Karl Ernst Haushofer

Karl Ernst Haushofer
Karl Haushofer, um 1910

Karl Ernst Haushofer (* 27. August 1869 in München; † 10. März 1946 auf dem Hartschimmel-Hof bei Pähl/Ammersee) war ein deutscher General, Geograf und Geopolitiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Haushofer war der Sohn von Professor Max Haushofer und dessen Frau Adele Fraas. 1896 heiratete er Martha Mayer-Doss (1877–1946), Tochter eines jüdischen Tabakfabrikanten aus Mannheim, mit der er zwei Söhne hatte: Er ist der Vater des Geografen und Schriftstellers Albrecht Haushofer und des Agrarwissenschaftlers Heinz Haushofer.

1887 trat er in die Kgl. Bayerische Armee ein. In den Jahren 1909 und 1910 war er zum Studium der japanischen Armee nach Japan kommandiert. Nach dem Ersten Weltkrieg nahm er als Generalmajor seinen Abschied.

Danach wurde er Professor für Geographie an der Universität München. Haushofer gehörte zu den Begründern der Geopolitik. Seine theoretischen Überlegungen griffen die Arbeiten von Friedrich Ratzel auf und verwendeten das Schlagwort „Lebensraum“.

1919 traf er erstmals auf Rudolf Heß, der an seinem Lehrstuhl studierte und ihm in der Folge freundschaftlich verbunden blieb. Am 24. Juli 1921 traf er erstmals Adolf Hitler. Dieser deutete Haushofers Theorie in seinem Interesse und macht es zum Teil der Politik der Nazis. Die Deutschen, das „Volk ohne Raum“, mussten – so die propagandistische Variante dieser Theorie – einen Eroberungskrieg um „Lebensraum“ führen, um angemessen versorgt zu sein. 1933 wurden Haushofer die Rechte und die Amtsbezeichnung eines Ordentlichen Professors verliehen. In den Jahren 1934 bis 1937 war er Präsident der Deutschen Akademie und 1938–41 Leiter des „Volksbundes für Deutschtum im Ausland“. Haushofer war am Aufbau der Achse Deutschland-Japan beteiligt. In Geopolitik des pazifischen Ozeans, einem von ihm herausgegebenen Handbuch, hatte er Japan dieselbe Rolle für Asien zugedacht, die Deutschland in Europa spielen sollte.

Nach dem mysteriösem Flug von Rudolf Heß ins Vereinigte Königreich verlor Haushofer jeglichen Einfluss und geriet ins Visier der Gestapo. Zusätzliche Schwierigkeiten bereitete ihm in dieser Zeit, dass seine Frau nach den Nürnberger Rassegesetzen als „Halbjüdin“ galt. Obendrein wurde sein Sohn Albrecht als Mitwisser des Attentats vom 20. Juli 1944 verhaftet und kurz vor Kriegsende von der SS ermordet.

Am 10. März 1946 beging er mit seiner Frau Selbstmord. Martin Allen stellt unter Berufung auf ein nach Ermittlungen des britischen Nationalarchivs gefälschtes „Dokument“ die These auf, das Ehepaar sei von britischen Agenten ermordet worden. Der Selbstmord ist aber einwandfrei belegt durch Abschiedsbriefe, einen Bericht des Sohnes Heinz Haushofer und ein Protokoll der Polizei (siehe die Veröffentlichungen von Jacobsen und Haiger).

