Karine Viard

Karine Viard

Karin Viard (* 24. Januar 1966 in Rouen) ist eine französische Schauspielerin.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Kindheit und Ausbildung

Karin Viard wurde 1966 in der Hafenstadt Rouen geboren. Die Tochter des Leiters einer Ölbohrplattform verbrachte ihre Kindheit überwiegend bei den Großeltern, die sie auch unterrichteten. Auf dem Konservatorium in Rouen kam Viard mit der Schauspielerei in Berührung und wirkte in mehreren Theaterstücken mit. Zwei Jahre später verließ die 17-jährige ihre Heimatstadt und ging nach Paris, mit dem Ziel Schauspielerin zu werden. Mit einem Stenotypistinnendiplom und mehreren Theaterkursen im Rücken nahm sie in der französischen Hauptstadt an den Schauspielkursen von Vera Gregh und Blanche Salant teil. Es folgten mehrere Auftritte in Kurzfilmen und in französischen Fernsehserien, ehe Viard 1990 mit der Nebenrolle der Agathe in Étienne Chatiliez' Komödie Tante Daniele erstmals auf sich aufmerksam machen konnte. Größere Bekanntheit erlangte sie ein Jahr später mit Marc Caros und Jean-Pierre Jeunets Delicatessen (1991). In der schwarzhumorigen Komödie um eine skurrile Hausgemeinschaft ist die rothaarige Aktrice als wohlgenährte Mätresse eines kannibalischen Metzgers (gespielt von Jean-Claude Dreyfus) zu sehen. Caros und Jeunets Spielfilmdebüt erhielt Lob seitens der Kritiker zugesprochen und wurde ein Jahr darauf mit dem wichtigsten französischen Filmpreis, dem César, in vier Kategorien prämiert.

Nach dem Erfolg von Tante Daniele und Delicatessen gelangte Karin Viard vermehrt an Hauptrollen im französischen Fernsehen. Auch im Kino erhielt sie nach Nebenrollen in Claire Devers Kriminalfilm Max & Jérémie und Cédric Klapischs Komödie Kleine Fische, große Fische (beide 1992) von dem Regiedebütanten Xavier Durringer ihre erste Hauptrolle. In Durringers Tragikomödie La Nage indienne (1993) mimt Viard an der Seite von Gérald Laroche und Antoine Chappey die nonchalanten Stripteasetänzerin Clara und konnte mit dieser Leistung die französischen Kritiker von ihrer Wandelbarkeit überzeugen. Mit 28 Jahren wurde sie 1994 für den César als beste Nachwuchsdarstellerin nominiert, musste sich aber Valeria Bruni-Tedeschi (Verrückt – Nach Liebe) geschlagen geben. Ein Jahr später wurde Viard auf dem Festival International du Film Francophone im belgischen Namur für Seitensprung für Anfänger als Beste Darstellerin ausgezeichnet. In der Tragikomödie von Christine Pascal, die 24 Stunden im Leben einer Großstadtbeziehung beleuchtet, spielte sie die sich nach Liebe sehnende Ehefrau von Vincent Cassel. Privat hatte Viard zu dieser Zeit Probleme ihren beruflichen Erfolg psychisch zu verarbeiten [1]. Sie nahm stark an Gewicht zu und trotz Nebenrollen in den Dramen Trennung, Der Lieblingssohn oder Hass, in denen sie neben so bekannten Schauspielkollegen wie Isabelle Huppert, Daniel Auteuil, Gérard Lanvin oder Jean-Marc Barr agierte, konnte sie nicht an ihre Paraderolle in La Nage indienne anknüpfen. Erfolg sollte ihr erst wieder drei Jahre später durch Philippe Harels Singles unterwegs beschieden sein. In der Komödie um eine Pariser Clique, die eine Bergtour in Korsika unternimmt, spielt Karin Viard die alleinstehende und frustrierte Cora, die sich durch den Urlaub ein Zusammentreffen mit ihrem Traummann verspricht. Für die mit leichter Hand und ironischen Tupfern entwickelte, inszenatorisch unspektakuläre Alltagsgeschichte [2] erhielt Viard ihre zweite César-Nominierung, diesmal als beste Nebendarstellerin.

