Karinhall

Karinhall
Hermann Göring bei der Begrüßung eines SS-Führers im Hof von Carinhall
Franz von Stuck: Kämpfende Amazone (1897), Bronze, früher in Carinhall, heute in Eberswalde im Park am Weidendamm

Carinhall war ein repräsentatives Anwesen des Reichsmarschalls und führenden Nationalsozialisten Hermann Göring. Es lag in der Schorfheide zwischen Großdöllner See und Wuckersee im Norden des heutigen Bundeslandes Brandenburg. Architekt des nach 1933 in mehreren Etappen errichteten Gebäudekomplexes war zunächst Werner March, der Schöpfer des Berliner Olympiastadions. Später übernahm Friedrich Hetzelt den Bau.

Der Name des Anwesens bezieht sich auf Görings erste Frau, die 1931 verstorbene Carin Freifrau von Kantzow, geb. Fock, mit der er seit 1923 verheiratet war. Nach einem Besuch an ihrem Grab hielt Göring eine Rede und hinterließ ein Gebinde aus roten Rosen. Dieses wurde kurz darauf von empörten Schweden entfernt, die eine Protestnote hinterließen. Diese richtete sich gegen die Politisierung einer schwedischen Staatsbürgerin zu Propagandazwecken. Göring ließ den Vorfall in der gleichgeschalteten Presse zu einer Grabschändung aufbauschen. Dies benutzte er als Vorwand, um die Tote in einem Staatsakt von Schweden nach Deutschland zu überführen. Ihr Leichnam wurde in einer Gruft auf dem Gelände von Carinhall zur Ruhe gebettet.

In den Ausstellungsräumen von Carinhall war die Privatsammlung von Hermann Göring untergebracht, die zum großen Teil aus Raub- und Beutekunst bestand. Dort empfing er gern ausländische Staatsgäste, mit denen er Jagdausflüge in die Schorfheide unternahm.

Heute bezeichnet ein Granitfindling nahe dem ehemaligen Eingang den Ort des Anwesens, dessen Gebäude gegen Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 auf Weisung von Göring gesprengt wurden. Nur sehr wenige Grundmauern, eingefallene Keller und Überreste von Säulen sind erhalten. Die Amazonenstatue, die westlich des Hauptflügels stand, wurde nach Eberswalde überführt. Dort stand sie lange unterhalb der Maria-Magdalenen-Kirche, bevor sie in den nahen Park Weidendamm umgesetzt wurde. Noch vollständig erhalten und in gutem Erhaltungszustand sind dagegen die beiden Wächterhäuschen am ehemaligen Haupttor.

Im Jahr 1943 ließ Göring einen Teil seiner Privatsammlung im Bergungsort Salzbergwerk Altaussee bei Altaussee im Bezirk Bad Aussee in der Steiermark einlagern. Diese Kunstwerke wurden ab 1945 von den Alliierten in Lastwagen zur zentralen Sammelstelle (Central Collecting Point) in München gebracht, die sich im Führerbau und im Verwaltungsbau der NSDAP befand.

Der andere Teil der Privatsammlung blieb in den Ausstellungsräumen von Carinhall. Im Januar 1945 ließ Göring die Kunstsammlung in Sonderzügen nach Berchtesgaden bringen und dort in Tunneln unterstellen. Die Kunstschätze wurden danach ausgeladen und in Luftschutzbunker gebracht. Ein Teil der Gemälde und Tapisserien wurde in diesen letzten Kriegstagen aus den Zügen geplündert.

Am 20. April 1945 verließ Göring Carinhall für immer. Zurück blieb ein kleiner Trupp der Luftwaffe, der beim Näherrücken der Roten Armee die Gebäude des Anwesens sprengen sollte. Als die Rote Armee einige Tage später nur noch wenige Kilometer entfernt war, wurde Carinhall mit über 80 Fliegerbomben gesprengt.

