Andersen-Krankheit

Andersen-Krankheit
Klassifikation nach ICD-10
E74.0 Glykogenspeicherkrankheit (Glykogenose) mit Zirrhose, Leber
ICD-10 online (WHO-Version 2006)

Die Morbus Andersen (dt. Andersen-Krankheit; Synonyme: Andersen-Syndrom, Andersen-Glykogenose), oder auch Andersen-Syndrom, Glykogenose Typ IV, sowie Amylopektinose[1], ist eine autosomal-rezessiv vererbte Stoffwechselerkrankung und gehört zur Gruppe der Glykogenspeicherkrankheiten (Glykogenosen). Die Krankheit manifestiert sich innerhalb der ersten Lebensmonate und zeichnet sich durch eine Störung der Glykogensynthese aus. Auf Stoffwechselebene zeigt sich ein Defekt des branching enzyme, der sogenannten Amylo-1,4-1,6-Transglukosidase, welches für die Seitverzweigung der Glykogenmoleküle verantwortlich ist[2]. Folge ist in erster Linie eine rasch fortschreitende Leberzirrhose durch Akkumulation des abnormen Glykogens in Form Amylopektin-ähnlicher Strukturen in den Hepatozyten. Das verantwortliche Gen (GBE1) konnte auf Chromosom (3p12) lokalisiert werden und codiert für das 1,4-α-Glucan-verzweigende Enzym.[3]

Inhaltsverzeichnis

Klink und Verlauf

Im Vordergrund des klinischen Erscheinungsbildes steht die Hepatomegalie mit rascher Progredienz zur Leberzirrhose mit portaler Hypertension und konsekutiver Splenomegalie sowie Ösophagusvarizen. In einigen Fällen kann es zu einer muskulären Beteiligung mit Schwäche, Atrophie und herabgesetztem Tonus kommen. Hypoglykämien finden sich im Gegensatz zur Glykogenose Typ I, Glykogenose Typ 0 und Glykogenose Typ III nicht[4].

Diagnostik

Die Diagnosestellung erfolgt anhand des klinischen Bildes, Labor, einer Leberbiopsie mit Histologie und einer molekulargenetischen Untersuchung. Histologisch finden sich intrazelluläre Anhäufungen PAS-positiver, amylopektin-ähnlicher Strukturen. Der Nachweis des Enzymmangels in Hepatozyten und ggf. auch in Fibroblasten und Leukozyten sichert die Diagnose. Molekulargenetisch lassen sich Mutationen im glycogen branching enzyme-Gen (GBE1, Genlocus 3p12, 3kb) nachweisen[5],[6].

Therapie

Die Therapie ist überwiegend symptomatisch bzw. auf die Behandlung von Komplikationen gerichtet (z. B. Drucksenkung im Pfortaderkreislauf, Substitution von Gerinnungsfaktoren und Albumin). Die kausale Therapie in Form einer Lebertransplantation ist in ihrem Stellenwert umstritten[7] , da es weiterhin zu Ablagerungen des fehlerhaften Glykogens in anderen Organen mit entsprechenden Komplikationen kommen kann.

Einzelnachweise

  1. Hoffmann-La Roche AG, Urban & Schwarzenberg (Hrsg.): Roche Lexikon Medizin. 4. Auflage. Urban & Schwarzenberg 1998. ISBN 3-541-17114-6
  2. G. Löffler, P. Petrides (Hrsg.): Biochemie und Pathobiochemie. 5. Auflage. Springer Verlag GmbH 1997. ISBN 3-540-59006-4
  3. V.J. Thon, M. Khalil, J.F. Cannon: Isolation of human glycogen branching enzyme cDNAs by screening complementation in yeast. J Biol Chem. 1993 Apr 5;268(10):7509-13. PMID 8463281
  4. Lentze, M.J.; Schaub, J.; Schulte, F.-J.; Spranger, J. (Hrsg.): Pädiatrie. 2. Auflage. Springer Verlag GmbH, 2007. ISBN 3-540-66811-X
  5. AWMF Leitlinien Kinderheilkunde und Jugendmedizin: Glykogenspeicherkrankheiten der Leber Nr. 027/015 Volltext
  6. W. Böcker, H. Denk, Ph. U. Heitz (Hrsg.): Pathologie. 2. Auflage. Urban & Fischer Verlag, 2001. ISBN 3-437-42380-0
  7. AWMF Leitlinien Kinderheilkunde und Jugendmedizin: Glykogenspeicherkrankheiten der Leber Nr. 027/015 Volltext
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