- Karl Heinrich von Bötticher
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Karl Heinrich von Boetticher (* 6. Januar 1833 in Stettin, Pommern; † 6. März 1907 in Naumburg an der Saale, Provinz Sachsen) war ein preußischer Beamter, deutscher Vizekanzler und Politiker.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Karl-Heinrich von Boetticher wurde als dritter Sohn des Oberlandesgerichtspräsidenten Karl von Boetticher und seiner Frau Henriette Wilhelmine geb. von Bodenhausen geboren. Er besuchte aufgrund wechselnder Verwaltungstätigkeiten seines Vaters Schulen in Stettin, Königsberg und Danzig, bevor er sein Abitur in Potsdam ablegte.
Von 1852 bis 1855 studierte er Rechtswissenschaften an den Universitäten Würzburg und Berlin, leistete anschließend seinen einjährigen Militärdienst ab, wurde 1860 Gerichtsassessor, 1863 Regierungsassessor und kam 1864 ans Handelsministerium. 1865 wurde er Stadtrat von Stralsund und 1869, im Jahr seiner Eheschließung mit Sophie Berg, Regierungsrat im preußischen Innenministerium.
1872 zum Geheimen Regierungsrat ernannt, wurde er schließlich Regierungspräsident in Hannover, 1876 in Schleswig und 1879 Oberpräsident von Schleswig-Holstein.
Von September 1880 bis Juli 1897 war Boetticher Staatssekretär im Reichsamt des Innern und zugleich Staatsminister ohne Geschäftsbereich. Im Juni 1881 wurde Boetticher Stellvertreter des Reichskanzlers. Von August 1888 bis Juli 1897 war er auch Vizepräsident des Staatsministeriums.
Als solcher war er maßgeblich an der Konzeption und parlamentarischen Durchsetzung der Sozialversicherungsgesetze Bismarcks beteiligt. In dem 1889 aufbrechendem Streit zwischen Bismarck und Wilhelm II. um die Arbeiterschutzgesetze entschied sich Boetticher trotz innerer Gewissenskonflikte für eine Unterstützung der weitergehenden Ansichten des Kaisers und zog sich so den Zorn Bismarcks zu, welcher Boetticher im dritten Teil seiner "Erinnerungen" ein ganzes Kapitel zur Abrechnung widmet. Boettichers Sicht der Ereignisse sind umfangreich dokumentiert in Georg von Eppsteins "Fürst Bismarcks Entlassung", die er nach den hinterlassenen, aber bis dato unveröffentlichten Aufzeichnungen Boettichers in Berlin 1920 veröffentlichte.
Auch nach Bismarcks Sturz 1890 blieb Boetticher in seinen Ämtern und unterstützte den "Neuen Kurs", insbesondere auch auf dem Gebiet der Handelspolitik.
Nach einem Streit mit Kaiser Wilhelm II (er unterließ es als Regierungsvertreter im Reichstag, eine Beleidigung des Kaisers durch einen linksliberalen Politiker zurückzuweisen und vergaß zum Abschluss einer Sitzung das "Kaiserhoch") wurde er 1897 nach 17 Jahren in der Regierung aus dieser entlassen und 1898 auf den Posten des Oberpräsident von Sachsen versetzt, wo er bis 1906 wirkte. Gleichzeitig war er Domherr in Naumburg, wo noch heute ein Bronzetafel von seinem Wirken zeugt.
In den Jahren 1866 bis 1870 und 1882 bis 1893 war er als Abgeordner der Konservativen Partei (KoP) und auch fraktionslos Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses, in den Jahren 1878 und 1879 als Abgeordneter der Reichs- und Freikonservativen Partei (RFKP) Mitglied des deutschen Reichstags und von 1901 bis zu seinem Tod (1907) Mitglied des Preußischen Herrenhauses.
Karl-Heinrich von Boetticher ist Ehrenbürger von Bremerhaven (1885), Stralsund (1890) und Magdeburg (1902).
Er war Mitglied des Corps Nassovia Würzburg.
Denkmal
Der Berliner Bildhauer Hans Weddo von Glümer schuf eine Büste des 'Staatsministers von Bötticher', die im Reichsamt des Innern aufgestellt wurde.
Literatur
- Heinrich Otto Meisner: Bötticher, Heinrich von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, S. 413 f.
- Acta Borussica Band 6/I (1867-1878)
- Acta Borussica Band 6/II (1867-1878)
- Acta Borussica Band 7 (1879-1890)
- Allgemeines Künstlerlexikon Thieme-Becker, Band 14, S. 269
Vizekanzler des Deutschen Reiches (1878 bis 1918)Stolberg-Wernigerode | Boetticher | Posadowsky-Wehner | Hollweg | Delbrück | Helfferich | Payer
Hofmann | Boetticher | Posadowsky-Wehner | Bethmann Hollweg | Delbrück | Helfferich | Wallraf | Trimborn
Kabinett Bismarck – 21. März 1871 bis 20. März 1890O. von Bismarck | Stolberg-Wernigerode | Boetticher | Thile | Balan | Bülow | Radowitz | Hohenlohe-Schillingsfürst | Limburg-Stirum | Busch | Hatzfeld zu Trachenberg | H. von Bismarck | Hofmann | Friedberg | Schelling | Oehlschläger | Heusner | Stephan | Scholz | Burchard | Jacobi | Maltzahn
Kabinett Caprivi – 20. März 1890 bis 20. Oktober 1894Caprivi | Boetticher | Marschall von Bieberstein | Oehlschläger | Bosse | Hanauer | Nieberding | Heusner | Hollmann | Stephan | Maltzahn
Kabinett Hohenlohe-Schillingsfürst – 29. Oktober 1894 bis 15. Oktober 1900Hohenlohe-Schillingsfürst | Boetticher | Posadowsky-Wehner | Marschall von Bieberstein | Bülow | Nieberding | Hollmann | Tirpitz | Stephan | Podbielski | Thielmann
Weblinks
Personendaten NAME Boetticher, Karl Heinrich von KURZBESCHREIBUNG deutscher Beamter und Politiker GEBURTSDATUM 6. Januar 1833 GEBURTSORT Stettin, Pommern STERBEDATUM 6. März 1907 STERBEORT Naumburg, Saale, Provinz Sachsen
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