Karl August Georg Maximilian Graf von Platen-Hallermünde

Karl August Georg Maximilian Graf von Platen-Hallermünde
August Graf von Platen-Hallermünde
August Graf von Platen-Hallermünde, 1827

Karl August Georg Maximilian Graf von Platen-Hallermünde (* 24. Oktober 1796 in Ansbach; † 5. Dezember 1835 in Syrakus, Sizilien) war ein deutscher Dichter. Oft wird er August von Platen oder schlicht Graf Platen genannt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Platen stammte aus verarmtem Adel. Als junger Mann hatte er eine Stelle im Münchener Kadettenkorps, wechselte nach vier Jahren aber auf die Pagenschule. Ab 1814 schlug er erneut die Offizierslaufbahn ein. Zu dieser Zeit wurde er sich seiner Homosexualität bewusst, die für sein späteres dichterisches Werk große Bedeutung haben sollte. 1814/1815 nahm er am Frankreichfeldzug gegen Napoleon teil. 1818 wurde er für drei Jahre für ein Studium der Rechtswissenschaften in Würzburg vom Militärdienst beurlaubt. 1819 wechselte er an die Universität Erlangen, gab sein bisheriges Studienfach auf und widmete sich statt dessen der Poesie. In Erlangen erinnert das noch erhaltene Platenhäuschen am Burgberg an ihn. Er wandte sich der persischen Sprache und Literatur zu und veröffentlichte 1821 Ghaselen und 1823 Neue Ghaselen (s. Ghasel). Seine erste Reise nach Venedig fand im Herbst 1824 statt. Dort entstanden 1825 die Sonette aus Venedig.

Nach einem öffentlich geführten Streit (so genannte Platen-Affäre) mit Heinrich Heine, der Platens Homosexualität öffentlich machte, nachdem Platen Heine wegen seiner jüdischen Herkunft attackiert hatte, brach er mit seinem bisherigen Leben. In Die Bäder von Lucca charakterisiert Heine in den letzten beiden Kapiteln den Grafen. Platens Sonett Es sehnt sich ewig dieser Geist ins Weite aus dem Jahre 1826 bringt seine Empfindungen zum Ausdruck:

Es sehnt sich ewig dieser Geist ins Weite,
Und möchte fürder, immer fürder streben:
Nie könnt ich lang an einer Scholle kleben,
Und hätt ein Eden ich an jeder Seite.

Mein Geist, bewegt von innerlichem Streite,
Empfand so sehr in diesem kurzen Leben,
Wie leicht es ist, die Heimat aufzugeben,
Allein wie schwer, zu finden eine zweite.

Doch wer aus voller Seele haßt das Schlechte,
Auch aus der Heimat wird es ihn verjagen,
Wenn dort verehrt es wird vom Volk der Knechte.

Weit klüger ist's, dem Vaterland entsagen,
Als unter einem kindischen Geschlechte
Das Joch des blinden Pöbelhasses tragen.

[1]

Via Augusto von Platen in Syrakus (Straßenschild)

1826 verließ Platen Deutschland endgültig und ließ sich in Italien nieder, wo er häufig den Aufenthaltsort wechselte. Dort machte er u.a. die Bekanntschaft von Giacomo Leopardi. 1835 floh er vor der Cholera von Neapel nach Palermo und dann weiter nach Syrakus, wo er vermutlich in Folge einer falschen Selbstmedikation und von schlechten Ärzten versorgt, verstarb.

Seine Büste wurde in der Ruhmeshalle in München aufgestellt.

Werke

Platen ist vor allem als Lyriker, als Meister des Sonetts und der Ghasel, von Bedeutung.

Lyrik

  • Ghaselen (1821)
  • Lyrische Blätter (1821)
  • Neue Ghaselen (1823)
  • Sonette aus Venedig (1825)
  • Polenlieder (1831)

Dramen

Illustration von Der gläserne Pantoffel.
Gesammelte Werke, dritter Band. 1853.
  • Der gläserne Pantoffel (1823)
  • Der Schatz des Rampsinit (1824)
  • Der Turm mit den Sieben Pforten, ein Lustspiel (1825)
  • Die verhängnisvolle Gabel (1826)
  • Der romantische Ödipus (1829)
  • Die Liga von Cambrai (1833)

Balladen

  • Das Grab im Busento
  • Harmosan
  • Der Pilgrim vor St. Just

Einzelnachweise

  1. Freiburger Anthologie aufgerufen am 16.06.07

Werkausgaben

  • August Graf v. Platens sämtliche Werke in 12 Bänden. Historisch-kritische Ausgabe mit Einschluss des handschriftlichen Nachlasses. Hg. v. Max Koch / Erich Petzet. Leipzig: Hesse 1910.
  • Platens Werke. Hg. v. G. A. Wolff / V. Schweizer. Krit. durchges. u. erl. Ausg. 2 Bde. Leipzig / Wien: Bibliographisches Institut o.J.
  • August von Platen: Die verhängnißvolle Gabel. Der romantische Oedipus. Neudruck der Erstausgaben. Mit Karl Immermanns "Der im Irrgarten der Metrik umhertaumelnde Cavalier". Hg. v. Irmgard u. Horst Denkler. Stuttgart: Reclam 1979 (Reclams Universal-Bibliothek 118).
  • August von Platen. Werke in zwei Bänden. I. Lyrik. Hg. v. Kurt Wölfel / Jürgen Link. München: Winkler 1982 (Winkler Weltliteratur. Dünndruck Ausg.) (Band II nicht erschienen).

