilen kann, bevor es zur Einnistung kommt. Die Geburt der Jungtiere erfolgt in den Monaten November bis Februar. Die Wurfgröße beträgt eins bis drei, wie bei allen Bären sind die Neugeborenen ausgesprochen klein und wiegen nur rund 300 bis 360 Gramm.

Menschen und Brillenbären

Brillenbär im Zürcher Zoo

Brillenbären gelten als eher scheue Tiere. Angriffe auf Menschen sind sehr selten, die Ursache ist meist eine Annäherung an ein Weibchen mit Jungtieren. Umgekehrt werden Brillenbären vom Menschen aus vielerlei Gründen gejagt, dazu zählen ihr Fleisch und ihr Fell, mehreren Körperteilen werden auch medizinische Kräfte zugesprochen. Ein weiterer Grund ist, dass der Brillenbär einen Ruf als „Viehkiller“ hat und manchmal Maisfelder verwüstet. Tatsächlich kommt es vereinzelt vor, dass Haustiere gerissen werden, doch dies ist eine seltene Ausnahme. Hinzu kommt die fortschreitende Umwandlung ihres Lebensraumes in Kulturland, wodurch ihr Verbreitungsgebiet immer mehr eingeschränkt wird.

Aus all diesen Gründen zählt der Brillenbär zu den bedrohten Arten, die IUCN listet ihn als gefährdet (vulnerable).

Literatur

  • Ronald M. Nowak: Walker's Mammals of the World. Johns Hopkins University Press, 1999, ISBN 0801857899

Weblinks

  • Tremarctos ornatus in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2006. Eingestellt von: Bear Specialist Group, 1996. Abgerufen am 11. Mai 2006

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