Karl August Fürst von Hardenberg

Karl August Fürst von Hardenberg
Karl August von Hardenberg

Karl August Freiherr von Hardenberg (auch: Carl August von Hardenberg; * 31. Mai 1750 in Essenrode, heute zu Lehre; † 26. November 1822 in Genua) war ein preußischer Staatsmann, der dem kurhannoverschen Adelsgeschlecht derer von Hardenberg entstammte. Er war preußischer Außenminister von 1804 bis 1806 und Staatskanzler von 1810 bis 1822; 1814 wurde er für seine Verdienste in den Fürstenstand erhoben.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Hannover 1750-1781

Von Hardenberg wurde 1750 als Sohn des Obersten Christian Ludwig von Hardenberg und seiner Frau Anna Sophia Ehrengart (geborene von Bülow) geboren. Zum Zeitpunkt der Geburt war sein Vater 49 und seine Mutter 19 Jahre alt. Karl August war das Älteste von acht Kindern. Dieser Aspekt beeinflusste ihn sein Leben lang. Die Erziehung Karl Augusts lag während der ersten Jahre in der Hand seiner Erzieherin Gavell, die auch schon seine Mutter erzogen hatte. Der Erziehungsplan richtete sich nach den Gewohnheiten der Zeit und seines Standes. Man sprach Französisch und vom sechsten Lebensjahr an lernte er auch Latein. Der Hofmeister Wedekind übernahm nun die Erziehung. Karl August genoss jedoch eine für einen jungen Adligen ungewöhnlich fortschrittliche und aufgeklärte Erziehung. Karl Augusts Traum war der Staatsdienst. Er entschloss sich also, Jura zu studieren und schrieb sich mit 16 Jahren zum Wintersemester 1766/1767 in der Universität Göttingen ein. Er blieb vier Semester in Göttingen. Dort wurde er am 23. Mai 1768 in die Göttinger Freimaurerloge Augusta zu den drei Flammen aufgenommen. Im selben Jahr siedelte er mit einem neuen Hofmeister (Johann Friedrich Gervinus) nach Leipzig über, um neben Rechtswissenschaften auch ein Jahr Belles Lettres zu studieren. Dort lernte er den jungen Johann Wolfgang von Goethe kennen.

Im Jahre 1770 bekam Hardenberg eine Auditorenstelle. Auditor war der Name für eine Hilfskraft am Gericht, in etwa entsprechend dem heutigen Referendar. Schon im Januar 1771, ein halbes Jahr nach Amtsantritt wurde er in die Finanzverwaltung des Kurfürstentums versetzt. Doch völlig überraschend starb Hardenbergs Förderer Behr. Dessen Nachfolger Bremer brachte seine eigenen Schützlinge mit. Erbost beschwerte sich Hardenberg beim König in London, der ihm nahelegte, eine Reise durch Europa anzutreten, um seinen Horizont zu erweitern.

Am 15. Juli 1772 trat Hardenberg zu seiner Grand Tour an und besuchte mehrere deutsche Fürstenhöfe, das Reichskammergericht in Wetzlar und den Reichstag in Regensburg. Am 23. November 1773 wurde er dann zum Kammerrat ernannt und am 8. Juni 1774 heiratet er die 15-jährige Christiane von Reventlow. Am 13. Januar 1780 veröffentlicht Hardenberg eine Denkschrift zur Reform der hannoverschen Verwaltung. Am 15. Februar 1781 zogen Hardenberg und seine Frau nach London, um den Kurfürsten für seine Reform einzunehmen. 1778 und 1781 hielt er sich in London auf, wo sich eine Affäre zwischen seiner ersten Frau Christiane und dem Prinzen von Wales (dem späteren George IV.) entwickelte. Da der Skandal öffentlich zu werden drohte, reichte er am 28. September 1781 sein Abschiedsgesuch ein. Am 30. Mai wird er zum herzoglich-braunschweigischen Geheimen Rat ernannt. In Hannover war er indes Mitglied und Stuhlmeister der Loge «Zum weißen Pferd».