Literatur

  • Tilman Koops: Karl Haushofer. In: Handbuch der völkischen Wissenschaften. Personen – Institutionen – Forschungsprogramme – Stiftungen. Hrsg. v. Ingo Haar u. Michael Fahlbusch. Unter Mitarb. v. Matthias Berg, München 2008, S. 235–238.
  • Heike Wolter: 'Volk ohne Raum': Lebensraumvorstellungen im geopolitischen, literarischen und politischen Diskurs der Weimarer Republik. Eine Untersuchung auf der Basis von Fallstudien zu Leben und Werk Karl Haushofers, Hans Grimms und Adolf Hitlers. Münster, Hamburg, London: Lit, 2003
  • Ernst Haiger: Fiction, Facts, and Forgeries: The „Revelations“ of Peter and Martin Allen about the History of the Second World War. In: The Journal of Intelligence History. Vol. 6, No. 1, Sommer 2006 (erschienen 2007), S. 105–117.
  • Christian W. Spang: Karl Haushofer Re-examined – Geopolitics as a Factor within Japanese-German Rapprochement in the Inter-War Years?. In: C. W. Spang, R.-H. Wippich (Hrsg.): Japanese-German Relations, 1895–1945. War, Diplomacy and Public Opinion. London 2006, S. 139–157.
  • Christian W. Spang: Karl Haushofer und Japan. Der Einfluß der Kontinentalblocktheorie auf die Japanpolitik des Dritten Reiches. In: Hilaria Gössmann, Andreas Muralla (Hrsg.): 11. Deutschsprachiger Japanologentag in Trier 1999 1. Band, Münster 2001, S. 121–134.
  • Christian W. Spang: Karl Haushofer und die Geopolitik in Japan. Zur Bedeutung Haushofers innerhalb der deutsch-japanischen Beziehungen nach dem Ersten Weltkrieg. In: Irene Diekmann et al. (Hrsg.): Geopolitik. Grenzgänge im Zeitgeist. Band 1.2, Potsdam 2000, ISBN 3-932981-68-5, S. 591–629.
  • Bruno Hipler: Hitlers Lehrmeister – Karl Haushofer als Vater der NS-Ideologie. EOS-Verlag, St. Ottilien 1996, ISBN 3-88096-298-7.
  • Rainer Sprengel: Kritik der Geopolitik: ein deutscher Diskurs, 1914–1944. Berlin 1996.
  • Tilde Bayer:Mit der Mischung geht's also doch tüchtig voran. Frauen im Umkreis der Familie Mayer'. In: Ilse Thomas et al. (Hrsg.):Zeitenwandel. Frauengenerationen in der Geschichte Mannheims. Mannheim 1995, S. 48-64.
  • Frank Ebeling: Geopolitik – Karl Haushofer und seine Raumwissenschaft 1919–1945. Berlin 1994.
  • Hans-Adolf Jacobsen: „Geopolitik im Denken und Handeln deutscher Führungseliten. Anmerkungen zu einem umstrittenen Thema“. In: WeltTrends. Themenheft: Geopolitik. Ein altes Konzept wird neu befragt. Nr. 4, 1994, S. 39–46.
  • Hans-Adolf Jacobsen: Kampf um Lebensraum. Zur Rolle des Geopolitikers Karl Haushofer im Dritten Reich. In: German Studies Review. Band 4, Nr. 1, 1981. S. 79–104.
  • Hans-Adolf Jacobsen: Auswärtige Kulturpolitik als „Geistige Waffe“. Karl Haushofer und die Deutsche Akademie 1923–1937. In: Kurt Düwell, Werner Link (Hrsg.): Deutsche auswärtige Kulturpolitik seit 1871. Beiträge zur Geschichte der Kulturpolitik Band 1, Köln und Wien 1981, S. 218–256.
  • Hans-Adolf Jacobsen: Karl Haushofer. Leben und Werk. 2 Bände. Boldt, Boppard 1979, ISBN 3-7646-1648-2.
  • Hans-Adolf Jacobsen: Kampf um Lebensraum. Karl Haushofers Geopolitik und der Nationalsozialismus. In: Aus Politik und Zeitgeschichte. B 34–35, 25. August 1979. S. 17–29.
  • Rainer Matern: Karl Haushofer und seine Geopolitik in den Jahren der Weimarer Republik und des Dritten Reiches: ein Beitrag zum Verständnis seiner Ideen und seines Wirkens. Karlsruhe 1978.
  • Donald Howley Norton: Karl Haushofer and the German Academy, 1925–1945. In: Central European History. Band 1, 1968, S. 80–99.
  • Donald Howley Norton: Karl Haushofer and His Influence on Nazi ideology and German Foreign Policy 1919–45. Worcester/Mass.
  • Erika Mann: Blitze überm Ozean – Besuch bei Karl Haushofer. rororo 23107 /Reinbek bei Hamburg November 2001
  • Heinz Haushofer, Adolf Roth: Der Haushof und die Haushofer. Laßleben, München und Kallmünz 1939 (Schriften des Bayerischen Landesvereins für Familienkunde e. V. , Heft 8). 

Weblinks

Siehe auch


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