Sonstiges

  • Geschichten des Königreichs Neapel von 1414 bis 1443 (1833)
  • Die Abassiden (1834)
  • Die Tagebücher des Grafen August von Platen (1896/1900)

Literatur

  • Robert Aldrich, The seduction of the Mediterranean. Writing, art and homosexual fantasy, Routledge, London & New York 1993, pp. 57-68.
  • Thomas Borgstedt: Der Ruf der Gondoliere. Genretheorie, Formpoetik und die Sonette August von Platens. In: Lyrik im 19. Jahrhundert. Gattungspoetik als Reflexionsmedium der Kultur, hrsg. von Steffen Martus, Stefan Scherer und Claudia Stockinger. Bern u.a.: Lang 2005. S. 295-325. (= Publikationen der Zeitschrift für Germanistik; 11) ISBN 3-03910-608-2
  • Peter Bumm: August Graf von Platen. Eine Biographie. 2. Aufl., unveränd. Nachdr. der 1. Aufl. von 1990. Paderborn u.a.: Schöningh 1996. ISBN 3-506-71815-0
  • Frank Busch: August Graf von Platen - Thomas Mann: Zeichen und Gefühle. München: Fink 1987 (= Literatur und Gesellschaft; 12).
  • Pino Di Silvestro, August von Platen. Morire a Siracusa, Sellerio, Palermo 1987.
  • Ludwig Frey, Aus dem Seelenleben des Grafen Platen. In: Jahrbuch für sexuelle Zwischenstufen, I 1899, pp. 159-214 e VI 1904, pp. 357-447.
  • Wilfried Heuss: Platens dramatisches Werk. Breslau: Priebatsch 1935. (= Sprache und Kultur der germanischen und romanischen Völker; B, Germanistische Reihe; 17)
  • Dirk Jürgens: Das Leben als Leid. Zur Modernität von August von Platens reflexiver Poesie, dargestellt am Beispiel der 'Neuen Ghaselen' In: Immermann-Jahrbuch 6 (2005). S. 97-118.
  • Jürgen Link: Artistische Form und ästhetischer Sinn in Platens Lyrik. München: Fink 1971. (= Bochumer Arbeiten zur Sprach- und Literaturwissenschaft; 5)
  • Hans Mayer: Der Streit zwischen Heine und Platen, in: Ders.: Außenseiter. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1975. S. 207-223. ISBN 3-518-03624-6
  • August Graf von Platen. Leben, Werk, Wirkung, hrsg. v. Hartmut Bobzin. Paderborn u.a.: Schöningh 1998. ISBN 3-506-76184-6
  • Andrea Polaschegg: Unwesentliche Formen? Die Ghasel-Dichtungen August von Platens und Friedrich Rückerts. Orientalisierende Lyrik und hermeneutische Poetik. In: Lyrik im 19. Jahrhundert. Gattungspoetik als Reflexionsmedium der Kultur, hrsg. v. Steffen Martus, Stefan Scherer und Claudia Stockinger. Bern u. a.: Lang 2005. S. 271-294. (= Publikationen der Zeitschrift für Germanistik; 11) ISBN 3-03910-608-2
  • Wolfgang Popp: Platens Konradin: ein literaturhistorischer Stoff und seine Bedeutung für das Liebeskonzept des Dichters. In: Forum Homosexualität und Literatur 30 (1997) 9-35.
  • Fritz Redenbacher: Platen-Bibliographie. 3., überarb. und erw. Aufl. Hildesheim u.a.: Olms 2001. ISBN 3-487-11348-1
  • Rudolf Schlösser: August Graf von Platen. Ein Bild seines geistigen Entwicklungsganges und seines dichterischen Schaffens. 2 Bde. München: Piper 1910-1913.
  • Theodor Schultz: Platens Venedig-Erlebnis. Berlin: Ebering 1940. (= Germanische Studien; 227)
  • Muhammad Zouheir Sharaf: August von Platen und die arabische Welt. Grundzüge und Kontext seiner Rezeption arabischer Literatur. Berlin: dissertation.de 2003. (= Dissertation - Classic; 716) ISBN 3-89825-616-2
  • Hans Lorenz Stoltenberg, Platens Oden und Festgesänge, Werk-Verlag, Erlangen 1929
  • Hans-Joachim Teuchert: August Graf von Platen in Deutschland. Zur Rezeption eines umstrittenen Autors. Bonn: Bouvier 1980. (= Abhandlungen zur Kunst-, Musik- und Literaturwissenschaft; 284) ISBN 3-416-01465-0
  • Kurt Wölfel: Platens Stigma. In: Critica poeticae. Lesarten zur deutschen Literatur. Hans Geulen zum 60. Geburtstag, hrsg. v. Andreas Gößling u. Stefan Nienhaus. Würzburg: Königshausen u. Neumann 1992. S. 187-204. ISBN 3-88479-738-7

Weblinks


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