Braunschweig 1781–1790

In Braunschweig trat er für einen Beitritt des Herzogtums zum deutschen Fürstenbund ein, verfolgte die Reform des Schulwesens im Sinne Pestalozzis und die Trennung von Schule und Landeskirche. Ab 1786 stand er dem neu eingerichteten weltlichen Schulkollegium vor.

Ansbach-Bayreuth 1790–1798

Als sich Hardenberg 1790 von seiner ersten Frau scheiden ließ und die seinetwegen geschiedene Sophie von Lenthe heiratete, wurde er für Braunschweig untragbar und wechselte deshalb als dirigierender Minister zum Markgrafen von Ansbach und Bayreuth (Karl Alexander von Brandenburg-Ansbach). Nach dem Rücktritt des Markgrafen ging Ansbach-Bayreuth als Provinz in den Besitz der preußischen Krone über. Hardenberg leitete die Eingliederung der Provinz als preußischer Minister, verwaltete sie seitdem als selbständige Provinz und reformierte die Verwaltung.

Berlin 1798–1822

1795 war Hardenberg Mitunterzeichner des Friedens von Basel mit Frankreich. 1798 wurde er nach Berlin berufen, weil man ihm Verschwendung vorwarf. Seine Selbständigkeit in der Verwaltung Ansbachs wurde eingeschränkt, die Verwaltungsreformen mussten teilweise zurückgenommen und an den Stand des restlichen Preußens angepasst werden.

1803 erlangte er das Vertrauen des Königs Friedrich Wilhelm III. und wurde zum Minister für auswärtige Angelegenheiten ernannt, 1804 wurde er offiziell Außenminister. Er nutzte seinen steigenden Einfluss, um als Gegenleistung für die Neutralität Preußens Gebietsgewinne in Westfalen und Mitteldeutschland zu erzielen. Da er nicht mit der Politik des Königs gegenüber Frankreich übereinstimmte, trat er 1806 auf Drängen Napoleons zurück. Dieser Vorgang machte ihn in der deutschen Freiheits- und Nationalbewegung zu einer populären Gestalt.

Im April 1807 wurde Hardenberg auf Betreiben des russischen Zaren Alexander I. als leitender Minister wieder mit allen inneren und äußeren Angelegenheiten betraut. In dieser Funktion sprach er sich offen für einen gemeinsamen russisch-preußischen Kampf gegen Napoleon aus. Als Bedingung nach dem Frieden von Tilsit im Juli 1807 musste Hardenberg auf Befehl Napoleons wieder zurücktreten.

Die Berufung Heinrich Friedrich Karl vom Steins 1807 und auch dessen Entlassung 1808 beeinflusste er von seinem Exil-Aufenthalt Riga aus entscheidend mit. Im Auftrag des Königs verfasste er die Denkwürdigkeiten, seine Denkschrift zur Neuorganisation des preußischen Staates mit Reformvorschlägen, die eine Monarchie mit Freiheitsrechten und demokratischen Elementen ermöglichen sollten.

Als er 1810 die Entlassung des Kabinetts von Karl vom Stein zum Altenstein erreichte, gelang es von Hardenberg, am 4. Juni mit Billigung Napoleons zum preußischen Staatskanzler ernannt zu werden.[1] In dieser Funktion bündelte Hardenberg eine bis dahin nicht erreichte Machtfülle in einer Person: Neben dem Außen- und Innen- übernahm er auch das Finanzressort. Die durch Stein begonnenen und unter Altenstein ins Stocken gekommenen Preußischen Reformen setzte er fort, konnte sich aber wie Altenstein nicht gegen die restaurativen Kräfte durchsetzen. Sein Hauptziel, die Einführung einer Verfassung und die Mitbestimmung des Bürgertums, konnte er nicht erreichen.