Erfolg in Hauptrollen

Nachdem sie seit Anfang der 1990er Jahre ohne Ausnahme vor der Kamera stand, machte Karin Viard 1999 mit zwei Hauptrollen sowohl in Frankreich als auch international auf sich aufmerksam. In Sólveig Anspachs Drama Hoch die Herzen mimt sie die junge und schwangere Emma, die gerade ihr erstes Kind erwartet. Als jedoch bei der werdenden Mutter Brustkrebs diagnostiziert wird, weigert sie sich einen Schwangerschaftsabbruch durchführen zu lassen und begibt sich in die Hände eines Arztes, der ihr nach und nach das Vertrauen zurückgibt. In Catherine Corsinis Komödie Die neue Eva spielt Viard die Anti-Heldin Camille die sich sowohl in Beziehungen zu Männern als auch Frauen flüchtet. Die New York Times lobte die Schauspielerin für ihr außergewöhnlich einfühlsames Porträt der Eva und ihre erstaunliche Natürlichkeit [3] und Viard wurde im Jahr 2000 auf dem New Yorker B-Movie Film Festival mit dem Preis als Beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet. Für Hoch die Herzen setzte sie sich bei den Césarverleihung 2000 als beste Hauptdarstellerin gegen so renommierte Kolleginnen wie Sandrine Bonnaire (Est-Ouest – Eine Liebe in Russland) oder Nathalie Baye (Schöne Venus) durch und wurde zudem mit dem Prix Lumière, den Suzanne-Bianchetti-Preis als beste französische Nachwuchsdarstellerin und den Darstellerpreis auf dem Montréal World Film Festival ausgezeichnet. Daraufhin erhielt Viard sowohl Hauptrollen in Komödien als auch in Dramen und agierte unter der Regie von so bekannten französischen Regisseuren wie Josiane Balasko, Michel Blanc, Constantin Costa-Gavras oder Tonie Marshall. Für Blancs Tragikomödie Küss mich, wenn du willst erhielt sie 2003 ihren zweiten César als beste Nebendarstellerin, eine weitere Nominierung als Beste Hauptdarstellerin folgte 2005 für ihr Porträt der unscheinbaren Assistentin einer bekannten Filmschauspielerin (gespielt von Agnès Jaoui) in François Favrats Drama Le Rôle de sa vie. Im Jahr 2006 soll Viard in fünf Filmprojekten agieren, darunter die Fortsetzung von Singles unterwegs die unter dem Titel Les Randonneurs 2 erneut von Philippe Harel verfilmt werden soll, sowie die zweite Zusammenarbeit mit Catherine Corsini an Les Ambitieux. In dem romantischen Drama mimt Viard eine erfolgreiche Verlegerin, die sich einem jungen Autor (gespielt von Eric Caravaca) annimmt.

Privat ist Karin Viard Mutter zweier Kinder, Marguerite und Simone. 2003 gehörte sie gemeinsam mit u. a. Patrice Chéreau, Jean Rochefort, Meg Ryan und Steven Soderbergh der Wettbewerbsjury der Filmfestspiele von Cannes an, die Gus Van Sants Drama Elephant mit der Goldenen Palme kürte. Neben ihrer Arbeit in Film und Fernsehen machte sich Viard auch als Theaterschauspielerin einen Namen. Sie trat u. a. in Inszenierungen von Molières Tartuffe oder Paul Emonds Inaccessibles amours in Erscheinung.

Filmografie (Auswahl)

  • 1990: Tante Daniele (Tatie Danielle)
  • 1991: Delicatessen
  • 1992: Kleine Fische, große Fische (Riens du tout)
  • 1993: La Nage indienne
  • 1994: Trennung (La Séparation)
  • 1994: Der Lieblingssohn (Le Fils préféré)
  • 1995: Seitensprung für Anfänger (Adultère, mode d'emploi)
  • 1996: Le Journal du séducteur
  • 1997: Singles unterwegs (Les Randonneurs)
  • 1999: Die neue Eva (La Nouvelle Eve)
  • 1999: Das Liebesdrama von Venedig (Les Enfants du siècle)
  • 1999: Hoch die Herzen (Haut les cœurs!)
  • 2000: Die Sache mit dem Sex & der Liebe (La Parenthèse enchantée)
  • 2001: Kinder der Furcht (Un Jeu d'enfants)
  • 2001: Auszeit (L'Emploi du temps)
  • 2001: Reines d'un jour
  • 2002: Küss mich, wenn du willst (Embrassez qui vous voudrez)
  • 2003: France boutique
  • 2004: Le Rôle de sa vie
  • 2005: Wie in der Hölle (L'Enfer)
  • 2005: Die Axt (Le Couperet)
  • 2006: La Vérité ou presque
  • 2006: La Vie est un rêve
  • 2006: Les Randonneurs 2
  • 2006: Les Ambitieux
  • 2006: La Tête de Maman
  • 2008: So ist Paris (Paris)

Auszeichnungen

César

  • 1994: nominiert als Bester Nachwuchsdarstellerin für La Nage indienne
  • 1998: nominiert als Bester Nebendarstellerin für Singles unterwegs
  • 2000: Beste Hauptdarstellerin für Hoch die Herzen
  • 2003: Bester Nebendarstellerin für Küss mich, wenn du willst
  • 2005: nominiert als Beste Hauptdarstellerin für Le Rôle de sa vie

Weitere

B-Movie Film Festival

  • 2000: Bester Hauptdarstellerin für Die neue Eva

Prix Lumière

  • 2000: Bester Hauptdarstellerin für Hoch die Herzen

Montréal World Film Festival

  • 2004: Bester Hauptdarstellerin für Die neue Eva

Festival International du Film Francophone de Namur

  • 1995: Beste Darstellerin für Seitensprung für Anfänger

Prix SACD

  • 1995: Suzanne-Bianchetti-Preis

Weblinks

Fußnoten

  1. vgl. Profil Karin Viards bei ecrannoir.fr
  2. vgl. film-dienst 24/1997
  3. vgl. Filmkritik von Die neue Eva in der New York Times vom 5. Mai 2000

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