In der Nähe befinden sich eine Funkstation und 7 km nördlich an der L100 bei Ahlimbsmühle eine wenig bekannte Scheinanlage aus Brettern und Netzen zur Täuschung der alliierten Luftaufklärung. Das Gebäude der Funkstation ist heute noch erhalten. Sehenswert sind auch die langen Landebahnen des etwa sieben Kilometer nordwestlich gelegenen Großdöllner Flugplatzes. Die Landebahn sollte für eine eventuelle Notlandung der russischen Raumfähre Buran dienen.

Literatur

  • Volker Knopf, Stefan Martens: Görings Reich. Selbstinszenierungen in Carinhall. 3., überarbeitete und erweiterte Auflage. Links-Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-86153-392-8
  • Günther Haase: Die Kunstsammlung des Reichsmarschalls Hermann Göring. Eine Dokumentation. Edition q, Berlin 2000, ISBN 3-86124-520-5

Weblinks

53.00861111111113.6363888888897Koordinaten: 53° 0′ 31″ N, 13° 38′ 11″ O


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Hotel Karinhall — (Тренто,Италия) Категория отеля: 3 звездочный отель Адрес: Loc. I Grezzi 17, 38123 Тренто, Ита …   Каталог отелей

  • Carl-Henning Wijkmark — (* 1934 in Stockholm) ist ein schwedischer Schriftsteller, Übersetzer, Literaturhistoriker und Literaturkritiker. Er ist einer der wichtigsten Autoren der schwedischen Gegenwartsliteratur, beschäftigt sich in seinen Werken auf vielfältige Weise… …   Deutsch Wikipedia

  • Adolf Hitler — Hitler redirects here. For other uses, see Hitler (disambiguation). Adolf Hitler …   Wikipedia

  • Hermann Göring — This article is about the Nazi officer. For other people with the same surname, see Göring (disambiguation). The title of this article contains the character ö. Where it is unavailable or not desired, the name may be represented as Goering.… …   Wikipedia

  • Christopher Browning — Born May 22, 1944 (1944 05 22) (age 67) Occupation Historian, author Notable work(s) Ordinary Men: Reserve Police Battalion 101 and the Final Solution in Poland Christopher Robert Browning (born May 22, 1944) is an American historian of …   Wikipedia

  • Helmut Wick — Infobox Military Person name=Helmut Wick lived=birth date|1915|8|5|df=y death date and age|1940|11|28|1915|8|5|df=y caption=Helmut Wick placeofbirth=Mannheim placeofdeath= MIA English Channel nickname= Sigfried allegiance=Nazi Germany… …   Wikipedia

  • Bo Cavefors — Bo I. Cavefors (* 14. November 1935) ist ein ehemaliger Verleger und lebt heute als Autor, Schriftsteller und Künstler in Malmö, Schweden. Er publiziert monatlich die schwedische Internetzeitschrift Svarta Fanor (schwarze Fahne) und Cavefors… …   Deutsch Wikipedia

  • Cavefors — Bo I. Cavefors (* 14. November 1935) ist ein ehemaliger Verleger und lebt heute als Autor, Schriftsteller und Künstler in Malmö, Schweden. Er publiziert monatlich die schwedische Internetzeitschrift Svarta Fanor (schwarze Fahne) und Cavefors… …   Deutsch Wikipedia

  • Philipp Holzmann — Die Philipp Holzmann AG war ein weltweit tätiger deutscher Baukonzern mit Sitz in Frankfurt am Main. Trotz der Insolvenz sind die Aktien auch im Jahr 2011 noch börsennotiert.[1] Inhaltsverzeichnis 1 Unternehmensgeschichte 1.1 Gründung 1.2 …   Deutsch Wikipedia

  • Philipp Holzmann AG — Die Philipp Holzmann AG war ein weltweit tätiger deutscher Baukonzern mit Sitz in Frankfurt am Main. Inhaltsverzeichnis 1 Unternehmensgeschichte 1.1 Gründung 1.2 Expansion 1.3 1933 bis 1945 …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”