Das Finanzedikt vom 27. Oktober 1810 war der Beginn der Hardenbergschen Reformen, 1811 folgte das Regulierungsedikt, das Gewerbesteuergesetz, das die Gewerbefreiheit festschrieb, die Bauernbefreiung und 1812 die Emanzipation der Juden. Er trat für einen liberalen Verfassungsstaat ein, wie er ihn schon in seiner Rigaer Denkschrift gefordert hatte, lehnte im Gegensatz zu Stein aber die Schaffung eines deutschen Nationalstaats ab. Eine Steuerreform und das Schaffen einer repräsentativen Vertretung plante Hardenberg ebenfalls, scheiterte damit aber am Widerstand des konservativen Adels.

Den russischen Bestrebungen um ein Bündnis gegen Napoleon gegenüber verhielt Hardenberg sich zunächst abwartend. Erst nachdem die Armee Napoleons Ende 1812 in Russland zusammengebrochen war, wurde er in dieser Hinsicht aktiv. Den preußisch-russischen Vertrag von Kalisch, in dem eine gemeinsame Erhebung gegen Napoleon vereinbart wurde, vermittelte er als Verhandlungsführer auf preußischer Seite, zusammen mit vom Stein, der den russischen Zaren vertrat.

Zusammen mit Wilhelm von Humboldt und von Stein entwickelte er 1814 einen Entwurf für eine Bundesverfassung. Am 3. Juni desselben Jahres erhob ihn Friedrich Wilhelm III. in Paris in den Fürstenstand und schenkte ihm die Standesherrschaft über das Amt Quilitz, welches in Neu-Hardenberg umbenannt wurde. 1820–23 baute Karl Friedrich Schinkel das ursprünglich barocke Schloss im Auftrag des Fürsten klassizistisch um.

Im Wiener Kongress 1815 gelang es ihm, Preußen erhebliche Gebietszuwächse zu sichern und er etablierte nach 1815 dort eine neu organisierte Verwaltung (Provinz Sachsen, General-Gouvernement der Hohen Verbündeten Mächte über das Königreich Sachsen). Er konnte dem König das Versprechen abringen, eine Verfassung zu erlassen, eine Verfassungskomission wurde allerdings erst 1817 einberufen. 1819 entwarf er eine landständische Verfassung für Preußen, die allerdings nicht umgesetzt wird.

Nach den Karlsbader Beschlüssen 1819 schwand sein Einfluss langsam. 1822 erkrankte er nach einem Kongress in Verona und starb kurz darauf. Aufgrund der Effektivität seiner Reformen und der Wirkung auf zahlreiche benachbarte Länder gilt er als einer der großen Staatsreformer des 19. Jahrhunderts.

Ehrungen

Datei:Götze-hardenberg-1907.jpg
Hardenberg-Denkmal Berlin (Modell)

In Berlin tragen eine Straße und ein Platz im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf seinen Namen, und zwar seit 1865 (Straße) bzw. 1958 (Platz). [2]

Außerdem hatte man 1907 ein von Bildhauer Martin Goetze modelliertes Denkmal am Berliner Dönhoffplatz aufgestellt. Das Bronzestandbild gilt seit spätestens 1949 verschollen, konnte aber 2006 rekonstruiert werden.

Seit 1966 trägt das Hardenberg-Gymnasium in Fürth seinen Namen.

Literatur

  • Ingo Herrmann: Hardenberg: Der Reformkanzler; Berlin: 2003; ISBN 3-88680-729-0
  • Thomas Stamm-Kuhlmann (Hg.): "Freier Gebrauch der Kräfte". Eine Bestandsaufnahme der Hardenberg-Forschung; München: 2001; ISBN 3-486-56631-8
  • Peter G. Thielen: Karl August von Hardenberg, 1750-1822 - Eine Biographie; Köln/Berlin: 1967; ISBN 3-7745-0053-3 (ISBN 978-3-7745-0053-2)
  • Heinrich von SybelHardenberg, Karl August Fürst v.. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 10, Duncker & Humblot, Leipzig 1879, S. 572–590.

Einzelnachweise

  1. vgl. „Der Spiegel“, Heft 33/2007 S. 36.
  2. http://www.luise-berlin.de/Strassen/indexstr.htm Straßennamenserläuterung im Luisenstädtischen Bildungsverein

Weblinks


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